Wie eine gesunde Ernährung unsere Gesundheit fördern kann
EIN gut ernährtes Kind ist ein schöner Anblick. Daß sich ein Kind guter Gesundheit erfreut, ist jedoch keine Sache des Zufalls. „Einfache, aber nahrhafte Mahlzeiten hatten in unserer Familie immer einen hohen Stellenwert, sowohl vom finanziellen als auch vom zeitlichen Aspekt her — bei der Zubereitung der Mahlzeiten und dem gemeinsamen Essen ließen wir uns immer viel Zeit“, erinnert sich Kate, eine Kanadierin, die in Brasilien lebt. „Da meine Mutter nicht außer Haus arbeitete, kam uns jeden Tag nach der Schule der köstliche Duft des Abendessens oder auch eines Kuchens entgegen, den sie gebacken hatte.“
Statt sich gesund ernähren zu können, „haben grob geschätzt 780 Millionen Menschen in armen Ländern oder jeder fünfte der Gesamtbevölkerung dieser Länder nicht ausreichend zu essen“, berichtet The Economist. „Mindestens 2 Milliarden Menschen haben zwar genug, um ihren Magen zu füllen, aber ihnen fehlen die nötigen Vitamine und Mineralstoffe.“ Unterernährte Menschen sind nicht lediglich geschwächt, sondern auch weniger in der Lage, anderen von Nutzen zu sein. So wird der Wirtschaftswissenschaftler Eduardo Giannetti da Fonseca von der Universität São Paulo (Brasilien) zu dem Thema unterernährte Kinder mit den Worten zitiert: „Diese ... [Verschwendung menschlicher Fähigkeiten] ist das Allerschlimmste daran. ... Meiner Ansicht nach schlummern in einigen dieser Kinder Talente und Fähigkeiten, die auf Grund der Armut letztlich verkümmern. Unter anderen Bedingungen könnte aus einem von ihnen ein Albert Einstein werden.“ In der Zeitschrift Veja heißt es: „Das Land verliert Muskeln, die zufolge von Mangelernährung verkümmern, und verschwendet so ein Potential an Intelligenz, Kreativität und Energie.“ Kluge Eltern schaffen für ihre Kinder daher eine solide Grundlage, wenn sie trotz der hohen Lebenshaltungskosten in eine nahrhafte Kost investieren.
Eine kluge Investition
„Investieren“ bedeutet „etwas einsetzen, was langfristig nutzbringend oder vorteilhaft ist“. Wie kann man in die Ernährung investieren? Würden wir nötigenfalls auf Luxusgüter oder Statussymbole verzichten und unsere begrenzten Mittel für nahrhafte Lebensmittel ausgeben?
„Die Sinnesorgane schlummern nicht vor sich hin, bis sie bei der Geburt plötzlich wie auf Knopfdruck in Aktion treten; Anzeichen sprechen dafür, daß die Sinnesorgane bereits längere Zeit vor der Geburt funktionieren“, kann man in der New Encyclopædia Britannica lesen. Der ideale Anfang für die Ernährung eines Kindes ist daher die richtige Ernährung der Mutter. Der nächste Schritt — nach der Geburt — besteht darin, das Baby zu stillen, denn die Muttermilch enthält alle erforderlichen Nährstoffe und schützt das Kind sogar vor verbreiteten Krankheiten. In Fakten für das Leben, einer Veröffentlichung der Vereinten Nationen, heißt es: „Während der ersten Lebensmonate eines Babys ist Muttermilch allein die allerbeste Ernährung. Erst wenn die Kinder vier bis sechs Monate alt sind, brauchen sie zusätzlich zur Muttermilch noch andere Nahrungsmittel.“
Auch wenn der menschliche Körper erstaunlich robust ist, sollte man nicht leichtfertig damit umgehen. Es ist überaus wichtig, die körperliche Entwicklung schon frühzeitig durch eine ausgewogene Ernährung zu fördern. The World Book Encyclopedia schreibt: „Wenn ein Kind 6 Jahre alt ist, hat das Gehirn sein vollständiges Gewicht von ungefähr 3 Pfund (1,4 Kilogramm) erreicht. Die meisten Gehirnzellen sind bei der Geburt bereits vorhanden; die Gewichtszunahme rührt daher hauptsächlich vom Wachstum der Zellen her. Nie wieder im Leben erlernt ein Mensch so rasant neue Verhaltensmuster wie in dieser sechsjährigen Zeitspanne.“ Auch wenn ein Kind nach seinem sechsten Lebensjahr eine gute Ernährung erhält, bilden sich also nur verhältnismäßig wenig neue Gehirnzellen. Kate erklärt: „Ausgewogene, nahrhafte Mahlzeiten sind eines der größten Geschenke, die Eltern ihren Kindern machen können. Selbst wenn Eltern ihren Kindern viele sogenannte lebensnotwendige Dinge, die oft reiner Luxus sind, nicht bieten können, geben sie ihnen dadurch, daß sie in deren körperliche und geistige Gesundheit investieren, von klein auf einen unschätzbaren guten Start ins Leben.“
Wozu eine abwechslungsreiche Kost?
Ein Kind benötigt für seine körperliche und geistige Entwicklung eine proteinhaltige Nahrung. Ein einseitig ernährtes Kind ist in der Schule langsamer, wird möglicherweise apathisch und schnell müde, hat eine kurze Aufmerksamkeitsspanne und behält nicht viel von dem, was es lernt. Mindestens 25 verschiedene Mangelkrankheiten lassen sich auf das Fehlen eines der grundlegenden Stoffe — Proteine, Vitamine, essentielle Fettsäuren oder andere Nährstoffe — zurückführen.
Hören wir einmal, wie es Joaquim erging: „Unsere Familie war arm“, erzählt er. „Aber wir besaßen ein Stück Land und pflanzten fast alles, was wir aßen, selbst an. Zu jeder Mahlzeit gab es Mais und Vollkornroggenbrot; das trug zu einer guten Ernährung bei. Fast jeden Tag kochte meine Mutter eine Suppe aus verschiedenen Gemüsesorten, unter anderem Bohnen; dadurch konnten wir unseren Bedarf an Nährstoffen zu einem guten Teil abdecken. Es gab nie viel Fleisch, aber dafür Fisch, meistens Sardinen, Kabeljau oder Hering.“ Weiter erzählt er: „Meine Mutter hatte fünf Kinder, und ich kann mich nicht erinnern, daß wir — außer einer Erkältung oder einer Grippe — jemals krank gewesen wären. Ich denke, das lag zum Teil an unserer ausgewogenen Kost.“ Eine Mutter von sieben Kindern erklärt: „Wir brauchten nahrhafte Mahlzeiten, mußten aber Kosten sparen. Daher legten wir einen Gemüsegarten an, der zwar klein war, aber unseren Bedarf deckte. Unsere Kinder wurden nie ernsthaft krank und brachten in der Schule immer ausgezeichnete Leistungen.“
Unser Körper benötigt als Nährstofflieferanten 22 der 103 allgemein anerkannten chemischen Elemente. Es ist zwar unmöglich, den individuellen Bedarf an Vitaminen, Mineralstoffen und Proteinen genau zu bestimmen, aber eine ausgewogene Ernährung wird unseren Bedarf abdecken. In einem maßgeblichen Werk kann man lesen: „Der Schlüssel zu einer guten Ernährung liegt in einer abwechslungsreichen Kost, die jede Art von Nährstoff umfaßt.“
Was kann man tun, wenn Kinder bestimmte Speisen nicht mögen, zum Beispiel bittere Gemüsesorten? Wie ein erfahrener Koch erklärte, sollten Eltern „alle in ihrer Gegend verfügbaren Gemüsesorten“ auftischen. „Viele Erwachsene essen kein Gemüse, weil sie es als Kind nie gegessen haben. Da Gemüse preiswert ist und uns die erforderlichen Ballaststoffe und viele Vitamine liefert, sollten Eltern stets darauf achten, daß ihre Kinder Gemüse essen.“ Wie wäre es also, ein paar neue Gerichte mit viel frischem Obst und Gemüse auszuprobieren, beispielsweise als köstlichen Auflauf oder Eintopf? Was sogenannte leere Kalorien angeht, empfiehlt der Koch: „Eltern sollten nur bei besonderen Anlässen Süßigkeiten im Haus haben. Wenn ... [die Kinder] keine Süßigkeiten haben, können sie auch keine essen.“
Bei Personen, die sich ausreichend und richtig ernähren, verringert sich die Gefahr einer einseitigen Ernährung, doch so mancher schafft sich selbst Probleme, indem er zuviel ißt. Nimmt man weit mehr Kalorien zu sich, als der Körper benötigt, kann es zu Übergewicht und damit zu Diabetes und Herzerkrankungen kommen.a Richtige Eßgewohnheiten lassen sich weder durch Medikamente noch durch körperliche Bewegung ersetzen; deshalb ist es ratsam, weniger Fett, Salz, Alkohol und weniger Süßigkeiten zu konsumieren. Außerdem „sollte man gegen Hungergefühle, Einsamkeit, Depressionen, Langeweile, Ärger und Müdigkeit angehen, weil dadurch Freßanfälle ausgelöst werden können“, heißt es in einer Enzyklopädie.
Eine ausgeglichene Ansicht über Essen und Gesundheit
Die Bibel ist kein Leitfaden für Ernährungsfragen; aber sie hilft uns, in Gesundheitsfragen ausgeglichen zu sein. Der Apostel Paulus warnte vor Menschen, die anderen gebieten, „sich von Speisen zu enthalten, die Gott geschaffen hat, damit sie mit Danksagung von denen genossen werden, die Glauben haben und die Wahrheit genau erkennen“ (1. Timotheus 4:3). Gott möchte, daß wir zufrieden sind und daß wir das Vorhandene gut nutzen. „Besser ist ein wenig in der Furcht Jehovas als reichlich Vorrat und Verwirrung dabei“ (Sprüche 15:16).
Kein Mensch ist heutzutage vollkommen gesund. Wäre es daher nicht gut, vernünftig zu sein — weder zu sorglos noch übertrieben ängstlich? Ein übersteigertes oder fanatisches Interesse an Ernährungs- oder Gesundheitsfragen könnte uns aus dem Gleichgewicht bringen.
So, wie die Dinge im Moment stehen, verhindern unsere gesundheitsfördernden Bemühungen nicht, daß wir schließlich alt werden und sterben. Die Bibel versichert uns jedoch, daß Gottes Königreich der Unterernährung und den Krankheiten ein Ende bereiten wird. Menschliche Versuche, die Hungersnot zu beseitigen, sind fehlgeschlagen; wir können uns jedoch auf eine Welt freuen, in der es für alle genügend nahrhafte Speisen geben wird (Psalm 72:16; 85:12).
[Fußnote]
a „Manche Fachleute sind der Auffassung, man sei übergewichtig, wenn man das Idealgewicht ... für seine Größe, seinen Körperbau und sein Alter um mehr als 20 Prozent überschreitet“ (The American Medical Association Family Medical Guide, S. 501). Siehe auch den Artikel „Junge Leute fragen sich: Wie kann ich abnehmen?“ im Erwachet! vom 8. Mai 1994 und den Artikel „Ist der Kampf gegen die Pfunde vergebens?“ im Erwachet! vom 22. Mai 1989.
[Kasten auf Seite 7]
EMPFEHLUNGEN, UM KINDERN ZU HELFEN, GUTE ESSGEWOHNHEITEN ZU ENTWICKELN
◻ Geht mit gutem Beispiel voran.
◻ Erlaubt euren Kindern nicht, nur das zu essen, worauf sie gerade Lust haben.
◻ Vermeidet es, Schundnahrung oder Süßigkeiten im Haus zu haben.
◻ Erzieht eure Kinder dazu, die unterschiedlichsten Nahrungsmittel zu essen.
◻ Habt feste Essenszeiten, auch für das Frühstück.
◻ Laßt euch in Ernährungsfragen nicht von der Fernsehwerbung beeinflussen.
◻ Gestattet euren Kindern nicht, sich am Kühlschrank selbst zu bedienen.
◻ Haltet die Kinder dazu an, euch bei der Zubereitung von Speisen mitzuhelfen.
◻ Fördert die Dankbarkeit für die tägliche Nahrung.