Wachtturm ONLINE-BIBLIOTHEK
Wachtturm
ONLINE-BIBLIOTHEK
Deutsch
  • BIBEL
  • PUBLIKATIONEN
  • ZUSAMMENKÜNFTE
  • g96 22. 6. S. 26-27
  • Ich stand vor einer medizinischen Notsituation

Kein Video für diese Auswahl verfügbar.

Beim Laden des Videos ist ein Fehler aufgetreten.

  • Ich stand vor einer medizinischen Notsituation
  • Erwachet! 1996
  • Zwischentitel
  • Ähnliches Material
  • Eine Gewissensfrage
  • Erfolgreiche Behandlung ohne Bluttransfusion
  • Ich lerne, meine Grenzen zu akzeptieren
  • Wenn man es im Leben nicht leicht hat
    Erwachet! 1994
  • Weder Zauberer noch Götter
    Erwachet! 1994
  • Wenn Ärzte versuchen, Bluttransfusionen zu erzwingen
    Erwachet! 1974
  • Jehovas Zeugen und die Blutfrage
    Jehovas Zeugen und die Blutfrage
Hier mehr
Erwachet! 1996
g96 22. 6. S. 26-27

Ich stand vor einer medizinischen Notsituation

„ICH will offen zu Ihnen sein: Sie haben einen bösartigen Tumor. Wenn wir ihn nicht rechtzeitig entfernen, wird er lebenswichtige Organe befallen. Darum rate ich Ihnen zu einer Beinamputation.“

Die Worte des Arztes versetzten mir einen Schock; mir war, als hätte jemand, wie wir hier in Peru sagen, einen Eimer kaltes Wasser über mich ausgekippt. Ich war erst 21 Jahre alt. Einen Monat zuvor hatte ich Schmerzen im linken Knie verspürt und war auf Rheumatismus behandelt worden. Innerhalb weniger Tage war ich jedoch nicht einmal mehr imstande zu stehen.

Damals diente ich als Vollzeitprediger der Zeugen Jehovas in den Anden in Mittelperu. Nachdem ich in meinen Heimatort Huancayo zurückgekehrt war, begleitete mich meine Mutter in die Küstenstadt Lima. Dort ging ich am 22. Juli 1994 in die beste Krebsklinik des Landes; wie ich erfuhr, hieß meine Krankheit osteogenes Sarkom.

Eine Gewissensfrage

Bald darauf erklärte man mir, das Krankenhaus führe keine Operation ohne Bluttransfusion durch. Ein Arzt sagte sogar: „Mir ist es lieber, daß Sie zu Hause sterben, als daß Sie unter meinen Händen sterben.“ Aber das dortige Krankenhaus-Verbindungskomitee (KVK) — eine Gruppe von Zeugen Jehovas, die die Zusammenarbeit zwischen Krankenhäusern und Patienten fördert — kam mir zu Hilfe. Als Folge davon gestattete der Chefchirurg des Krankenhauses jedem Arzt seines Teams, der die Herausforderung annehmen wollte, mich zu operieren. Ein Arzt war dazu bereit, und die Operation wurde umgehend vorbereitet.

Vor der Operation erhielt ich viel Besuch. Ein Geistlicher kam mit der Bibel in der Hand zu mir und erklärte mir, meine Krankheit sei eine Strafe von Gott. Er drängte mich, jede Behandlung, die mein Leben retten könnte, zu akzeptieren. Ich erwiderte ihm, ich sei entschlossen, das biblische Gebot, sich ‘von Blut zu enthalten’, zu befolgen (Apostelgeschichte 15:19, 20, 28, 29).

Auch Krankenschwestern kamen zu mir und murmelten vor sich hin: „Wie dumm! Wie dumm!“ Außerdem kamen verschiedene Ärzteteams vorbei. Sie wollten den jungen Mann sehen, der sich weigerte, sich während einer Operation, für die ihrer Meinung nach eine Bluttransfusion unerläßlich war, Blut geben zu lassen. Am wichtigsten waren mir jedoch die Besuche meiner Glaubensbrüder und meiner Verwandten. Ihre vielen ermunternden Besuche haben die Krankenschwestern beeindruckt.

Erfolgreiche Behandlung ohne Bluttransfusion

Wenige Minuten bevor ich narkotisiert werden sollte, hörte ich einen Anästhesisten sagen: „Ich gebe keine Gewähr für das, was passiert.“ Aber eine Anästhesistin sowie der Chirurg und die Krankenhausleitung respektierten meine Bitte, mir keine Bluttransfusion zu geben. Das nächste, was ich hörte, war die Stimme einer Anästhesistin, die sagte: „Samuel, wachen Sie auf! Die Operation ist beendet!“

Obgleich mein Bein vollständig amputiert worden war, verspürte ich dort, wo es zuvor gewesen war, große Schmerzen. Ich wollte den Oberschenkel etwas massieren, um den Schmerz zu lindern, aber er war natürlich nicht mehr da. Ich litt an einem seltenen Phänomen, dem sogenannten Phantomschmerz. Obwohl das Bein entfernt worden war, meinte ich, darin schier unerträgliche Schmerzen zu spüren.

Dann sollte ich Chemotherapie erhalten. Eine Nebenwirkung dieser Behandlungsmethode ist ein Verlust an roten und weißen Blutkörperchen und an Blutplättchen, die für die Blutgerinnung wichtig sind. Das bedeutete, daß ein anderes Ärzteteam über meine Einstellung zur Bluttransfusion informiert werden mußte. Wieder setzte sich das KVK mit den Verantwortlichen in Verbindung, und die Ärzte waren damit einverstanden, die Behandlung ohne Bluttransfusionen durchzuführen.

Ich bekam die üblichen Nebenwirkungen einer Chemotherapie zu spüren — meine Haare fielen aus, und ich litt an Übelkeit, Erbrechen und Depressionen. Außerdem sagte man mir, daß ein 35prozentiges Risiko bestehe, eine Hirnblutung zu bekommen. Ich konnte es nicht unterlassen, einen der Ärzte zu fragen, woran ich wohl eher sterben würde — an Krebs oder an der Chemotherapie.

Später erklärten mir die Ärzte, sie könnten mir keine zweite Dosis Chemotherapeutika verabreichen, ohne vorher durch eine Bluttransfusion die Blutwerte anzuheben. Ein Arzt sagte verärgert zu mir, wenn er könnte, würde er mich narkotisieren und mir dann Blut geben. Ich erwiderte ihm, bevor ich das zuließe, würde ich auf die Chemotherapie ganz verzichten. Der Arzt brachte seine Bewunderung für meine Entschlossenheit zum Ausdruck.

Ich war damit einverstanden, daß mir Erythropoetin verabreicht wurde, um meine Blutwerte zu verbessern. Durch die Behandlung mit Erythropoetin gingen die Blutwerte nach oben. Danach wurden mir die Chemotherapeutika mehrere Tage lang intravenös verabreicht. Ich lag da und fragte mich: „Wird diese Dosis jetzt die besagte Hirnblutung auslösen?“ Glücklicherweise überstand ich die medikamentöse Behandlung ohne Schaden.

Vor meiner Operation hatte das Krankenhaus Patienten, die keine Bluttransfusion akzeptierten, immer weggeschickt. Aber das änderte sich nun, denn am Tag nach meiner Operation führte mein Chirurg eine weitere Operation ohne Bluttransfusion durch, und zwar an einem Patienten, der kein Zeuge Jehovas war. Heute arbeiten etliche Ärzte in diesem Krankenhaus eng mit dem KVK zusammen und sind bereit, Patienten aufzunehmen, die ohne Bluttransfusion operiert werden möchten.

Ich lerne, meine Grenzen zu akzeptieren

Von klein auf bin ich in Gottes Wegen unterwiesen worden. Ich bin sicher, daß mir das geholfen hat, in dieser Notsituation an meiner biblisch begründeten Überzeugung festzuhalten. In letzter Zeit hat es mich jedoch sehr belastet, daß ich nicht mehr soviel im Dienst für Gott tun konnte, wie ich gern wollte. Ich sprach darüber mit einem meiner Onkel, der ein christlicher Ältester ist. Er erinnerte mich daran, daß sogar der Apostel Paulus gemäß seinen eigenen Worten einen ‘Dorn im Fleisch’ hatte und deswegen Gott nicht in dem Maß dienen konnte, wie er gern wollte. Aber Paulus tat sein möglichstes (2. Korinther 12:7-10). Die Worte meines Onkels waren mir eine immense Hilfe.

Vor kurzem wurde mir eine Beinprothese angemessen. Sie wird mir hoffentlich ermöglichen, mehr im Dienst für Jehova, unseren Gott, zu tun. Ich bin froh, daß ich in dieser Notsituation ein gutes Gewissen bewahrt habe. Und ich bin zuversichtlich, daß Jehova mich, wenn ich treu bleibe, mit einem gesunden Körper und mit ewigem Leben auf einer paradiesischen Erde belohnen wird, auf der es keinen Schmerz und kein Leid mehr geben wird (Offenbarung 21:3, 4). (Von Samuel Vila Ugarte erzählt.)

    Deutsche Publikationen (1950-2025)
    Abmelden
    Anmelden
    • Deutsch
    • Teilen
    • Einstellungen
    • Copyright © 2025 Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania
    • Nutzungsbedingungen
    • Datenschutzerklärung
    • Datenschutzeinstellungen
    • JW.ORG
    • Anmelden
    Teilen