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Erwachet! 1994
g94 8. 12. S. 20-22

Missionare — Boten des Lichts oder der Finsternis? Teil 5

Eine neue Botschaft für die Neue Welt

DIE westliche Hemisphäre erhielt zu Beginn des 16. Jahrhunderts den Namen „Neue Welt“. Als Kolumbus 1492 die Neue Welt „entdeckte“, stellte er fest, daß dort bereits seit Jahrhunderten Menschen lebten. Für die Ureinwohner Amerikas war es damals jedoch der erste Kontakt mit dem nominellen Christentum. Was würde es der Neuen Welt bringen?

Seit Jahrhunderten hatte die katholische Kirche über das Leben der Europäer eine nahezu absolute Kontrolle ausgeübt. Sie hatte Richtlinien vorgegeben und für fast alle Lebensbereiche Regeln vorgeschrieben, einschließlich der Staatsführung. Das Zusammenwirken von Kirche und Staat, eine Verbindung, aus der die Kreuzzüge hervorgegangen waren, war im Laufe der Zeit auch in der Neuen Welt bestimmend.

Wie Sidney H. Rooy von der Educación Teológica in Buenos Aires (Argentinien) schreibt, waren die spanischen Könige Ende des 15. Jahrhunderts davon überzeugt, daß „die spanische Krone das von Gott erwählte Instrument zur Erlösung der Neuen Welt ist“. Der Papst zog eine imaginäre Nord-Süd-Linie durch den Atlantik, um die „Eroberungsrechte“ Spaniens und Portugals gegeneinander abzugrenzen. 1494 unterzeichneten beide Länder einen Vertrag, der vorsah, diese Linie weiter nach Westen zu verlegen. Während Spanien also fortfuhr, die größten Teile Mittel- und Südamerikas zu kolonisieren, zog Portugal in Brasilien ein, dessen Ostküste nun östlich der Demarkationslinie lag. Rooy schreibt weiter, daß Spanien und Portugal der Ansicht waren, laut päpstlicher Entscheidung sei „das Recht auf das Land mit der Pflicht gekoppelt, die einheimischen Völker zu christianisieren“.

Eroberung der Neuen Welt

Kolumbus wurde auf seiner zweiten Fahrt (1493) von einer Gruppe Mönche begleitet, deren besondere Aufgabe darin bestand, die Ureinwohner zu bekehren. Von da an arbeiteten europäische Konquistadoren und Missionspriester bei der Eroberung der Neuen Welt Seite an Seite.

Hernán Cortés erreichte 1519 zusammen mit einigen Priestern, darunter ein Kaplan, das Gebiet, das heute Mexiko heißt. Innerhalb von 50 Jahren stieg die Zahl der Missionare dort auf 800 an. In Peru, das Francisco Pizarro 1531 betreten hatte, waren etwa 350 Missionare tätig.

Päpstliche Erlasse aus dem Jahr 1493 lieferten den weltlichen Autoritäten die moralische Berechtigung, die sie sich für ihre Eroberungsfeldzüge wünschten. Sie meinten, auf die Hilfe Gottes bauen zu können, da die Kolonisierung ihrer Ansicht nach dem Willen Gottes entsprach. Vertreter der Kirche, die sich unbedingt beliebt machen wollten, verliehen dem Kolonialsystem ebenfalls Legitimation. Der im 17. Jahrhundert lebende Jesuit António Vieira, der in Portugal geboren wurde, aber in Brasilien aufwuchs, pries die Kolonisation, ohne die gemäß seinen Worten eine Christianisierung unmöglich gewesen wäre.

Die Missionare sahen nichts Verkehrtes darin, den Kolonialismus als Mittel zur Verbreitung ihrer Religion einzusetzen. Dadurch machten sie sich aber zu einem integralen Bestandteil der Welt, von der, wie Jesus selbst gesagt hatte, seine Nachfolger kein Teil sein sollen (Johannes 17:16).

Die Bekehrungen

Zunächst begannen die Missionare der Christenheit, „alte Riten und die meisten äußeren Merkmale der indianischen Religion auszumerzen“, so Rooy. Er fügt hinzu: „Wenn nötig, wurde Gewalt angewendet, doch viele Indianer wurden auf friedlichem Wege bekehrt, nämlich, indem die Priester an sie persönlich herantraten.“

Natürlich gab es Missionare, die die Anwendung von Gewalt als nie und nimmer gerechtfertigt ansahen. Bartolomé de Las Casas beispielsweise, ein spanischer Dominikaner, Priester und Missionar, mißbilligte die brutalen Methoden. Er setzte sich in Spanien wiederholt für die Indios ein, weswegen die Regierung ihm den Titel „Beschützer der Indios“ verlieh. Seine Bemühungen lösten allerdings unterschiedliche Reaktionen aus. Einige haben ihn einen Kreuzfahrer, einen Propheten, einen Diener Gottes oder einen Hellseher genannt; für andere dagegen war er ein Verräter, ein Paranoiker, ein Anarchist oder ein Vorläufer von Marx.

Später gab man das Ziel, alte Riten auszumerzen, auf. Sobald die Ureinwohner unter Zwang die Bezeichnung „Christen“ angenommen hatten, durften sie ihre heidnischen Glaubensvorstellungen und Bräuche beibehalten. Daher „enthalten etliche christliche Feste der Indios der peruanischen Sierra Bräuche, die Relikte des längst vergessenen Inkaglaubens sind“ (Man, Myth & Magic). In dem Werk The Cambridge History of Latin America wird erklärt, daß die mexikanischen Indios vom Christentum „jene Elemente übernahmen, die ihren eigenen rituellen und spirituellen Bedürfnissen entsprachen, und sie mit Elementen des Ahnenkults vermischten“.

Es stimmt, daß Hunderttausende Ureinwohner Amerikas getauft wurden. Das „Christentum“ aber, das ihnen aufgezwungen wurde, war bestenfalls eine Oberflächlichkeit. Die Unterweisung in den Grundlagen des Christentums, auf denen ein starker Glaube aufgebaut sein sollte, kam zu kurz. In dem Werk The Cambridge History of Latin America heißt es darüber: „Es gab alarmierende Anzeichen dafür, daß Indios, die den neuen Glauben mit offensichtlicher Begeisterung angenommen hatten, nach wie vor ihre Götzen anbeteten, und zwar im geheimen.“ Tatsächlich sollen manche Indios hinter „christliche“ Altäre heidnische Götzen postiert haben, für den Fall, daß der „christliche Gott“ sie nicht erhört. Außerdem gaben sie nur langsam eingefleischte Verhaltensweisen auf, beispielsweise die Polygamie.

Die Mitglieder der katholischen Orden handelten nicht immer so, wie man es von christlichen Missionaren erwartet hätte. Häufig kam es zwischen den einzelnen Orden zu Streitereien. Besonders die Jesuiten waren wegen ihrer Vorgehensweisen oft die Zielscheibe der Kritik. 1759 wurden sie sogar aus Brasilien vertrieben.

Die Ankunft protestantischer Missionare änderte die Situation nicht sonderlich. In dem Maße, wie die Missionare zahlenmäßig zunahmen, nahm auch die für das nominelle Christentum charakteristische Uneinigkeit zu. Die Katholiken beschuldigten die Protestanten, den Imperialismus zu fördern; die Protestanten wiederum bezichtigten die Katholiken der Verbreitung heidnischer Glaubensvorstellungen und warfen ihnen vor, die Menschen in Armut zu halten. Alle diese Behauptungen enthielten weit mehr als nur ein Körnchen Wahrheit. Die Missionare der Christenheit, ob katholisch oder protestantisch, folgten dem Beispiel Jesu nicht.

Überall in der Neuen Welt, so die Encyclopedia of Religion, „gingen Bekehrung und koloniale Eroberungen der spanischen, französischen und englischen Herrscher Hand in Hand“. Spanien und Portugal konzentrierten sich auf Lateinamerika, Frankreich und Großbritannien dagegen mehr auf das Gebiet, das heute die Vereinigten Staaten und Kanada bildet.a

Die französischen und die britischen Missionare taten es den Missionaren in Lateinamerika gleich: Sie setzten falsche Prioritäten und wurden in die Politik verwickelt. Als daher „die französische Ära in Kanada zu Ende ging, waren die Missionare, rückwirkend gesehen, erfolgreicher darin gewesen, aus den Indianern treue Untertanen Frankreichs zu machen, als sie zu bekehren“, führt die Encyclopedia of Religion aus.

Für Gott oder wegen Gold?

Einige behaupten vielleicht, das Ziel der Konquistadoren sei „die Ausdehnung des Königreiches Gottes“ gewesen. Der Wahrheit näher kommt jedoch das, was in dem Werk The Cambridge History of Latin America zu lesen ist: „In erster Linie ging es ihnen um Gold.“ Man nahm an, daß die Indios, wären sie erst einmal bekehrt, „widerstandslos Unmengen an Gold abliefern würden“.

Manche Missionare ließen sich deswegen zu willigen Instrumenten derjenigen machen, die aus niedrigen Beweggründen handelten. Einer der ersten Europäer, die das erkannten, war der bereits zuvor erwähnte Bartolomé de Las Casas. Der New Encyclopædia Britannica zufolge schrieb er 1542 folgendes: „Die einzige und wahre Grundursache, warum die Christen eine so ungeheure Menge schuldloser Menschen ermordeten und zugrunde richteten, war bloß diese, daß sie ihr Gold in ihre Gewalt zu bekommen suchten. Sie wünschten nämlich, in wenigen Tagen sich mit ihren Schätzen zu bereichern.“

Die europäischen Eroberer brachten keine nennenswerte geistige Erleuchtung. James A. Michener schreibt in seinem Buch Mexico, Verteidiger des christlichen Glaubens hätten behauptet, daß Cortés beim Einfall in Mexiko „dieses von Wilden bewohnt fand, denen er sowohl die Zivilisation als auch das Christentum brachte“. Gemäß Michener sind die mexikanischen Indios jedoch schon um 900 u. Z. „keine Wilden gewesen, doch wurden sie im Bewahren ihrer einmaligen Zivilisation dermaßen nachlässig, daß sie es den wahren Wilden ermöglichten, über sie herzufallen“. Zu diesen „wahren Wilden“ gehörten einige der sogenannten Christen.

Vorarbeit

Die Missionare der Christenheit kamen den Anweisungen Jesu, Jünger zu machen und sie zu lehren, alles zu halten, was er geboten hatte, nicht nach (Matthäus 28:19, 20). Neue Anhänger wurden nicht gelehrt, die Frucht des Geistes Gottes hervorzubringen. Sie waren nicht in dem einen Glauben vereint.

Selbst jene Missionare, die es ehrlich meinten, konnten nur eine verfälschte Form des Christentums verbreiten. Das „Licht“, das über der Neuen Welt aufging, war in der Tat nur trübe. Dadurch, daß die Missionare der Christenheit die Bibel in einem gewissen Umfang verbreiteten, leisteten sie immerhin die Vorarbeit für die wichtige Missionskampagne, die Jesus für die Zeit des Endes vorausgesagt hatte (Matthäus 24:14). Dabei sollte es sich um eine einzigartige Kampagne handeln, die erfolgreichste überhaupt in der christlichen Geschichte, eine Kampagne, von der Menschen aus allen Nationen profitieren würden. Davon handelt der Artikel „Heute wahre Jünger machen“ in unserer nächsten Ausgabe.

[Fußnote]

a Natürlich war der Einfluß Spaniens auch im Gebiet des heutigen Florida spürbar sowie in der Gegend, die heute den Südwesten und den äußersten Westen der Vereinigten Staaten bildet, und dort vor allem in Kalifornien.

[Bild auf Seite 21]

Die Missionare betraten den amerikanischen Kontinent zusammen mit europäischen Konquistadoren

[Bildnachweis]

Aus dem Buch Die Helden der christlichen Kirche

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