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Erwachet! 1998
g98 8. 10. S. 11-14

Schmuggel — Europas Fluch der neunziger Jahre

VON UNSEREM KORRESPONDENTEN IN DEUTSCHLAND

Ein Schnellboot rast von der nordafrikanischen Küste Richtung Gibraltar, ein Wohnmobil fährt von Polen aus gen Westen, ein bulgarischer Lkw bewegt sich in Richtung Nordeuropa, und ein Flugzeug fliegt von Moskau nach München. Was haben diese Transportmittel gemeinsam? Sie sind alle zum Transport von Schmuggelwaren benutzt worden.

SCHMUGGEL ist die heimliche innerstaatliche oder grenzüberschreitende Beförderung von Waren, entweder um die Behörden zu umgehen, weil die Waren verboten sind, oder um die Steuern zu umgehen. In Europa wird Schmuggel — mitunter auch Schwarz- oder Schleichhandel genannt — mindestens seit dem 14. Jahrhundert getrieben. Diese illegale Betätigung hat sich so weit verbreitet, daß sich in die Volkssagen vieler Länder mittlerweile etliche romantische Schmugglergeschichten „eingeschmuggelt“ haben und einige Schmuggler zu Volkshelden wurden.

Schmuggel ist gesetzwidrig und hat zumeist schädliche Folgen — obwohl dadurch mitunter auch Gutes bewirkt wurde. Beispielsweise wurden im 16. Jahrhundert Exemplare von Teilen der Bibelübersetzung William Tyndales nach England geschmuggelt, wo sie verboten waren. Und als die deutschen Streitkräfte 1940 Frankreich besetzt hielten, waren Schmuggler, die jeden Feldweg und jede Seitenstraße in der Normandie kannten, „die besten Logistiker der Résistance“, so hieß es in dem Magazin GEO.

Heute, 50 Jahre später, boomt der Schmuggel. Er ist jedoch eher ein Fluch als ein Segen. Gemäß der Süddeutschen Zeitung ist Europa ein „Paradies der Schmuggler“ geworden. Wie ist es dazu gekommen?

Zum einen hat sich die Zahl der Mitgliedsstaaten der Europäischen Union innerhalb von 40 Jahren von 6 auf 15 erhöht.a Die Lockerung der Visabestimmungen hat das Reisen um ein erhebliches leichter gemacht. Ein Europäer bemerkte: „Vor dreißig Jahren wurden die Papiere an jeder Grenze kontrolliert. Heutzutage kann man über diese Grenzen fahren, ohne auch nur anhalten zu müssen.“

Zum anderen hat Osteuropa seine Grenzen geöffnet. Einige existieren nicht mehr, wie zum Beispiel die Grenze zwischen Ost- und Westdeutschland. Das bedeutet, daß der grenzüberschreitende Handel viel einfacher geworden ist. Aber damit auch der Schmuggel. Und die organisierte Kriminalität hat nicht gezögert, aus der neuen Situation Kapital zu schlagen. Kriminelle Banden haben sich auf die verschiedensten Schmuggelwaren spezialisiert.

In Auftrag gegebener Schmuggel von Kunstschätzen

Viele Jahre bevor Osteuropa seine Grenzen öffnete, waren Kunstschätze in Rußland für Sammler im Westen unerreichbar. Heute werden solche Schätze jedoch „von einer für undenkbar gehaltenen Allianz zwischen westeuropäischen Kunstgalerien und brutalen Banden russischer Schmuggler geplündert“, schrieb der European. „Der Schmuggel von gestohlenen Kunstgegenständen [in Europa] ist nach Auffassung der Polizei mittlerweile nach dem Schmuggel von Drogen und dem illegalen Waffenhandel das lukrativste Verbrechen geworden.“

Der Schmuggel von Kunstgegenständen ist nicht nur in Rußland ein Riesengeschäft. In Italien wurden in einem Zeitraum von zwei Jahren Kunstwerke im Wert von gut und gern 500 Millionen Dollar gestohlen. 60 Prozent der gestohlenen Kunstwerke Europas landen in London, wo sich Käufer finden. Viele Gegenstände werden sogar „im Auftrag eines skrupellosen Privatsammlers gestohlen“. Kein Wunder, daß die Wiederbeschaffungsrate bei dürftigen 15 Prozent liegt.

Giftmüll — eine andere Art von Schmuggel

Bei Kunstgegenständen werden die Straftäter dafür bezahlt, die Ware in ein Land zu schmuggeln, wohingegen sie bei anderen Gütern dafür bezahlt werden, etwas aus dem Land zu schmuggeln. Ein Beispiel dafür ist Giftmüll. Warum sollte sich jemand die Mühe machen, Giftmüll aus einem Land zu schmuggeln? Weil die Kosten für die legale Entsorgung toxischer Abfälle in vielen Ländern enorm gestiegen sind. Hinzu kommen strengere Umweltbestimmungen, so daß das Angebot reizt, Schmuggler dafür zu bezahlen, giftige Industrieabfälle ins Ausland zu bringen.

Wo landen diese Abfälle? Nachforschungen des Bundeskriminalamts haben ergeben, daß Banden giftige Materialien — wie alte Autobatterien, Lösungsmittel, Farben, Pestizide und giftige Metalle — aus dem Westen nach Polen, Rumänien und in die Länder der ehemaligen Sowjetunion schmuggeln. Dort werden sie über lange Jahre hinweg die Gesundheit der Bevölkerung bedrohen.

Zigaretten als Konterbande

Andere kriminelle Banden spezialisieren sich darauf, Zigaretten zu schmuggeln. Die Zigaretten werden beispielsweise auf Schnellbooten von Nordafrika zur Iberischen Halbinsel oder per Auto von Polen nach Deutschland gebracht. Dabei sind riesige Geldsummen im Spiel. Durch den illegalen Handel mit unversteuerten Zigaretten entsteht dem deutschen Staat an Steuereinbußen jährlich ein Verlust von rund 1 Milliarde Mark.

Nach Angaben der Welt bieten auf den Straßen Berlins zirka 10 000 Straßenhändler, auch Schieber genannt, die preisgünstigeren Schmuggelzigaretten an.

Schlepper — Handel mit Menschen

Die organisierte Kriminalität hat sich außerdem auf Handel mit Menschen spezialisiert — ein besonders abscheuliches Geschäft. Eine Person, die, wie eingangs geschildert, vielleicht in einem Lkw nach Westeuropa eingeschleust wird, muß dafür horrende Summen zahlen. Schätzungen des International Centre for Migration Policy Development in Wien zufolge bringt dieser Handel jährlich einen Umsatz von 1,1 Milliarden Dollar.

Da die meisten illegalen Einwanderer aus verarmten Ländern kommen, können nur wenige von ihnen die Schmuggler im voraus bezahlen. Somit sind sie nach ihrer Ankunft in Europa gezwungen, für die Schlepper und deren kriminelle Banden zu arbeiten, um ihre Schulden abzuzahlen. Die bedauernswerten Einwanderer sehen sich plötzlich in einem ewigen Kreislauf moderner Sklaverei gefangen, in dem sie ausgebeutet, unter Druck gesetzt, beraubt und vergewaltigt werden. Manche arbeiten schließlich, so Die Welt, für die Zigarettenmafia, andere landen im Gewerbe der Prostitution.

Dem Gastland entstehen dadurch aber nicht nur Verluste in Form von Steuereinbußen. Wie die Süddeutsche Zeitung schrieb, legen rivalisierende Banden in ihren Auseinandersetzungen eine „unvorstellbare Brutalität“ an den Tag. Die Zahlen sprechen für sich: Allein in Ostdeutschland wurden in einem Zeitraum von vier Jahren von Banden 74 Morde begangen.

Der beängstigendste Schmuggel überhaupt

„Von allen unvorhergesehenen Auswirkungen des Zusammenbruchs der Sowjetunion“, schrieb ein Nachrichtenmagazin, „ist vielleicht keine beängstigender als der Schwarzmarkthandel mit Nuklearstoffen.“ Der angebliche Schmuggel von radioaktivem Material aus Rußland nach Deutschland ist eine unheilvolle Schwachstelle, die „die ganze Welt und insbesondere Deutschland vor ein Problem stellt“.

Ein Beispiel dafür ist der Flug von Moskau nach München, von dem in der Einleitung des Artikels die Rede war. Nach der Ankunft in München entdeckte man in der Aktentasche eines Passagiers Plutonium, einen radioaktiven Stoff. Da Plutonium extrem giftig und krebserregend ist, wäre eine Verseuchung damit für München und seine Einwohner verheerend gewesen.

Anfang 1996 nahm man einen russischen Physiker fest und legte ihm zur Last, mehr als ein Kilogramm radioaktives Material ins Ausland geschmuggelt zu haben, das nach Aussage der Süddeutschen Zeitung „für den Bau einer Atombombe geeignet“ war. Die westlichen Länder sind mit Recht besorgt. Bei einem Gipfeltreffen in Moskau einigten sich Politiker führender Industrienationen auf ein Programm, mit dem sie gemäß den Worten der Londoner Times „zu verhindern“ suchen, „daß geschmuggeltes Atomwaffenmaterial aus der ehemaligen Sowjetunion in die Hände von Terroristen oder ‚Schurkenstaaten‘ gelangt“.

Angesichts solcher Risiken fragen sich viele Menschen: Können internationale Abkommen den Schmuggel eindämmen? Sind Regierungen, so ehrlich und gut sie es meinen, in der Lage, der organisierten Kriminalität Einhalt zu gebieten? Wird der Fluch der neunziger Jahre auch der Fluch des neuen Jahrtausends werden? Oder besteht Grund zur Hoffnung, daß den Schmugglern bald die Arbeit ausgehen wird?

Schmuggel — ein Handel ohne Zukunft

Es gibt berechtigte Gründe, zu glauben, daß das Schmuggelunwesen bald der Vergangenheit angehören wird. Denn die Umstände, die den Schmuggel ermöglichen und für manche attraktiv machen, werden beseitigt werden. Was sind das für Umstände?

Zum einen haben die heutigen repressiven und ungerechten Wirtschaftssysteme zu einer ungleichen Verteilung des Reichtums geführt. Während die Menschen in einigen Ländern in Wohlstand leben, führen die Einwohner im Nachbarland möglicherweise bereits ein Leben in Armut und voller Entbehrungen. Solche Umstände machen Schmuggel lukrativ. Doch unser Schöpfer hat in der Heiligen Schrift verheißen, daß er bald ein System der Dinge einführt, in dem „Gerechtigkeit wohnen“ wird. Repressive und ungerechte Wirtschaftssysteme werden verschwinden (2. Petrus 3:13).

Außerdem werden die Landesgrenzen abgeschafft, denn unter der Regierung des himmlischen Königs, Jesus Christus, wird die Menschheit e i n e Familie werden. Wenn die ganze Erde von einer internationalen Bruderschaft bewohnt sein wird, gibt es keine illegalen Einwanderer mehr. Und da niemand in den Krieg ziehen wird, ist die Bedrohung durch eine radioaktive Verseuchung infolge eines Atomkriegs dann nicht mehr existent. In dem neuen System der Dinge wird die Menschheit lernen, die Umwelt zu achten (Psalm 46:8, 9).

Die Hauptmotive für Schmuggel sind heute Habgier, Unehrlichkeit und ein Mangel an Liebe zum Mitmenschen. Der Umstand, daß viele Menschen heute solche Charaktermerkmale aufweisen, ist ein Beweis dafür, daß wir gemäß den Worten der Bibel in den „letzten Tagen“ leben (2. Timotheus 3:1-5). Das gerechte neue System, das Jehova schaffen wird, steht vor der Tür. Jeder von uns kann daher mit Zuversicht in die Zukunft blicken, einer Zuversicht, die sich nicht auf menschliche Regierungen oder Wirtschaftssysteme stützt, sondern auf Jehovas neues System.

[Fußnote]

a Die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union sind Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Irland, Italien, Luxemburg, die Niederlande, Österreich, Portugal, Schweden und Spanien.

[Kasten auf Seite 13]

Sonstige Schmuggelwaren

Seltene Tiere: Ein Mann wurde gefaßt, als er seltene Schildkröten von Serbien nach Deutschland transportierte. Er gestand, in einem Zeitraum von fünf Jahren rund 3 000 solcher Tiere geschmuggelt und dadurch eine halbe Million Mark verdient zu haben. Der Handel mit seltenen Tieren ist zum Großteil in der Hand von professionellen Schwarzhändlern und ist im Aufschwung begriffen. „Der Schwarzmarkt boomt“, sagte ein Zollbeamter. „Liebhaber zahlen zum Teil immense Summen.“

Gefälschte Markenartikel: Innerhalb von sechs Monaten stellten Zollbeamte am Frankfurter Flughafen über 50 000 Artikel sicher, die mit den Logos bekannter Marken gespickt waren. Die Artikel — Uhren, Computersoftware, Sportartikel und Sonnenbrillen — waren durchweg Imitate.

Autos: Eine führende Mietwagenfirma in Europa meldete eine 130prozentige Zunahme an Autodiebstählen innerhalb von fünf Jahren. Eine Zeitung schilderte die Vorgehensweise der „modernen Straßenräuber“: Sie mieten die Autos, melden sie als gestohlen und schmuggeln sie dann aus dem Land.

Wertvolle Metalle: Kobalt, Nickel, Kupfer, Ruthenium und Germanium sind in Estland zu günstigen Preisen erhältlich. Infolgedessen ist Estland zu einer Hauptdrehscheibe für den internationalen Schmuggel geworden.

Benzin und Diesel: Durch den Schmuggel von Benzin und Diesel nahmen Schmuggler, die ihre Konterbande auf Booten von Rumänien nach Serbien über die Donau schipperten, in einer Nacht bis zu 2 500 Dollar ein. Das Monatsgehalt beträgt in dieser Region sonst durchschnittlich 80 Dollar.

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