Wir beobachten die Welt
Wirtschaftliche Not
„Zum erstenmal seit der Wirtschaftskrise der 30er Jahre sehen sich sowohl Industrieländer als auch Entwicklungsländer dem hartnäckigen Problem der Arbeitslosigkeit gegenüber“, sagte Michel Hansenne, Generaldirektor der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO). Gemäß dem Jornal da Tarde sind „dreißig Prozent der Arbeitskräfte weltweit — ungefähr 820 Millionen Menschen — arbeitslos oder unterbeschäftigt“. Über den Bericht der IAO zur Situation in Lateinamerika schrieb die Zeitung Jornal do Brasil: „Die Zahl sogenannter Gelegenheitsarbeiter — schlecht bezahlte Teilzeitarbeiter —, die in der Kaffee-, Zuckerrohr-, Baumwoll- oder Obst- und Gemüseproduktion für den Export beschäftigt sind, steigt alarmierend an.“
Tyrannische Schulbehörde
Ein Junge, der vom Technical Junior College in Kobe (Japan) verwiesen wurde, macht jetzt sein Recht auf Schulbildung geltend. Aufgrund seines religiös geschulten Gewissens als Zeuge Jehovas beteiligte er sich im Sportunterricht nicht an Kendo-Übungen (eine japanische Form der Schwertfechtkunst). Man verwies ihn von der Schule, obwohl er — abgesehen von der schlechten Benotung in Sport — ein erstklassiger Schüler war. „Es ist wider alle Vernunft“, erklärte Professor Tetsuo Shimomura von der Universität Tsukuba gegenüber der Zeitung Yomiuri Shimbun, „einen Schüler, der sonst keinerlei Probleme hat, wegen schlechter Schulleistungen disziplinarisch von der Schule zu verweisen, nur weil er das Ziel in einem bestimmten Fach um ein paar Punkte verfehlt.“ Er rief zur Flexibilität auf und sagte: „Das Beunruhigende an diesem Fall ist die nach wie vor fest verwurzelte Neigung zur Tyrannei seitens der Schulbehörde.“
„Eine der großen moralischen Niederlagen in der Geschichte“
„Der Ruf des Vatikans in Verbindung mit dem Holocaust stellt eine der großen moralischen Niederlagen in der Geschichte dar — eine Niederlage, von der sich die katholische Kirche immer noch erholen muß“, schrieb der Kolumnist James Carroll in der Zeitung The Boston Globe. Als Begründung für seine Behauptung zählte er folgende historische Fakten auf: „1929: Die Lateranverträge zwischen Mussolini und Pius XI. gewähren dem Vatikan sowohl Freiheit als auch Geld und geben Mussolini das nötige Ansehen. ... [1933]: Der Vatikan und Hitler unterzeichnen ein Konkordat, Hitlers erster internationaler Erfolg. ... 1935: Mussolini marschiert in Abessinien ein. Katholische Bischöfe segnen italienische Truppen ... 1939: Mussolini spricht den Juden in Italien alle Rechte ab. Der Papst schweigt. ... 1942: Der Papst erfährt durch italienische Militärgeistliche von der Eliminierung der Juden. In seiner Weihnachtsbotschaft beklagt er das Schicksal ‚bedauernswerter Menschen‘, die wegen ihrer Rasse getötet werden, aber Hitler, Deutschland oder die Todeslager erwähnt er nicht. Wieder einmal fällt das Wort ‚Jude‘ nicht. ... 1943: Deutsche treiben Juden in Italien zusammen, sogar in Rom in der Nähe des Vatikans. Der Papst schweigt weiter.“
Katholische Kirche soll bereuen?
In einem Brief an Kardinäle forderte Papst Johannes Paul II. die Kirche auf, Fehler, „die von Vertretern der Kirche im Namen der Kirche“ begangen wurden, zu bekennen und zu bereuen. Der Papst räumte ein, daß von der Kirche verwendete „Zwangsmethoden, durch die Menschenrechte verletzt wurden, in die totalitären Ideologien des 20. Jahrhunderts übernommen wurden“, das konnte man in der römischen Zeitung La Repubblica lesen. Aber was hat die katholische Kirche denn zu bereuen? „Vieles“, gab der vatikanische Kommentator Marco Politi zu. „Die Hexenverfolgung, das Verbrennen von Häretikern am Pfahl, das Androhen von Folter für Wissenschaftler und Freidenker, die Unterstützung faschistischer Regime, die Massaker, die in der Neuen Welt im Zeichen des Kreuzes angerichtet wurden“, und nicht zu vergessen „die Meinung der Kirche, sie sei die vollkommene Gesellschaft und Treuhänderin der absoluten Macht über das Gewissen“, sowie die Tatsache, daß „man zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Geschichte glaubte, der Papst sei in Wirklichkeit der Stellvertreter Christi — eine theologische Blasphemie“.
Abwanderung zu anderen Religionsgemeinschaften
Die Kirche von England erlebt gegenwärtig eine Massenabwanderung von Geistlichen. Weshalb? „Auslöser war offensichtlich die umstrittene Entscheidung der Kirche von England, Frauen als Priesterinnen zu ordinieren“, berichtete der Toronto Star. „Mehr als 130 anglikanische Priester haben sich bereits von der Kirche losgesagt. Und es scheint sich eine Massenflucht anzudeuten“, behauptete der Star. Sieben anglikanische Bischöfe und über 700 Priester spielen mit dem Gedanken, zur katholischen Kirche überzuwechseln. Seit dem Ersten Weltkrieg hat die Kirche von England immer mehr an Boden verloren. In England besucht nur eine Million der 20 Millionen getauften Anglikaner am Sonntag den Gottesdienst. Schwierige Zeiten stehen bevor. Die Abwanderung von der Kirche wird sich wahrscheinlich fortsetzen.
Enorme Verluste durch Verbrechen
Wie ein Bericht des australischen Instituts für Kriminologie kürzlich erkennen ließ, belaufen sich die durch Verbrechen verursachten Kosten in Australien jedes Jahr auf 26 Milliarden Dollar. Das sind pro Kopf in Australien nahezu 1 300 Dollar. Ein Sprecher, der in der Sydneyer Zeitung Sunday Telegraph zitiert wurde, erklärte, die größten Verluste entstünden durch Betrügereien — möglicherweise fast 14 Milliarden Dollar im Jahr. Laut Schätzungen verursachen weitere Verbrechen folgende Kosten: Mord: 275 Millionen im Jahr; Drogenkriminalität: 1,2 Milliarden; Einbrüche: 893 Millionen und Ladendiebstähle: überraschenderweise bis zu 1,5 Milliarden. Der Bericht endete mit der Aussage, daß die durch Verbrechen verursachten Kosten stetig steigen.
Eine lädierte Welt
Zu Beginn des Jahres 1994 wüteten in der Welt 43 Kriege, hieß es in dem Bericht eines Instituts der Universität Hamburg. In einem Kommentar zu diesem Bericht schrieb der Ecumenical Press Service, daß in Asien 22, in Afrika 13, in Lateinamerika 5 und in Europa 3 Kriege geführt wurden. Das Institut stellte außerdem fest, daß in den 50er Jahren jährlich durchschnittlich 12 Kriege stattfanden. In den 60er Jahren kletterte die Zahl auf 22, und heute hat sich die Zahl nahezu verdoppelt.
Mehr Fernsehen — weniger Lesen
Warum verlieren Schulkinder, die viel fernsehen, das Interesse am Lesen? Der Forscher C. M. Koolstra, der während der letzten drei Jahre das Verhalten von 1 000 niederländischen Grundschülern studierte, entdeckte dafür zwei Gründe. Aufgrund des großen Fernsehkonsums haben die Kinder weniger Spaß am Lesen und können sich schlechter konzentrieren. Wer häufig fernsieht — so zu lesen in einer Pressemitteilung der Universität Leiden (Niederlande) —, dem fällt es nach und nach schwerer, das, was er liest, zu begreifen und sich auf die vor ihm liegende Seite zu konzentrieren. Über kurz oder lang legt er die Lektüre beiseite und greift nach der Fernbedienung für den Fernseher. Der Forscher stellte außerdem fest, daß es unerheblich ist, welche Fernsehprogramme gesehen werden. Ganz gleich, ob sich die Kinder Komödien, Kindersendungen, Dramen oder Informationssendungen ansahen, das Ergebnis blieb immer dasselbe: „Es wurde weniger gelesen.“
Ausdehnung der Wüsten und Gesundheitsschäden
Obwohl 85 Prozent der in Armut lebenden Landbewohner Tansanias zum Kochen, Heizen und für die Beleuchtung dringend Holz benötigen, werden jedes Jahr 17 000 Hektar des knappen Waldlands abgeholzt, um die Tabakernte trocknen zu können“, meldete Synergy, das Mitteilungsblatt der kanadischen Gesellschaft für internationale Gesundheit. „Es ist wirklich paradox, daß wir kostbare Bäume fällen und die Ausdehnung von Wüsten fördern, um durch den Tabakexport zu Devisen zu kommen“, meinte Professor W. L. Kilama, Generaldirektor des Instituts für medizinische Forschung in Tansania. „Genauso paradox ist es“, erklärte er weiter, „daß Entwicklungsländer den gesundheitsschädlichen Tabak produzieren.“
Sexualverbrechen nehmen zu
Sexualverbrechen — Vergewaltigung, Inzest und Kindesmißbrauch —, die man einst für ein Problem der westlichen Welt hielt, nehmen anscheinend auch in einigen afrikanischen Ländern stetig zu. In den vergangenen Monaten berichteten die Medien immer häufiger über Sexualverbrechen. Die Zeitung Times of Zambia schrieb, daß ein 37jähriger zu fünf Jahren Gefängnis und sechs Stockschlägen verurteilt wurde, weil er mit seiner 13jährigen Tochter Geschlechtsverkehr hatte. Er wurde für schuldig befunden, nach einem Streit mit seiner Frau, die ihn daraufhin verlassen hatte, seine Tochter mißbraucht zu haben. Wie verlautet, ließ das Mädchen während der Gerichtsverhandlung erkennen, daß sie mit ihrem Vater nie wieder etwas zu tun haben wolle.
Chinas wachsende Bevölkerung
In diesem Jahr wird die Bevölkerungszahl in China 1,2 Milliarden erreichen, berichtete Chinas offizielle Nachrichtenagentur Xinhua. Trotz der strengen Familienplanungspolitik Chinas, die höchstens ein Kind pro Familie erlaubt, ist der Bevölkerungsanstieg auf 1,2 Milliarden Menschen sechs Jahre früher gekommen, als Bevölkerungspolitiker annahmen. Die Nachrichtenagentur nannte zwei mögliche Gründe für das Wachstum: Erstens sind auf dem Land viele Frauen bereit, die Strafe zu bezahlen, mit der sie belegt werden, wenn sie mehr als ein Kind haben. Zweitens gelingt es Wanderarbeitern, die vom Land in die Stadt ziehen, sich den Familienplanungskontrollen zu entziehen, mit denen die Geburtenrate innerhalb der Wohnbevölkerung kontrolliert wird.