Wir beobachten die Welt
„Fehlende“ Frauen
„In Kulturkreisen, in denen Frauen, was die Gesundheitspflege betrifft, vorurteilslos behandelt werden, kommen auf 100 Männer 106 Frauen. Das ist eine biologische Tatsache“, hieß es in The Courier, einer von der Europäischen Union veröffentlichten Zeitschrift. Doch UN-Studien weisen auch auf eine andere Tatsache hin: In asiatischen Ländern wie China, Indien, der Republik Korea und Pakistan kommen im Durchschnitt auf 100 Männer nur 94 Frauen. Weshalb? „Auf Grund des wissenschaftlichen Fortschritts ist es heute möglich, das Geschlecht eines Fetus schon sehr früh zu ermitteln“, erklärte der Courier; infolgedessen hat sich das „Ungleichgewicht im Geburtenverhältnis Jungen zu Mädchen“ verstärkt. In der Republik Korea beispielsweise kamen 1982, was die Geburtenzahl angeht, auf 100 Jungen 94 Mädchen, doch 1989 sackte die Zahl auf 88 Mädchen ab. In der UN-Veröffentlichung Our Planet konnte man dazu lesen: „Die Statistiken sind schockierend: 100 Millionen Asiatinnen ‚fehlen‘ als Folge von Kindestötungen und Abtreibungen von weiblichen Feten.“
Waffen oder Entwicklungshilfe?
Mit 100 Dollar kann man entweder ein AK-47-Sturmgewehr kaufen oder genügend Vitamin-A-Kapseln für 3 000 einjährige Kinder, mit denen man verhindern kann, daß die Kinder blind werden. Mit 100 Millionen Dollar kann man entweder 10 Millionen Landminen kaufen oder genug Impfstoff gegen sechs lebensgefährliche Kinderkrankheiten für 7,7 Millionen Kinder. Mit 800 Millionen Dollar kann man entweder 23 Kampfflugzeuge vom Typ F 16 kaufen oder damit zehn Jahre lang Salz jodieren und so 1,6 Milliarden Menschen vor Jodmangelkrankheiten wie geistiges Zurückbleiben bewahren. Mit ungefähr 2,4 Milliarden Dollar kann man entweder ein Atom-U-Boot kaufen oder 48 Millionen Menschen mit Wasser und sanitären Einrichtungen versorgen. Wo setzt die Welt ihre Prioritäten? Gemäß der Veröffentlichung Zur Situation der Kinder in der Welt 1996 beliefen sich die Ausgaben für Waffen in den Entwicklungsländern allein im Jahr 1994 auf insgesamt 25,4 Milliarden Dollar — Geld, das man statt dessen für Entwicklungshilfeprojekte hätte verwenden können.
Zusammenstöße mit Elchen, die die Straße kreuzen
Warum kreuzt ein Elch die Straße? Diese Frage ist für Biologen auf Neufundland sowie für die einheimischen Autofahrer und die Tausende von Touristen, die die Hauptstraßen der Provinz befahren, kein Witz. „Jedes Jahr ereignen sich auf Neufundlands Hauptstraßen ungefähr 300 Zusammenstöße mit Elchen, etliche davon mit tödlichen Folgen für den Autofahrer“, meldete die Zeitung The Globe and Mail. „Die bis zu 450 Kilogramm schweren Elche können wie ein Felsbrocken auf das Autodach aufschlagen und jemanden töten oder zum Krüppel machen.“ Wahrscheinlich sei es nicht besonders wirkungsvoll, die auf der Insel lebende Elchpopulation von gegenwärtig 150 000 zu dezimieren, erklärte Shane Mahoney vom Amt für natürliche Ressourcen, denn eine große Anzahl Unfälle ereigne sich in Gebieten mit niedriger Elchdichte. Wissenschaftler hoffen, durch eine Analyse der Herdenwanderungen herauszufinden, warum Elche, die von Natur aus Verkehr scheuen, plötzlich die Straße kreuzen.
Naurus Plage
Nauru, die kleinste und abgelegenste Republik der Welt, war einst bekannt für ihre tropische Schönheit. Als europäische Seefahrer die 20 Quadratkilometer große Insel im 18. Jahrhundert das erste Mal erblickten, nannten sie sie „Schöne Insel“. Heute ist jedoch nur ein schmaler Küstenstreifen der Insel bewohnbar, und Nauru ist, wie die New York Times schrieb, inzwischen „das von Umweltschäden am schlimmsten betroffene Land der Erde“. Wieso? Die Antwort lautet: Tagebau. 90 Jahre lang wurde dort Phosphat, das im Lauf von Jahrtausenden aus Vogelexkrementen und Mikroorganismen des Meeres entstanden ist, abgebaut; „zurück blieb eine mit Kratern bedeckte, gespenstische Mondlandschaft mit bis zu 22 Meter hohen Felsspitzen aus grauem Kalkstein“. Durch die Wärme, die von vier Fünfteln der Insel aufsteigt, wo das Phosphat bereits abgebaut ist, wird auch das Wetter beeinflußt; die Wärme vertreibt Regenwolken und verursacht Dürren. Man rechnet damit, daß die letzten Phosphatablagerungen innerhalb der nächsten 5 Jahre abgebaut sein werden. Viele Einwohner der Insel sind der Meinung, ihnen bliebe nur eine einzige Wahl: Nauru verlassen und sich mit ihrem Vermögen eine andere Insel kaufen, die dann ihre neue Heimat wird.
Guineawurm-Krankheit bald besiegt
„Jetzt sieht es so aus, als sei die Guineawurm-Krankheit nach den Pocken die zweite Krankheit des Menschen, die ausgerottet wird“, behauptete die Zeitschrift The Economist. „Die Zahl der gemeldeten Krankheitsfälle, die sich noch 1989 auf knapp 900 000 Fälle weltweit belief, war bis zum vergangenen Jahr auf 163 000 gesunken und geht in den meisten Ländern jedes Jahr um die Hälfte zurück.“ Eine Ausnahme bildet der Sudan, „was beweist, daß Krieg und Krankheiten Hand in Hand gehen“. Der Guineawurm, ein im Wasser lebender Parasit, dessen Larven mikroskopisch klein sind, ist in Zentralasien, Pakistan und in einer Reihe afrikanischer Länder bereits ausgemerzt worden. Man hat den Guineawurm unter Kontrolle gebracht, indem man das Trinkwasser chemisch behandelt hat, den Menschen beigebracht hat, ihr Trinkwasser durch ein Stück Stoff zu filtern, und Erkrankten klargemacht hat, in Gewässern, die als Trinkwasserquelle dienen, nicht zu baden oder herumzuwaten. Sind die Parasiten in einen Körper gelangt, sterben die Männchen nach der Begattung, aber die Weibchen können einen Meter lang werden, bevor sie sich über mehrere Wochen hinweg langsam aus schmerzhaften Geschwüren am Bein des Erkrankten herausarbeiten, wobei sie mitunter die Muskeln schädigen beziehungsweise verkrüppeln.
Weltuntergangsuhr vorgestellt
Der Minutenzeiger der berühmten Weltuntergangsuhr auf dem Titelblatt des Bulletin of the Atomic Scientists ist unlängst um drei Minuten in Richtung Mitternacht vorgestellt worden. Die Uhr steht als Symbol dafür, wie nahe die Welt einem Atomkrieg ist. Seit ihrer Einführung im Jahr 1947 ist die Uhr je nach Lage der Weltereignisse 16mal verstellt worden. Am nächsten kam der Zeiger der nuklearen „Mitternacht“, als er im Jahr 1953, nachdem die erste Wasserstoffbombe von den Vereinigten Staaten gezündet worden war, auf 2 Minuten vor 12 gestellt wurde. Das letzte Mal wurde der Zeiger im Jahr 1991 verstellt, als er auf Grund der optimistischen Stimmung nach Ende des kalten Krieges auf 17 Minuten vor Mitternacht zurückgestellt wurde. Daß die Uhr jetzt wieder auf 14 Minuten vor 12 gestellt wurde, zeigt, daß man wegen der wachsenden Spannungen weltweit und der Bedrohung, die von dem Kernwaffenarsenal und dem Atomterrorismus ausgeht, zunehmend besorgt ist. „Die Welt ist nach wie vor ein gefährlicher Ort“, sagte Leonard Rieser, Chefredakteur des Bulletin.
Aussetzen von Neugeborenen
In Italien hat eine Mutter das Recht, die Annahme ihres Neugeborenen zu verweigern, und überläßt es damit dem Jugendamt, ein Paar zu finden, das zur Adoption des Kindes bereit ist. Dennoch seien im Jahr 1995 mindestens 600 Kinder nach der Geburt ausgesetzt und „oftmals in Mülltonnen oder in der Nähe von Kirchen und Gesundheitszentren“ aufgefunden worden, konnte man in der italienischen Zeitung La Repubblica lesen. Diese Entwicklung ist sowohl in den hochindustrialisierten, wohlhabenden als auch in den ärmsten, unterentwickelten Gegenden des Landes zu beobachten. Gemäß Vera Slepoj, der Vorsitzenden der italienischen Gesellschaft für Psychologie, ist das ein „Warnsignal dafür, daß [der Gesellschaft] der Geruch des Todes“ anhaftet.
Auf Durstgefühl allein kein Verlaß
„Wenn sich jemand allein auf sein Durstgefühl verläßt, wird er nicht genug trinken“, erklärte der Physiotherapeut Dr. Mark Davis. Viele Menschen leiden unter einer leichten Dehydratation, denn das Durstgefühl tritt erst auf, wenn der Flüssigkeitspegel im Körper bereits recht niedrig ist. Je älter man wird, desto schlechter funktioniert der Durstmechanismus. Wie die New York Times berichtete, benötigen wir besonders viel Wasser, wenn es extrem heiß oder extrem kalt und trocken ist, wenn wir uns bewegen oder Diät halten und wenn wir irgendwelche Krankheiten haben, die von Durchfall, Fieber und Erbrechen begleitet werden und einen Flüssigkeitsverlust hervorrufen. Auch bei einer ballastreichen Ernährung ist mehr Flüssigkeit erforderlich, damit die Ballaststoffe durch den Darm transportiert werden können. Obst und Gemüse enthalten zwar einen hohen Prozentsatz an Wasser, doch ein Großteil des Flüssigkeitsbedarfs wird durch Trinken gedeckt. Am besten eignet sich Wasser, denn es wird vom Körper schnell aufgenommen. Je süßer das Getränk ist, desto langsamer wird es verarbeitet. Limonade kann sogar noch durstiger machen, weil zur Verdauung des Zuckers Flüssigkeit benötigt wird. Da Koffein und Alkohol harntreibend wirken, kann es zu Wasserverlust kommen, wenn man auf koffeinhaltige und alkoholische Getränke eingeschworen ist. „Erwachsene sollten mindestens acht Glas Wasser à 0,25 Liter am Tag trinken“, hieß es in der Times.
Berühmtes ägyptisches Grab für Öffentlichkeit freigegeben
Das Grab von Nefertari oder Nofretiri im Tal der Königinnen bei Luxor, das viele Jahre geschlossen war, ist restauriert und für die Öffentlichkeit wieder freigegeben worden. „‚Dieses Grab ist wirklich das faszinierendste in Luxor am Westufer des Nils oder sogar in ganz Ägypten‘, sagte Mohammed el-Soghayer, Chef der Zweigstelle des Supreme Council for Antiquities in Luxor. ‚Es wurde offensichtlich von den geschicktesten Künstlern zur Zeit Ramses II. erstellt, der dieses königliche Monument aus Liebe zu Nefertari errichten ließ. Er wollte, daß sie das schönste Grab bekam.‘“ Die farbenprächtigen, meisterhaften Wandbilder, die 430 Quadratmeter einnehmen, wurden jedoch durch Überschwemmungen, Schlamm und eindringende Salzkristalle nahezu zerstört. 1986 begann ein internationales Team nach jahrelangen Beratungen mit der mühsamen Arbeit, die Fragmente der Wandgemälde mit Hilfe von Fotografien des italienischen Ägyptologen Ernesto Schiaparelli, der das Grab entdeckt hatte, wieder zusammenzusetzen. Wegen des Feuchtigkeitsproblems ist die Anzahl der Besucher jedoch begrenzt worden. Ramses II. weihte Nefertari außerdem einen der Tempel von Abu Simbel.