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Erwachet! 1995
g95 22. 11. S. 4-7

Arme Länder werden zur Müllhalde reicher Länder

WIE ein unerwünschtes Waisenkind wanderte die giftige Ladung von Schiff zu Schiff und von Hafen zu Hafen und wartete darauf, irgendwo aufgenommen zu werden. Elftausend randvolle Fässer mit giftigen Harzen, Pestiziden und anderen gefährlichen Substanzen wurden von Dschibuti (Afrika) nach Venezuela, von Venezuela nach Syrien und von Syrien weiter nach Griechenland transportiert. Schließlich forderten die lecken Fässer unter der Crew eines der Frachtschiffe ihren Tribut. Ein Mann starb, und die Mehrheit der Besatzung litt auf Grund der toxischen Ladung an Haut-, Nieren- und Atemwegserkrankungen.

Mit ähnlichem Giftmüll beladene Schiffe, Lastwagen und Züge fahren kreuz und quer durch die Welt, um für ihre Fracht einen Abladeplatz zu finden. Sehr häufig werden die ohnehin von Armut, Hunger und Krankheit geschlagenen Länder zum Abladeplatz für Tonnen von giftigem und verseuchtem Müll. Umweltschützer befürchten, eine Umweltkatastrophe sei nur eine Frage der Zeit.

Altfarben, Lösungsmittel, Reifen, Batterien, radioaktive Abfälle oder blei- und PCB-verseuchte Schlacke sind für die Allgemeinheit wahrscheinlich nicht sehr attraktiv, für das boomende Industrieabfallgeschäft jedoch sehr wohl. Je strenger die Umweltschutzbestimmungen im eigenen Land sind, desto mehr Giftmüll wird paradoxerweise von der Industrie im Ausland entsorgt. „Nahezu 20 Millionen Tonnen giftige Chemikalien werden jährlich zur Entsorgung in Dritte-Welt-Länder exportiert, und zwar von skrupellosen [Firmen]“ der Industrienationen, hieß es in der Londoner Wochenzeitung The Observer. Schlupflöcher im Gesetz und lockere Bestimmungen führen dazu, daß Tausende von Tonnen Giftmüll auf afrikanischem, asiatischem und lateinamerikanischem Boden landen.

Kein Wunder, daß die Müllentsorgung in diesen Ländern für solche Firmen verlockend ist! Die Kosten lassen sich enorm senken, wenn man den „richtigen“ Ort dafür auswählt. Ein Beispiel hierfür ist der Kreuzer United States, einst das stolze Flaggschiff der amerikanischen Passagierschiffsflotte. Es wurde 1992 erworben und sollte für Luxuskreuzfahrten instand gesetzt werden. Wahrscheinlich gab es kein anderes Schiff auf See, das mehr mit Asbest verseucht war. Die Asbestsanierung hätte in den Vereinigten Staaten 100 Millionen Dollar gekostet. So wurde das Schiff bis zur Türkei geschleppt, wo die Sanierung 2 Millionen Dollar kosten sollte. Die türkische Regierung lehnte jedoch ab — es war ihr zu gefährlich, die über 46 000 Quadratmeter krebserregende Asbestfasern in ihrem Land entsorgen zu lassen. Schließlich wurde das Schiff in den Hafen eines anderen Landes geschleppt, in dem nicht so strenge Umweltbestimmungen galten.

Tödliches Recycling

Westliche Unternehmen in Entwicklungsländern sehen sich gern als Wohltäter der Armen. Wie Harvey Alter von der US-Handelskammer behauptet, „heben der Müllexport und die Recyclingindustrie in solchen Ländern den Lebensstandard“. Aber eine Überprüfung gewisser Geschäftsgebaren derartiger Firmen im Ausland zeigte, daß sie den Lebensstandard nicht heben, sondern daß der Lohn, den sie zahlen, in den meisten Fällen „statt dessen den landesüblichen Mindestlohn nicht übersteigt“ und daß sie „die Umwelt verseuchen und Produkte verkaufen, die mitunter gefährlich sind und unter falschen Angaben vermarktet werden“.

Papst Johannes Paul II. brachte anläßlich eines Workshops zum Thema Umweltverschmutzung in den Entwicklungsländern ebenfalls seine Besorgnis zum Ausdruck. Er erklärte: „Wenn reiche Länder von der schwachen Wirtschaft und der mangelhaften Gesetzgebung ärmerer Länder profitieren, indem sie dort umweltbelastende Technologien einführen und dorthin Abfälle exportieren, die umweltschädlich und für die Bevölkerung gesundheitsschädlich sind, dann ist das schwerwiegender Mißbrauch.“

Ein klassisches Beispiel dafür findet man in Südafrika, wo sich die weltweit größte Recyclinganlage für Quecksilberabfälle befindet. Bei einem Giftmüllskandal, der als „einer der schlimmsten Umweltskandale des Kontinents“ bezeichnet wurde, verlor ein Arbeiter das Leben, ein anderer fiel ins Koma, und ein Drittel der Belegschaft soll laut Berichten an irgendeiner Form der Quecksilbervergiftung leiden. In manchen Industrieländern verbietet die Regierung die Entsorgung bestimmter Quecksilberabfälle oder schränkt sie zumindest drastisch ein. Firmen aus mindestens einem dieser Länder schaffen ihre gefährliche Fracht auf firmeneigenen Schiffen zur Küste Afrikas. Ein Kontrollteam entdeckte in der Recyclinganlage 10 000 Fässer voll Quecksilberabfälle, die von drei ausländischen Firmen dort gelagert worden waren.

Es klingt erheblich besser, wenn man sagt, man sende Recyclingmaterial in Entwicklungsländer, als wenn man sagt, man lade seinen Müll dort ab. Durch Recycling können wertvolle Produkte hergestellt, Arbeitsplätze geschaffen und die Wirtschaft angekurbelt werden. Doch wie der erwähnte Bericht aus Südafrika zeigt, kann es auch verheerende Folgen haben. Die Wiederverwertung wertvoller Rohstoffe aus solchen Materialien kann gefährliche Substanzen freisetzen, die Umweltverschmutzung, Krankheiten und mitunter den Tod der Arbeiter hervorrufen. In der Zeitschrift New Scientist hieß es: „Es besteht kein Zweifel, daß Recycling mitunter als Vorwand für das Abladen von Müll benutzt wird.“

Diese Vorgehensweise wurde in der Zeitschrift U.S.News & World Report beschrieben: „Falsche Deklarierungen, Schlupflöcher im Gesetz und fehlende Fachkenntnisse machen die Entwicklungsländer zu einer leichten Beute für geschäftstüchtige Müllmakler, die toxischen Klärschlamm als ‚organischen Dünger‘ oder veraltete Pestizide als ‚Agrarhilfe‘ verkaufen.“

In ausländischem Besitz befindliche maquiladoras oder Fabriken sind in Mexiko wie Pilze aus dem Boden geschossen. Ein Hauptziel der ausländischen Firmen ist es, strengen Umweltbestimmungen zu entgehen und aus dem großen Heer an billigen Arbeitskräften Kapital zu schlagen. Zehntausende von Mexikanern leben in armseligen Hütten neben Kanälen, in denen das Wasser wegen der Verschmutzung ganz trüb ist. „Nicht einmal die Ziegen trinken dieses Wasser“, sagte eine Frau. In einem Bericht der Amerikanischen Medizinischen Vereinigung nannte man das Grenzgebiet „eine wahre Jauchengrube und Brutstätte für Infektionskrankheiten“.

Nicht nur das Ungeziefer stirbt

„Wie kann ein Staat im eigenen Land ein Gift verbieten und es dann dennoch herstellen und an andere Länder verkaufen? Wo bleibt da die Moral?“ fragte Arif Jamal, Diplomlandwirt und Pestizidsachverständiger aus Khartum. Er zeigte Fotografien von Fässern mit der Aufschrift „Zum Gebrauch nicht zugelassen“ — und zwar zum Gebrauch in dem Industrieland, aus dem sie stammten. Man hatte die Fässer in der Nähe eines Naturreservats im Sudan gefunden. Daneben lagen scharenweise Tierkadaver.

Ein reiches Land „exportiert jährlich ungefähr 230 Millionen Kilogramm Pestizide, deren Gebrauch entweder verboten oder teilweise eingeschränkt oder im eigenen Land nicht zugelassen wurde“, meldete die New York Times. Das in der Landwirtschaft verwendete Heptachlor — ein dem DDT ähnliches krebserzeugendes Mittel — wurde im Jahr 1978 verboten. Aber die Chemiefirma, die Heptachlor entwickelt hat, stellt es nach wie vor her.

In einer UN-Untersuchung stellte man fest, daß in mindestens 85 Entwicklungsländern „hochgiftige Pestizide“ weithin verfügbar sind. Jedes Jahr bekommen ungefähr eine Million Menschen eine akute Vergiftung, und möglicherweise 20 000 Menschen sterben auf Grund der Chemikalien.

Die Tabakindustrie könnte man als den Inbegriff der todbringenden Habsucht bezeichnen. In einem Artikel der Zeitschrift Scientific American mit dem Titel „Die weltweite Tabakepidemie“ hieß es: „Es kann gar nicht genug betont werden, welches Ausmaß tabakbedingte Krankheiten und Todesfälle weltweit angenommen haben.“ Das Durchschnittsalter, in dem mit dem Rauchen begonnen wird, wird immer niedriger, und die Zahl der rauchenden Frauen nimmt drastisch zu. Mächtige Tabakkonzerne, die mit Werbefachleuten gemeinsame Sache machen, überschwemmen mit großem Erfolg den riesigen Markt in den wenig entwickelten Ländern. Ihr Weg zu Reichtum ist mit Leichen und von Krankheiten gezeichneten Menschen gesäumt.a

Man muß dazu allerdings sagen, daß nicht alle Firmen dem Wohl der Entwicklungsländer gleichgültig gegenüberstehen. Einige Firmen bemühen sich, in den Entwicklungsländern faire und von Verantwortungsgefühl zeugende Geschäfte zu machen. Eine Firma zahlt ihren Arbeitern beispielsweise das Dreifache des Mindestlohns und bietet eine Alters- und eine Gesundheitsversorgung an. Eine andere Firma setzt sich ganz entschieden für Menschenrechte ein und hat wegen Menschenrechtsverletzungen Dutzende von Verträgen platzen lassen.

Heuchlerischer Rückzug

Im Jahr 1989 wurde in Basel in der Schweiz eine UN-Konvention unterzeichnet, durch die die Verschiebung gefährlicher Abfälle zwischen den Ländern reglementiert werden sollte. Durch die Konvention ließ sich das Problem jedoch nicht lösen, weshalb der New Scientist über ein späteres Treffen derselben Länder, das im März 1994 stattfand, folgendes berichtete:

„Als Reaktion auf den verständlichen Ärger der Entwicklungsländer taten die 65 Länder, die an der Basler Konvention beteiligt sind, einen wichtigen Schritt nach vorn, als sie beschlossen, die Konvention auf das Verbot auszudehnen, gemäß dem gefährlicher Müll von Ländern, die zur OECD gehören [Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung], nicht in Länder exportiert werden darf, die nicht zur OECD gehören.“

Diese zuletzt getroffene Entscheidung schien den Industrieländern jedoch nicht sehr zu behagen. Im New Scientist wurden folgende Bedenken geäußert: „Die Nachricht, daß die USA, Großbritannien, Deutschland und Australien jetzt versuchen, diese Entscheidung zu unterminieren, ist besorgniserregend. Es sind Informationen über Dokumente der US-Regierung durchgesickert, die etwas über die ‚klammheimlichen‘ diplomatischen Versuche der Regierung verraten, das Verbot noch zu ‚modifizieren‘, bevor sie der Ratifizierung der Konvention zustimmt.“

Ein Tag der Abrechnung für die Habsüchtigen

„Und nun ihr Reichen! Weint und klagt über das Elend, das euch erwartet!“ sagt die Bibel in Jakobus 5:1 (Zink) warnend. Derjenige, der mit ihnen abrechnen wird, ist in der Lage, alles richtigzustellen, denn „Jehova vollführt Taten der Gerechtigkeit und richterliche Entscheidungen für alle Übervorteilten“ (Psalm 103:6).

Wer heute in bedrückender Armut lebt, kann Trost schöpfen aus dem Wissen, daß sich die Worte aus Psalm 72:12, 13 bald erfüllen werden. Dort heißt es: „Er wird den Armen befreien, der um Hilfe ruft, auch den Niedergedrückten und jeden, der keinen Helfer hat. Es wird ihm leid sein um den Geringen und den Armen, und die Seelen der Armen wird er retten.“

[Fußnote]

a Siehe Erwachet! vom 22. Mai 1995, „Für ein Millionengeschäft bringen sie Millionen ins Grab“.

[Kasten/Bild auf Seite 6]

Lebensgefährlicher Müll, den man nicht los wird

„Berge von lebensgefährlichem Atommüll und keine Lösung in Sicht“. So lautete eine Schlagzeile im wissenschaftlichen Teil der New York Times im vergangenen März. „Am einfachsten wäre es“, hieß es in dem Artikel, „den Müll unterirdisch zu deponieren. Diese Methode ist jetzt jedoch unter Beschuß geraten, denn von seiten der Wissenschaftler und der Bundesbehörden wird gerade erforscht und diskutiert, ob es in einer geplanten unterirdischen Deponie in Nevada irgendwann einmal zu einer nuklearen, durch Plutoniumabfälle ausgelösten Explosion kommen könnte.“

Wissenschaftler haben viele Methoden vorgeschlagen, wie man die Welt von überschüssigem Plutonium befreien könnte, aber auf Grund von Kosten, Meinungsverschiedenheiten und Ängsten wurden derlei Pläne auf Eis gelegt. Eine Methode — für viele eine schreckliche Vorstellung — besteht darin, den Müll im Meer zu versenken. Ein recht phantasievoller Vorschlag ist, den Müll auf die Sonne zu schießen. Eine weitere Lösung wäre, den Abfall in Reaktoren zu verbrennen. Dieser Gedanke wurde jedoch verworfen, weil die Verbrennung „Hunderte oder Tausende von Jahren“ in Anspruch nehmen würde.

Dr. Makhijani vom Institut für Energie und Umweltforschung sagte: „Jede technisch gute Lösung ist vom politischen Aspekt her untragbar, und jede politisch machbare Lösung läßt vom technischen Aspekt her zumeist zu wünschen übrig. Keiner hat eine Patentlösung für diesen Schlamassel, wir auch nicht.“

In den 107 Reaktoren der Kernkraftwerke in den Vereinigten Staaten, die 20 Prozent der elektrischen Energie des Landes produzieren — ausreichend für 60 Millionen Haushalte —, fallen jedes Jahr 2 000 Tonnen abgebrannte Kernbrennstoffe an, und seit 1957 sind diese abgebrannten Kernbrennstoffe in den Kernkraftwerken zwischengelagert worden. Seit Jahrzehnten wartet man vergeblich darauf, daß die Regierung einen Weg findet, diesen Abfall zu entsorgen. Seitdem waren 9 Präsidenten im Amt, und 18 Kongresse haben Pläne vorgelegt und Fristen festgesetzt mit dem Ziel, radioaktive Abfälle sicher unterirdisch zu lagern, aber die Endlagerung des lebensgefährlichen Abfalls, der über Jahrtausende hinweg sicher verwahrt werden muß, steht noch aus.

Im Gegensatz dazu stellen die Billionen von Fusionsreaktoren, die Jehova Gott in den weitentfernten Sternen des Universums in Gang hält, keinerlei Bedrohung dar; und der Fusionsreaktor, den er in Form unserer Sonne betreibt, ermöglicht das Leben auf der Erde.

[Bildnachweis]

UNITED NATIONS/IAEA

[Bild auf Seite 7]

Giftige Chemikalien verseuchen das Trink- und Waschwasser

[Bild auf Seite 7]

Kinder spielen in gefährlichem Giftmüll

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