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  • „Wenn ich schwach bin, dann bin ich machtvoll“
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Erwachet! 1997
g97 22. 1. S. 23-27

„Wenn ich schwach bin, dann bin ich machtvoll“

ICH wuchs in Petaluma auf, einem Städtchen nördlich von San Francisco (Kalifornien). Meine Mutter war ein wenig religiös, mein Vater konnte mit Religion jedoch nichts anfangen. Ich habe immer an einen Schöpfer geglaubt, nur wußte ich nicht, wer er war.

Meine Kindheit war sehr glücklich. Gern denke ich an diese sorglosen Tage zurück. Damals hatte ich keine Ahnung, daß sich in meinem Körper etwas abspielte, was mir einen Großteil meiner Freiheit rauben sollte. Ich kann mich erinnern, daß ich in meinem letzten Schuljahr, 1960, mit meiner besten Freundin über Schmerzen in mehreren Fingern sprach.

Bald darauf hatte ich so starke Schmerzen in den Füßen, daß meine Mutter mich nach San Francisco in ein Krankenhaus brachte, wo ich ungefähr sechs Tage blieb. Ich war damals 18 Jahre alt. Die Untersuchungen ergaben, daß ich an chronischer Polyarthritis litt. Man injizierte mir Natriumaurothiosulfat, dann Prednison und danach eine andere Art von Kortison. Insgesamt 18 Jahre lang erhielt ich diese Mittel. Jedes linderte die Schmerzen für ein paar Jahre, wirkte dann aber nicht mehr und wurde durch ein anderes ersetzt. Da ich die ständigen Schmerzen nicht ignorieren konnte, suchte ich verzweifelt nach einer anderen Therapie. Dabei stieß ich auf einige alternative Behandlungsmethoden, die mir ein wenig halfen. Ich bin dankbar, daß ich heute nicht so starke Schmerzen habe wie in den Phasen, als die Krankheit in meinem Körper einen aggressiveren Verlauf nahm.

Im Jahr 1975 entdeckte mein Sohn eines Tages ein Buch, in dem meine Mutter Aufzeichnungen über mich gemacht hatte, als ich noch ein Baby war. Darin stand, daß ich im Alter von 6 Monaten wegen einer vergrößerten Thymusdrüse mit Röntgenstrahlen behandelt worden war. Ich halte es für möglich, daß diese Behandlung im Säuglingsalter der Grund für meine heutige Verfassung ist. Wenn ja, dann war das ein schrecklicher Fehler!

Ich heiratete 1962. Im Jahr 1968, als die Krankheit noch nicht so weit fortgeschritten war, arbeitete ich zusammen mit Lynn, meinem Mann, in unserer eigenen Bäckerei. Wir standen jeden Morgen so gegen 4 Uhr auf, und mein Mann bereitete den Teig zu. Zwischendurch, solange das Brot im Ofen war, hielt er manchmal ein Nickerchen auf den Mehlsäcken. Wir schnitten das Brot in Scheiben, verpackten es, und Lynn lieferte es dann aus. Gelegentlich kam ein Versicherungsvertreter zu uns in die Bäckerei und erzählte uns etwas über das von Gott verheißene Königreich. Er fand bei uns hörende Ohren, aber wir waren einfach zu beschäftigt. Unser Kundenstamm wurde immer größer, so daß wir durch unsere Arbeit sehr eingespannt waren. Zu unserer Freude wurde unser Betrieb von einer anderen Bäckerei aufgekauft. Lynn fand in dieser Bäckerei eine Beschäftigung, und ich arbeitete in einem Schönheitssalon. Als sich die Arthritis verschlimmerte, konnte ich allerdings nur noch drei Tage in der Woche arbeiten und mußte schließlich ganz aufhören.

In dieser Zeit besuchte mich regelmäßig eine Zeugin Jehovas und bot mir den Wachtturm und das Erwachet! an. Um ihr einen Gefallen zu tun, nahm ich die Zeitschriften jedesmal entgegen und gab ihr einen Beitrag. Wenn sie gegangen war, legte ich die Schriften auf ein Regal, wo sie ein paar Tage ungelesen liegenblieben, bis einer von uns beiden sie wegwarf. Das war wirklich schade, denn heute kennen wir ihren geistigen Wert. Damals jedoch war Religion für uns nicht weiter von Belang.

Unsere geistigen Bedürfnisse erkannt

Eines Abends unterhielt ich mich mit meinem Mann darüber, daß essen, schlafen und hart arbeiten doch nicht alles im Leben sein kann. Uns wurde bewußt, daß in unserem Leben der religiöse Aspekt fehlte, und so machten wir uns auf die Suche. Zunächst wandten wir uns an eine kleine Kirche in unserer Straße, fanden dort aber nicht die erhoffte geistige Erbauung. Die Kirchenmitglieder sprachen hauptsächlich über lokale Probleme.

Die Zeugin Jehovas, die mir die Zeitschriften brachte, kam nun schon ungefähr ein Jahr, doch es blieb alles beim alten, bis ich schließlich das Erwachet! vom 8. Oktober 1968 (deutsch: 8. April 1969) las mit dem Thema „Ist es später, als du denkst?“ Der Inhalt sprach mich an, und glücklicherweise ging es meinem Mann genauso. Wir begannen ein Bibelstudium und sogen die Wahrheit wie ein Schwamm auf. Von all den wunderbaren Dingen, die wir lernten, konnten wir nicht genug bekommen. 1969 ließen wir uns taufen.

Mit der Zeit fiel es mir schwer, mich zu setzen oder aufzustehen, geschweige denn zu laufen. Um in ein Auto einzusteigen oder um auszusteigen, mußte ich die Knie mit Gewalt beugen. Ich hatte gelernt, mich mit meinen Grenzen abzufinden und mit Schmerzen zu leben, die mir oft die Tränen in die Augen trieben. Also frischte ich mein Make-up auf, und dann zogen wir los zu den Zusammenkünften oder in den Predigtdienst. Solange ich noch konnte, ging ich von Haus zu Haus. Ich versuchte, ein- oder zweimal wöchentlich in den Predigtdienst zu gehen, bis es mir wegen der Steifheit und der Schmerzen in den Knien und den Füßen nicht mehr möglich war. Oft machte ich mir Sorgen, ich könnte hinfallen und wäre dann nicht mehr imstande aufzustehen. Es war und ist mir eine Hilfe, mit Jehova zu sprechen. Manchmal schreie ich unter vielen Tränen zu ihm.

Ich war allerdings nicht immer in der Lage, mir durch Tränen Erleichterung zu verschaffen. Chronische Polyarthritis kann mit trockenen Augen einhergehen. Mitunter war die Trockenheit so schlimm, daß es mir schwerfiel zu lesen. Ich hörte mir dann Bibelkassetten an. Oft ging ich mit geschlossenen Augen umher, weil die Bewegungen der Augenlider scheuerten. Es war fast so, als wäre ich blind. Zeitweise mußte ich alle fünf Minuten Augentropfen nehmen. Schlimmer noch war, daß ich mir die Augen mit Salbe einreiben und fünf bis sechs Tage lang verbinden mußte, bis es mir besserging. Es ist nicht leicht, dankbar zu bleiben, wenn man an einer langwierigen Krankheit leidet, von der man weiß, daß im gegenwärtigen System nicht mit Heilung zu rechnen ist.

Im Jahr 1978 mußte ich einen Rollstuhl zu Hilfe nehmen. Diese Entscheidung fiel mir sehr schwer. Ich hatte sie so weit wie möglich hinausgeschoben, doch schließlich blieb mir nichts anderes übrig. Ich wußte, daß es eines Tages so kommen mußte, aber ich hatte gehofft, Gottes neue Welt würde vorher dasein. Lynn kaufte einen hohen Bürodrehstuhl mit einem großen fünfarmigen Fußkreuz. Damit bin ich im Haus beweglicher.

Es war für mich frustrierend, nach etwas zu greifen, weil ich den Arm nicht weit ausstrecken konnte und es mir mit meinen gekrümmten Fingern schwerfiel, etwas festzuhalten. Deshalb benutze ich jetzt einen Greifer. Damit kann ich etwas vom Boden aufheben, einen Schrank öffnen und Geschirr herausholen oder etwas aus dem Kühlschrank nehmen. Da ich im Umgang mit meinem Greifer immer geschickter werde, bin ich in der Lage, einige Hausarbeiten zu erledigen. Ich kann kochen, Geschirr spülen, aufwischen, bügeln und Wäsche zusammenlegen. Ein wenig stolz macht es mich schon, wenn ich meine Fähigkeiten steigere, und ich bin froh, daß ich im Haushalt noch einiges tun kann. Was ich früher allerdings innerhalb von Minuten schaffte, nimmt heute Stunden in Anspruch.

Telefonisches Zeugnisgeben

Es dauerte eine gewisse Zeit, bis ich den Mut aufbrachte, telefonisch Zeugnis zu geben. Ich fühlte mich dazu nicht in der Lage, aber inzwischen bereitet es mir Freude, und ich habe schon einigen Erfolg gehabt. Zu meiner Überraschung war es ähnlich wie das Predigen von Haus zu Haus, denn dadurch bin ich in der Lage, mit anderen über Jehova und seine Vorsätze zu sprechen.

Als Einleitung sage ich zum Beispiel folgendes: „Hallo, spreche ich mit Herrn ...? Mein Name ist Maass. Ich würde mich gern kurz mit Ihnen unterhalten, wenn Sie ein paar Minuten erübrigen könnten. (Darauf sagt der Angesprochene meistens: „Worum geht es denn?“) Ist es nicht erschreckend, was heute in der Welt vor sich geht? (Ich warte die Antwort ab.) Ich möchte Sie gern auf einen biblischen Gedanken aufmerksam machen, der uns wirklich Hoffnung für die Zukunft gibt.“ Dann lese ich das Vaterunser vor und eventuell 2. Petrus 3:13. Manchmal bitte ich andere Glaubensschwestern oder Lynn, bestimmte Personen zu besuchen.

Im Laufe der Jahre hatte ich schon viele schöne Gespräche und konnte etlichen, die Interesse zeigten, Broschüren, Zeitschriften oder Bücher schicken. Mit einigen konnte ich am Telefon beginnen, die Bibel zu studieren. Eine Frau sagte mir, ihrer Meinung nach reiche es, wenn sie die Bibel für sich allein lese. Nach mehreren Gesprächen und nachdem ich ihr meine Umstände geschildert hatte, war sie jedoch einverstanden, zu einem Bibelstudium in unsere Wohnung zu kommen.

Als ich ein andermal jemand anrufen wollte, nannte mir eine Ansage eine neue Nummer. Sie war außerhalb des Ortsnetzes. Obwohl ich immer nur Ortsgespräche führe, fühlte ich mich gedrängt, die Nummer zu wählen. Eine Frau nahm das Gespräch entgegen, und nachdem ich mit ihr eine Weile gesprochen hatte, sagte sie, daß ihr Mann und sie Menschen kennenlernen wollten, die wirklich Christen sind. Daher fuhren Lynn und ich zu ihnen nach Hause — eine Strecke von zirka einer Stunde —, um mit ihnen die Bibel zu studieren.

Es macht mich nach wie vor glücklich, mit anderen über Jehova zu sprechen und darüber, daß er neue Himmel und eine neue Erde verheißen hat, in denen Gerechtigkeit wohnen wird. Unlängst sagte mir eine Frau, mit der ich über einen Zeitraum von mehreren Monaten Gespräche geführt hatte: „Immer wenn ich mit Ihnen rede, wird mir bewußt, daß ich mehr Erkenntnis in mich aufnehme.“ Ich weiß, daß die Erkenntnis, die ich anderen vermittle, zu ewigem Leben führt und eine Freude erzeugt, die sogar durch ein verkrüppeltes Äußeres, wie ich es habe, hindurchstrahlen kann. Manchmal kann ich im Dienst mehr tun, manchmal weniger, aber ich wünschte, ich könnte immer viel, viel mehr tun. Mir ist klar, daß Jehova die Umstände eines jeden kennt und daß er das schätzt, was wir tun können, so gering es uns auch erscheinen mag. Oft denke ich an Sprüche 27:11: „Sei weise, mein Sohn, und erfreue mein Herz, damit ich dem, der mich höhnt, eine Antwort geben kann.“ Ich möchte ganz bestimmt zu denen gehören, die beweisen, daß Satan ein Lügner ist.

Der Besuch der Zusammenkünfte ist jedesmal ermunternd, obgleich es für mich schwierig ist, dorthin zu kommen. Jehova sorgt so wunderbar für eine gute geistige Ernährung, daß ich den größten Nutzen daraus ziehen möchte. Wie glücklich sind wir doch, daß unsere beiden Kinder die Wahrheit angenommen haben! Unsere Tochter Terri ist mit einem netten Bruder verheiratet, und die beiden haben vier Kinder, an denen ich sehr hänge. Es ist wirklich herzerfreuend, daß auch unsere Enkel Jehova lieben. Unser Sohn James und seine Frau Tuesday haben sich entschieden, Jehova im Bethel in Brooklyn (New York) zu dienen, in der Weltzentrale der Zeugen Jehovas.

Ein irdisches Paradies durch Jehovas Macht

Ich versuche, mir stets Jehovas wunderbare Verheißung einer paradiesischen Erde vor Augen zu halten. Schon heute gibt es in seiner Schöpfung so vieles, woran man sich erfreuen kann. Einen schönen Sonnenuntergang finde ich herrlich. Ich freue mich an der Vielfalt der Blumen und an ihrem Duft. Ich liebe Rosen! Ich kann nicht sehr oft das Haus verlassen, aber wann immer es mir möglich ist, genieße ich die warmen Sonnenstrahlen. Ich schließe die Augen und versetze mich in Gedanken in die Berge, wo sich unsere Familie auf einer blumenübersäten Wiese einen schönen Tag macht. Ganz in der Nähe fließt ein murmelnder Bach vorbei, und es gibt für jeden mehr als genug süße, saftige Wassermelone. Wenn ich irgend kann, male ich Bilder, die mich an das verheißene irdische Paradies denken lassen. Dabei stelle ich mir vor, ich wäre selbst dort. Ich weiß, daß Jehova die herrlichen Gedankenbilder, die für mich heute so kostbar sind, verwirklichen kann.

Immer wieder denke ich gern an Jakobus 1:12. Dort heißt es: „Glücklich ist der Mann, der die Prüfung erduldet, denn nachdem er sich bewährt hat, wird er die Krone des Lebens empfangen, die Jehova denen verheißen hat, die ihn beständig lieben.“ Paulus verglich sein Leiden mit einem ‘Satansengel, der ihn immer wieder schlug’. Er betete darum, daß Jehova ihn von seiner Behinderung befreie, doch wurde ihm gesagt, Gottes Kraft werde in Schwachheit vollkommen gemacht. Der Erfolg, den Paulus trotz seiner Schwachheit hatte, war somit ein Beweis für die Kraft, die Gott ihm gab. Paulus sagte: „Wenn ich schwach bin, dann bin ich machtvoll“ (2. Korinther 12:7-10). Ich habe das Empfinden, daß das Wenige, das ich gegenwärtig trotz meiner Grenzen tun kann, nur durch Gottes Kraft möglich ist.

Johannes zeichnete eine Begebenheit auf, die mir großen Mut macht. Es geht um einen Mann, der 38 Jahre an ein Tragbett gefesselt war. Er und andere Kranke lagen hoffnungsvoll an einem Teich und wünschten sich sehnlichst, darin zu baden. Allerdings war der Mann nicht imstande, in das Wasser zu gelangen, von dem er sich Heilung erhoffte. Eines Tages sah ihn Jesus und fragte ihn: „Willst du gesund werden?“ Meine Antwort auf diese Frage wären nichts als Freudentränen! „Jesus sprach zu ihm: ‚Steh auf, heb dein Tragbett auf, und geh umher‘“ (Johannes 5:2-9). Wie viele einer solchen Aufforderung doch entgegensehen! (Von Luretta Maass erzählt.)

[Bild auf Seite 24]

Ich dachte an ein Kind, das Menschen gern hat — und da ist es, wie es fröhlich über eine Wiese läuft

[Bild auf Seite 25]

Als ich einmal in munterer Stimmung war, stellte ich mir einen unternehmungslustigen Jungen auf Stelzen mit seinem Hund zwischen den Füßen vor

[Bilder auf Seite 26]

Beim Heraussuchen von Telefonnummern für den Predigtdienst

Beim Wählen einer Telefonnummer

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