kaba — Ein elegantes afrikanisches Kleidungsstück
VON UNSEREM KORRESPONDENTEN IN GHANA
KABA — man sieht sie so gut wie überall in Ghana und benachbarten Ländern hier in Westafrika. Sie wird bei den verschiedensten Anlässen getragen, von Beerdigungen bis zu fröhlichen Geselligkeiten unter Christen. Außerdem präsentiert sich die kaba in verschiedenen Stilrichtungen und Farben.
Was ist eine kaba überhaupt? Es handelt sich dabei um ein beliebtes Kleidungsstück für Frauen, das vom Nacken bis zur Hüfte reicht. Doch es wird nicht für sich allein getragen. Ein zwei Meter langes Stück gebatikter Baumwollstoff gehört noch dazu. Der Stoff wird um die Taille gewickelt, endet an den Knöcheln und heißt asetam. Das Ensemble ist aber erst komplett, wenn noch ein weiteres zwei Meter langes Stück Stoff, nguso genannt, umgewickelt wird. Es ist vielseitig und kann auch als passende Kopfbedeckung getragen werden oder als Wickeltuch, mit dem man ein Baby auf dem Rücken tragen kann.
Die kaba wird nur in Afrika getragen, hat dort aber verschiedene Namen. Die Liberianer nennen sie lappa. In Benin heißt sie genwu. In Sierra Leone spricht man von docket und lappa. Es ist noch nicht lange her, da war die kaba auf dem afrikanischen Kontinent unbekannt. Hier in Ghana war bei den akansprachigen Frauen beispielsweise der dansenkran beliebt. Er bestand aus zwei Stück Stoff, die manchmal das gleiche Muster hatten. Ein Teil wurde um die Taille gebunden und von einem Gürtel festgehalten. Das zweite, meist größere Teil wurde über die linke Schulter gelegt und bedeckte Brust und Rücken. Zu dieser Kleidung gehörte meist eine besondere Frisur, ebenfalls dansenkran genannt.
Als jedoch die Nähmaschine aufkam, begannen afrikanische Frauen, sich Kleidungsstücke zu nähen, die den Blusen im westlichen Stil ähnelten. Dahinter stand der Gedanke, sich wie die westlich gekleideten Frauen die Schultern zu bedecken. Es heißt, daß die Aussprache des englischen Wortes „cover“ (bedecken) manchen Schwierigkeiten bereitete. So wurde aus „cover“ kaba.
Die kaba ist wieder in Mode
Ob Büroangestellte oder Bäuerin: Frauen tragen die kaba nach wie vor. Sie ist sogar zum Exportartikel geworden. Allerdings ist diese Beliebtheit relativ neu.
Zum einen mochten nicht alle Frauen den Stil der kaba, der vor 40 Jahren in war. Agnes, eine 62jährige pensionierte Sozialarbeiterin, sagte gegenüber Erwachet!, einige der früheren Stilrichtungen seien „lächerlich“ gewesen. Zum anderen fehlte es manchen Frauen an Geduld und Kunstfertigkeit, die kaba mit asetam und nguso richtig anzulegen. Elizabeth, die eine Schneiderei unterhält, erinnert sich: „Für uns junge Frauen war es schwierig, die Technik des Wickelns von asetam und nguso zu beherrschen. Ich habe diese Kunst nie gemeistert.“
Auch Ressentiments trugen dazu bei, diesem Kleidungsstil die Beliebtheit zu nehmen. Wie die 65jährige Serwah gegenüber Erwachet! sagte, waren viele bis vor kurzem der Ansicht, Kleidung im westlichen Stil sei etwas für die Gebildeten und die kaba etwas für die Ungebildeten.
Ein neues kulturelles Bewußtsein hat jedoch viele Afrikanerinnen dazu gebracht, die kaba mit anderen Augen zu betrachten. Außerdem haben ihr die Modeschöpfer Auftrieb gegeben. Sie haben ein neues Kleidungsstück kreiert, slit genannt. Es ist wie ein Rock geschnitten, der bis zu den Knöcheln reicht, und löst die Probleme, die manche Frauen beim korrekten Wickeln von asetam und nguso hatten. Ausstellungen und Modenschauen haben ebenfalls sehr dazu beigetragen, die kaba als große Mode herauszubringen.
Wie in vielen Ländern wirkt die neuste Mode natürlich auch hier mitunter sehr erotisch. Clara (69 Jahre) sagt, daß solch enthüllende Kleidung offenbar am „ursprünglichen Zweck der kaba“ vorbeigeht, der darin bestand, „die Schultern zu bedecken“. Christinnen denken daher an den Rat des Apostels Paulus: „Ebenso möchte ich, daß sich die Frauen in wohlgeordnetem Kleid mit Bescheidenheit und gesundem Sinn schmücken“ (1. Timotheus 2:9; 1. Korinther 10:29).
Für Frauen, die diesbezüglich eine kluge Wahl treffen, kann die kaba ein elegantes und praktisches Kleidungsstück sein. Und während viele traditionelle afrikanische Kleidungsstile aus der Mode gekommen sind, hat sich die kaba bis heute als Kleidungsstück gehalten, das auf elegante und reizvolle Weise mit der Kultur und den Lebensbedingungen in Afrika harmoniert.
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„nguso“ einmal als Kopfbedeckung ...
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... ein andermal als Wickeltuch, mit dem ein Kind getragen wird