Wachtturm ONLINE-BIBLIOTHEK
Wachtturm
ONLINE-BIBLIOTHEK
Deutsch
  • BIBEL
  • PUBLIKATIONEN
  • ZUSAMMENKÜNFTE
  • g96 22. 1. S. 24-27
  • „Achtung, der Fluß hat Augen!“

Kein Video für diese Auswahl verfügbar.

Beim Laden des Videos ist ein Fehler aufgetreten.

  • „Achtung, der Fluß hat Augen!“
  • Erwachet! 1996
  • Zwischentitel
  • Ähnliches Material
  • Lebensgefährliche „Augen des Flusses“
  • Durch die Nachfrage nach Luxusartikeln bedroht
  • Hartnäckige Mythen widerlegt
  • Nicht nur grausam und ungestüm
  • Krokodile aus der Nähe betrachtet
    Erwachet! 1995
  • Das Maul des Krokodils
    Erwachet! 2015
  • Krokodile — Unsere Freunde?
    Erwachet! 2005
  • Das Leistenkrokodil — König im Reich der Reptilien
    Erwachet! 1999
Hier mehr
Erwachet! 1996
g96 22. 1. S. 24-27

„Achtung, der Fluß hat Augen!“

VON UNSEREM KORRESPONDENTEN IN AUSTRALIEN

EINE abenteuerlustige Urlauberin paddelte gemächlich in ihrem Kanu auf einem Nebenfluß des East Alligator River in der Wunderwelt des Kakadu-Nationalparks — ein Feuchtgebiet im Nordterritorium Australiens. In ihrer Nähe trieb ein Stück Holz im Wasser, so dachte sie zumindest, bis es plötzlich auf ihr Kanu losging. Es entpuppte sich als ein Leistenkrokodil, in dessen Revier die Touristin in der gefährlichsten Zeit des Jahres geraten war.

Sie paddelte wie wild zu einer Baumgruppe. Als sie mit den Füßen an einem Ast Halt suchte, schoß das Krokodil aus dem Wasser, riß sie wieder zurück und rollte sie dreimal herum. Jedesmal, wenn das Krokodil losließ, um von neuem zuzupacken, versuchte die Frau mit aller Kraft, die schlammige Uferböschung hinaufzuklettern. Beim dritten Versuch gelang es ihr, sich am Ufer hochzuziehen. Sie schleppte sich zwei Kilometer weiter, bis ein Wildhüter ihre verzweifelten Hilferufe hörte. Trotz schrecklicher Wunden überlebte die Frau.

Diese Beinahetragödie ereignete sich 1985. Zwei Jahre später hatte eine amerikanische Touristin weniger Glück. Sie hörte nicht auf die Warnungen ihrer Begleiter und schwamm in dem von Krokodilen wimmelnden Prince Regent River (Westaustralien). Ein Leistenkrokodil griff sie an und tötete sie. Meldungen, nach denen sich im Wasser junge Krokodile aufhielten, legen nahe, daß es sich um ein Weibchen handelte, das seine Jungen beschützen wollte.

Lebensgefährliche „Augen des Flusses“

Der Fischer im weiten Norden Australiens, der an einer Flußmündung zum Fang ausgefahren ist, erblickt im Mondlicht nichts weiter als das leichte Kräuseln der spiegelglatten Wasseroberfläche, wenn ein Insekt darauf landet. Doch er ist auch des Unsichtbaren gewärtig — der „Augen des Flusses“. Im Schein seiner Taschenlampe würden die Augen von Krokodilen, die unmerklich an die Wasseroberfläche kommen, rot aufleuchten. Der Fischer ist ein Eindringling im Revier eines alteingesessenen Jägers.

Australiens Leistenkrokodil, das aber nicht nur dort vorkommt, ist eine der größten und gefährlichsten der weltweit 12 Krokodilarten. Es wird bis zu sieben Meter lang. Arglose Beutetiere entdecken die leuchtenden Augen oft zu spät, um dem pfeilschnellen Angriff auszuweichen und der berüchtigten Todesrollentechnik zu entgehen, mit der das Krokodil seine Opfer ertränkt. Große Tiere wie Büffel, Rinder und Pferde sind schon angegriffen worden, wenn sie am Ufer ihren Durst stillen wollten.

Durch die Nachfrage nach Luxusartikeln bedroht

Der alte Mythos, wonach ein Krokodil heuchlerisch Tränen der Trauer über seine Beute vergießt, hat sich in dem Ausdruck „Krokodilstränen weinen“ bis in die heutige Zeit gehalten. Für das Krokodil hat indessen kaum ein Mensch Tränen übrig. Man hat dieses im Wasser heimische Reptil wegen seiner wertvollen Haut gnadenlos gejagt.

Schon manch ein Krokodil ist in Form von begehrten Lederwaren auf den Laufstegen der Haute Couture gelandet. Die Haut des Leistenkrokodils ist nach Ansicht einiger das beste Leder der Welt, da es am weichsten und haltbarsten sein soll. Unlängst wurde in London eine Damenhandtasche aus Kroko für 15 000 Dollar zum Verkauf angeboten. Krokodilleder ist in vielen Teilen der Welt immer noch ein Statussymbol.

Der Reiz großer Profite führte in Australien fast zur Ausrottung des Leistenkrokodils. Von 1945 bis 1971 wurden allein im Nordterritorium rund 113 000 dieser Reptilien getötet. Um sie vor dem Aussterben zu bewahren, wurde die Krokodiljagd Anfang der 70er Jahre eingeschränkt, so daß sich der Bestand in freier Wildbahn bis 1986 wieder erholt hatte. Das Krokodil ist deshalb in Australien nicht mehr gefährdet, wohl aber sein Habitat, so sagen manche.

Jahrhundertelang haben die australischen Ureinwohner die Krokodilpopulation bewußt oder unbewußt geschützt. In einigen Stämmen gab es zwar geschickte Krokodiljäger, doch andere Stämme verboten die Jagd aus religiösen Gründen.

In den letzten Jahren hat die Einrichtung von Krokodilfarmen, verbunden mit verstärkter Aufklärung, zum Schutz der Krokodile beigetragen. Touristen besuchen die Farmen scharenweise und helfen so bei deren Finanzierung mit; außerdem kann durch Züchtung Krokodilleder und -fleisch produziert werden, ohne auf die wildlebenden Populationen zurückzugreifen.

Ein bekannter australischer Krokodilfarmer ist der Ansicht, daß die Menschen nur das schützen, was sie lieben, verstehen und wofür sie Platz und Zeit erübrigen. Er sagte: „Da haben die Krokodile keine große Chance. Aber ihr ökologischer Wert steht den schönen Dingen um nichts nach.“

Der Besuch einer Krokodilfarm ist schon etwas Besonderes, denn man kann die schlammfarbenen, lederhäutigen Reptilien ganz aus der Nähe betrachten — wohlweislich hinter einem schützenden Drahtzaun. Die Pfleger betreten die Gehege jedoch ohne eine Spur von Angst, animieren die Krokodile zu Kunststücken und belohnen sie mit frischen Hühnchen oder anderem Fleisch. Ein Pfleger mußte letztens allerdings die bittere Erfahrung machen, daß Krokodile nicht zu unterschätzen sind. Urplötzlich schnappte eines der Tiere nach ihm und riß ihm den linken Arm vollständig ab.

Ein 12 Monate altes Krokodil im Arm zu halten ist dagegen ein interessantes Erlebnis. Die Bauchhaut ist erstaunlich weich, wogegen die Hornschilder auf dem Rücken einen hydrodynamischen Panzer bilden. Jetzt versteht man, warum das Leder so geschätzt wird. Allerdings ist auch bei den „Kleinen“ Vorsicht geboten. Schon ein 12monatiges Krokodil mit fest zugebundenem Maul ist für seine Größe recht kräftig.

Vor dem Schlüpfen erheitern Krokodilbabys die Besucher, wenn sie aus dem Innern des Eis quäkende Laute von sich geben und plötzlich mit Hilfe eines provisorischen Zahnes an der Schnauzenspitze die Schale sprengen. Die meisten werden wohl zustimmen, daß dies der einzige Zeitpunkt ist, wo ein Krokodil wirklich niedlich aussieht.

Hartnäckige Mythen widerlegt

Dadurch, daß man das Verhalten dieser furchterregenden Reptilien bei der Aufzucht auf Krokodilfarmen genau beobachtet hat, sind einige hartnäckige Mythen widerlegt worden. Jahrelang dachte man, Krokodile würden tage- oder sogar wochenlang ein Beutetier verfolgen, ehe sie ganz unerwartet und blitzschnell zupackten. Neuere Beobachtungen haben jedoch gezeigt, daß sie nur in der Paarungszeit, während des Monsuns, ihr Revier aggressiv verteidigen. Wenn ein Beutetier in dieser Zeit in das Revier eines Krokodils eindringt, wird es ihm wahrscheinlich wütend nachjagen, wogegen es dasselbe Tier zu einer anderen Jahreszeit womöglich desinteressiert aus der Ferne betrachtet.

Tauchen Krokodile heute in Erholungsgebieten auf, werden sie von professionellen Krokodiljägern an einen anderen Ort gebracht. Dabei legt man ihnen bei geöffnetem Maul eine Schlinge um den Unterkiefer, hebt ihn an und bindet das Maul rasch zusammen. Das Krokodil hat nun keine Kraft mehr im Kiefer, denn im Gegensatz zu den außergewöhnlich starken Schließmuskeln des Unterkiefers sind die Muskeln, mit denen es das Maul öffnet, recht schwach. Paßt der Jäger jedoch nicht auf, kann ihn das Krokodil leicht mit seinem mächtigen Schwanz zu Boden werfen.

Nicht nur grausam und ungestüm

Das Maul, das schwere Wunden zufügen kann, ist auch behutsamer Berührungen fähig. Falls ein Krokodilbaby mit dem Schlüpfen auf sich warten läßt, rollt die Mutter das Ei vorsichtig, damit das Junge aktiv wird.

Krokodilzähne sind mehr zum Packen als zum Zerkleinern konstruiert. Wenn die Beute nicht zu groß ist, wird sie im ganzen verschlungen. Ansonsten wird sie zerrissen und Stück für Stück verzehrt. Bei Autopsien hat man Steine im Magen der Reptilien entdeckt. Ob sie nun absichtlich verschluckt werden oder nicht, man nimmt an, daß sie beim Tauchen als Ballast dienen.

Besucher beobachten oft, daß Krokodile mit aufgerissenem Maul am Ufer liegen. Die meisten denken sicher, diese Pose würde Aggressivität signalisieren. Weit gefehlt — dadurch, daß sie den Kiefer geöffnet haben, können sie sich der Außentemperatur anpassen. Wie bei allen Reptilien richtet sich die Körpertemperatur der Krokodile ständig nach den Gegebenheiten.

Überraschenderweise haben sie, obwohl sie zu den Reptilien gehören, ein Herz mit vier Kammern wie Säugetiere. Beim Tauchen tritt jedoch eine Veränderung ein, und das Herz verhält sich so, als hätte es drei Kammern.

Das Leistenkrokodil unterscheidet sich vom Alligator darin, daß es eine schmalere Schnauze hat und die Zähne des Unterkiefers bei geschlossenem Maul sichtbar sind. Echte Krokodile findet man von Afrika, wo die Zwergkrokodile leben, bis nach Indien und weiter bis nach Papua-Neuguinea. In südlicher Richtung sind sie bis nach Australien verbreitet, wo sie Mangrovenküsten und tropische Feuchtgebiete bevorzugen, da sie ihre Nester dicht am Wasser bauen. Der Nachteil dabei ist, daß oft eine große Anzahl Krokodilbabys bei Überschwemmungen ertrinkt. Natürliche Feinde, wie ausgewachsene Krokodile, der in Flüssen lebende Australische Knochenzüngler und der Nachtreiher, sind dafür verantwortlich, daß nur 50 Prozent der Jungen das erste Jahr überleben.

Erstaunlicherweise kommen Krokodile mit einem eigenen Nahrungsvorrat zur Welt. Sie ernähren sich in den ersten Lebenswochen von einem Dottersack in ihrem Körper. Kaum nimmt die Mutter sie aber vorsichtig zwischen die Zähne und bringt sie zum Wasser, da trainieren sie auch schon die kleine Schnauze und schnappen nach allem, was in Reichweite ist.

Wieso ist der Ausdruck „Augen des Flusses“ passend? Weil schon die Augen der frisch geschlüpften Jungen bei künstlichem Licht rot blitzen. Eine Kristallschicht hinter der Netzhaut erhöht das nächtliche Sehvermögen und läßt das rote Leuchten entstehen.

Das Krokodil ist wahrhaftig ein faszinierendes Reptil, es sollte aber stets aus respektvoller Entfernung bestaunt werden. Und wie jeder Fischer weiß, sind Versuche, es zu zähmen, vergeblich.

In dem dichterischen Werk, das sich mit der Geschichte Hiobs befaßt, wird das Krokodil als „Leviathan“ treffend beschrieben. Es heißt darin: „Kannst du den Leviathan mit einem Angelhaken herausziehen? Oder kannst du mit einem Seil seine Zunge niederhalten? Kannst du eine Binse in seine Nase legen, oder kannst du mit einem Dorn seine Kinnbacken durchbohren? Wird er viele flehentliche Bitten an dich richten, oder wird er sanfte Worte zu dir sprechen? Wird er einen Bund mit dir schließen, daß du ihn auf unabsehbare Zeit als Sklaven nehmen kannst? Wirst du mit ihm wie mit einem Vogel spielen, oder wirst du ihn für deine jungen Mädchen anbinden? Werden Mitgenossen um ihn feilschen? Werden sie ihn unter Händler aufteilen? Wirst du seine Haut mit Harpunen füllen oder seinen Kopf mit Fischspießen? Leg deine Hand an ihn. Gedenke des Kampfes. Tu es nicht wieder“ (Hiob 41:1-8).

Weise Worte, mit denen Unvorsichtige und Neugierige gewarnt werden: „Achtung, der Fluß hat Augen!“ — Augen, die dem mächtigen, furchterregenden Krokodil zu eigen sind.

[Bildnachweis auf Seite 24]

Mit frdl. Gen.: Australian International Public Relations

[Bild auf Seite 25]

Wenn bei Nacht Licht die Wasseroberfläche bescheint, leuchten die „Augen des Flusses“ rot

[Bildnachweis]

Mit frdl. Gen.: Koorana Crocodile Farm, Rockhampton (Queensland, Australien)

[Bilder auf Seite 26]

Links: Ein Krokodiljunges schlüpft aus dem Ei

[Bildnachweis]

Mit frdl. Gen.: Koorana Crocodile Farm, Rockhampton (Queensland, Australien)

Kleines Bild: Ein ausgewachsenes Krokodil sonnt sich am schlammigen Ufer des Mary River

[Bildnachweis]

Mit frdl. Gen.: Australian International Public Relations

    Deutsche Publikationen (1950-2025)
    Abmelden
    Anmelden
    • Deutsch
    • Teilen
    • Einstellungen
    • Copyright © 2025 Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania
    • Nutzungsbedingungen
    • Datenschutzerklärung
    • Datenschutzeinstellungen
    • JW.ORG
    • Anmelden
    Teilen