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Erwachet! 1994
g94 8. 11. S. 24-27

Die Olympischen Spiele in Norwegen — War es mit Idealen allein getan?

VON UNSEREM KORRESPONDENTEN IN NORWEGEN

ALS das Internationale Olympische Komitee (IOK) vor hundert Jahren gegründet wurde, hatte es großartige Visionen. Junge Leute aus aller Welt sollten sich alle vier Jahre auf dem Sportplatz treffen — ohne finanzielle Interessen zu verfolgen — und auf diese Weise zur Förderung der Brüderlichkeit und des Friedens beitragen. Man hoffte, daß ein fairer Wettkampf die Solidarität und Versöhnung unter den Völkern fördern würde. Auf dieser Grundlage wurden die Olympischen Spiele der Antike in der Neuzeit wiedereingeführt.

Die Sommerspiele, die ihren bescheidenen Anfang im Jahr 1896 in Athen (Griechenland) nahmen, haben sich zu dem weltgrößten Sportereignis mit bis zu 11 000 Teilnehmern aus mehr als 170 Ländern entwickelt. Die Winterspiele fanden erstmals 1924 in Chamonix (Frankreich) statt, und sie sind immer so eine Art „kleiner Bruder“ der Sommerspiele gewesen. Zu der Winterolympiade in Lillehammer (Norwegen) vom 12. bis 27. Februar 1994 kamen jedoch immerhin rund 2 000 Athleten aus fast 70 Nationen zusammen.a

Das Ideal der Brüderlichkeit und Freundschaft, symbolisiert durch die bekannten olympischen Ringe, und das Ideal des „gesunden Geistes in einem gesunden Körper“ sind wohl nötiger denn je. Welche Rolle haben solche Ideale bei der Olympiade in Lillehammer gespielt?

Das große Geschäft mit der Olympiade

Die ausführliche Berichterstattung in den Medien weckte das lebhafte Interesse der Öffentlichkeit an der Olympiade. In Lillehammer befanden sich viermal so viele Medienvertreter wie Sportler, und ungefähr zwei Milliarden Menschen verfolgten die Winterspiele im Fernsehen — eine Rekordzahl! So ist die Olympiade ein lukratives Geschäft für den mächtigen Kommerz geworden, und Fernsehanstalten und Sponsoren wetteifern um Privilegien und Verträge.

Die Spiele in Lillehammer wurden von Vertretern des Handels und der Industrie aus aller Welt besucht, und viele von ihnen sahen in dieser internationalen Massenveranstaltung eine Gelegenheit, Geschäftsbeziehungen zu pflegen sowie Seminare und Konferenzen abzuhalten. Kleine und große Firmen bewiesen einen schier unerschöpflichen Einfallsreichtum und verkauften zahllose verschiedene Olympiasouvenirs — von der Anstecknadel über die Postkarte bis zu Küchenutensilien und Kleidung.

Das Leben der Einheimischen wurde während der Spiele freilich vollkommen auf den Kopf gestellt. Die Einwohnerzahl von Lillehammer, die sonst gut und gern 20 000 beträgt, verdoppelte sich geradezu durch den großen Besucherstrom an olympischen Helfern, Teilnehmern und Funktionären. Hinzu kam eine tägliche „Invasion“ von 100 000 Zuschauern. Um dem ganzen Spektakel zu entgehen, zogen es manche Ortsansässige vor, in Urlaub zu fahren, und wurden deshalb scherzhaft „Sportflüchtlinge“ genannt.

Wie war es bei den Spielen um den sportlichen Aspekt und die olympischen Ideale bestellt?

Citius, altius, fortius

Getreu dem olympischen Motto „citius, altius, fortius“ (schneller, höher, stärker), versucht ein Olympiateilnehmer, Rekorde zu brechen und seine Konkurrenten zu schlagen. Wie Olympiateilnehmer festgestellt haben, reicht dazu heutzutage meist nicht aus, nur hobbymäßig Sport zu betreiben. Für die meisten ist der Sport ein Ganztagsjob, mit dem sie sich ihr Geld verdienen, wobei ihre Einnahmen aus der Werbebranche weitestgehend von ihrem Erfolg abhängen. Das ursprüngliche Ideal, daß die Olympiade von Amateursportlern bestritten wird, mußte dem Kommerz und dem Profisport weichen.

Dafür bekommt die Öffentlichkeit das Schauspiel und die Unterhaltung, die sie sich wünscht. Hinter den neuen Rekorden der letzten Olympiaden verbergen sich Leistungen, die man noch vor wenigen Jahrzehnten für undenkbar hielt. Sie sind nicht nur auf ein verstärktes und gezielteres Training zurückzuführen, sondern auch auf eine verbesserte Ausrüstung und bessere Anlagen. Bei den Spielen in Lillehammer wurden beispielsweise während der fünf Wettkämpfe im Eisschnellauf der Herren vier Weltrekorde und fünf olympische Rekorde aufgestellt. Zum Teil schrieb man das auch der neuen Eishalle zu; dort wurden wissenschaftliche Erkenntnisse berücksichtigt, durch die das Eis für den Profi-Eislauf geradezu ideal war.

Leider fielen einige Athleten auf, weil sie nicht „im wahren Geist der Sportlichkeit zum Ruhme des Sports“ kämpften, wie sie es im olympischen Eid versprachen. Bei den diesjährigen Winterspielen gab es so manchen schlechten Verlierer, und ein paar Athleten versuchten, den Erfolg ihrer Kontrahenten zu sabotieren. In den vergangenen Jahren mußte man auch gegen Drogen und Steroide vorgehen. In Lillehammer wurde ein Teilnehmer gleich am Eröffnungstag wegen Dopings nach Hause geschickt. Im Verlauf der Spiele fiel die Dopingkontrolle allerdings bei keinem der Sportler mehr positiv aus.

In Verbindung mit den Spielen in Lillehammer verfolgte man bei der Umsetzung der olympischen Ideale einige neue Ideen.

Umweltschutz, Hilfsaktionen und Friedensbemühungen

Eine Großveranstaltung wie die Olympiade, bei der umfangreiche Bauarbeiten und riesige Müllberge anfallen, „ist weder billig noch umweltfreundlich“ (Miljøspesial, Umweltblatt für die Olympischen Spiele in Lillehammer). Viele waren der Ansicht, das ließe sich mit dem olympischen Geist nicht vereinbaren, und schlugen vor, mit den Winterspielen 1994 ein Exempel für umweltfreundliches Verhalten aufzustellen. Dieser Vorschlag wurde angenommen, und so erregten die Spiele in Lillehammer als die „ersten Olympischen Spiele mit ‚grünem Profil‘“ internationales Aufsehen. Was schloß das alles mit ein?

Um die Umweltschäden so gering wie möglich zu halten, berücksichtigte man die Lage, die Gestaltung und die langfristige Nutzungsmöglichkeit der neuen Austragungsorte. In allen Bereichen setzte man weitgehend umweltfreundliche und wiederverwertbare Materialien wie Holz, Stein und Pappe ein, und allen Sponsoren und Zulieferern wurden scharfe Umweltvorschriften auferlegt. In den Gebäuden herrschte absolutes Rauchverbot.

Ein erneutes Überdenken der olympischen Ziele führte in Lillehammer außerdem zur Gründung der Hilfsaktion „Olympic Aid“. Diese Sammlung war zuerst für die Kinder in der ehemaligen Olympiastadt Sarajevo (Bosnien-Herzegowina) bestimmt, wurde dann aber auch auf junge Kriegsopfer weltweit ausgedehnt. Die Hilfsaktion erhielt ungeheuren Auftrieb, als ein Goldmedaillengewinner seine gesamte Siegprämie aus einem der Wettkämpfe beisteuerte (umgerechnet ungefähr 48 000 DM). Die Initiatoren hoffen, daß die Aktion „Olympic Aid“ auch bei künftigen Spielen weiterlaufen wird.

Die traditionelle Freilassung von Tauben während der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele diente als stumme Botschaft des Friedens an die Welt. Das Ideal des Friedens stand während der Winterspiele 1994 verstärkt im Vordergrund, denn der Präsident des IOK, Juan Antonio Samaranch, ein Katalane, sprach wiederholt über Frieden für alle Menschen auf der Erde.

Ideale, die Wirklichkeit werden

Die olympischen Ideale spiegeln einen tiefverwurzelten Wunsch des Menschen wider — den Wunsch nach Brüderlichkeit, Frieden, Gerechtigkeit, Freude sowie physischer und psychischer Gesundheit. Da die diesjährigen Winterspiele diese ursprünglichen olympischen Ziele wieder in den Brennpunkt rückten, ernteten sie großes Lob und wurden als „die besten Winterspiele aller Zeiten“ bezeichnet. Dennoch gelang es der olympischen Bewegung auch diesmal nicht, ihren Idealen gerecht zu werden.

Oft überlagerten Prestigedenken und Gewinnsucht die fundamentalen sportlichen Ideale. Ein Wettkampf verwandelte sich häufig in einen knallharten Konkurrenzkampf, der Egotismus und Nationalismus förderte statt Brüderlichkeit und Versöhnung.

Lassen sich die olympischen Ziele irgendwie verwirklichen? Wie die Bibel zeigt, wird es dem Menschen nicht gelingen, eine ideale Welt zu schaffen. Gottes Königreich hingegen wird bald etwas unternehmen, um auf der Erde vollkommene, paradiesische Verhältnisse herbeizuführen (Jeremia 10:23; 2. Petrus 3:13). Eine solche Welt beruht dann weder auf sportlichen Leistungen noch auf Loyalität gegenüber den olympischen Prinzipien und Traditionen, sondern auf echter Ergebenheit gegenüber dem Schöpfer. Der Apostel Paulus sagte: „Leibesübung ist zu wenigem nützlich; Gottergebenheit aber ist für alle Dinge nützlich, da sie eine Verheißung auf gegenwärtiges und künftiges Leben hat.“ Wer sich heute ‘mit Gottergebenheit als seinem Ziel’ übt, wird sich dann wirklich eines gesunden Geistes in einem gesunden Körper erfreuen können (1. Timotheus 4:7, 8).

[Fußnote]

a Im Jahr 1992 wurden ebenfalls Olympische Spiele veranstaltet, aber das war das letzte Mal, daß Sommer- und Winterspiele im selben Jahr abgehalten wurden. Von nun an werden sie abwechselnd alle zwei Jahre ausgetragen.

[Kasten auf Seite 26]

Die Verflechtung der Olympischen Spiele mit Religion

Die Olympischen Spiele wurzeln in der griechischen Religion. Sie begannen als religiöses Fest zu Ehren des Zeus, des höchsten griechischen Gottes. Verschiedene Attraktionen der heutigen Spiele sind religiös angehaucht, beispielsweise die feierlichen Zeremonien für die olympische Fahne, die „heilige“ Flamme und den olympischen Eid. Die nahezu 100 Jahre alte griechische Hymne, die bei der Eröffnung der Spiele gesungen wird, wurde für die Eröffnungszeremonie in Lillehammer ins Norwegische übersetzt. Diese olympische Hymne hat einen stark religiösen Unterton. Man versteht sie als eine Hymne an Zeus. Die Übersetzung lautet auszugsweise: „Unsterblicher Geist der Antike, / Vater des Wahren, Schönen und Guten, / Steig herab, erscheine, laß dein Licht über uns leuchten / ... Gib diesen edlen Spielen Leben und Feuer! / ... alle Nationen strömen zusammen, um Dich anzubeten, / O unsterblicher Geist der Antike!“

Die evangelisch-lutherische Kirche in Norwegen sorgte durch ihr eigenes Olympisches Komitee für ein umfassendes musikalisches und religiöses Programm. Bei einem großen interkonfessionellen Treffen waren alle größeren Kirchen vertreten. Im olympischen Dorf in Lillehammer stand ein olympischer Kaplan und ein internationales und ökumenisches Team von Geistlichen zur Verfügung.

[Bilder auf Seite 24, 25]

Oben: Eisschnelläufer auf dem Weg zur Goldmedaille im Rennen über 10 000 Meter

Mitte: Freestyle-Kunstsprünge in der Luft — eine neue olympische Disziplin

Unten: Beim Abfahrtslauf wurden Geschwindigkeiten von über 120 Kilometern in der Stunde erreicht

[Bildnachweis]

Fotos: NTB

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