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  • Erwachet! 1996
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Erwachet! 1996
g96 8. 7. S. 4-7

Mauern, die die Verständigung verhindern

ROBERT ist ein Missionar der Watch Tower Society, der in Sierra Leone (Westafrika) lebt. Als er kurz nach seiner Ankunft im Land eines Tages die Straße entlangging, hörte er einheimische Kinder im Chor rufen: „Weißer Mann! Weißer Mann!“ Robert, ein schwarzer Amerikaner, drehte sich nach dem weißen Mann um, aber außer ihm war kein Mann zu sehen. Da wurde ihm klar, daß die Kinder ihn meinten.

Ihre Rufe waren nicht böse gemeint. Die Kinder brachten lediglich zum Ausdruck, daß Robert aus einer anderen Kultur kam. Robert als weißen Mann zu bezeichnen war für sie die beste Art, diesen Unterschied auszudrücken.

Inwieweit uns unsere Kultur prägt

Kultur im allgemeinen Sinn ist folgendermaßen definiert worden: „gemeinsame Vorstellungen, ... Bräuche, Anschauungen und Erkenntnisse, die einen bestimmten Lebensstil ausmachen“. Viele kulturelle Werte werden uns direkt vermittelt, doch vieles nehmen wir auch völlig unbewußt auf. Ein Forscher sagte: „Von dem Moment der Geburt an wird die Erfahrung und das Verhalten [eines Kindes] von den Sitten und Bräuchen des Umfelds, in das es hineingeboren worden ist, geprägt. Wenn es sprechen kann, ist das kleine Wesen ein Produkt seiner Kultur, und wenn es herangewachsen ist und in seinem Kulturkreis aktiv sein kann, hat es sich die Bräuche, Ansichten und Grenzen seiner Kultur zu eigen gemacht.“

Die Kultur erleichtert uns das Leben in vielerlei Hinsicht. Als Kind finden wir schnell heraus, wie wir unseren Eltern gefallen können. Das Wissen darum, was in unserer Gesellschaft akzeptiert wird und was nicht, leitet uns in unserem Verhalten anderen gegenüber und in Fragen des Benehmens und der Kleidung.

Natürlich hängt unsere Persönlichkeit nicht nur von unserem kulturellen Hintergrund ab. In jeder Kultur gibt es unterschiedliche Menschen. Unsere Persönlichkeit wird auch von den Erbfaktoren, von unseren Erfahrungen im Leben und etlichen anderen Faktoren bestimmt. Dennoch sehen wir die Welt oft durch die Brille unserer Kultur.

Unsere Kultur bestimmt beispielsweise nicht nur, welche Sprache wir sprechen, sondern auch, wie wir uns ausdrücken. In einigen Gegenden im Nahen Osten schätzen es die Menschen, sich gewählt auszudrücken und viele Wörter, Wiederholungen und Metaphern zu verwenden. Im Gegensatz dazu halten die Menschen in manchen Ländern des Fernen Ostens die Kommunikation auf ein Mindestmaß beschränkt. Das spiegelt sich auch in dem japanischen Sprichwort „Alles Unglück kommt durch den Mund“ wider.

Unsere Ansicht über Zeit wird ebenfalls von unserer Kultur bestimmt. Kommt man in der Schweiz zu einer Verabredung zehn Minuten zu spät, wird erwartet, daß man sich entschuldigt. In anderen Ländern kann man sich ein oder zwei Stunden verspäten, ohne daß sich jemand weiter daran stört.

Die Kultur vermittelt auch Werte. Wie würde man zum Beispiel empfinden, wenn einem jemand sagte: „Du nimmst ja ordentlich zu. Du wirst richtig dick!“? Sofern man in einer afrikanischen Kultur aufgewachsen ist, wo ein kräftiger Körperbau als wünschenswert gilt, würde man sich über diese Bemerkung höchstwahrscheinlich freuen. Aber wenn man in einer westlichen Kultur groß geworden ist, wo Schlankheit gefragt ist, würde einen diese freimütige Äußerung sicherlich verletzen.

„Unsere Art zu leben ist die beste!“

Die Verständigung zwischen Menschen verschiedener Kulturen wird oftmals dadurch behindert, daß jeder zu der Meinung tendiert, seine Kultur sei die beste. Die meisten von uns denken, ihre Ansichten, Wertvorstellungen, Traditionen, ihre Art der Kleidung und ihre Schönheitsideale seien richtig, passend und besser als alle anderen. Wir neigen auch dazu, andere Kulturen mit den Maßstäben unserer eigenen Gruppe zu beurteilen. Diese Einstellung nennt man Ethnozentrismus. In der New Encyclopædia Britannica heißt es: „Ethnozentrismus ... kann nahezu als eine allgemein verbreitete Erscheinung betrachtet werden. Angehörige fast aller Kulturen der Welt halten ihre eigene Lebensart gegenüber der Lebensart selbst unmittelbarer Nachbarn für überlegen.“

Vor zweihundert Jahren sagte ein englischer Edelmann unverblümt: „[So, wie] ich das sehe, sind Fremde Narren.“ Der Herausgeber des Zitatenbuches, in dem diese Worte abgedruckt sind, schrieb dazu: „[Dies] gibt wohl wie keine andere Aussage ein allgemeines Empfinden wieder.“

Es gibt genügend Beispiele für Intoleranz gegenüber anderen Kulturen. Das folgende Zitat, das oft dem Nationalsozialisten Hermann Göring zugeschrieben wird, stammt ursprünglich aus der Feder eines deutschen Schriftstellers der 30er Jahre und lautet: „Wenn ich Kultur höre ... entsichere ich meinen Browning!“

Ausgeprägter Ethnozentrismus kann zu Diskriminierung führen, die ihrerseits eventuell Feindseligkeiten und Spannungen hervorruft. Richard Goldstone ist der Chefankläger des Internationalen Tribunals zur Ahndung von Kriegsverbrechen in Ruanda und im ehemaligen Jugoslawien. Er sagte über die Greueltaten in beiden Konflikten: „Das kann überall passieren. Bei den beiden Ländern handelt es sich um zwei ganz unterschiedliche Länder mit verschiedenen Kulturen und unterschiedlichem geschichtlichem Hintergrund, dennoch begeht dort einer gegen den anderen die gleichen Grausamkeiten. Diese Art brutaler ethnischer oder religiöser Streitigkeiten ist nichts anderes als Diskriminierung, die in eine gewalttätige Phase eingetreten ist. Die Gruppe, auf die man abzielt, muß entmenscht oder als dämonisiert hingestellt werden. Ist das erst einmal erreicht, verlieren die Leute ihre moralische Hemmschwelle, die sie normalerweise davon abhalten würde, etwas so Schreckliches zu tun.“

Unseren Horizont erweitern

In der Regel haben die Menschen, die wir uns als Freunde wählen, ähnliche Ansichten und Wertvorstellungen wie wir. Wir vertrauen ihnen und verstehen sie. In ihrer Gesellschaft fühlen wir uns wohl. Finden wir das Verhalten einer anderen Person seltsam oder unnormal, werden unsere Freunde wahrscheinlich derselben Meinung sein, weil sie unsere Vorlieben teilen.

Was trägt es uns daher ein, mit Menschen zu kommunizieren, die auf Grund ihres kulturellen Hintergrunds anders sind als wir? Vor allem wird uns eine gute Kommunikation helfen, den Grund für ihr Denken und Handeln zu verstehen. Kunle, ein Westafrikaner, sagte: „Viele Kinder in Afrika werden mit aller Strenge davon abgehalten, beim Essen zu sprechen. In manchen europäischen Ländern werden die Kinder jedoch zu einer Unterhaltung während der Mahlzeiten angehalten. Was geschieht, wenn Europäer und Afrikaner gemeinsam essen? Der Europäer wundert sich, warum der Afrikaner stumm über sein Essen gebeugt ist. Und der Afrikaner fragt sich, warum der Europäer wie ein Buch redet.“ In solchen Fällen kann ein beiderseitiges Verständnis der Kultur des anderen zweifelsohne viel zum Abbau sozialer Vorurteile beitragen.

Dadurch, daß wir Menschen aus einer anderen Kultur kennenlernen, verstehen wir nicht nur sie, sondern auch uns selbst besser. Ein Anthropologe schrieb: „Das letzte, was ein Meeresbewohner entdecken würde, wäre das Wasser. Er würde das Wasser erst bewußt wahrnehmen, wenn er durch irgendeinen Zufall an die Wasseroberfläche gelangen und zum ersten Mal mit Luft in Kontakt kommen würde. ... Die Fähigkeit, die Kultur seiner eigenen Gesellschaft als Ganzes wahrzunehmen, ... erfordert einen bestimmten Grad an Objektivität, der selten, wenn überhaupt, erreicht wird.“ Wenn wir eine andere Kultur kennenlernen, sind wir wie der Meeresbewohner, der zum ersten Mal mit Luft in Kontakt kommt; wir werden uns der kulturellen „Gewässer“, in denen wir leben, bewußt. Der Schriftsteller Thomas Abercrombie brachte das folgendermaßen auf den Punkt: „Jemand, der nie von einer fremden Kultur angezogen wurde, wird nie die Grenzen der eigenen Kultur erkennen.“

Kurz gesagt, ein Verständnis anderer Kulturen kann unser Leben bereichern, indem es unseren Horizont erweitert, so daß wir sowohl uns selbst als auch andere besser verstehen. Ethnozentrismus sowie das eigene kulturelle Erbe können zwar Mauern bilden, die die Verständigung verhindern, aber das muß nicht so sein. Diese Mauern können durchbrochen werden.

[Herausgestellter Text/Bild auf Seite 6]

„Angehörige fast aller Kulturen der Welt halten ihre eigene Lebensart gegenüber der Lebensart selbst unmittelbarer Nachbarn für überlegen“ (The New Encyclopædia Britannica)

[Bild auf Seite 7]

Man kann das Gute in anderen Kulturen schätzenlernen

[Bildnachweis auf Seite 6]

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