Wir beobachten die Welt
Schärfere Einstellung
Die amerikanische Raumfahrtbehörde (NASA) hat anscheinend nach mehreren peinlichen Fehlschlägen aus einem Mißerfolg einen Erfolg gemacht. Der Hauptspiegel des Hubble-Raumteleskops, das 1990 von der NASA im Orbit plaziert worden war, lieferte aufgrund eines Defekts nur verschwommene Aufnahmen. Im Dezember letzten Jahres bauten Astronauten innerhalb von 30 Stunden dem „kurzsichtigen“ Beobachtungsinstrument schärfere „Augen“ ein und ersetzten defekte Hubble-Bausteine. Das Ergebnis? Die Zeitschrift New Scientist schrieb: „Hubble funktioniert jetzt teilweise besser als ursprünglich erwartet.“ Und wie das Magazin Newsweek berichtete, „ist die Auflösung der Aufnahmen nun so genau, daß das Teleskop einen 14 000 Kilometer entfernten Leuchtkäfer ausmachen könnte“. Duccio Macchetto von der Europäischen Weltraumorganisation sah sich Bilder an, die das reparierte Teleskop gemacht hatte, und meinte dann begeistert: „Ich bin einfach sprachlos!“
Schulterror in Australien
Laut einem Bericht der Zeitung The Australian wenden zunehmend jüngere Schüler in Australien Gewalt an. Zwanzig Prozent der australischen Schüler fühlen sich in der Schule nicht sicher; jeder siebte Schüler ist das Ziel regelmäßiger Angriffe. Forscher weisen darauf hin, daß aggressive Kinder oft schlechte Schüler mit geringer Selbstachtung seien. Wie Forschungsergebnisse erkennen lassen, nimmt die in Filmen, in Videos und in anderen Medien dargestellte Gewalt eindeutig Einfluß auf Kinder. Beim Terrorisieren anderer gehen die Jungen führend voran; zu ihren Opfern zählen vor allem Mädchen und Beschäftigte an Schulen. Selbst Lehrer haben unter den Schikanen der Schüler zu leiden, und aus Furcht vor Vergeltungsakten haben viele Lehrer nur noch ungern etwas mit Problemschülern zu tun. Ein Lehrerverband hat gefordert, daß Lehrern, die während der Pausen ihren Rundgang auf dem Schulhof machen, Funksprechgeräte zur Verfügung gestellt werden.
Koffein während der Schwangerschaft
Die US-Behörde zur Überwachung von Nahrungs- und Arzneimitteln hatte im Jahr 1980 Schwangeren empfohlen, den Konsum von Koffein — ein in Kaffee, Tee, Kakao und Cola enthaltener Stoff — einzuschränken. Die Empfehlung stützte sich hauptsächlich auf Tierversuche. Seitdem haben Untersuchungen an Schwangeren selbst stärkere Beweise dafür erbracht, daß Schwangere sehr auf ihren Koffeinkonsum achten sollten. Wie vor kurzem im Journal of the American Medical Association zu lesen war, konsumieren 75 Prozent der Schwangeren Koffein, obwohl Studien gezeigt haben, daß mehr als 300 Milligramm Koffein am Tag (etwa 3 Tassen Kaffee) dem Fetus schaden können. Eine neuere Studie läßt vermuten, daß bei einigen Frauen das Risiko eines spontanen Aborts steigen kann, selbst wenn sie geringere Koffeinmengen — 163 Milligramm täglich — zu sich nehmen. Der Leiter der Studie bemerkte: „Eine vernünftige Empfehlung wäre, den Konsum koffeinhaltiger Getränke während der Schwangerschaft einzuschränken.“
Verschmutzte Körper, verschmutzte Ökosysteme
Es verwundert nicht, daß in den Vereinigten Staaten jährlich etwa 3 020 Menschen sterben, weil sie Kokain geschnupft haben; die verschmutzenden Auswirkungen dieser Droge auf den menschlichen Körper sind weithin bekannt. Wie die Zeitschrift National Geographic jedoch kürzlich meldete, werden durch die Herstellung von Kokain auch die Flüsse und Ströme in den Regenwäldern Boliviens, Perus und Kolumbiens stark verschmutzt. Es war zu lesen: „Berichten der amerikanischen Drogenbekämpfungsstelle zufolge wurden 1992 weltweit 308 Tonnen Kokain von Beamten sichergestellt. Um diese Menge herzustellen, die nur einen kleinen Teil der Gesamtproduktion ausmacht, wurden 106 Millionen Liter Kerosin, 4,2 Millionen Liter Lösungsmittel, 1,1 Millionen Liter Schwefelsäure, 70 000 Liter Salzsäure und 14 000 Liter Ammoniak gebraucht. Ein Großteil aller zur Herstellung nötigen Substanzen wird in Flußsysteme abgeleitet, wodurch die Lebensformen im Wasser zerstört werden und sowohl das Trinkwasser als auch das zum Bewässern nötige Wasser verschmutzt wird.“
Vorkommen von psychischen Störungen
Anfang 1994 hieß es in der New York Times: „Fast jeder zweite Amerikaner — 48 Prozent — leidet zu irgendeiner Zeit in seinem Leben unter psychischen Störungen.“ Eine von einem Soziologen geleitete Studie mit über 8 000 Frauen und Männern, die persönlich befragt wurden, ergab, daß schwere Depressionen die häufigste Störung sind; 17 Prozent hatten damit irgendwann in ihrem Leben zu tun. 14 Prozent waren zu irgendeiner Zeit alkoholabhängig. Laut der Times stellte man überraschenderweise fest, daß 12 Prozent der Frauen an posttraumatischen Belastungsreaktionen gelitten hatten, von denen die Hälfte „auf sexuelle Belästigung oder auf Vergewaltigung zurückzuführen war“. Nur 25 Prozent der von psychischen Störungen Betroffenen hatten professionelle Hilfe gesucht. Der Soziologe Dr. Ronald C. Kessler, Leiter der Studie, wurde wie folgt zitiert: „Die schlechte Nachricht besteht darin, daß weit mehr Menschen unter psychischen Störungen leiden als angenommen. Die gute Nachricht besagt, daß sich wesentlich mehr Betroffene wieder davon erholen, als man sich vorstellt, und das meistens aus eigener Kraft.“
Operationsrisiken und Alkohol
Wer täglich mehr als fünf Drinks nimmt, geht ein dreifach höheres Risiko ein, daß im Falle einer Operation postoperative Komplikationen auftreten, als jemand, der weniger trinkt; das sagte der dänische Chefchirurg Dr. Finn Hardt. In der Zeitschrift der Dänischen Ärztevereinigung hieß es unlängst, der Alkoholmißbrauch habe auf praktisch alle Organsysteme eine vergiftende Wirkung; es würden eher Blutungen auftreten und auch eher Komplikationen in Verbindung mit dem Herzen und mit der Lunge. Befindet sich ein Patient in solch einem Zustand, drängen die Ärzte gewöhnlich darauf, daß er noch länger im Krankenhaus bleibt und weitere Bluttransfusionen erhält. Wer jeden Tag große Mengen Alkohol trinkt, riskiert außerdem eine Schwächung des Immunsystems, was wiederum das Risiko einer Infektion erhöht. Untersuchungen haben allerdings gezeigt, daß sich das Immunsystem nach mehreren Wochen der Abstinenz wieder gut erholt. Dr. Hardt empfiehlt daher, vor Operationen jeder Art mehrere Wochen lang keinen Alkohol zu trinken.
Kinder und Krieg
Wie ein Bericht des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (The State of the World’s Children 1994) besagt, sind in den vergangenen zehn Jahren etwa 1,5 Millionen Kinder in Kriegen umgekommen. Weitere 4 Millionen Kinder leiden unter Kriegsfolgen; sie sind behindert, verstümmelt, geistesgestört oder blind. Die Zahl der aus Kriegsgebieten geflohenen Kinder wird auf mindestens 5 Millionen geschätzt. Kinder werden auch in die Armee eingezogen. In vielen Ländern foltert man Kinder und zwingt sie, Greueltaten zu verüben oder sie sich anzusehen. In einer Gegend wird die Vergewaltigung von Mädchen mittlerweile „regelrecht als Kriegswaffe eingesetzt“. Im Bericht heißt es: „Anscheinend stimmt die Schlußfolgerung, daß die Fassade der Zivilisiertheit noch nie so dünn war.“
Ein verlorener Feldzug gegen Heuschrecken
„Die UN verliert ihren Kampf gegen die Heuschrecken“, meldete die Zeitschrift New Scientist Anfang dieses Jahres. Kürzlich fand in den Niederlanden ein Treffen von Agrarwissenschaftlern statt, und es wurde gesagt, daß der 400 Millionen Dollar teure Feldzug, den die Vereinten Nationen Ende der 80er Jahre gegen die Heuschrecken führten, wenig erfolgreich gewesen ist. In Wirklichkeit wurde die Heuschreckenplage durch einen unerwarteten Wind beendet, der die Insekten in das Meer wehte. Heuschrecken vermehren sich durch Eiablage und schwärmen aus, wenn vereinzelte Regenfälle in der Wüste grüne Flächen entstehen lassen. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UN bemüht sich, die Heuschrecken zu vernichten, bevor sie ausschwärmen; sie stützt sich dabei auf Satellitenbilder, die grüne Flächen in der Wüste zeigen. Das Problem ist nur, daß die Satelliten viele der kleineren Flächen nicht erkennen. Und wegen örtlich begrenzter Kriege und mangelnder Versorgung erreichen die „Sprühteams“ zur Vernichtung der Heuschrecken oft nicht einmal die bekannten Plätze, an denen die Eiablage stattfindet.
Langlebige Astronomen
Leben Astronomen länger als andere Menschen? Die Zeitschrift Naturwissenschaftliche Rundschau berichtet von einer Recherche über die Langlebigkeit der zwischen 1715 und 1825 geborenen Personen. Während jener Zeitspanne lebten 67 Männer, die spätestens mit 25 Jahren Astronomen wurden; sie wurden durchschnittlich 71,6 Jahre alt. Etwa die Hälfte von ihnen waren Deutsche; in jener Zeit betrug die Lebenserwartung der 25jährigen männlichen Deutschen jedoch durchschnittlich nur 60,7 Jahre. Wieso lebten Astronomen soviel länger? „Vielleicht mag die hohe Lebenserwartung der Astronomen mit der Ruhe ihrer Arbeit zusammenhängen“, heißt es. „Vielleicht wirken aber einfach auch nur Kontakt und Beschäftigung mit den Wundern des Universums positiv auf die Gesundheit“, sagt die Zeitschrift.
Die Sprache der Bürokraten
In Italien ist die Fach- und Amtssprache, in der offizielle Dokumente verfaßt werden, so schwer zu verstehen, daß die öffentliche Verwaltung Italiens eine Vereinfachung für nötig hält. Gemäß Sabino Cassese, Minister für öffentliche Aufgaben, „kommuniziert die Verwaltung nicht mehr mit den Bürgern, die eine andere Sprache sprechen“. Daher müssen öffentliche Funktionäre nun statt der „Amtssprache“, deren Vokabular veraltet ist, einfaches Italienisch sprechen. Diese Neuerung wurde bei der Vorstellung des „Wörterverzeichnisses für schriftliche Kommunikation innerhalb der öffentlichen Verwaltung“ bekanntgegeben. Durch das Wörterbuch, das 7 050 einfache, grundlegende Begriffe umfaßt, sollen zahlreiche veraltete und schwer verständliche Ausdrücke ersetzt werden, die es dem Durchschnittsbürger häufig schwermachen, Gesetze, Formulare, Rundschreiben und öffentliche Bekanntgaben zu verstehen.