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Erwachet! 1997
g97 8. 10. S. 16-19

down under ist das Leben ganz anders

VON UNSEREM KORRESPONDENTEN IN AUSTRALIEN

DOWN UNDER ist im englischen Sprachraum für viele zu einem Begriff geworden. Man bezeichnet damit gewisse Länder, die unterhalb des Äquators liegen. Rein theoretisch könnte sich dieser Begriff auf alle Länder der südlichen Hemisphäre beziehen. Allgemein sind aber nur Australien und Neuseeland damit gemeint. Wir befassen uns hier einmal ausschließlich mit Australien. Der Name dieses Inselkontinents leitet sich von dem lateinischen Wort australis ab, das „südlich“ bedeutet.

Das Leben in Australien unterscheidet sich von dem Leben in vielen Ländern der nördlichen Hemisphäre. Und das liegt nicht nur an der geographischen Lage. Der Besucher bemerkt noch viele weitere Unterschiede.

Besiedlung durch Europäer

Im Jahr 1788 kamen die ersten europäischen Siedler in dieses große, sonnendurchflutete Land. Eine Gruppe von Segelschiffen, die als die „erste Flotte“ bekannt ist, lief in Sidney Cove ein. Die Passagiere waren größtenteils Strafgefangene aus England, Irland und Schottland; sie brachten die englische Sprache mit. In den folgenden 150 Jahren waren die meisten Einwanderer britischer Herkunft.

Nach dem Zweiten Weltkrieg änderte sich die Zusammensetzung der Einwanderer. Heute gibt es Tausende von „Neubürgern“ aus den verschiedensten Ländern; die meisten stammen aus Italien und Griechenland. Der australische Lebensstil wird durch die Einwanderer bereichert. Sie haben ihre Küche und ihre Kultur mitgebracht sowie ihre Sprache und die für sie charakteristische Aussprache des Englischen.

Deshalb hört man hier so viele Akzentvarianten. Aber selbst Personen, deren Familie seit vielen Generationen in Australien lebt, sprechen Englisch mit einem unverwechselbaren Akzent. Die australische Aussprache der Vokale a, e, i, o, u ist breit und oftmals undeutlich, so daß es eine Weile dauern kann, ehe man sie richtig auseinanderhält. Es gibt auch noch Wendungen, die dem australischen Kontinent eigentümlich sind. Man sagt zum Beispiel nicht: „Good morning“ (Guten Morgen!) oder: „Good evening“ (Guten Abend!), sondern begrüßt sich mit einem allseits akzeptierten freundlichen „G’day, mate!“ (Tag, mein Guter!), ganz gleich zu welcher Tageszeit. Oft erkundigt man sich dann danach, wie es um die Gesundheit bestellt ist, und vielleicht wird der Besucher noch gefragt: „How yer goin’, mate, orright?“ (Wie steht’s denn so, mein Guter? Alles klar?)

Auch die Menschen sind ganz anders

Um in diesem rauhen Land überleben zu können, mußte man anpassungsfähig sein und Charakterstärke aufweisen. Vielleicht ist das der Grund dafür, warum viele Australier ausgesprochen optimistisch sind und die Redensart entstanden ist: „She’ll be right, mate!“ (Wird schon schiefgehen, mein Guter!) Damit will man sagen, man solle sich keine Sorgen machen, wenn die Lage düster aussieht, weil am Ende ja doch alles gut wird.

Im Vorwort der Publikation The Australians heißt es: „Es leuchtet ein, daß ein Land, dessen Existenz in Ketten begonnen hat und das zweihundert Jahre später zu einem der dynamischsten und wohlhabendsten der dünnbesiedelten Staaten geworden ist, eine Bandbreite faszinierender Charaktere hervorbringt. ... Das sind eben ... die Australier.“

Die Tugend der Kameradschaftlichkeit läßt sich nach Meinung vieler Australier auf den starken Überlebensinstinkt in den letzten beiden Jahrhunderten zurückführen. Die Australier weisen gern auf die Zähigkeit ihrer Soldaten im Ersten Weltkrieg hin. Die robusten Männer wurden gemeinsam mit den Soldaten der neuseeländischen Armee als Anzacs bekannt (ein Akronym, mit dem man die Angehörigen des Australian-New-Zealand-Army-Corps bezeichnete). Vielen sind sie auch als diggers ein Begriff. Man weiß allerdings nicht genau, ob diese Bezeichnung darauf zurückzuführen ist, daß sie Schützengräben aushoben, oder auf das Graben (englisch: dig) in den Goldgräberstätten Australiens, wohin die Männer im 19. Jahrhundert in Scharen strömten.

Ein wesentlicher Unterschied beim Autofahren

Für Besucher aus Ländern mit Rechtsverkehr ist das Autofahren in Australien ein ganz neues Erlebnis. Im ganzen Land fahren die Fahrzeuge auf der linken Straßenseite.

Wenn man aus einem Land kommt, in dem Rechtsverkehr herrscht, kann sich der erste Schritt über eine belebte Straße in Australien als gefährlich erweisen. Das in Fleisch und Blut übergegangene Um-sich-Blicken — erst nach links, dann nach rechts und dann wieder nach links — könnte schlimme Folgen haben. Nun heißt es vor dem Überqueren der Straße: „Erst nach rechts schauen, dann nach links und dann wieder nach rechts.“ Gut gemacht! Man lernt eben schnell dazu. Aber hoppla! Beinahe wäre man auf der falschen Seite ins Auto gestiegen. Daß sich der Fahrersitz in diesem Land auf der rechten Seite befindet, hatte man glatt vergessen.

Andere Wetterbedingungen

Die Jahreszeiten in Australien sind im Verhältnis zur nördlichen Hemisphäre genau entgegengesetzt. Heiße, trockene Winde kommen von Norden und Nordwesten, das kühlere Wetter dagegen von Süden. Hier spricht man nicht vom kalten Nordwind, aber man sollte sich vor dem heftigen, eisigen Südwind in acht nehmen, dessen frostige Luft Schneestürme mit sich führen kann.

Mit Temperaturen, die im trockenen Hinterland 30 °C erreichen, ist Australien der heißeste und trockenste Kontinent der Erde. Die Rekordtemperatur lag bei 53,1 °C, die Tiefsttemperatur bei –22 °C, nämlich in der Nähe des Mount Kosciusko, des höchsten Berggipfels Australiens in den Snowy Mountains.

Gemessen an den Maßstäben der nördlichen Hemisphäre, wird es hier nicht sehr kalt. Nehmen wir beispielsweise Melbourne, die Hauptstadt des Bundesstaats Victoria. Obwohl die Stadt im äußersten Süden Australiens liegt, beträgt die Tagestemperatur im Juli zwischen 6 und 13 °C. Man vergleiche dies mit der Tagestemperatur im Januar von –10 °C bis 1 °C in Peking (China) oder von –4 °C bis 3 °C in New York. Beide Städte sind ungefähr genausoweit vom Äquator entfernt wie Melbourne. Warum ist es down under wärmer, zumal Australien so dicht an dem kältesten Gebiet der Erde, der Antarktis, liegt?

Das kommt daher, daß die Temperaturen der nördlichen Hemisphäre stärker von Landmassen bestimmt werden als die Temperaturen der südlichen Hemisphäre. Australien und Neuseeland sind von Tausenden von Quadratkilometern Ozean umgeben, dessen wärmere Luft einen Puffer gegen die kalten antarktischen Luftmassen bildet und die Temperaturen nicht stark absinken läßt.

Da der australische Kontinent so groß ist, sind die klimatischen Unterschiede in den verschiedenen Regionen ziemlich ausgeprägt. In den mehr südlich gelegenen Bundesstaaten gibt es vier Jahreszeiten; im Winter sind die Nächte klar, kalt oder frostig und die Tage gewöhnlich angenehm warm. Die Temperaturen an diesen schönen Wintertagen entsprechen oftmals den Sommertemperaturen in vielen Ländern der nördlichen Hemisphäre. In den nördlichen Staaten Australiens ist das Jahr dagegen in nur zwei Jahreszeiten aufgeteilt: die lange Trockenzeit und die Regenzeit, in der Monsunregen fallen. In Darwin, der Hauptstadt des Nordterritoriums, pendelt sich die Temperatur auf etwa 32 °C ein.

Weitere Unterschiede

Die Australier kleiden sich meist leger, was an dem vorwiegend warmen Wetter liegt, das nahezu auf dem ganzen Kontinent herrscht. Einen breitkrempigen Hut zu tragen ist allerdings wichtig. Hautkrebs tritt hier nämlich häufiger auf als in den gemäßigteren Zonen, weil man der Sonne mehr ausgesetzt ist.

In Australien gibt es immer noch viel weites, offenes Land, und so hat man eine Menge Picknickplätze eingerichtet, wo man auch im Freien grillen kann. Fleisch ist verhältnismäßig preiswert, daher gehören Steaks und Würstchen zum Grillen einfach dazu. Geben sich die Leute, die dort um den Grill herumstehen, etwa irgendwelche geheimen Handzeichen? Nein, sie wedeln mit ihrer freien Hand herum, um die Fliegen fernzuhalten. Fliegen und Mücken sind beim Essen im Freien ein echtes Problem, besonders wenn es sehr warm ist.

Das Leben in Australien bedeutet demnach, mit Mücken und Fliegen leben zu lernen, und die meisten Häuser haben an der Vorder- und Hintertür Fliegengitter. Früher trugen die Leute Hüte, von deren Krempe zur Abschreckung der Fliegen mehrere Korken herunterhingen. Seitdem es Insektenschutzmittel gibt, sieht man diese Art Hüte nur noch selten.

Ein weiterer Unterschied hat mit den herrlichen, farbenprächtigen Blumen und blühenden Büschen und Bäumen zu tun. Die Pflanzen duften nicht so stark wie in der nördlichen Hemisphäre. Hier muß der Gartenliebhaber seine Nase tief in eine Blüte hineinstecken, um den Duft richtig wahrnehmen zu können. Das trifft natürlich nicht auf alle australischen Blumen zu. Seidelbast und Jasmin zum Beispiel verbreiten einen betörenden Duft. Aber im allgemeinen ist der Duft der Blüten hier weniger ausgeprägt als in kälteren Klimazonen.

Weites, offenes Land

Die Weite des Landes trägt dazu bei, daß das Leben wirklich ganz anders ist. Unter „nahe“ oder „weit entfernt“ versteht man hier etwas völlig anderes als in vielen nördlichen Ländern. Die Entfernungen zwischen manchen Ortschaften sind derart groß, daß man stundenlang unterwegs ist, bevor man den nächsten Ort zu sehen bekommt. Das ist besonders in der Gegend der Fall, die man liebevoll Outback nennt. Die Weite und die Ruhe hier sind überwältigend, und der Besucher kann seine Lunge mit frischer, sauberer Luft füllen. Ganz in der Nähe steht bestimmt ein Eukalyptusbaum, dort allgemein als Gummibaum bezeichnet. Der Eukalyptusbaum und der Wattle Tree, die australische Akazie, prägen die Landschaft des Hinterlandes.

Wenn der Abend näher rückt, erfreut sich das Auge an einem herrlichen Sonnenuntergang. Die Dunkelheit dagegen bricht oft ganz überraschend herein, denn Australien kennt so gut wie keine Dämmerung. Schon bald gibt ein wunderbar klarer südlicher Nachthimmel den Blick auf eine Unmenge von Sternen frei, unter anderem auch auf das berühmte Sternbild Kreuz des Südens. Die Eukalyptusbäume zeichnen sich gegen den Himmel ab, die wildlebenden Tiere begeben sich zur Ruhe, und uns überkommt eine Stille, die die räumliche Weite noch zu unterstreichen scheint.

Bevor man sich in seinen Schlafsack kuschelt, muß man das Lagerfeuer sorgfältig löschen. Das ist lebenswichtig, denn wenn Feuer im australischen Busch einmal außer Kontrolle geraten ist, wird es schnell zu einer verheerenden Feuerwalze, die alles überrollt. Die Kronen der Eukalyptusbäume brechen durch die starke Hitze auseinander, weshalb sich das Feuer mit einer beängstigenden Geschwindigkeit verbreitet. Die Menschen, die in der Nähe des Buschs leben, sind in den heißen, trockenen Sommermonaten in ständiger Furcht vor Buschfeuern. Verbote und Vorschriften in Verbindung mit dem Feuermachen im Freien müssen streng befolgt werden.

Bald schon dämmert der Morgen, und lautes Gelächter weckt einen, das von einem Schwarm Kookaburras stammt, die die Nacht in einem nahe gelegenen Eukalyptusbaum verbracht haben und jetzt ein fröhliches Lied anstimmen. Schlaftrunken schaut man aus dem Zelt und entdeckt, daß es noch in anderen Bäumen von wunderschön bunten Vögeln wimmelt. Mit vielen hat man vielleicht schon zuvor Bekanntschaft gemacht, auch mit Känguruhs, Koalas, Emus und womöglich sogar mit einem Wombat. Auf die nähere Bekanntschaft mit Schlangen und Spinnen wird allgemein nicht allzu großer Wert gelegt. Denn auf diesem Kontinent sind einige der giftigsten Schlangen und Spinnen der Welt beheimatet. Aber die meisten sind keine Bedrohung, solange man sie nicht stört.

Es ist Zeit für das Frühstück am Lagerfeuer, das normalerweise aus Eiern, Schinken und knusprig geröstetem Brot besteht. An der frischen Luft entwickelt man einen gesunden Appetit. Umgeben von Fliegen, versucht man nun zu frühstücken und denkt noch einmal über das im Busch Erlebte nach, das einem einen klitzekleinen Einblick in die Weite des australischen Kontinents gegeben hat.

Hiermit endet die Reise durch dieses weite Land, und es geht wieder heimwärts. Die freundlichen Australier und ihren unkonventionellen Lebensstil wird man nicht so schnell vergessen. Wahrscheinlich möchte man wie die meisten Besucher gern einmal wiederkommen. Mit Sicherheit ist man aber zu dem Schluß gekommen, daß das Leben down under ganz anders ist.

[Bildnachweis auf Seite 17]

Wellensittich und Inkakakadu: Mit frdl. Gen. der Australian International Public Relations; Frau: Mit frdl. Gen. der West Australian Tourist Commission

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