Ist die Elster wirklich eine Diebin?
ALS der italienische Komponist Rossini im Jahr 1817 die Oper La gazza ladra (Die diebische Elster) komponierte, war er ganz sicher davon überzeugt, daß die Elster eine Diebin ist. Viele teilen seine Meinung über diesen extravertierten Vogel. „Elstern sind infame Halunken und zählen zu den übermütigen Banditen der Weststaaten“, heißt es im Book of the North American Birds. Die schwarzschnäbeligen Elstern, die in anderen Gegenden bereits bekannt waren, wurden in den Vereinigten Staaten erst während der berühmten Lewis-and-Clark-Expedition (1804 bis 1806) entdeckt, als man in den Westen vorstieß. Expeditionsteilnehmer erzählten, Elstern seien in die Zelte gekommen und hätten Nahrungsmittel gestohlen.
Wer in Europa, Asien, Australien oder Nordamerika lebt, kennt wahrscheinlich die dort heimischen Elstern. Gewöhnlich ist die Elster ein großer, bis zu 56 Zentimeter langer Vogel mit einer klaren Schwarzweißzeichnung an den Flügeln und am Körper. Sie hat einen langen, grünlich schimmernden Schwanz und einen kräftigen Schnabel. Elstern leben oft in Schwärmen zusammen und verteidigen ihr Revier heftig, sogar gegen Menschen.
Die Elster sieht auf den ersten Blick einfach schwarz aus mit einem weißen Bauch und weißen Streifen an den Flügeln, aber ihre Federn schillern noch in anderen, wenn auch nicht so auffälligen Farben. Das Gefieder mit den langen Schwanzfedern, deren Spitzen etwas ins Bronzefarbene gehen, hat einen purpurnen und grünen Schimmer. Der Schwanz macht mehr als die Hälfte der Gesamtlänge des Vogels aus.
Aus derselben Familiengruppe stammt der hier abgebildete Schwarzrücken-Flötenvogel, der im englischen Sprachraum Australische Elster genannt wird. Wenn er seinen melodischen Ruf trällert und singt, ist das ein wahrer Ohrenschmaus. Hört man die Rufe des Flötenvogels und des Kookaburra, auch Lachender Hans genannt, kann man sicher sein, daß man sich in Australien befindet. Außer an seinem unverwechselbaren Gesang kann man den Flötenvogel noch an den weißen Flecken auf dem glänzenden Rücken, dem Rumpf, den Flügeln und unter dem Schwanz erkennen.
Zurück zur Elster: Ist sie wirklich eine Diebin? In dem Buch Song and Garden Birds of North America heißt es: „Im Westen der Vereinigten Staaten wird die schwarzschnäbelige Elster seit langem als Dieb und Aasfresser beschimpft.“ Doch hinter der letzten Bezeichnung versteckt sich auch ein Kompliment. Inwiefern? Aasfresser beseitigen die Kadaver von Vögeln und anderen Tieren. Die Elster, ob beschimpft oder geschätzt, gehört jedenfalls zu den 9 300 Vogelarten, die unsere Erde bereichern und verschönern.