Wie belastet ist unser Zuhause?
WIE sich im Rahmen einer neueren Studie mit über 3 000 Teilnehmern in den Vereinigten Staaten und Kanada herausstellte, ist die „Wahrscheinlichkeit, mit potentiell giftigen Schadstoffen in Berührung zu kommen, für die Mehrheit der Bürger ... an den Orten am größten, die man in der Regel für relativ schadstofffrei hält, nämlich in Wohnungen, Büros und Autos“, so die Zeitschrift Scientific American. Hauptursache für die Belastung der Innenraumluft sind Dämpfe, die von solch gewöhnlichen Produkten wie Reinigungsmitteln, Mottenkugeln, Deodorants oder Desinfektionsmitteln, von Baumaterialien, Brennstoffen und chemisch gereinigten Kleidungsstücken sowie neuen synthetischen Polstermöbeln ausgehen.
Die „Raumkrankheit“, eine Krankheit, an der Astronauten litten, bis man die Ursache herausfand, ist auf solche Dämpfe oder „Ausgasungen“ zurückzuführen. Ausgasungen spürt man, wenn man in einem neuen Auto sitzt oder in einem Supermarkt an Regalen mit Reinigungsmitteln vorbeigeht (obwohl die Behälter verschlossen sind!). Wird eine Wohnung nicht durchgelüftet, weil man beispielsweise die kalte Winterluft nicht hereinlassen will, können verschiedene ausgasende Chemikalien zu einer Innenraumbelastung beitragen, die die Belastung der Außenluft weit übersteigt.
Kinder, insbesondere Kleinkinder, sind am anfälligsten für die Schadstoffbelastung in Innenräumen, so erklärte die kanadische Medical Post. Sie haben einen geringeren Abstand zum Boden als Erwachsene; sie atmen schneller als Erwachsene; sie verbringen bis zu 90 Prozent ihrer Zeit in der Wohnung; und da ihre Organe noch nicht voll entwickelt sind, ist ihr Organismus anfälliger für Giftstoffe. Sie absorbieren rund 40 Prozent des aufgenommenen Bleis, wohingegen Erwachsene nur ungefähr 10 Prozent absorbieren.
Ausgeglichen bleiben
Keine andere Generation war einer so hohen Chemikalienkonzentration ausgesetzt wie die heutige Generation, und da es noch viel über die Auswirkungen zu lernen gibt, sind Wissenschaftler vorsichtig. Bei Kontakten mit Chemikalien braucht man jedoch nicht gleich das Schreckgespenst Krebs oder den Tod vor sich zu sehen. Tatsache ist, daß die meisten Menschen mit Chemikalien ziemlich gut fertig werden. Die Ehre dafür gebührt dem Schöpfer des wundervollen menschlichen Körpers (Psalm 139:14). Dennoch müssen vernünftige Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden, vor allem wenn man regelmäßig Kontakt mit potentiell giftigen Chemikalien hat.
Wie in dem Buch Chemical Alert! gesagt wird, sind „manche Chemikalien in dem Sinn toxisch, daß sie das Gleichgewicht der Vorgänge im Körper stören und auf diese Weise vage Symptome hervorrufen, die am besten als Unwohlsein definiert werden können“. Wer den Kontakt mit potentiell schädlichen Chemikalien einschränken will, braucht deshalb nicht unbedingt sein ganzes Leben umzustellen, sondern vielleicht nur ein paar simple Änderungen in seinem Alltag vorzunehmen. Hilfreiche Vorschläge hierzu findet man in dem Kasten auf Seite 8.
Außer dem Treffen vernünftiger Vorsichtsmaßnahmen helfen wir uns selbst, wenn wir uns nicht zu viele Sorgen machen, vor allem nicht über das, was sich unserer Kontrolle entzieht. Die Bibel sagt in Sprüche 14:30: „Ein gelassenes Herz ist das Leben des fleischlichen Organismus.“
Allerdings machen chemische Gifte vielen Menschen sehr zu schaffen, und manche werden krank, mitunter sogar unheilbar krank.a Wie Millionen andere Menschen, die aus zahllosen Gründen ebenfalls leiden müssen, haben Personen, die an chemikalienbedingten Krankheiten leiden, allen Grund, sich auf die Zukunft zu freuen, denn die Erde wird bald von jeglichen Giften, die für ihre Bewohner schädlich sind, befreit werden. Selbst vergiftetes Gedankengut wird mitsamt denen, die es fördern, der Vergangenheit angehören. Das zeigt der abschließende Artikel dieser Artikelserie.
[Fußnote]
a In den vergangenen Jahren sind immer mehr Menschen an einer multiplen chemischen Sensibilität erkrankt. Diese Krankheit wird in einer künftigen Ausgabe von Erwachet! besprochen.
[Kasten auf Seite 8]
Für ein gesünderes, sichereres Zuhause
Wer potentiellen Giften weniger ausgesetzt sein will, braucht oft nur kleine Änderungen in seinem Leben vorzunehmen. Hier sind einige Vorschläge, die vielleicht hilfreich sein können. (Um zusätzliche, ausführlichere Informationen zu erhalten, empfehlen wir, in eine Bibliothek zu gehen.)
1. Die meisten Chemikalien, die Dämpfe abgeben, sollte man möglichst so lagern, daß sie nicht die Luft in der Wohnung kontaminieren können. Zu diesen Chemikalien gehören Formaldehyd und Produkte, die flüchtige Lösungsmittel enthalten, wie Farben, Lacke, Klebemittel, Pestizide und Reinigungslösungen. Flüchtige Erdölprodukte geben ebenfalls giftige Dämpfe ab. Darunter fallen Benzole, die in hohen Konzentrationen über längere Zeiträume hinweg bekanntlich Krebs, Geburtsfehler und andere Fortpflanzungsschäden auslösen können.
2. Alle Zimmer sollten gut durchgelüftet werden, auch das Badezimmer. Beim Duschen werden eventuell im Wasser vorhandene Zusätze wie Chlor freigesetzt. Das kann eine Anhäufung von Chlor und sogar Chloroform bewirken.
3. Bevor man die Wohnung betritt, wäre es gut, sich die Füße abzutreten. Durch diese einfache Maßnahme kann der Bleigehalt in einem gewöhnlichen Teppich nach einem Bericht in Scientific American um einen Faktor von 6 reduziert werden. So werden auch weniger Pestizide in die Wohnung hineingetragen, von denen einige draußen im Sonnenlicht schnell zerfallen, sich aber in Teppichen jahrelang halten können. Eine andere Möglichkeit besteht darin, die Schuhe auszuziehen, wie das in vielen Teilen der Erde Brauch ist. Ein guter Staubsauger, vorzugsweise mit einer rotierenden Bürste, kann ebenfalls die Schadstoffmenge im Teppich reduzieren.
4. Wird ein Raum mit Pestiziden behandelt, sollte man mindestens zwei Wochen lang kein Spielzeug in den Raum bringen, auch wenn auf dem Präparat steht, daß der Raum Stunden nach der Behandlung wieder ohne Bedenken genutzt werden kann. Wissenschaftler haben vor kurzem entdeckt, daß bestimmte Kunst- und Schaumstoffe im Spielzeug Pestizidrückstände buchstäblich aufsaugen. Kinder nehmen die Gifte dann über die Haut und den Mund auf.
5. Man sollte den Gebrauch von Pestiziden auf ein Minimum beschränken. In seinem Buch Seit dem ‚Stummen Frühling‘ schreibt Frank Graham jr.: „Gelegentlich sind Pestizide in Haus und Garten am Platz, aber Werbefeldzüge für deren Verkauf haben den einfachen Hausbesitzer überzeugt, daß er ein Arsenal von Chemikalien zur Hand haben müsse, das ausreichen würde, einen afrikanischen Heuschreckenangriff abzuwehren.“
6. Abblätternde Bleifarbe sollte von allen Oberflächen entfernt werden; die Oberflächen sollten mit neuer, bleifreier Farbe gestrichen werden. Man sollte nicht zulassen, daß Kinder in bleifarbenhaltigem Schmutz spielen. Falls in Wasserleitungen Blei vermutet wird, sollte man den Kaltwasserhahn kurz aufdrehen, bis sich die Wassertemperatur merklich verändert hat; Wasser aus dem Warmwasserhahn sollte nicht getrunken werden (Environmental Poisons in Our Food).
[Bild auf Seite 9]
Kleinkinder sind für Schadstoffe in der Raumluft am anfälligsten