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g95 8. 10. S. 16-20

Iditarod — Es begann vor zehn Jahrhunderten ...

VON UNSEREM KORRESPONDENTEN IN ALASKA

MIT gerecktem Hals schauen wir die Hauptstraße von Nome (Alaska) hinunter. Eine Menschenmenge hat sich angesammelt. Die Presse steht mit Fernsehkameras und Fotoausrüstung bereit. Alle Blicke sind auf das Ende der Straße gerichtet. Wir warten darauf, den Gewinner der Veranstaltung „Iditarod — Das letzte große Rennen“ in der Zielgeraden zu erspähen.

Das berühmteste Schlittenhunderennen der Welt, das über eine Strecke von rund 1 800 Kilometern geht, dauert nun schon mehr als zehn Tage. Letztes Jahr wurde die Bestzeit mit neun Tagen und ein paar Stunden angegeben. Da die ersten 24 Stunden des Rennens — ein zeremonieller Start — dieses Jahr in der offiziellen Wertung nicht mitgerechnet werden, sind die Zeiten nicht vergleichbar. Dutzende von Mushern aus verschiedenen Ländern sind an den Start gegangen, darunter auch alte Hasen, die schon an mehreren Rennen teilgenommen haben.

Man muß sich einmal vorstellen, wie es ist, zehn Tage oder länger in einer rauhen Wildnis zu verbringen, und das die meiste Zeit allein. Gebirgspässe, vereiste Schluchten, Tundra, breite zugefrorene Flußläufe und unebene Eisflächen auf dem Meer sind zu überqueren — bei Temperaturen um minus 20 Grad (Celsius) und darunter —, während es ohne Unterlaß dem Ziel hier in Nome entgegengeht.

Wir spüren die Spannung, die durch diese Demonstration von Mut und Zusammenarbeit zwischen Mensch und Tier erzeugt wird, und fragen uns, wie dieses Rennen überhaupt ins Leben gerufen wurde.

Die Geschichte des Schlittenhunderennens

Woher kommt das Wort „Musher“, wie der Schlittenführer genannt wird? Es stammt aus der Zeit, als der Nordwesten Kanadas besiedelt wurde. Die französisch-kanadischen Schlittenführer riefen: „Ma-a-r-r-che!“ Für die englischen Siedler in Kanada hörte sich das an wie „Mush!“ So kam der Musher also zu seinem Namen.

Das moderne Schlittenhunderennen ist zwar ein relativ neuer Zeitvertreib, doch Schlittenhunde werden schon seit mindestens tausend Jahren eingesetzt. Ursprünglich gebrauchte man Hunde und Schlitten vor allem zum Transport von Gütern in den öden und verschneiten nördlichen Breiten der Erde. Die erste Aufzeichnung über Hunde, die Schlitten zogen, findet man in der arabischen Literatur aus dem zehnten Jahrhundert. Einige Wissenschaftler sind der Meinung, daß die Tschuktschen, ein Volk in Sibirien, als erste bis zu einem gewissen Grad auf Hunde und Schlitten angewiesen waren.

Das Gold war es, das den Weg für die ursprüngliche Iditarod-Strecke ebnete. 1908 wurde in einer Gegend, wo die Athapasken Karibus jagten, Gold gefunden. Sie nannten das Gebiet Haiditarod, was „ferner Ort“ bedeutet und später zu Iditarod anglisiert wurde. Man legte eine 1 800 Kilometer lange Strecke nach Nome fest, die durch den Ort Iditarod verlief. Mit der Zeit wurde sie als Iditarod-Trail bekannt.

Während des Goldrausches in Alaska und Kanada beförderte man mit Hundeschlitten Gerät, Post und Gold durch die unendliche Wildnis. Einem Bericht zufolge transportierten Ende 1911 vier Hundegespanne 1 200 Kilo Gold auf einmal über den Iditarod-Trail und kamen am 10. Januar 1912 in Knik (Alaska) an.

Die Anfänge des modernen Schlittenhunderennens

In der Zeit des Goldrausches, als viele Hundegespanne eingesetzt wurden, war es allgemein üblich, daß ein Hundeführer seinen Leithund für den stärksten, schnellsten oder klügsten hielt. Deshalb wurden regelmäßig Wettkämpfe veranstaltet. 1908 fand dann in Nome das erste organisierte Schlittenhunderennen statt — das „All-Alaska Sweepstakes“. Dieser Vorläufer des modernen Schlittenhunderennens bereitete die teilnehmenden Musher noch auf ein weiteres Rennen vor, bei dem es nicht darum ging, einen Goldpreis zu gewinnen, sondern Leben zu retten.

Das Serumrennen nach Nome im Jahr 1925

Das historische Serumrennen nach Nome war ein Wettlauf mit dem Tod. Im Januar 1925 brach in Nome Diphtherie aus. Da die Gefahr einer Epidemie bestand, mußte sofort Serum nach Nome gebracht werden. Es wurden 20 Hundeführer mit ihren Gespannen mobil gemacht. Das erste Team startete in Nenana bei einer Temperatur von minus 45 Grad Celsius. Die Gespanne fuhren als Stafette und hatten bis zum nächsten Ort zumeist 50 bis 80 Kilometer zurückzulegen. Das Rennen vollzog sich überwiegend im Dunkeln, denn das arktische Tageslicht dauert in dieser Jahreszeit nur drei bis vier Stunden an.

Die mehr als 1 080 Kilometer nach Nome wurden in 5 1⁄3 Tagen zurückgelegt — eine Strecke, die normalerweise 25 Tage in Anspruch nahm. Die Musher fuhren durch tobende Schneestürme mit Windabkühlungsfaktoren um minus 60 Grad Celsius. Das war eine solche Großtat, daß der amerikanische Präsident Calvin Coolidge für jeden Teilnehmer eine Medaille und eine Urkunde anfertigen ließ.

Der Leithund

Der Leithund eines Gespanns ist sehr wichtig. Ganz wenige Hunde eignen sich zum Anführer. Man muß bedenken, daß sich der Leithund je nach Größe des Gespanns 15 bis 20 Meter vor dem Musher befindet. Im Dunkeln, bei Biegungen oder unter Wetterverhältnissen, bei denen Himmel und Erde ineinanderzufließen scheinen, kann der Leithund für den Musher völlig außer Sicht sein. Dann ist es dem Hund überlassen, die Strecke aufzuspüren oder den sichersten Weg auszuwählen und unabhängig vom Musher Blitzentscheidungen zu treffen.

Vergangenes Jahr mußte DeeDee Jonrowe aus Alaska, die zweitplazierte Musherin des Vorjahres, ihren äußerst zuverlässigen Leithund Barkley aufgeben. Das war für ihr Team ein schwerer Schlag. Vor zwei Jahren schied Lavon Barve, der schon zehnmal am Iditarod teilgenommen hatte, 369 Kilometer vor Nome aus; er war heiser geworden, weil er seinen zwei unerfahrenen Leithunden ständig Befehle zubrüllen mußte.

Mit dem Lob, das dem Leithund hier ausgesprochen wird, soll nicht gesagt werden, daß der Musher bei der Führung des Teams eine Nebenrolle spielt. Im Gegenteil, er führt das Kommando, indem er Befehle gibt, wie zum Beispiel „gee“ (rechts), „haw“ (links) oder „whoa“ (halt!). An die Stelle von „mush“ aus vergangenen Zeiten ist „hike“ (marsch!) oder „let’s go“ (los!) getreten. Mit diesen und ähnlichen Ausrufen wird das Gespann in Bewegung gesetzt und dirigiert. Normalerweise läßt sich das Team durch die Kommandos und einen recht eindrucksvollen Schneeanker, der in den Schnee gestoßen wird, um übernervöse Hunde an einem verfrühten Start zu hindern, unter Kontrolle halten.

Wir sagen hier „normalerweise“, denn der Musher Mark Nordman aus Minnesota hätte gewisse Vorbehalte, was die Verläßlichkeit des Leithundes oder den Gehorsam des Teams angeht. Bei einem der letzten Rennen hielt er kurz vor einem Kontrollpunkt das Team an, um ein paar verhedderte Leinen zu entwirren. Während er damit beschäftigt war, verfingen sich die Hunde noch mehr und lösten dabei die Zentralleine — das Drahtseil, an dem jeder Hund angeschirrt ist — vom Schlitten, worauf die Hunde losrannten. Als das Team zu entschwinden drohte, machte Mark einen Hechtsprung und bekam die Leine gerade noch hinter den letzten Hunden zu fassen. (Ein Gespann in der Wildnis zu verlieren kann schlimme Folgen haben.) Den nächsten halben Kilometer war er abwechselnd Schneepflug und Wasserski, denn das Team schleifte ihn durch Schneewehen und Überschwemmungsgebiet. Sein Parka füllte sich mit Wasser, und unter seinem Kinn sammelte sich Eis an, während er, Haltekommandos brüllend, hinter seinem Gespann herschlitterte. Schließlich hörten die Hunde auf ihn, und er lief zurück, um den liegengebliebenen Schlitten zu suchen. Soviel fürs erste zum Gehorsam des Leithundes.

Sich auf den Leithund zu verlassen nimmt jedoch nicht immer ein so unliebsames Ende. Beim Iditarod ist Schlaf Mangelware. Wenn die Strecke geradeaus führt und eben ist, überläßt der Musher das Team manchmal ganz dem Leithund und macht ein Nickerchen auf dem Schlitten. Unterdessen laufen die Hunde in flottem Tempo in Richtung Ziel nach Nome.

Auf einer idealen Strecke kann ein Gespann zeitweise mühelos mit einer Geschwindigkeit von 18 bis 19 Stundenkilometern traben oder kurze Zeit mit einem Tempo von 30 Stundenkilometern sprinten. Die Durchschnittsgeschwindigkeit liegt weit darunter, aber oft werden 160 Kilometer am Tag zurückgelegt. Ein Siegerteam lief während des gesamten zehntägigen Rennens mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 7 Stundenkilometern.

Alaskas Schlittenhunde

Es stellt sich allerdings die Frage, ob die Hunde nicht malträtiert und vom Menschen ausgebeutet werden. Wenn man bedenkt, wie Tiere mitunter geschunden und mißhandelt werden, ist diese Sorge nicht aus der Luft gegriffen.

Die Schlittenhunde machen allerdings den Eindruck, mit Begeisterung bei der Sache zu sein, denn der Startplatz ist von ihrem Gebell erfüllt. Jeder Hund verleiht lautstark seinem Wunsch Ausdruck, auf die Strecke zu gehen. Manche Hunde können es gar nicht erwarten loszurennen. Ein Zehnergespann zog mit einer solchen Kraft am Geschirr, daß es den Kleinlaster, an dem es festgebunden war, mitschleifte — und das bei eingelegtem Gang und angezogener Handbremse!

Die Musher sind sehr auf das Wohlergehen ihrer Tiere bedacht. An den Zwischenstationen wird ziemlich viel Zeit darauf verwandt, das Hundefutter zuzubereiten, zur Isolierung Stroh über das Schneelager zu breiten, die schützenden Pfotenschuhe nachzusehen und Schürfwunden zu behandeln. Der Musher bekommt während des Iditarod jeweils nur eineinhalb bis zwei Stunden Schlaf in einem Stück, doch es gibt einen obligatorischen 24-Stunden-Aufenthalt, bei dem sich der Musher sechs bis sieben Stunden Schlaf gönnt. Die Hunde kommen glücklicherweise zu mehr Schlaf als der Musher.

Die Faustregel ist, daß ein Hund nicht mehr an Gewicht ziehen sollte, als sein eigenes Körpergewicht beträgt. Ein Iditarod-Schlitten wiegt einschließlich des Mushers im Durchschnitt 140 bis 230 Kilo. Bei einem Gespann von 15 Hunden zieht jeder 15 Kilo oder weniger, was weit unter dem Durchschnittsgewicht eines Schlittenhundes von 25 Kilo liegt. Außerdem fährt der Musher einen Großteil der Zeit nicht auf dem Schlitten. Oft rennt er hinterher und schiebt, um zum Beispiel bei einem Aufstieg mitzuhelfen oder die Fahrt über rauhes Gelände zu erleichtern.

Doch trotz der Pflege, die der Musher seinen Hunden angedeihen läßt, hört man hin und wieder, daß bei den Rennen Hunde zu Schaden kommen. Wie aus einem Brief an die New York Times hervorging, hat der amerikanische Tierschutzverein behauptet, daß eine Anzahl Hunde das Rennen nicht zu Ende laufen können und daß einige sogar sterben, weil sie zu hart angetrieben werden. Wie es hieß, liegt das zum großen Teil an den hohen Geldpreisen, die von Sponsorfirmen vergeben werden.

Vier Hundearten

Was für Hunde sind das, die das Tempo halten können und allem Anschein nach auch noch ihren Spaß daran haben? Jeder Hund, der zum Ziehen eines Schlittens abgerichtet wurde, könnte als Schlittenhund in Frage kommen. Doch für das Schlittenhunderennen in Alaska werden normalerweise die folgenden vier Hauptarten eingesetzt: der Alaskan Malamute, der Siberian Husky, der Alaskan Husky und der Indian Dog (gestützt auf das Buch The World of Sled Dogs von Lorna Coppinger).

1. Der Alaskan Malamute ist eine eigene, in der Arktis heimische Rasse. Russische Forschungsreisende entdeckten den Malamute bei dem Eskimostamm der Mahlemiuts, der sich am Kotzebue-Sund niedergelassen hatte. Der Hund hat einen großen Körperbau und ist sehr kräftig. Er eignete sich hervorragend zum Befördern schwerer Lasten während des Goldrausches. Sein geringeres Tempo wird durch seine enorme Kraft und Ausdauer aufgewogen.

2. Auch der Siberian Husky, der oft stahlblaue Augen hat, wird als Rasse anerkannt. Er ist klein, intelligent und schnell und hat eine charakteristische Zeichnung. Er gelangte 1909 nach Alaska, als ein russischer Pelzhändler mit einem Gespann von zehn Siberian Huskies am zweiten „All-Alaska Sweepstakes“ teilnahm.

3. Der Alaskan Husky gilt zwar nicht als Rasse, doch man erkennt ihm mehrere charakteristische Merkmale zu. Es handelt sich bei ihm um eine Kreuzung nordischer Hunde, und sein Name leitet sich von einem einheimischen Wort für Eskimo her — Husky oder Huski —, das „Esser rohen Fleisches“ bedeutet. Übrigens waren die nordischen Musher in vergangenen Jahren auf getrockneten Fisch als Futter für ihre Hundegespanne angewiesen.

4. Der Indian Dog, der in Alaska am häufigsten für Schlittenhunderennen eingesetzt wird, ist schwer zu klassifizieren. Er ist das Ergebnis jahrelanger sorgfältiger Zucht, bei der die in seiner dörflichen Umgebung ausgeprägten Erbanlagen gefördert werden. Dieser Hund kann einen Kilometer in ungefähr zwei Minuten zurücklegen und eine 30 Kilometer lange Rennstrecke mit einer Geschwindigkeit von über 27 Stundenkilometern laufen, wonach er noch genügend Energiereserven hat, um dem Rennen des nächsten Tages entgegenzufiebern. Obwohl viele ihn als wenig imposant beurteilen, ist er dem Musher lieb und teuer, wenn er die richtige Gangart hat.

Der Zieleinlauf

Mit dem Eintreffen des Gewinners ist das Iditarod nicht abgeschlossen. Es kann noch acht bis zehn Tage dauern, bis das Rennen offiziell beendet ist und dem letzten Musher, der die Ziellinie überschreitet, die „Rote Laterne“ überreicht wird. Dieses Symbol rührt von der Zeit her, als man an das Ende einer Eisenbahn, an den Dienstwagen, eine rote Laterne hängte.

Wenn wir so über das Iditarod nachdenken, sind wir beeindruckt von der Zusammenarbeit zwischen Mensch und Hund, die es möglich macht, unter äußerst unfreundlichen Wetterbedingungen mehr als 1 800 Kilometer über extrem schwieriges Gelände zurückzulegen. Doch einige Teams schaffen das in etwa zehneinhalb Tagen. Beeindruckt sind wir auch von den erstaunlichen körperlichen und geistigen Fähigkeiten, mit denen unser Schöpfer Mensch und Tier ausgestattet hat, so daß eine derartige Leistung vollbracht werden kann.

[Bildnachweis auf Seite 17]

Fotos: © Jeff Schultz/ Alaska Stock Images

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