Was bedeutet es, den wahren Gott zu kennen?
1, 2. Welche Einladung ergeht gemäß Jesaja 2:3 in den letzten Tagen, und an wen ist sie gerichtet?
JESAJAS aufrüttelnde Prophezeiung über die letzten Tage enthält eine Einladung, die Angehörige aller Nationen interessieren sollte. Bei dieser Einladung geht es darum, den wahren Gott persönlich kennenzulernen: „Und viele Nationen werden ziehen, und sprechen: Wohlan, lasset uns hinaufgehen zum Berge des Ewigen, zum Hause des Gottes Jaakob’s, daß er uns lehre von seinen Wegen, und wir wandeln auf seinen Pfaden“a (Jesaja 2:3, Zu).
2 Diese Prophezeiung läßt erkennen, daß in den letzten Tagen Angehörige vieler Nationen aus aller Welt zu einer gemeinsamen Quelle der Belehrung geleitet werden, damit ihnen geholfen werden kann, den wahren Gott kennenzulernen. Welche Wahrheiten werden ihnen nahegebracht, die dazu dienen, Einigkeit und echten Frieden unter ihnen herbeizuführen?
3. Wie kam es, daß ein wichtiges Merkmal der Bibel durch die Tradition beinahe in Vergessenheit geraten ist?
3 Ein hervorragendes Merkmal der Bibel, das durch die Tradition beinahe in Vergessenheit geraten ist, besteht darin, daß wir durch die Bibel zu Gott, unserem himmlischen Vater und Schöpfer, ein persönliches Verhältnis entwickeln können, indem wir ihn mit seinem Namen anreden. Wer würde den Namen eines geliebten Freundes nicht gebrauchen oder nicht erwähnen wollen, wenn er danach gefragt würde? Nur einen Feind würde man dermaßen verachten, daß man es vermeiden würde, ihn zu ehren, indem man seinen Namen nennt. Das besondere Verhältnis, das zwischen dem Volk Israel und seinem Gott — dessen Namen es kannte — bestand, kommt in folgenden Worten des Psalmisten sehr schön zum Ausdruck: „Weil er mich liebt, will ich ihn retten / ihn höhen, weil er meinen Namen kennt“ (Psalm 91:14).
Sollten wir den göttlichen Namen gebrauchen?
4, 5. Was bedeutet der Name Gottes?
4 Die Bibel ließ über den Namen des wahren Gottes nie einen Zweifel aufkommen. Als Gott mit Moses sprach und ihn beauftragte, das Volk Israel aus der ägyptischen Knechtschaft hinauszuführen, stellte Moses die folgerichtige Frage: „Wenn ich nun zu den Kindern Jisraël komme und ihnen sage: ‚Der Gott eurer Väter sendet mich zu euch‘, und sie mir sagen werden: ‚Wie ist sein Name?‘ — ‚was soll ich ihnen dann sagen?‘ “ Gott antwortete ihm: „So sollst du zu den Kindern Jisraël sprechen: Der Ewige [hebräisch: יהוה = YHWH = Jahwe oder (seit dem 13. Jahrhundert u. Z.) Jehova], der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, Jizhaks und Jaakobs hat mich zu euch gesandt. Das ist mein Name für ewig, und dies meine Anrufung [„mein Angedenken“, Zu] für alle Zeit“ (2. Mose 3:13, 15; Kursivschrift von uns).
5 Dieser Name hat für einen Hebräisch Sprechenden eine umfassende Bedeutung. Er wird von der hebräischen Wurzel הוה = hwh hergeleitet, die „werden“ bedeutet. Grammatisch gesehen, ist der Name im Hebräischen jedoch eine Kausativform (Hiphʽíl). Deshalb bezieht sich die Grundbedeutung nicht auf Gottes ewige Existenz, sondern darauf, daß er Dinge veranlaßt, zu werden oder zu geschehen. Das trifft insbesondere auf seine Vorsätze zu. Da er sich vorgenommen hatte, sein auserwähltes Volk aus der ägyptischen Knechtschaft zu befreien, veranlaßte er, daß es geschah. Keine Macht konnte sich seinem ausdrücklichen Willen widersetzen. Jehova ist der Gott, der die Verwirklichung seiner Vorsätze veranlaßt. Er veranlaßt sich selbst, zum „Erfüller“ seiner Verheißungen zu werden. Das traf auch auf seinen Vorsatz zu, sein Volk aus der Babylonischen Gefangenschaft zu befreien. Und es trifft ebenso auf seinen Vorsatz zu, für die Erde paradiesische Verhältnisse herbeizuführen. Sein Name verleiht diesen Verheißungen Gewicht und bürgt für ihre Erfüllung (Jesaja 41:21-24; 43:10-13; 46:9, 10).
6—9. (a) Wieso wissen wir, daß Gott den Gebrauch seines Namens nicht verboten hat? (b) Wie und wann wurde das Verbot, den Namen Gottes zu gebrauchen, zu einem Bestandteil des jüdischen Glaubens?
6 Verbieten aber die Zehn Gebote nicht, den Namen Gottes auszusprechen? Keineswegs! Viele haben das dritte Gebot zwar in diesem Sinne ausgelegt, doch in der Encyclopaedia Judaica heißt es hierüber: „Das Aussprechen des Namens YHWH zu vermeiden . . . ist auf ein Mißverständnis des dritten Gebots zurückzuführen (2. Mo. 20:7; 5. Mo. 5:11): ‚Du sollst den Namen YHWH, deines Gottes, nicht vergeblich gebrauchen‘, während es in Wirklichkeit bedeutet: ‚Du sollst bei dem Namen YHWH, deines Gottes, nicht falsch schwören.‘ “5 Man beachte, daß durch diese Worte nicht der Gebrauch oder das Aussprechen des Namens Gottes verboten wurde. Doch selbst wenn es um den „vergeblichen“ Gebrauch des Namens Gottes ginge, wäre zu beachten, daß in dem hebräischen Lexikon von Koehler und Baumgartner zu dem mit „vergeblich“ wiedergegebenen hebräischen Ausdruck (laschscháwʼ) folgendes gesagt wird: „e. Namen unnötig . . . nennen; e. N. missbrauchen.“6 Demnach verbietet dieses Gebot nicht den Gebrauch des Namens Gottes, sondern seinen Mißbrauch.
7 Wie verhält es sich aber mit dem Argument, Gottes Name sei „zu heilig, um ausgesprochen zu werden“? Wäre logischerweise nicht anzunehmen, daß Gott seinen Namen überhaupt nicht geoffenbart hätte, wenn er ihn für zu heilig gehalten hätte, um von Menschen ausgesprochen zu werden? Allein die Tatsache, daß sein Eigenname im ursprünglichen Text der Hebräischen Schriften über 6 800mal vorkommt, beweist, daß ihm daran gelegen ist, daß die Menschen ihn, Gott, kennen und seinen Namen gebrauchen. Statt die Verwendung seines Namens einzuschränken, damit er nicht auf respektlose Weise gebraucht werde, spornte er sein Volk immer wieder an, ja gebot ihm sogar, seinen Namen zu verwenden und bekanntzumachen. Dadurch erbrachte es den Beweis für sein vertrautes Verhältnis und seine Liebe zu ihm (Psalm 91:14). Der Prophet Jesaja brachte in folgenden Worten deutlich zum Ausdruck, worin Gottes Wille diesbezüglich besteht: „Dank singet dem Herrn [hebräisch: יהזה = YHWH = Jehova], rufet an seinen Namen, macht kund unter den Völkern seine Wundertaten, lobsinget, denn erhaben ist sein Name“ (Jesaja 12:4, Zu; siehe auch Micha 4:5; Maleachi 3:16; Psalm 79:6; 105:1; Sprüche 18:10).
8 Wenn Jehova nicht gewollt hätte, daß man seinen Namen ausspricht, hätte er es ausdrücklich verbieten können. Die Bibel verbietet aber nirgends den richtigen Gebrauch oder das Aussprechen seines Namens. In biblischen Zeiten gebrauchten gottesfürchtige Menschen seinen Namen häufig (1. Mose 12:8; Ruth 2:4; 4:11, 14). Gott verurteilte diejenigen sogar wiederholt, die sein Volk veranlaßten, seinen heiligen Namen zu vergessen (Jeremia 23:26, 27; Psalm 44:21, 22 [44:20, 21, NW]).
9 Doch wie wurde dieses Verbot zu einem Bestandteil jüdischen Denkens, wenn doch offensichtlich nichts davon in der Bibel steht? Nach dem Rabbiner Dr. A. Cohen, dem Verfasser des Buches Everyman’s Talmud, nahm im Laufe der Jahrhunderte allmählich die Tradition überhand. Dr. Cohen schreibt: „In biblischer Zeit hatte man anscheinend keine Bedenken, ihn [den Namen] in der Alltagssprache zu gebrauchen. Da es bei den Juden noch nach dem Babylonischen Exil Brauch war, Personennamen Jah oder Jahu hinzuzufügen, ist es naheliegend, zu dem Schluß zu kommen, daß die Verwendung des vierbuchstabigen Namens nicht verboten war. In der frühen rabbinischen Zeit war die Verwendung des Namens jedoch auf den Tempeldienst beschränkt.“ Über weitere Entwicklungen während dieser Zeit bemerkt er: „Im Synagogendienst sprach man den Namen nicht JHVH aus, sondern Adonai (mein Herr); nach einer Tradition sollen die Weisen die ursprüngliche Aussprache ihren Jüngern aber regelmäßig — alle sieben Jahre ein- oder zweimal — mitgeteilt haben (Kidduschin 71 a). Selbst dieser Brauch wurde nach einiger Zeit aufgegeben, und so kennt man die genaue Aussprache des Namens nicht mehr.“7 Schuld daran war das „Gebot von Menschen“ (Jesaja 29:13; 5. Mose 4:2; siehe Seite 9, Absatz 15, 16).
Was von den Namensträgern verlangt wird
10—14. (a) Was verlangt Gott von den Trägern seines Namens? (b) In welcher Hinsicht müssen Personen, die Gott gefallen möchten, rein sein? (c) Welcher fremdländische heidnische Einfluß hinterließ im jüdischen Glauben unauslöschliche Spuren?
10 Gottes Namen zu kennen und zu gebrauchen genügt offensichtlich nicht, um ihm zu gefallen. Gottes Namen zu tragen und ein wahrer Anbeter Gottes zu sein ist ein einmaliges Vorrecht. Jeremia erklärte: „Dein Wort ward mir zur Wonne und zu meiner Herzensfreude; denn dein Name ist über mich genannt“ (Jeremia 15:16, Zu). Doch dieses großartige Vorrecht bringt eine schwere Verantwortung mit sich. Jehova sagte zu Königen nichtjüdischer Völker: „Bei der Stadt, über der mein Name genannt wird, hebe ich an Unheil anzurichten“ (Jeremia 25:29). Bevor Jehova die Nation Israel aus der 70jährigen Babylonischen Gefangenschaft befreite, hatte er ihr durch den Propheten Jesaja sagen lassen: „Entweichet, entweichet, ziehet von dannen, berühret nichts Unreines — ziehet fort aus ihrer Mitte, säubert euch, ihr Träger der Geräte des Ewigen [יהוה]“ (Jesaja 52:11, Zu). Was bedeutet es für wahre Anbeter heute, sich als Träger des Namens Jehovas, des allerheiligsten Gottes, zu säubern oder sich rein zu erhalten?
11 Wer Gott auf eine ihm wohlgefällige Weise anbeten möchte, muß selbstverständlich einen reinen Lebenswandel führen, das heißt, er muß sich an die von Gott selbst festgelegten sittlichen Maßstäbe halten. Die Bibel läßt im Gegensatz zu den freizügigen Maßstäben der heutigen Gesellschaft keinen Zweifel darüber, was Gott meint, wenn er Lügen, Stehlen, Hurerei, Ehebruch, Homosexualität, Mord und jede Form von Betrug verurteilt (2. Mose 20:12, 13 [20:12-16, NW]; 23:1, 2; 3. Mose 5:1; 19:35, 36; 20:13). Die Bibel verurteilt nicht nur die falsche Handlung an sich, sondern auch die falschen Gedanken, die zu einer falschen Handlung führen (2. Mose 20:14 [20:17, NW]; 3. Mose 19:17; Psalm 14:1-5; Hiob 31:1, 9-11).
12 Von den Trägern des Namens Jehovas wird außer sittlicher Reinheit auch Reinheit in religiöser Hinsicht verlangt. Jehova warnte die Israeliten damals wiederholt vor dem Einfluß des religiösen Gedankenguts, der Sitten und Bräuche der Nachbarvölker, die andere Götter anbeteten. Ja, nur unter der Bedingung, daß sie die falsche Anbetung der Nationen nicht nachahmten, konnten sie in dem Land der Verheißung bleiben (3. Mose 18:24-30; 5. Mose 12:29-31). Nicht nur Götzendienst war ausdrücklich verboten, sondern auch alle Arten von abergläubischen Bräuchen und Vorstellungen, wie Astrologie, Spiritismus, Wahrsagerei, Zauberei und das Beschwören oder Befragen von Toten (2. Mose 20:3-5; 22:17 [22:18, NW]; 3. Mose 20:27; 5. Mose 18:9-13; Jesaja 8:19, 20; 47:13; Jeremia 10:2).
13 Eng verbunden mit der Reinheit auf religiösem Gebiet ist die Reinheit der Lehre. Die Warnung, sich vor der Moral und der Religion der umliegenden Völker zu hüten, galt auch noch nach der Eroberung des Landes Kanaan durch die Israeliten. Jehova hatte ihnen die wahre Religion geoffenbart. Nur sie beteten Jehova, den wahren Gott, an (2. Mose 19:5, 6; 5. Mose 4:32-37; Psalm 147:19-20). Nur sie kannten diesen Gott persönlich, und als seine Zeugen waren sie in der Lage, andere über ihn zu belehren (Jesaja 43:9-12; Psalm 105:1). Im Gegensatz hierzu verrieten die religiösen Bräuche und Gewohnheiten anderer Völker einen grundlegenden Mangel an Gotteserkenntnis (Jesaja 60:2).
14 Die Nation Israel hatte zwar einen guten Start, aber sie verfiel immer wieder den Verlockungen fremdländischer religiöser Anschauungen (Richter 2:11-13; 1. Könige 18:21; Jeremia 2:11-13; Hesekiel 8:14-18). Schon die kanaanitische und die babylonische Kultur hinterließen ihre unauslöschlichen Spuren, doch die größte Herausforderung, der sich das Judentum je gegenübersah, war die Hellenisierung unter der griechischen Herrschaft.b Der jüdische Schriftsteller Max Dimont faßte die lange Epoche der Beeinflussung durch die griechische Kultur (die sich vom vierten Jahrhundert v. u. Z. bis zu den ersten Jahrhunderten u. Z. erstreckte) folgendermaßen zusammen: „Durch platonisches Gedankengut, aristotelische Logik und euklidisches Wissen bereichert, traten jüdische Gelehrte mit neuem Rüstzeug an die Thora heran. . . . Sie gingen dazu über, der jüdischen Offenbarung griechische Vernunftschlüsse hinzuzufügen.“
Hat der Mensch eine unsterbliche Seele?
15—17. (a) Was lehrt die Bibel über den Tod und die Seele? (Siehe Kasten, Seite 22.) (b) Welche Hoffnung gibt es nach der Bibel für die Verstorbenen?
15 Wurden die Lehren und die Glaubensansichten der Juden während dieser Epoche beeinflußt? Die Encyclopaedia Judaica gibt offen zu: „Die Lehre von der Unsterblichkeit der Seele drang wahrscheinlich unter griechischem Einfluß in die jüdische Religion ein.“8 Die Hebräischen Schriften lehren klar und deutlich, daß Gott von Anfang an wollte, daß die Menschen für immer in vollkommener Gesundheit auf der Erde leben. (Siehe Seite 11, 12, Absatz 2 bis 4.) In 1. Mose 2:7 (Zu) lesen wir: „Da bildete der Ewige, Gott, den Menschen aus Staub von dem Erdboden, und blies in seine Nase Hauch des Lebens, und es ward der Mensch zu einem Leben-Atmenden [„einer lebenden Seele“, JP].“ Man beachte, daß der Text nicht besagt, dem Menschen sei eine Seele gegeben worden, sondern daß er eine Seele ward. Adam, der erste Mensch, wurde wegen seines Ungehorsams und seiner Auflehnung gegen Gott zum Tod verurteilt. Adam, die menschliche Seele, starb daher. Nichts von ihm lebte in einem anderen Bereich weiter. Die Vorstellung von einer unsterblichen Seele ist somit keine biblische Lehre.c Die Bibel sagt deutlich: „Die Seele, die sündigt, sie soll sterben“ (Hesekiel 18:4).
16 Was die Bibel über den Zustand der Toten offenbart, läßt sich mit ihrer Lehre von der Sterblichkeit der Seele in Einklang bringen. In Prediger, Kapitel 9, in den Versen 5 und 10 lesen wir: „Die Lebenden kennen die, die sterben, die Toten aber kennen nichts . . . Denn es gibt nicht Schaffen noch Planen, nicht Kenntnis noch Weisheit in Scheol [dem allgemeinen Grab der Menschheit], dahin du gehst.“ (Vergleiche Psalm 146:3, 4.) Der Tod ist eine Strafe Gottes (1. Mose 2:17). Er ist das Gegenteil von Leben, nicht eine andere Form von Leben. Wir sollten deshalb nicht überrascht sein, daß in der Bibel nirgends etwas von einem Höllenfeuer als Strafort (Gē Hinnóm) gesagt wird. Auch diese Vorstellung stammt aus der griechischen Philosophie und ist eine heidnische Lehre. Über den mystischen Glauben der Juden an eine Reinkarnation heißt es in der New Standard Jewish Encyclopedia: „Der Begriff scheint in Indien aufgekommen zu sein. . . . In der Kabbala [der jüdischen Geheimlehre] taucht er zum erstenmal im Buch Bahir auf, und vom Sohar an wurde er von Mystikern allgemein übernommen; im Glauben und in der Literatur der Chassidim spielt er eine wichtige Rolle.“9
17 Da der Tod das Gegenteil von Leben ist und die Seele nicht in einem anderen Bereich weiterlebt, erhebt sich die Frage: Welche Hoffnung besteht denn für die Verstorbenen? Gottes Wort lehrt deutlich, daß der von Gott eingesetzte messianische König für die Menschheit auf der Erde paradiesische Zustände wiederherstellen wird und daß dann die meisten Toten ins Leben zurückgebracht werden. Diese biblische Lehre wird oft als die Lehre von der „Auferstehung der Toten“ bezeichnet. Zu den Auferweckten werden nicht nur die treuen Diener Gottes gehören, sondern auch Millionen, ja Milliarden von Menschen, die nie richtig Gelegenheit hatten, Gott kennenzulernen und ihm in Wahrheit zu dienen (Daniel 12:2, 12; Jesaja 26:19; Hiob 14:14, 15).
18, 19. Warum sollte man den wahren Gott kennenlernen, und wie ist das möglich?
18 Sollte die Hoffnung auf die Auferstehung zu vollkommenem Leben auf der Erde für Angehörige aller Nationen nicht ein mächtiger Antrieb sein, den wahren Gott zu suchen und ihn kennenzulernen? Wo ist aber die in Jesaja 2:2, 3 erwähnte wahre Quelle der von Jehova kommenden Belehrung für die letzten Tage zu finden? Wer kann Menschen auf eine Weise über Jehovas Wege belehren, daß sie ‘auf seinen Pfaden wandeln’? Ist gemäß dem, was wir bis jetzt aus der Bibel erfahren haben, das Judentum oder die Christenheit dazu in der Lage?
19 Nach der Prophezeiung würde es eine Gruppe von Menschen geben, die Jehovas Namen in Reinheit tragen und nicht nur als seine Zeugen, sondern auch als eine Quelle geistigen Lichts für die Nationen dienen würde (Jesaja 60:2, 3).
[Fußnoten]
a Beim flüchtigen Lesen dieser Prophezeiung könnte der Eindruck entstehen, daß es in den letzten Tagen zu einer Massenbekehrung zum jüdischen Glauben kommen würde. Doch sowohl der Kontext als auch die gegenwärtigen Ereignisse sprechen gegen diese Auffassung. Die Ausführungen in diesem und im nächsten Teil werden uns ebenfalls verstehen helfen, warum wir zu diesem Schluß kommen.
b Von der Herrschaft Alexanders des Großen (336—323 v. u. Z.) an waren die Griechen bestrebt, ihre Philosophie, ihre Kultur und ihre Sprache in allen Ländern, die das Griechische Reich umfaßte, zu verbreiten. Alle, die die griechische Kultur und das griechische Gedankengut annahmen, galten als hellenisiert. Dieses Bemühen, andere Kulturen für die Kultur Griechenlands zu gewinnen, wurde unter dem Römischen Reich fortgesetzt, das, obwohl es Griechenland unterworfen hatte, an der griechischen Kultur und der griechischen Philosophie Gefallen fand. Selbst bei vielen, die sich dieser Welle des griechischen Einflusses angeblich energisch widersetzten, finden sich deutliche Beweise dafür, daß sie griechische Philosophien, Vernunftschlüsse und Lehren übernommen haben.
c Im biblischen Hebräisch lautet das mit „Seele“ wiedergegebene Wort néphesch. Unter dem hebräischen Wort neschamáh verstehen die Juden heute jedoch oft den Teil des Menschen, der nach dem Tod weiterexistiert. Ein gründliches Studium der Bibel läßt jedoch erkennen, daß das Wort neschamáh nie diese Bedeutung hatte; es bezeichnet lediglich die Atmung oder ein atmendes Geschöpf — einen Menschen oder ein Tier (1. Mose 7:22; 5. Mose 20:16; Josua 10:39, 40; 11:11; Jesaja 2:22).
[Kasten auf Seite 20, 21]
GOTTES NAME IN DER BIBEL — WAS GOTT SAGTE
„Und weiter sprach Gott zu Mosche: ‚So sollst du zu den Kindern Jisraël sprechen: Der Ewige [יהוה = YHWH = Jehova], der Gott eurer Väter, . . . hat mich zu euch gesandt. Das ist mein Name für ewig, und dies meine Anrufung [mein Angedenken, Zu] für alle Zeit‘ “ (2. Mose 3:15; Kursivschrift von uns).
„Da kam Boas von Bet-Lehem her und sprach zu den Schnittern: ‚Der Ewige [יהוה] mit euch!‘ Und sie sagten ihm: ‚Segne dich der Ewige [יהוה]!‘ “ (Ruth 2:4).
„Dem Ewgen [יהוה] huldigt / ruft an seinen Namen [rufet seinen Namen aus, Elberfelder Bibel, 1966] / tut bei den Völkern seine Taten kund / sagt an, daß erhaben sein Name“d (Jesaja 12:4; Psalm 105:1; Kursivschrift von uns).
„Denn dann werde ich die Sprache der Völker zu einer reinen Sprache machen, so daß sie alle den HERRN [יהוה] beim Namen anrufen und ihm einmütig dienen“ (Zephanja 3:9, Ta, Kursivschrift von uns).
„Gieß deinen Grimm aus auf die Völker / die dich nicht kennen / und auf die Königreiche / die nicht bei deinem Namen rufen“ (Psalm 79:6; Kursivschrift von uns).
GOTTES NAME IM TALMUD — WAS MENSCHEN SAGTEN
„Auch verordnete man, dass Jeder seinen Nächsten mit dem Namen Gottes begrüsse“ (Berachot 9:5).
„Also spricht er [der Hohepriester am Versöhnungstag]: Ach, Ewiger [JHVH]! Gesündigt, gefrevelt, gefehlt hat dein Volk, das Haus Israels, vor dir. O, bei dem Ewigen [JHVH] . . . Und die Priester und das Volk, die in der Opferhalle standen, als sie den deutlich ausgesprochenen Namen hörten, wie er aus dem Munde des Hohenpriesters sich vernehmen liess, sanken sie ins Knie, warfen sich nieder und fielen auf ihr Angesicht, indem sie sprachen: Gepriesen sei der Name der Herrlichkeit seines Reiches für und für“ (Joma 6:2).
„Im Heiligtum sagt er den Gottesnamen so, wie er geschrieben ist und im ganzen Lande in der Umschreibung“ (Sota 7:6).
„Zuerst pflegte der Hohepriester den Namen mit lauter Stimme zu verkünden; wenn aber Zügellose sich mehrten, verkündete er ihn mit leiser Stimme“ (The Jerusalem Talmud, Joma 40 d).
„Folgende haben keinen Antheil an der zukünftigen Welt: . . . wer den Namen (Gottes) mit seinen Buchstaben ausspricht“ (Sanhedrin 10:1).
„Wer den Namen deutlich ausspricht, macht sich einer Todsünde schuldig“ (Pesikta 148 a).
[Fußnote]
d Die Wendung „Rufet seinen Namen aus (hebräisch: קראו בשמו)“ kann auch mit „ruft ihn bei seinem Namen“ wiedergegeben werden. (Vergleiche The New English Bible.) Die gleiche hebräische Konstruktion findet sich in 1. Mose 12:8, wo sie folgendermaßen wiedergegeben wird: „[Abram] rief den HERRN beim Namen an“ (Ta).
[Kasten auf Seite 22]
DER TOD UND DIE SEELE — WAS SIND SIE?
WAS DIE BIBEL SAGT:
„Da bildete der Ewige, Gott, den Menschen aus Staub von dem Erdboden, und blies in seine Nase Hauch des Lebens, und es ward der Mensch zu einem Leben-Atmenden [néphesch]“ (1. Mose 2:7, Zu; Kursivschrift von uns). Man beachte, daß dem Menschen nicht eine Seele gegeben wurde, sondern daß er eine Seele ward.
„Aber vom Baum des Wissens um Gut und Böse, von dem sollst du nicht essen, denn an dem Tag, da du davon ißt, mußt du sterben“ (1. Mose 2:17). Man beachte, daß Adam, dem ersten Menschen, der Tod ausschließlich als Strafe für Ungehorsam vor Augen geführt wurde.
„Im Schweiß von deinem Antlitz ißt du Brot, bis du zum Boden wiederkehrst, denn von ihm bist du genommen. Denn Staub bist du, und kehrst zum Staub zurück“ (1. Mose 3:19).
„Aus den Städten dieser Völker . . . sollst du keine Seele [neschamáh] am Leben lassen“ (5. Mose 20:16).
„Und sie nahmen es ein, und schlugen es mit der Schärfe des Schwertes . . . alle Seelen [néphesch], die darin; er ließ keinen Entronnenen übrig . . . er bannte es und alle Seelen [néphesch], die darin“ (Josua 10:37, Zu).
„Sie schlugen all die Seelen, die darin, mit der Schärfe des Schwertes und verbannten sie. Nichts Atmendes [„keine Seele“ (neschahmáh), Ta] blieb übrig“ (Josua 11:11, Zu).
„Seht, alle Seelen sind mein, so des Vaters Seele wie des Sohnes Seele, mein sind sie. Die Seele [néphesch], die sündigt, sie soll sterben“ (Hesekiel 18:4; Kursivschrift von uns).
„Die Lebenden kennen die, die sterben [wissen, daß sie sterben werden, Zu], die Toten aber kennen nichts . . . Denn es gibt nicht Schaffen noch Planen, nicht Kenntnis noch Weisheit in Scheol [dem allgemeinen Grab der Menschheit], dahin du gehst“ (Prediger 9:5, 10).
WAS DIE RABBINER GESAGT HABEN:
„Im siebten Himmel sind . . . die Geister und die Seelen derer, die zukünftig erschaffen werden“ (Chagiga 12 b, Talmud).
„Am Vorabend des Sabbaths erhalte der Mensch eine erweiterte Seele, die man ihm beim Ausgange des Sabbaths abnimmt“ (Taʽanit 27 b, Talmud).
„Zwölf Monate [nach dem Tod] bleibt der Körper erhalten, und die Seele steigt auf und ab“ (Sabbath 152 b, Talmud).
„Das Gewürm sei für den Toten so schmerzhaft, wie eine Nadel im Fleische eines Lebenden“ (Sabbath 13 b, Talmud).
„Wenn man eine Halakha im Namen [eines Toten] in dieser Welt spricht, so murmeln seine Lippen im Grabe“ (Synhedrin 90 b, Talmud).
„So ist man in dieser Religion [im Judentum] fest überzeugt, dass die Seele nach Auflösung des Körpers fortdauere“ (Der Kusari 1:103, Jehuda Halevi, ein Rabbiner aus dem 12. Jahrhundert).
[Bild auf Seite 23]
Dieser antike Fußboden einer Synagoge in Tiberias (Israel) ist nur ein Beispiel dafür, wie sehr griechisches Denken und die griechische Kultur das Judentum beeinflußten. Man beachte die in Hebräisch geschriebenen Namen der Tierkreiszeichen. Die Gestalt in der Mitte ist der Sonnengott Helios.