Wirkungsvolles Predigen an den Türen
WAS führt den Prediger guter Botschaft an die Tür? Der Wunsch, die „andern Schafe“ des Rechten Hirten zu finden, was eine einzigartige und gesegnete Beschäftigung ist. Wenn sich ein Diener Gottes auf seine öffentlichen Vorträge ernstlich vorbereitet, sollte er sich da nicht auch ebensogut vorbereiten für die Aufgabe, sich jeder Tür auf eine Weise zu nähern, die viel vertraulicher ist, als dies gegenüber irgendeinem Zuhörer in einem öffentlichen Saale möglich wäre? Als Vertreter des Rechten Hirten sollte er ein ansprechendes Beispiel geben und fähig sein, die Stimme des Hirten unverstellt zu übertragen.
In seinem Bemühen, alle zu erreichen und nicht irgend jemandem durch seine Botschaft Anstoss zu geben, sagte der vorbildliche Apostel Paulus: „Denn obwohl ich von allen Personen frei bin, habe ich mich allen zum Sklaven gemacht, damit ich so am meisten Personen gewinne. Und so wurde ich den Juden wie ein Jude, damit ich Juden gewinne; denen unter Gesetz wurde ich wie unter Gesetz … Ich bin den Menschen aller Arten alles geworden, damit ich auf jeden Fall einige rette.“ (1. Kor. 9:19, 20, 22, NW) Dies bedeutet nicht, dass man sich einen falschen Anschein von oberflächlicher weltlicher Weisheit geben sollte, um dem Intellektuellen Eindruck zu machen. Die wirklichen Schafe sind solcher eitlen Spekulationen sowieso satt und werden Gottes Weisheit als eine erfrischende Abwechslung willkommen heissen. Sie werden darin die Stimme erkennen von — nein — nicht von dir, sondern vom „rechten Hirten“. (Joh. 10:14, NW) Ferner benötigen solche Menschen weit mehr als bloss geistliche Andachtsübungen. Sie benötigen das, was ihnen die falsche Religion und weltliche Philosophie nicht gegeben hat: Liebe, Wohlwollen, Verständnis. Wenn jene, die in ihrer Einstellung wie Schafe sind, dies erhalten, werden sie reagieren. Sie werden eure Aufrichtigkeit sehen und ihren Sinn öffnen. Die gute Botschaft wird mit Erfolg eingeführt sein.
Indes müssen gewichtigere Dinge der biblischen Wahrheit und biblischer Argumentierung folgen. Der christliche Prediger sollte konsequenterweise eher an den Sinn als an die Gefühle des Wohnungsinhabers appellieren. Selbst der aufrichtigste Zuhörer wird wahrscheinlich irgendeine Frage oder einen Einwand haben, der beseitigt werden muss, ehe man weitergehen kann. Wenn wir prompte passende Antworten mit Anstand, Aufrichtigkeit und Wärme verbinden, werden wir eine doppelte Waffe zu wirksamem Gebrauch des „Schwertes des Geistes, welches Gottes Wort ist“, gebildet haben. (Eph. 6:17, NW) Allerdings werden viele Anfangseinwände immer und immer wieder erhoben als Ausflucht, um den Hausgang von Belästigern und Hausierern frei zu halten. Oft können solche Einwände unbeachtet gelassen werden, da das Gewicht der Königreichsbotschaft für sich selbst spricht und irgendeine Frage hinsichtlich des Zwecks des vorsprechenden Predigers aufhellt, öfters aber muss auf die anscheinend unbedeutenden Klagen eingegangen werden. Dabei fasse man sich kurz und vermeide eine Auseinandersetzung über Nebensächliches, damit man nicht die Gelegenheit verpasse, auf die aufbauenderen biblischen Lehren einzugehen.
Einige der gewöhnlichen Einwendungen, die dem Prediger von Haus zu Haus gegenüber erhoben werden, folgen hier. Die gegebenen Antworten mögen nicht immer passen, und sie sollten nicht auswendig gelernt werden. Sie zeigen nur gewisse Möglichkeiten. Weit wirkungsvoller werden die eigenen Worte des Predigers sein, die er mit aufrichtiger Überzeugung spricht, und besonders eine gute Kenntnis der biblischen Literatur, die er vorlegt, wobei er die Punkte im Sinn hat, die darin behandelt werden und zur Klärung verschiedener Argumente hilfreich sind.
EINWÄNDE GEGEN DEN PREDIGTDIENST ÜBERWINDEN
Wohnungsinhaber: Die Bibel ist alles, was ich brauche.
Verkündiger: Nicht ganz. Sie brauchen auch Gottes Geist, denn ohne diesen könnten Sie die Bibel niemals verstehen. Manche Schreiber der Bibel konnten nicht verstehen, was sie geschrieben hatten, weil Gottes Geist, der sie zum Schreiben inspirierte, jene Prophezeiungen dem Verständnis noch nicht erschlossen hatte. Heute erfüllen sich viele Prophezeiungen, und die Bibel findet weite Verbreitung, aber Gottes Geist ist immer noch wirksam; heute noch hilft er denen, die des Herrn Gedanken wissen möchten. Es war weise von Ihnen, sich eine Bibel zu beschaffen. Folgen Sie dieser Weisheit weiter, indem Sie ein von Gott gegebenes Hilfsmittel annehmen, sie zu verstehen.
Wohnungsinhaber: Ich habe meine eigene Kirche.
Verkündiger: Freilich haben Sie Ihre eigene Kirche, und Ihr Nachbar zur Rechten hat seine eigene Kirche, und Ihre Nachbarin zur Linken hat auch ihre eigene Kirche. Auch hat Christus Jesus seine eigene Kirche. Ist Ihre Kirche seine Kirche? Können Sie es mit der Bibel beweisen?
Oder man könnte zu diesem auch sagen: Ich suche auch nicht, Sie zu einer Bekehrung von der Ihrigen zu einer andern Sekte zu zwingen. Aber bestimmt verträgt es Ihre Kirche, einen besseren Erforscher der Bibel in ihrer Mitte zu haben. Unsere Literatur ist nicht sektiererisch und wird Sie mit der Bibel vertraut machen, nicht mit einer andern Sekte.
Wohnungsinhaber: Sie sind gegen die Religion.
Verkündiger: Wie könnte ich, der ich mich doch als ein Prediger der Religion beschäftige! Allerdings pflichte ich nicht jeder religiösen Lehre bei. Aber das tun auch Sie nicht! In den Tagen Jesu erhob nur e i n e Gruppe Anspruch auf das Christentum; heute erheben mehr als 250 Sekten diesen Anspruch. Offenbar muss bei einigen etwas nicht stimmen. Wir beschäftigen uns nur damit, die Glaubensanschauungen der e i n e n wahren Religion wieder zu festigen. Aus dem, was Sie sagen, glaube ich doch schliessen zu können, dass dies Sie interessiert.
Wohnungsinhaber: Ich bin katholisch.
Verkündiger: Dann haben wir etwas sehr Wichtiges gemein. Ich weiss aus Erfahrung, dass Katholiken nicht an das Sektentum glauben, und das tun auch Jehovas Zeugen nicht. Wir beide wissen, dass Christus nur e i n e wahre Kirche, nicht Hunderte, gegründet hat. Unser Werk sucht Christen zu dem schriftgemässen Gedanken von „e i n e m Herrn, e i n e m Glauben, e i n e r Taufe“ zu erziehen. Vielleicht betrachten Sie gerne den biblischen Beweis, den wir gefunden haben.
Wohnungsinhaber: Ich bin Jude.
Verkündiger: Oh, das trifft sich gut. Ich finde, dass es mir eine wertvolle Hilfe ist, mich in dem Werke, das ich tue, mit jüdischen Personen zu beraten. Sehen Sie, gleichwie Sie sind auch wir gegen alle Unduldsamkeit. Und wir haben das Empfinden, dass die wirkliche Hoffnung, diese Gefahr zu überwinden, die Annahme der wahren Anbetung Gottes Jehovas ist. Die ehemalige jüdische Nation stand in einem besondern Bunde mit Jehova. Ihre Propheten riefen Gottes Botschaften aus und schrieben sie unter göttlicher Inspiration nieder. Heute werden diese Prophezeiungen erklärt, und wir halten dafür, dass der vereinte Glaube an die gemeinsame Hoffnung, welche die ganze Menschheit haben kann, ein Heilmittel sein wird für alle Uneinigkeit und Unduldsamkeit.
Wohnungsinhaber: Sie sind gegen die Regierung.
Verkündiger: Nein, ich bin nur gegen eine korrupte Regierung und denke natürlich, dass auch Sie das sind. In unserm Studium der Ursachen der Korruption im Regierungswesen jedoch finden wir den biblischen Grund für den allgemeinen Mangel an Lauterkeit in der menschlichen Herrschaft und warum sie so oft versagt. Bitte schauen Sie sich diese Publikation in bezug auf Ursache und Lösung einmal an.
Wohnungsinhaber: Ich bin zu beschäftigt.
Verkündiger: Dann möchte ich Ihre Zeit gerade jetzt nicht in Anspruch nehmen. Ich weiss, was es bedeutet, meine eigene weltliche Arbeit zu tun, die Haushaltpflichten und dazu noch die Beschäftigung in diesem Predigtdienst, und auch ich lasse mich nicht gerne stören, wenn ich zu tun habe. Doch bitte nehmen Sie immerhin dieses Probeexemplar von einer unserer Zeitschriften entgegen. Ohne Zweifel beschaffen Sie sich Dinge, die Ihnen Zeit sparen für andere wichtige Aufgaben, die nach Ihrem Empfinden getan werden müssen. Da wir aber Christen zu sein behaupten, ist das Studium der Bibel sicherlich am nötigsten, und Sie werden finden, dass hierzu unsere Literatur ein sehr wertvoller Zeitsparer ist. Darf ich fragen, welche Zeit Ihnen passen würde, um wieder vorbeizukommen, wenn Sie nicht so beschäftigt sind?
Wohnungsinhaber: Das interessiert mich nicht.
Verkündiger: Ich hoffe, Sie werden mich nicht als anmassend betrachten, wenn ich sage, dass Sie vielleicht doch an einer Frage interessiert sind, die mir fast alle Ihre Nachbarn gestellt haben, ‚warum es so viele Religionen gebe, und welche denn die rechte sei‘? Diese Publikation verfolgt die Religionsgeschichte bis zu der Zeit zurück, da es nur e i n e Religion gab, und sie hilft Ihnen die Religion erkennen, die Gott für den Menschen eingeführt hat.
Manche leichtere Methode des Predigens der „guten Botschaft vom Königreich“ als die Methode von Tür zu Tür könnte gefunden werden, doch gibt es keine wichtigere, keine so mannigfaltige, keine freudigere. Allerdings bedeutet es, vor Spötter zu treten, aber dies verschafft das Vorrecht, an dem grossen Werk des Zeichnens teilzunehmen, das von Hesekiel vorausgesagt worden ist. (Hes. 9) Wenn euch anderseits schafähnliche Personen zu einem Bibelstudium in ihr Heim einladen und sie die Wahrheit kennenlernen und sich denen anschliessen, welche die Hoffnung auf ewiges Leben in der neuen Welt haben, wie werden sie euch danken, dass ihr gekommen seid, und wie froh werden sie sein, dass sie nicht vorgaben, zu selbstgenügend, zu beschäftigt, zu krank, zu müde, zu gegnerisch oder zu wenig interessiert zu sein, um auf die einzig wahrhaft gute Botschaft der Gegenwart zu hören und sie anzunehmen!