Wachtturm ONLINE-BIBLIOTHEK
Wachtturm
ONLINE-BIBLIOTHEK
Deutsch
  • BIBEL
  • PUBLIKATIONEN
  • ZUSAMMENKÜNFTE
  • g96 8. 5. S. 4-8
  • Adoption — Warum und wie?

Kein Video für diese Auswahl verfügbar.

Beim Laden des Videos ist ein Fehler aufgetreten.

  • Adoption — Warum und wie?
  • Erwachet! 1996
  • Zwischentitel
  • Ähnliches Material
  • Adoption — Ja oder nein?
  • Wenn man sich zu einer Adoption entschließt ...
  • Ein Kind mit einer anderen Hautfarbe?
  • Ein Kind aus dem Ausland?
  • Adoption — Wenn man mit dem Gedanken daran spielt
    Erwachet! 1996
  • Leserbriefe
    Erwachet! 1997
  • Adoption — Wie stehe ich dazu?
    Erwachet! 1996
  • Die neue Geburt: Wie wirkt sie sich aus?
    Der Wachtturm verkündigt Jehovas Königreich 2009
Hier mehr
Erwachet! 1996
g96 8. 5. S. 4-8

Adoption — Warum und wie?

WARUM ist die Zahl der Adoptivkinder in Großbritannien in den letzten 20 Jahren drastisch zurückgegangen? Man führt zwei Gründe an: zum einen, weil heute legale Abtreibungen möglich sind, zum anderen, weil alleinerziehende Mütter inzwischen eher akzeptiert werden. Einelternfamilien gelten heutzutage als eine Herausforderung unserer modernen Gesellschaft, der man erfolgreich begegnen kann.

Vor nur 100 Jahren sah die Situation allerdings ganz anders aus. Als Polly, die Mutter des englischen Kriminalromanautors Edgar Wallace, von dem Sohn ihres Arbeitgebers ein Kind erwartete, ging sie fort und brachte ihr Kind heimlich zur Welt. Eine Hebamme sorgte dann dafür, daß der neun Tage alte Edgar bei der Frau von George Freeman, der als Träger auf dem Londoner Fischmarkt Billingsgate arbeitete, in Pflege kam. Die Familie Freeman hatte bereits zehn eigene Kinder, und Edgar wuchs als Dick Freeman auf. Polly steuerte regelmäßig Geld für den Unterhalt ihres Kindes bei, und der Vater des Kindes erfuhr nie etwas von der Existenz seines Sohnes.

Heute übernehmen oft die staatlichen Behörden die Verantwortung für ein unerwünschtes Kind. Viele Kinder stehen unter der Obhut des Staates, weil sie vor Mißbrauch oder Mißhandlungen geschützt werden müssen oder weil sie körperlich oder geistig behindert sind. Hinzu kommen noch die Kinder, die infolge von Kriegswirren verwaist sind oder deren Mutter vergewaltigt wurde — sie alle benötigen dringend elterliche Zuneigung und Geborgenheit oder, mit einem Wort, eine Adoption.

Adoption — Ja oder nein?

Die Adoption eines Kindes ist nie einfach, und es ist keinesfalls klug, in dieser Frage impulsiv zu entscheiden. Wenn man ein Baby verloren hat, ist es wahrscheinlich am besten, mit einer endgültigen Entscheidung, ob man ein Kind adoptieren sollte oder nicht, zu warten, bis man den Schock und die Trauer überwunden hat. Das trifft vielleicht auch auf Ehepaare zu, denen man Unfruchtbarkeit bescheinigt hat.

Das Erbgut jedes Kindes ist einzigartig. Eltern sind oftmals schon über die Anlagen und Neigungen ihrer eigenen Kinder überrascht; das mentale und emotionale Potential eines Babys, dessen Eltern unbekannt sind, läßt sich folglich noch viel schwerer abschätzen.

Legen die werdenden Adoptiveltern großen Wert auf schulische Leistungen? Wenn ja, wie werden sie empfinden, wenn ihr Adoptivkind den Erwartungen nicht gerecht wird? Könnten sie das Leben mit einem geistig oder körperlich behinderten Kind meistern?

Bevor Adoptionsbewerber eine definitive Entscheidung treffen, gehen geschulte Kräfte der Adoptionsvermittlungsstellen oder staatlich angestellte Sozialarbeiter derartige Fragen mit ihnen durch. Dabei müssen sie in erster Linie an die Sicherheit und das Glück des Kindes denken.

Wenn man sich zu einer Adoption entschließt ...

Jedes Land hat seine eigenen Adoptionsgesetze und Vorschriften, die sorgfältig studiert werden müssen. In Großbritannien gibt es Hunderte von Adoptionsvermittlungsstellen, die in der Regel mit den örtlichen Behörden zusammenarbeiten. Jede Vermittlungsstelle hat ihre eigenen Vorschriften.

In Großbritannien sind sogenannte Adoptionspartys verbreitet, das heißt, adoptionswillige Paare haben die Möglichkeit, mit den Kindern, die adoptiert werden können, zusammenzusein, ohne unter der gefühlsmäßigen Belastung zu stehen, die mit einer Einzelbegegnung einhergehen kann. Die entspannte Atmosphäre macht es den adoptionswilligen Paaren leichter, nein zu sagen, und erspart den Kindern wahrscheinlich Enttäuschungen, da kein Kind allein im Mittelpunkt steht.

In der Regel gibt es für Adoptionsbewerber eine Altersbegrenzung, die etwa bei 35 bis 40 Jahren liegt — diese Begrenzung betrifft allerdings häufig die Adoption von Babys, nicht unbedingt die Adoption älterer Kinder. Wie Adoptionsstellen sagen, zieht man bei der Altersgrenze die Lebenserwartung der Adoptiveltern in Betracht. Allerdings ist man sich dort auch bewußt, daß das Alter wertvolle Lebenserfahrung mit sich bringt.

Vor Jahren konnten nur Ehepaare Kinder adoptieren. Heute können sich auch unverheiratete Personen um die Adoption bestimmter Kinder bewerben. Zudem ist Arbeitslosigkeit oder Gebrechlichkeit nicht notwendigerweise ein Grund, ein Adoptionsgesuch abzuschlagen. Die grundlegende Frage lautet: Wie wirkt sich die Adoption auf das Kind aus?

Selbst wenn das Adoptionsverfahren abgeschlossen ist, werden die Eltern wahrscheinlich immer wieder überprüft, um sicherzustellen, daß alles reibungslos verläuft.

Ein Kind mit einer anderen Hautfarbe?

Vor dreißig Jahren war es in Großbritannien schwierig, für schwarze Kinder schwarze Adoptivfamilien zu finden, infolgedessen kamen viele Kinder zu weißen Eltern. Seit 1989 verfolgt Großbritannien landesweit die Strategie, Kinder bei Adoptiveltern unterzubringen, die denselben ethnischen Hintergrund haben. Man ist der Ansicht, daß sich ein Kind auf diese Weise eher mit seiner Rasse und seiner Kultur identifizieren kann. Das hat allerdings zu manchen paradoxen Situationen geführt.

Vor kurzem schrieb die Zeitung The Sunday Times, etliche weiße Eltern seien „wieder als ‚schwarz‘ eingestuft“ worden, damit sie ein schwarzes Kind adoptieren konnten. Es ist nichts Ungewöhnliches, daß weiße Eltern ein schwarzes Kind in Pflege nehmen, das heißt, daß sie für das Kind vorübergehend sorgen. Doch wenn ihnen später das Recht verwehrt wird, das Kind zu adoptieren, kann das sowohl für das Kind als auch für die Eltern zu einem Alptraum werden.

Ein schottisches Ehepaar, das sechs Jahre lang zwei indische Kinder in Pflege hatte, stand kürzlich einem Problem gegenüber, das für die Adoption von Kindern anderer Hautfarbe typisch ist. Das Gericht gab dem Adoptionsantrag statt unter der Voraussetzung, daß die Eltern „nach bestem Vermögen dafür sorgen, daß sich die Kinder ihrer [ethnischen] Identität bewußt sind und mit einem Verständnis ihrer ethnischen Herkunft und Tradition aufwachsen“, berichtete die Times. In diesem Fall hatten die Adoptiveltern das bereits getan. Die Kinder lernten Pandschabi und trugen manchmal ihre Landestracht.

Viele werden der Sprecherin der Sozialen Dienste in Großbritannien zustimmen, die sagte, eine Adoption von Kindern anderer Hautfarbe sollte viel häufiger genehmigt werden. „Wir leben in einer multikulturellen Gesellschaft“, erklärte sie, „und das sollte sich in der Pflegekind- und Adoptionspolitik niederschlagen.“

Ein Kind aus dem Ausland?

Die Adoption von Kindern aus dem Ausland ist gemäß den Worten der Zeitung The Independent ein „blühendes Geschäft“ geworden. Ein großer Teil der Adoptivkinder in Großbritannien kommt aus Osteuropa, obgleich Berichte erkennen lassen, daß manche Kinder nicht auf legale Weise adoptiert werden.

Beispielsweise haben einige Frauen, die im Verlauf des Krieges im ehemaligen Jugoslawien vergewaltigt und infolgedessen schwanger wurden, ihr Baby ausgesetzt. Andere Kinder, sagt man, wären abgetrieben worden, wenn nicht ein „Babyhändler“ eingegriffen und versprochen hätte, dafür zu sorgen, daß das Kind, falls es ausgetragen wird, adoptiert wird. Die Regierungen der westlichen Länder sind jedoch besorgt wegen der Zahlungen, die für manche dieser Adoptionen geleistet werden.

Noch größere Sorge bereitet die Behauptung, daß Ärzte bei der Geburt eines Kindes die Papiere fälschen. Die Zeitung The European berichtete von Beschuldigungen, gemäß denen einigen Müttern in der Ukraine gesagt worden sein soll, ihr Kind sei tot zur Welt gekommen. Diese Kinder seien dann später verkauft worden, hieß es. Anderen Müttern wird vielleicht mitgeteilt, ihr Kind sei geistig behindert. Unter diesem Druck sind die verstörten Mütter leichter dazu zu bewegen, ihr Kind zur Adoption freizugeben. Manche Kinder sind möglicherweise nie in den Waisenhäusern angekommen, in die sie geschickt wurden, sondern ins Ausland gebracht worden.

In den Entwicklungsländern macht sich Bitterkeit breit. Man sagt, der wohlhabende Westen solle lieber den einheimischen Familien helfen, selbst für ihren Nachwuchs in dem gewohnten Umfeld zu sorgen, als die Kinder zur Adoption in eine fremde Kultur zu bringen.

Der Westen muß Verständnis für die jahrhundertealte Tradition der Großfamilie aufbringen, die in vielen Kulturen das Rückgrat der Gemeinschaft bildet. Ein Kind, das in einem Stammesverband lebt, ist in der Regel nicht sich selbst überlassen, auch wenn die Eltern sterben sollten. Neben den nächsten Verwandten wie zum Beispiel den Großeltern betrachten die zur Familie gehörenden Onkel und Tanten das Kind als ihr eigenes, und jedes Adoptionsangebot von Außenstehenden könnte falsch verstanden und als nicht zu billigende Einmischung betrachtet werden.a

Eine Adoption durchzusetzen ist nicht einfach, und selbst wenn das Verfahren abgeschlossen ist, erfordert es harte Arbeit, um sie zu einem Erfolg zu machen. Wie wir jedoch noch sehen werden, bringt eine Adoption auch große Freuden mit sich.

[Fußnote]

a Eine ausführlichere Erörterung über das „Verleihen“ von Kindern ist im Wachtturm vom 1. September 1988, Seite 28—30 zu finden, herausgegeben von der Wachtturm-Gesellschaft.

[Kasten auf Seite 5]

Wird mein Sohn nach mir suchen?

MEINE Eltern ließen sich scheiden, als ich 11 Jahre alt war. Ich hungerte nach Liebe. Später im College verliebte ich mich; auf diese Weise wollte ich mir die Zuneigung holen, die ich brauchte. Dann stellte ich zu meinem Leidwesen fest, daß ich schwanger war. Es war völlig absurd. Mein Studienkollege und ich waren noch so unreif. Ich hatte weder Drogen noch Alkohol, noch Tabak konsumiert, aber mein Freund hatte aus seiner früheren LSD-Zeit einen schweren Schaden davongetragen.

Man riet mir zu einer Abtreibung, aber mein Vater redete sie mir aus. Ich wollte nicht schwanger sein, aber ein Leben zerstören wollte ich auch nicht. Als mein Sohn 1978 geboren wurde, ließ ich den Namen des Vaters nicht auf die Geburtsurkunde setzen, damit dieser keinen Zugang zu ihm hatte. Ich war mit einer Adoption des Babys unmittelbar nach der Geburt einverstanden; so wurde es mir sofort weggenommen und vorübergehend der Fürsorge übergeben. Ich hatte es nicht einmal gesehen. Dann änderte ich jedoch meine Meinung. Ich holte mein Baby von der Fürsorge zurück und versuchte verzweifelt, es selbst großzuziehen. Aber ich schaffte es nicht und erlitt beinahe einen Nervenzusammenbruch.

Mein Sohn war etwa sechs Monate alt, als das Adoptionsverfahren abgeschlossen war und ich ihn hergeben mußte. Mir war, als ob mich jemand mit einem Messer durchbohrt hätte. Ich starb innerlich völlig ab. Erst durch professionelle Hilfe in den letzten beiden Jahren kann ich zu anderen wieder ein gutes Verhältnis aufbauen. Ich konnte nicht trauern, denn mein Sohn war ja nicht gestorben. Doch ich konnte auch nicht an ihn denken — ich ließ einfach keinen Gedanken an ihn zu. Es war schrecklich.

Am meisten verletzt es, wenn man jemand sagen hört: „Wer sein Kind zur Adoption freigibt, liebt es nicht.“ Aber in meinem Fall stimmte das nicht! Gerade weil ich meinen Sohn liebte, gab ich ihn her! Bis zur letzten Minute fragte ich mich immer wieder: „Was in aller Welt soll ich nur tun? Was kann ich tun?“ Es gab keinen Ausweg. Ich wußte, daß ich die Situation einfach nicht meistern konnte und daß mein Kind leiden würde, wenn ich es behielte.

Heute werden in England Einelternfamilien akzeptiert — doch damals, als ich meinen Sohn zur Welt brachte, war das nicht so. Ich wünschte, ich hätte mich um meinen Sohn richtig kümmern können. Die Beratung, die ich in letzter Zeit erhielt, hätte mir dabei geholfen, aber ich nehme an, daß es dafür jetzt zu spät ist. Ist mein Sohn noch am Leben? Wie er sich wohl entwickelt hat? Adoptivkinder sind mit 18 Jahren vom Gesetz her berechtigt, ihre leiblichen Eltern zu suchen. Ich frage mich oft, ob mein Sohn nach mir suchen wird. (Eingesandt.)

[Kasten/Bild auf Seite 8]

In unserem Fall war es ein voller Erfolg

ZUSAMMEN mit unseren beiden jugendlichen Söhnen bildeten wir eine zufriedene, vereinte englische Familie. Nie und nimmer hätten wir gedacht, noch eine Tochter — dazu von einer anderen Rasse — zu bekommen. Dann trat Cathy in unser Leben. Cathy wurde in London geboren. Sie wurde katholisch erzogen, hatte aber als kleines Kind mit ihrer Mutter ab und zu die Zusammenkünfte der Zeugen Jehovas im Königreichssaal besucht. Mit zehn Jahren kam sie jedoch in ein Kinderheim.

Obwohl die Umstände für sie dort viel schwieriger waren, schaffte sie es, die Zusammenkünfte im Königreichssaal zu besuchen; dort lernten wir sie kennen. Cathy war ein besonnenes Mädchen. Als meine Frau und ich sie im Kinderheim besuchten, bemerkten wir, daß an der Wand über ihrem Bett Tier- und Landschaftsbilder hingen und keine Poster von Popstars wie bei den anderen Mädchen.

Einige Zeit später mußte Cathy vor einem Ausschuß erscheinen, der sie fragte, ob sie gern das Heim verlassen und bei einer Familie wohnen würde. „Nur bei einer Familie von Zeugen Jehovas“, erwiderte sie. Als Cathy uns davon erzählte und uns sagte, was sie geantwortet hatte, wurden wir nachdenklich. Wir hatten ein Zimmer übrig. Würden wir dieser Art von Verantwortung gewachsen sein? Wir besprachen die Angelegenheit gebetsvoll als Familie. Erst viel später erfuhren wir, daß es sich um eine neue Verfahrensweise der zuständigen Behörde handelte, ein Kind nach seiner Meinung zu fragen, und daß dieses Experiment damals dokumentiert wurde.

Die Behörde holte bei der Polizei und bei unserem Arzt Erkundigungen und Referenzen über uns ein. Bald kam man zu einer Übereinkunft. Man sagte uns, wir könnten Cathy versuchsweise zu uns nehmen und sie, falls wir sie nicht mögen würden, wieder zurückgeben. Wir waren entsetzt und gaben klar zu verstehen, daß wir so etwas nie tun würden. Cathy war 13 Jahre alt, als wir sie offiziell zu uns nach Hause holten.

Das einzigartige Band der Liebe zwischen uns wird immer stärker. Cathy dient heute als Pionierin (Vollzeitpredigerin) in einer französischsprachigen Versammlung der Zeugen Jehovas im Norden Londons. In dem Jahr, in dem sie uns verließ, um in den Pionierdienst zu gehen, schrieb sie uns ein paar bewegende Zeilen: „Es heißt, man könne sich seine Angehörigen nicht aussuchen. Ich möchte Euch jedoch von ganzem Herzen dafür danken, daß Ihr mich ausgesucht habt.“

Wir sind so froh, daß Cathy zu uns kam. Sie zu einem Teil unserer Familie zu machen hat unser Leben sehr bereichert. In unserem Fall war es ein voller Erfolg. (Eingesandt.)

[Bild]

Cathy mit ihrer Adoptivfamilie

[Bild auf Seite 7]

Viele Kinder benötigen dringend elterliche Zuneigung und Geborgenheit

    Deutsche Publikationen (1950-2025)
    Abmelden
    Anmelden
    • Deutsch
    • Teilen
    • Einstellungen
    • Copyright © 2025 Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania
    • Nutzungsbedingungen
    • Datenschutzerklärung
    • Datenschutzeinstellungen
    • JW.ORG
    • Anmelden
    Teilen