Moderne Science-fiction einmal näher betrachtet
AUTO, Telefon und Computer — hätte jemand diese Erfindungen schon vor über 130 Jahren voraussehen können? Science-fiction-Autor Jules Verne tat es! Dieser aufsehenerregende wissenschaftliche Scharfblick geht aus einem unlängst entdeckten Roman von Jules Verne, Paris au XXe siècle (Paris im 20. Jahrhundert), hervor. In dem bis vor kurzem unveröffentlichten Roman beschreibt Verne sogar einen Apparat, der eine beinahe unheimlich anmutende Ähnlichkeit mit einem modernen Faxgerät hat.a
Doch selbst die klügsten Science-fiction-Autoren sind Lichtjahre davon entfernt, wahre Propheten zu sein. Der Roman Reise nach dem Mittelpunkt der Erde von Jules Verne ist zum Beispiel eine spannende Lektüre, aber Wissenschaftler wissen heute, daß solch eine Reise undurchführbar ist. Und es ist auch nicht anzunehmen, daß es im Jahr 2001 bemannte Raumflüge zum Jupiter oder zu anderen Planeten geben wird, wie von einigen früher angedeutet wurde.
Science-fiction-Autoren haben zudem viele der sensationellen wissenschaftlichen Entwicklungen, die tatsächlich stattfanden, nicht vorausgesehen. In einem Artikel der Zeitschrift The Atlantic Monthly räumte der Science-fiction-Autor Thomas M. Disch ein: „Man denke an das kybernetische [Computer-]Zeitalter, das in der gesamten SF-Literatur keine Erwähnung findet, ... an den Treibhauseffekt, an die Zerstörung der Ozonschicht oder an Aids. Man denke an das neue geopolitische Ungleichgewicht der Mächte. Und dann frage man sich, was die SF darüber zu sagen hatte. So gut wie kein Wort.“
Science-fiction — ein großes Geschäft
Science-fiction hat für ihre Anhänger natürlich nichts mit reiner Wissenschaft zu tun, sondern sie bietet ihnen einfach Unterhaltung. Doch selbst der Unterhaltungswert wird von einigen angezweifelt. Den Ruf der Schundliteratur erwarb sie sich zu Beginn unseres Jahrhunderts, als billige Zeitschriften erschienen, die sich auf Science-fiction spezialisiert hatten. Die erste Zeitschrift, Amazing Stories, kam 1926 in den Handel. Ihr Herausgeber, Hugo Gernsback, soll ein Wort geprägt haben, aus dem sich der Begriff Science-fiction entwickelte. Viele waren der Ansicht, jene reißerischen Abenteuergeschichten seien von geringem literarischem Wert, wenn überhaupt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg begann man, Science-fiction etwas ernster zu nehmen. Die entscheidende Rolle der Wissenschaft in jenem Krieg verlieh ihr neues Ansehen. Die Vorhersagen der Science-fiction-Autoren schienen glaubwürdiger. Von da an erschienen immer neue SF-Comics, SF-Zeitschriften und SF-Taschenbücher. Gebundene Science-fiction-Bücher stiegen in die Bestsellerlisten auf. Doch bei dem Versuch, dem Bedarf eines großen Absatzmarktes gerecht zu werden, wird häufig auf literarische Qualität und wissenschaftliche Genauigkeit verzichtet. Der Science-fiction-Autor Robert A. Heinlein bedauert, daß heute alles veröffentlicht wird, was „auch nur einigermaßen unterhaltsam ist“; dazu gehöre „eine Menge minderwertiger spekulativer Romane“. Die Autorin Ursula K. Le Guin unterstützt diesen Gedanken, wenn sie sagt, daß auch „zweitklassiges Material“ gedruckt werde.
Trotz der Kritik ist Science-fiction so populär wie noch nie, denn sie hat große Unterstützung erhalten, allerdings nicht von der Wissenschaft, sondern von der Filmindustrie.
Science-fiction kommt ins Kino
Science-fiction-Filme gibt es schon seit 1902, als Georges Méliès den Film Die Reise zum Mond drehte. Eine spätere Generation von jungen Kinobesuchern war von Flash Gordon fasziniert. 1968, ein Jahr bevor der Mensch auf dem Mond landete, war der Film 2001: Odyssee im Weltraum, der als künstlerisch bedeutsam anerkannt wurde, ein Kassenschlager. Hollywood wandte nun riesige Geldsummen für Science-fiction-Filme auf.
Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre erbrachten Filme wie Alien, Krieg der Sterne, Blade Runner und E.T. Der Außerirdische in Amerika die Hälfte der Einnahmen an den Kinokassen. Einer der erfolgreichsten Filme aller Zeiten ist ein Science-fiction-Film — Jurassic Park. Zeitgleich mit diesem Film kam eine Flut von etwa 1 000 Jurassic-Park-Artikeln auf den Markt. Wen wundert es, daß auch das Fernsehen auf diesen Zug aufgesprungen ist? Die bekannte Filmreihe Star Trek hat zur Produktion einer ganzen Anzahl von Fernsehserien über den Weltraum geführt.
Nicht wenige sind allerdings der Ansicht, einige Science-fiction-Autoren hätten, um den Geschmack der breiten Masse zu treffen, die Merkmale geopfert, die der Science-fiction einen gewissen Wert verleihen. Für den deutschen Autor Karl Michael Armer ist Science-fiction mittlerweile ein gefragtes Markenzeichen, das nicht länger durch Inhalte definiert wird, sondern durch den Vermarktungsmechanismus. Andere bedauern, daß „special effects“ und nicht Menschen die wahren „Stars“ der modernen Science-fiction-Filme sind. Ein Kritiker sagte sogar, viele Erscheinungsformen der Science-fiction seien „widerwärtig und abgrundtief schlecht“.
Etliche sogenannte Science-fiction-Filme handeln in Wirklichkeit überhaupt nicht von der Wissenschaft oder der Zukunft. Futuristische Schauplätze dienen manchmal lediglich als Hintergrund für explizit dargestellte Gewalt. Wie der Autor Norman Spinrad erklärte, zeige man heute in vielen SF-Geschichten, wie jemand „erschossen, niedergestochen, verdampft, von Laserstrahlen getroffen, von Krallen entzweigerissen, aufgefressen oder gesprengt“ werde. Sehr oft werden die Bestialitäten in erschreckenden Details gezeigt.
Besorgniserregend ist auch das übernatürliche Element, durch das sich manche Fantasy-Filme und Fantasy-Bücher auszeichnen. Obwohl einige Leute diese Geschichten als allegorische Darstellung des Kampfes zwischen Gut und Böse abtun mögen, sind manche dieser Werke offenbar nicht nur eine Allegorie, und sie befürworten zudem spiritistische Bräuche.
Ausgeglichenheit nötig
Die Bibel verurteilt eine phantasiereiche Unterhaltung als solche natürlich nicht. In Jothams Gleichnis von den Bäumen sprechen Pflanzen miteinander — sie schmieden sogar Pläne (Richter 9:7-15). Der Prophet Jesaja erzählte ebenfalls etwas Unwirkliches oder Phantastisches, als er längst verstorbene Herrscher im Grab miteinander ein Gespräch führen ließ (Jesaja 14:9-11). Auch Jesus sprach in einigen seiner Gleichnisse von Dingen, die sich nicht buchstäblich ereignen können (Lukas 16:23-31). Das Phantastische diente jedoch nicht einfach zum Zweck der Unterhaltung, sondern zum Lehren und Unterweisen.
Einige der heutigen Autoren mögen sich aus berechtigtem Grund eine futuristische Kulisse wählen, entweder um etwas zu vermitteln oder zur Unterhaltung. Gewissenhafte Christen, die Science-fiction lesen, behalten jedoch im Sinn, daß uns die Bibel auffordert, uns auf Reines und Erbauliches zu konzentrieren (Philipper 4:8). Sie erinnert uns auch an folgendes: „Die ganze Welt liegt in der Macht dessen, der böse ist“ (1. Johannes 5:19). Manche SF-Filme und SF-Bücher propagieren mit der Bibel unvereinbare Ansichten und Philosophien wie die Evolution, die Unsterblichkeit des Menschen und die Reinkarnation. Die Bibel warnt uns davor, eine Beute der ‘Philosophie und des leeren Truges’ zu werden (Kolosser 2:8). Daher ist wie bei jeder Unterhaltungsform auch bei Science-fiction Vorsicht angebracht. Wir sollten wählerisch sein in bezug auf das, was wir lesen oder was wir uns ansehen (Epheser 5:10).
Wie schon erwähnt, ist Gewalt ein Element vieler bekannter Filme. Würde man dadurch, daß man sich unmotiviertes Blutvergießen ansieht, Jehova gefallen, von dem gesagt wird: „Jeden, der Gewalttat liebt, haßt SEINE Seele gewiß.“ (Psalm 11:5)? Und da Spiritismus in der Bibel verurteilt wird, müssen Christen in Verbindung mit Büchern und Filmen, die von Zauberei oder Magie handeln, ein gutes Urteilsvermögen bekunden (5. Mose 18:10). Denken wir auch daran, daß Erwachsene zwar problemlos Unwirkliches von Wirklichem unterscheiden können, aber daß das nicht alle Kinder können. Eltern müssen deshalb achtgeben, wie ihre Kinder auf das reagieren, was sie lesen und was sie sich ansehen.b
Manche entscheiden sich vielleicht für eine andere Form der Unterhaltung oder für einen anderen Lesestoff. Man sollte jedoch niemand richten oder aus einer persönlichen Entscheidung eine Streitfrage machen (Römer 14:4).
Christen, die sich gelegentlich zum Zeitvertreib für verschiedene Formen der Science-fiction entscheiden, sind allerdings gut beraten, an einen Hinweis Salomos zu denken. Er sagte: „Des vielen Büchermachens ist kein Ende, und sich ihnen viel zu widmen ist ermüdend für das Fleisch“ (Prediger 12:12). Heutzutage gehen viele in ihrer Begeisterung für Science-fiction-Bücher und -Filme zu weit. Science-fiction-Clubs und große Treffen von Science-fiction-Fans nehmen überhand. Wie die Zeitschrift Time berichtete, wollen Star-Trek-Fans von fünf Kontinenten die fiktive Sprache Klingon lernen, die in den Kinofilmen und den Fernsehsendungen vorkommt. Ein solch extremes Verhalten ist nicht im Einklang mit dem biblischen Rat aus 1. Petrus 1:13, wo wir lesen: „Bleibt vollständig besonnen [„ausgeglichen“, Fußnote].“
Selbst die beste Science-fiction kann die Neugier des Menschen bezüglich der Zukunft nicht stillen. Wer wirklich wissen möchte, was die Zukunft bringt, muß sich an eine verläßliche Quelle wenden. Davon handelt der nächste Artikel.
[Fußnoten]
a Verne drückte sich so aus: „ein fotografischer Telegraf, ... [der] es gestattete, über weite Entfernungen das Faksimile von Schriftstücken, Unterschriften oder Zeichnungen zu übertragen“ (Newsweek, 10. Oktober 1994).
b Siehe den Artikel „Was sollte dein Kind lesen?“ im Erwachet! vom 8. Juli 1978.
[Bild auf Seite 7]
Eltern sollten darüber wachen, womit sich ihre Kinder zur Unterhaltung beschäftigen
[Bild auf Seite 7]
Christen müssen in Verbindung mit Science-fiction wählerisch sein