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  • Weder Zauberer noch Götter
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Erwachet! 1994
g94 8. 5. S. 12-14

Weder Zauberer noch Götter

VON MERCY UWASI AUS NIGERIA ERZÄHLT

AN EINEM sonnigen Nachmittag im März 1992 fingen die Schmerzen an. Ich war mit meinen Angehörigen auf unser Feld gegangen, um Maniok zu ernten. Dort bekam ich auf einmal heftige Bauchschmerzen. Bis wir wieder zu Hause waren, waren die Schmerzen unerträglich. Ich mußte mich übergeben; das Atmen fiel mir schwer. Obwohl ich vor lauter Schmerzen kaum gehen oder stehen konnte, schaffte es meine Mutti irgendwie, mich in ein Taxi zu setzen, das dann zum nahe gelegenen allgemeinen Krankenhaus raste.

Im Krankenhaus hatte zufällig ein Arzt Bereitschaftsdienst, dem ich einmal von der biblischen Hoffnung erzählt hatte. Er betastete meinen mittlerweile stark angeschwollenen Bauch. Auf seine Frage, ob ich Blut verloren hätte, antwortete meine Mutter, daß ich gerade meine Periode habe.

„Ihre Tochter ist im fünften Monat schwanger“, sagte der Arzt. „Die Blutungen stammen von einem Abtreibungsversuch.“

Mutter entgegnete: „Nein, Herr Doktor! Das würde sie nie machen! “

„Sagen Sie das nicht. Die Mädchen machen ihren Eltern heutzutage etwas vor. Sie ist schwanger.“

Jetzt schaltete ich mich ein. Ich sagte, ich sei eine Zeugin Jehovas und sei in einer christlichen Familie aufgewachsen; daher würde ich aufgrund meines biblisch geschulten Gewissens niemals unsittlich handeln.

Daraufhin meinte der Arzt zu meiner Mutter: „Meine Dame, lassen wir die Religion einmal beiseite, und seien wir realistisch. Ich versichere Ihnen, daß dieses Mädchen im fünften Monat ist.“

„Steh auf“, sagte Mutter zu mir. „Wir gehen in ein anderes Krankenhaus!“ Als wir das Gebäude verließen, sank ich, vor Schmerzen weinend, ins Gras. Mutter brachte mich auf dem schnellsten Weg nach Hause und erzählte meinem Vati, was der Arzt gesagt hatte.

Sie beschlossen, mich in ein größeres und moderneres Krankenhaus zu bringen, ein Ausbildungskrankenhaus. Auf dem Weg dorthin betete ich zu Jehova, er möge mich am Leben erhalten, damit die Leute nicht erzählten, ich sei infolge einer unerwünschten Schwangerschaft gestorben, und so Schmach auf seinen heiligen Namen gebracht würde. Wenn ich sterben würde, so betete ich, würde der Arzt doch jedem Zeugen Jehovas, der ihm predigen wollte, sagen: „War nicht erst vor kurzem jemand von euch hier, der schwanger war? “ Außerdem betete ich darum, daß ich noch einmal zu diesem Arzt gehen und ihm Zeugnis geben könne.

„Sie ist ja noch Jungfrau!“

In dem größeren Krankenhaus fing das Ganze noch einmal von vorn an; wieder dachten die Ärzte, ich sei schwanger. Ich hatte unerträgliche Schmerzen und weinte. Ein Arzt sagte barsch zu mir: „So macht ihr Mädchen das immer. Erst werdet ihr schwanger, und dann beginnt das große Heulen.“

Man unterzog mich einiger Tests. In der Zwischenzeit bombardierten mich die Ärzte mit Fragen. „Bist du verheiratet?“

„Nein“, gab ich zurück.

„Wie alt bist du?“

„Achtzehn.“

„Wie viele Liebschaften hast du?“

„Keine einzige.“

Da schrie mich der Oberarzt an: „Was soll das heißen? Willst du mir erzählen, daß du mit achtzehn Jahren keine Liebschaften hast?“ Noch einmal — wie bereits im ersten Krankenhaus — erklärte ich meinen christlichen Standpunkt. Daraufhin fragte mich der Arzt, ob ich eine Zeugin Jehovas sei. Ich bejahte. Er stellte keine weiteren Fragen.

Die Tests ergaben, daß ich nicht schwanger war. Mutter hörte, wie einer der Ärzte zu den anderen sagte: „Sie ist ja noch Jungfrau!“ Die Ärzte entschuldigten sich mit den Worten: „Du darfst uns das nicht übelnehmen. Wir erleben so etwas mit den Mädchen hier jeden Tag.“ Das war jedoch nur der Anfang meiner Prüfungen.

„Du wirst Blut nehmen“

Bei einer Ultraschalluntersuchung entdeckte man ein Gewächs an einem Eileiter. Es war so groß wie eine kleine Grapefruit. Ich mußte dringend operiert werden.

Unverzüglich teilte ich den Ärzten mit, daß ich keine Bluttransfusion akzeptieren würde, jedoch mit Ersatzflüssigkeit einverstanden sei. Sie beharrten auf einer Bluttransfusion.

Einer der Medizinstudenten herrschte mich an: „Du redest genauso wie letztens ein anderer von euch. Aber als es dann mit ihm bergab ging, ließ er sich doch Blut geben.“

„Bei mir ist das anders“, antwortete ich, „denn mein Ja ist ja, und mein Nein ist nein. Ich werde meine Lauterkeit nie aufgeben.“

Später kamen drei Ärzte zur Visite und fragten mich über meine Einstellung zur Blutfrage aus. Ich erklärte ihnen, daß die Bibel Christen gebietet, ‘sich des Blutes zu enthalten’ (Apostelgeschichte 15:20).

„Aber du mußt das Blut ja nicht trinken“, redeten sie auf mich ein, „sondern du erhältst es intravenös.“

Ich erwiderte ihnen, daß es keinen Unterschied machen würde, ob man es durch den Mund oder durch eine Vene aufnähme; es käme auf dasselbe heraus.

Am Samstag, den 14. März — eine Woche nach dem Auftreten der Schmerzen — untersuchte mich der Chefarzt der chirurgischen Abteilung. Laut Plan sollte er mich operieren. Inzwischen hatte sich die Schwellung bis zum Brustkorb ausgedehnt.

Er fragte: „Hat man dich davon in Kenntnis gesetzt, daß du Blut bekommen mußt?“

„Das hat man mir gesagt, Herr Doktor, aber ich werde mir kein Blut geben lassen“ war meine Antwort.

„Ich will dir mal etwas sagen“, erwiderte er. „Du wirst Blut nehmen. Wenn du das nicht tust, wirst du sterben. Wenn ich am Montag komme und sehe, daß kein Blut für dich bereitliegt, werde ich dich nicht operieren. Kein Blut, keine Operation.“

Dann sah er neben meinem Bett ein Buch liegen und fragte: „Ist das deine Bibel?“ Ich verneinte; es war mein persönliches Exemplar des Buches Der größte Mensch, der je lebtea. Er meinte, ich solle das Buch nehmen und beten, daß ich nicht sterbe. Ich erklärte ihm, daß wir unsere Gebete nicht aus Büchern ablesen. Wenn wir ein Problem hätten, würden wir zu Jehova beten und ihm einfach sagen, wie es uns ums Herz ist.

An den beiden folgenden Tagen setzten die Ärzte und die Krankenschwestern mich unter Druck, einer Bluttransfusion zuzustimmen. Sie meinten, ich sei zu jung, um zu sterben. „Laß dir Blut geben, und bleib am Leben!“ sagten sie.

„Jehova ist auf meiner Seite“

In dieser schweren Zeit las ich die Worte aus Psalm 118, wo es heißt: „Aus den bedrängnisvollen Umständen rief ich Jah an; Jah antwortete und stellte mich in einen weiten Raum. Jehova ist auf meiner Seite; ich werde mich nicht fürchten. Was kann ein Erdenmensch mir antun?“ (Psalm 118:5, 6).

Als ich über diese Verse nachdachte, wurde mein Glaube an Jehova gestärkt. An jenem Morgen kamen meine Eltern ins Krankenhaus. Ich zeigte ihnen diesen Psalm; auch sie fühlten sich dadurch im Glauben gestärkt.

Mutter und Vater haben mich die ganze Zeit über in meiner Entscheidung unterstützt und für mich gebetet. Die Brüder aus meiner Versammlung beteten ebenfalls für mich und ermunterten mich mit Bibeltexten.

„Wir sind keine Zauberer“

Am Montag, den 16. März sollte ich vormittags operiert werden. Einer der Ärzte kam ins Zimmer und sah, daß ich die Blutkarte in der Hand hielt, auf der mein Standpunkt in bezug auf eine Bluttransfusion dargelegt war. Er fragte: „Was soll das? Du willst wirklich bei dem bleiben, was du gesagt hast?“

„Ja, ich will kein Blut.“

„Gut“, sagte er, „dann blasen wir die Operation ab. Keine Operation.“

Er rief von meinem Zimmer aus meine Mutter an. Sie erklärte ihm: „Meine Tochter ist alt genug, um eigene Entscheidungen zu treffen. Ich kann nicht für sie entscheiden. Und sie sagt, daß ihr biblisch geschultes Gewissen es nun einmal nicht zuläßt, sich Blut geben zu lassen.“

Daraufhin knallte der Arzt meine Unterlagen wütend auf den Tisch und stürmte aus dem Zimmer. Die nächsten fünf Stunden hörten wir nichts mehr. Ich hatte große Schmerzen und konnte nichts essen. Und es gab weit und breit kein anderes Krankenhaus.

Zu meiner Überraschung wurde auf einmal eine Trage hereingetragen, und man brachte mich in den Operationssaal. Ich hielt meine Blutkarte krampfhaft fest. Auf dem Weg zum OP sah ich chirurgische Instrumente und einige Beutel Blut. Ich fing an, heftig zu weinen, und rief, ich wolle kein Blut haben. Eine Krankenschwester befahl mir, die Karte auf den Boden fallen zu lassen. Ich könne sie nicht mit in den OP nehmen. Ich gab ihr zu verstehen, daß ich ohne die Karte nicht in den OP ginge und daß ich sie dem Chefarzt zeigen wolle. Da riß sie mir die Karte aus der Hand und zeigte sie dem Chirurgen im OP. Der Chefarzt und fünf weitere Ärzte in ihrem Operationskittel standen im Handumdrehen bei mir.

Der Chefarzt war erbost. Er ließ meine Mutter kommen, zeigte auf meinen Bauch und sagte: „Gute Frau, wir haben keine Ahnung, was wir da drinnen vorfinden werden. Wenn wir viel schneiden müssen, kann das zu schweren Blutungen führen. Möchten Sie, daß sie verblutet?“

Mutter erwiderte: „Herr Doktor, ich weiß, daß Jehova mit dem Mädchen sein wird. Und er wird auch mit Ihnen sein. Tun Sie einfach nur Ihr Bestes, und überlassen Sie den Rest Jehova.“

Daraufhin meinte der Arzt: „Wir sind keine Zauberer und keine Kräuterdoktoren. Wir müssen so handeln, wie wir es gelernt haben. Ich kann nicht ohne Bluttransfusion operieren.“

Meine Mutter beschwor ihn noch einmal, einfach sein Bestes zu tun. Schließlich war er bereit, ohne Bluttransfusion zu operieren. Er fragte mich, ob ich Angst habe. Ich antwortete ihm: „Ich fürchte mich nicht vor dem Tod. Ich weiß, daß Jehova mit mir ist.“

„Höre nie auf, deinem Gott zu dienen“

Die Operation dauerte nur eine Stunde. Man schnitt mir den Bauch auf und konnte zur Überraschung aller das Gewächs ganz leicht entfernen.

Wie ein Arzt meiner Mutter später erzählte, diskutierten die Medizinstudenten meinen Fall abends in ihrem Wohnheim durch. Wenn Mutter und ich heute in dieses Krankenhaus gehen, werden wir immer bevorzugt behandelt.

Zwei Tage nach der Operation kam der Chirurg auf die Station, erkundigte sich nach meinem Befinden und meinte dann: „Höre nie auf, deinem Gott zu dienen. Er hat dir wirklich geholfen.“

[Fußnote]

a Herausgegeben von der Wachtturm-Gesellschaft.

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