Jehovas Zeugen bringen Herzchirurgie voran
DIE New Yorker Daily News brachte am 27. August 1995 einen Bericht mit der Überschrift „Operationen ohne Bluttransfusionen“. Darin hieß es, das New Yorker Hospital-Cornell-Klinikum werde „eine revolutionäre Methode für koronare Bypassoperationen — eine Operation, der sich vor kurzem auch der ehemalige Bürgermeister David Dinkins unterziehen mußte — vorstellen, bei der kein Tropfen Blut verlorengeht“.
„Angeregt durch die Bedürfnisse der Zeugen Jehovas“, so die Zeitung, „wird die sensationelle neue Methode ... den Krankenhäusern Ersparnisse von Hunderttausenden von Dollar einbringen und für Patienten das Risiko einer Übertragung von Krankheitserregern durch Bluttransfusionen beträchtlich senken.“ Dr. Todd Rosengart, Leiter des Programms für Chirurgie ohne Blut, sagte: „Wir sind jetzt in der Lage, die Anzahl der erforderlichen Bluttransfusionen bei diesen Operationen von normalerweise zwei bis vier Einheiten pro Patienten auf null zu verringern.“
Dr. Karl Krieger, Herzchirurg an dem Klinikum, der für das neue Verfahren Pionierarbeit leistete, erklärte: „Durch den Verzicht auf Spenderblut und Blutprodukte verringert sich auch das Risiko bestimmter postoperativer Infektionen und fieberhafter Reaktionen, die normalerweise mit Transfusionen in Zusammenhang stehen.“
Nach Aussagen weiterer Experten „wird bei der Bypassoperation ohne Fremdblut die Zeit, die der Patient nach dem Eingriff auf der Intensivstation verbringen muß, verkürzt, und zwar von 24 Stunden oder mehr auf nur 6 Stunden. Patienten, die an entsprechenden klinischen Studien teilnahmen, konnten bis zu 48 Stunden eher aufstehen und das Krankenhaus verlassen als andere.“ Das bringt für Krankenhäuser, Krankenversicherungen und den Staat erhebliche Einsparungen mit sich. Dr. Rosengart schätzt, daß „durch dieses Verfahren mindestens 1 600 Dollar pro Patienten eingespart werden können“.
Die Daily News führte weiter aus:
„Paradoxerweise wurde die neue Methode nicht aus einer wirtschaftlichen oder medizinischen Notwendigkeit heraus eingeführt, sondern ihr lag eine tiefe religiöse Überzeugung zugrunde. Jehovas Zeugen, die auf Grund ihrer Glaubensansichten Bluttransfusionen ablehnen, suchten für betagte herzkranke Angehörige ihrer Glaubensgemeinschaft Hilfe. ...
Auf den dringenden Wunsch der Zeugen Jehovas kombinierten die Ärzte ihre Verfahren zur Blutrückgewinnung mit neuen Medikamenten. Sie fanden auch ein neues Verfahren, die traditionelle Herz-Lungen-Maschine einzusetzen, mit der Patienten während Herzoperationen am Leben erhalten werden.
Außer bei den 40 Zeugen Jehovas, die an der ersten klinischen Studie teilnahmen, hat das Operationsteam des Cornell-Klinikums in den letzten sechs Monaten diese Methode auch bei anderen Patienten eingesetzt. ‚Seitdem wurden bereits 100 aufeinanderfolgende Bypassoperationen ohne Bluttransfusionen vorgenommen; es gab keinen Todesfall‘, sagte Krieger. Die Sterblichkeitsrate bei der üblichen Bypassoperation beträgt etwa 2,3 %.“
Weltweit haben 102 Krankenhäuser Programme für Chirurgie ohne Blut eingeführt. Diese chirurgischen Verfahren, die mehr Sicherheit bieten, werden so auf der ganzen Erde der Allgemeinheit zugänglich gemacht.