Triff deine Entscheidung
IMMER wieder sprechen hervorragende religiöse Menschen davon, daß Gott „versuche, die Welt zu bekehren“. Um Gott dabei zu helfen, setzen sie sich u. a. selbst für Heimat- und Auslandsmissionen ein. Wenn wir jedoch den Fortschritt beurteilen, der im letzten Jahrhundert gemacht wurde, wird es augenscheinlich, daß ihr Ziel, die Welt zu bekehren, niemals verwirklicht werden wird. Die sogenannte „nichtchristliche“ Bevölkerung hat sich während dieser Zeit nämlich nicht nur verdoppelt, sondern das, was sich christlich nennt, ist weiter von wirklichem Christlichsein entfernt als je zuvor. Offensichtlich muß da irgendwo ein Fehler vorliegen.
Zuerst laßt uns beachten, daß Gott nicht versucht, etwas zu tun. Er befiehlt, und es ist getan. Er sagte: „Es werde Licht! da wurde es Licht.“ (1. Mose 1:3, van Eß) Was immer er vorhat, vollbringt er: „Ich habe es geredet, ich lasse es kommen; ich habe es entworfen, ich führe es aus.“ (Jes. 46:11, ZB) Ganz offensichtlich also schließen Gottes Vorsätze nicht ein, daß seine Diener die Welt bekehren, sonst würde das Ziel sich nicht weiter und weiter von seiner Verwirklichung entfernen.
Befahl Jesus aber nicht seinen Nachfolgern, Jünger aus allen Nationen zu machen, und sagte er nicht voraus, daß die Botschaft vom Königreich in der ganzen Welt gepredigt werden würde? Das ist wahr, aber beachte dabei: Er befahl nicht, alle Nationen zu bekehren, sondern „Jünger aus den Menschen aller Nationen“ zu machen. Auch sagte er: Predigt die gute Botschaft vom Königreiche allen Nationen „zu einem Zeugnis“ und nicht zu dem Zweck, sie alle zu bekehren! Die Befehle werden ausgeführt, wie die Ereignisse zeigen. Jünger werden aus allen Nationen gemacht und das Zeugnis wird weltweit gegeben. — Matth. 24:14; 28:19, 20, NW.
Jesus erwartete nicht, daß seine Jünger die Welt bekehren würden, wie es aus seinen eigenen Worten zu ersehen ist, die in Lukas 18:8 (NW) aufgezeichnet sind: „Wenn der Sohn des Menschen ankommt, wird er wirklich diesen Glauben auf Erden finden?“ Beachte auch seine Voraussage: „Gleichwie die Tage Noahs waren, so wird die Gegenwart des Sohnes des Menschen sein.“ Bestimmt wurde die Welt in den Tagen Noahs nicht zu Gott bekehrt, trotzdem Noah so einzigartig seinen Glauben demonstrierte, indem er die Arche erbaute und vor der Flut warnte. — Matth. 24:37; Heb. 11:7; 2. Pet. 2:5, NW.
Die falsche Auffassung über Gottes Versuch, die Welt zu bekehren, ist dadurch zu erklären, daß man verfehlt, folgendes zu erkennen: Jehovas Hauptvorsatz ist, seine Oberherrschaft und seinen Namen zu rechtfertigen; damit verbunden steht die Errettung von Geschöpfen im Grunde genommen nur an zweiter Stelle. Jehova errettete die Israeliten aus Ägypten, um sich einen Namen zu machen, wie er selbst sagt. Aus dem gleichen Grund errettete er sie aus Babylon und führte sie nach Palästina zurück: „So spricht der Herr, Jehova: Nicht um euretwillen tue ich es, Haus Israel, sondern um meines heiligen Namens willen.“ — 2. Sam. 7:23; Hes. 36:22.
Jehova Gott benötigt nicht kümmerliche Menschen für die Durchführung seiner Vorsätze. Es ist unter seiner Würde und Stellung, irgendein Geschöpf zu beschwatzen oder zu zwingen, ihn anzubeten. Er droht auch nicht, jemand nach dem Tode zu quälen noch in diesem Leben körperlich zu strafen, was der Islam, die römisch-katholische Hierarchie und viele andere tun. Er ist ein Gott der Liebe und wendet sich an die Liebe in seinen Geschöpfen. (Jer. 19:5; Röm. 2:4, NW) Er bringt Segnungen über sie und erklärt ihnen, unter welchen Umständen sie diese behalten können und sogar noch mehr erlangen können. Es liegt also an ihnen, eine Entscheidung zu treffen, Gottes Gunsterweisungen gemäß seinen Bedingungen anzunehmen oder sie zu verwerfen und sie dadurch alle zu verlieren.
ENTSCHEIDUNG IN VERGANGENEN ZEITEN
Betrachte unsere ersten Eltern. Sie hatten Leben, das Recht dazu und viele andere Segnungen und Aussichten. Um ihre Wertschätzung für diese Segnungen zu prüfen, machte Gott den Genuß solcher Segnungen von einem einfachen Gebot abhängig: Sie sollten lediglich von der Frucht eines gewissen Baumes nicht essen. Wenn Gott nur an der Errettung von Menschen interessiert und ein Gott gewesen wäre, der „die Welt zu bekehren versuchte“, hätte er nicht erlaubt, daß Eva versucht wurde. Aber er ließ es wirklich zu. Und als der Versucher unter der Maske der Schlange die Versuchung an Eva heranbrachte, mußte sie eine Entscheidung treffen — entweder Gott zu gehorchen oder dem Vorschlag des Versuchers zu folgen. Wegen Mangel an Wertschätzung, Mangel an Liebe und Mangel an Glauben traf Eva die falsche Entscheidung. Als sie dann die Frucht Adam anbot, hatte er ebenfalls eine Entscheidung zu treffen: zu essen oder nicht zu essen. Er traf in gleicher Weise die falsche Wahl. Beide kehrten somit schließlich zur Erde zurück, von der sie genommen waren. Die Folgen dieser falschen Entscheidung sind nun von der ganzen Menschheit etwa sechstausend Jahre gefühlt worden. (1. Mose 3:19; Röm. 5:12) Dauernd aber hat Gott seit dieser Zeit den Menschen vor die Frage gestellt, zwischen den beiden Wegen zu wählen: dem rechten Weg oder dem falschen Weg. — Matth. 7:13, 14.
In seinem Verhältnis mit den Kindern Israels zeigte Jehova wiederholt diese Verfahrensweise mit seinen Geschöpfen. Nachdem sie freiwillig am Berg Sinai versprachen, Jehova dienen zu wollen, lehnten sich die Israeliten immer wieder auf und wurden so in der Wüste erniedrigt. (2. Mose 19:5-8; 1. Kor. 10:5, NW) Als Gottes Zeit für sie kam, das heilige Land zu betreten, war eine neue Generation herangewachsen und Mose auferlegte ihnen, eine Entscheidung zu treffen: „Ich rufe heute den Himmel und die Erde zu Zeugen gegen euch an: das Leben und den Tod habe ich euch vorgelegt, den Segen und den Fluch. So wähle denn das Leben, damit du am Leben bleibst, du und deine Nachkommen, indem du den HErrn, deinen Gott, liebst, seinen Weisungen gehorchst und fest an ihm hältst; denn davon hängt dein Leben … ab.“ — 5. Mose 30:19, 20, Me.
Diese Weise, eine Entscheidung zu treffen, wurde besonders von Josua etwa zwanzig Jahre später betont, nachdem die Israeliten das Land Kanaan betreten hatten. Da er wußte, daß er bald sterben würde, rief er alle Stämme Israels zusammen und legte ihnen geradewegs die Frage vor, wem sie dienen wollten. Nachdem er noch einmal erzählt hatte, wie Jehova mit Abraham und seinen Nachkommen bis zu ihrer Zeit gehandelt hatte, fuhr Josua fort zu sagen:
„Und nun fürchtet Jehova und dienet ihm in Vollkommenheit und in Wahrheit; und tut die Götter hinweg, welchen eure Väter jenseits des Stromes und in Ägypten gedient haben, und dienet Jehova. Und wenn es übel ist in euren Augen, Jehova zu dienen, so erwählet euch heute, wem ihr dienen wollt, ob den Göttern, welchen eure Väter gedient haben, die jenseits des Stromes wohnten, oder den Göttern der Amoriter, in deren Land ihr wohnet. Ich aber und mein Haus, wir wollen Jehova dienen!“ Nachdem sie einen Bericht über Jehovas Handlungsweise mit ihnen und ihren Vätern gehört hatten und Josuas eigenen starken Entschluß, Jehova zu dienen, antwortete das Volk: „Fern sei es von uns, Jehova zu verlassen, um anderen Göttern zu dienen! Denn Jehova, unser Gott, ist es, der uns und unsere Väter aus dem Lande Ägypten, aus dem Hause der Knechtschaft, heraufgeführt hat, und der vor unseren Augen diese großen Zeichen getan und uns behütet hat auf dem ganzen Wege, auf dem wir gegangen, und unter all den Völkern, durch deren Mitte wir gezogen sind. Und Jehova hat alle Völker … vor uns vertrieben. Auch w i r wollen Jehova dienen, denn er ist unser Gott!“
Aber Josua versuchte sie, um zu sehen, ob sie es ehrlich meinten, und sagte: „Ihr könnet Jehova nicht dienen; denn er ist ein heiliger Gott, er ist ein eifernder Gott; er wird eure Übertretung und eure Sünden nicht vergeben. Wenn ihr Jehova verlasset und fremden Göttern dienet, so wird er sich wenden und euch Übles tun und euch vernichten, nachdem er euch Gutes getan hat.“ Aber das Volk blieb fest bei seiner Entscheidung: „Nein, sondern Jehova wollen wir dienen! Da sprach Josua zu dem Volke: Ihr seid Zeugen gegen euch, daß ihr selbst euch Jehova erwählt habt, um ihm zu dienen. Und sie sprachen: Wir sind Zeugen!“ — Jos. 24:14-22.
Als Christus Jesus vor Pilatus vor Gericht stand, hatten die Israeliten wiederum eine Entscheidung zu treffen, nämlich zwischen dem Teufel, vertreten durch Cäsar, und Jehova Gott, wie er durch seinen Sohn vertreten war. Sie trafen die falsche Entscheidung bei jener Gelegenheit, indem sie ausriefen: „Wir haben keinen König außer dem Cäsar.“ (Joh. 19:15, NW) Sie hatten die furchtbaren Folgen dieser Entscheidung in der vollständigen Vernichtung durch die Hand Cäsars im Jahre 70 n. Chr. zu ertragen.
SICH IN UNSERER ZEIT ENTSCHEIDEN
Die biblische Prophezeiung zeigt, daß die zweite Gegenwart Jesu Christi stattgefunden hat, daß er auf den Thron gesetzt wurde und daß er nun inmitten seiner Feinde herrscht. (Ps. 110:1-3; Matthäus, Kapitel 24; Off. 11:15-18) Mittels des Predigens der guten Botschaft und des Bekanntmachens des Namens Jehova ist die Streitfrage wiederum geradewegs vor das Volk gestellt, und wiederum hat es die Entscheidung zu treffen: entweder für Jehovas Königreich unter Christus Jesus oder für die Regierungen dieser alten Welt unter der Gewalt Satans des Teufels. (Matth. 4:8, 9; 2. Kor. 4:4, NW) „Und nun, ihr Könige, seid verständig; lasset euch zurechtweisen, ihr Richter der Erde! Dienet Jehova mit Furcht, und freuet euch mit Zittern! Küsset den Sohn, daß er nicht zürne, und ihr umkommet auf dem Wege, … Glückselig alle, die auf ihn vertrauen!“ — Ps. 2:10-12.
Die Weisen lassen sich willig belehren. Sie nehmen den Vernunftbeweis an: Sie sehen über sich ein wunderbares, wohlgeordnetes Universum, das beredsames Zeugnis von der Existenz Gottes ablegt. (Röm. 1:20, NW) Sie untersuchen die Bibel und lernen, daß ihr Zeugnis reichlich durch Beweismaterial der Geologie und Archäologie gestützt ist. Sie bemerken, daß die Bibel voller Prophezeiungen ist, von denen viele mit bemerkenswerter Genauigkeit erfüllt wurden. Nur Gott kann das tun. — Jes. 41:22, 23.
Von der Bibel lernen sie: Gottes ursprünglicher Vorsatz für den Menschen und die Erde war, ein Paradies zu haben, das mit vollkommenen menschlichen Geschöpfen gefüllt ist, die in Harmonie miteinander leben und ihren Schöpfer anbeten würden; und dieser Vorsatz wird erfüllt werden. (1. Mose 1:26-28; Jes. 55:11) Sie erkennen auch, daß heute ein Gerichtstag im Gange ist und daß jeder ein Zeichen erhält, entweder das Zeichen des Tieres oder das Zeichen, das Jehovas Diener an solche machen, die über die Greuel seufzen und jammern, die sie im Land verübt sehen. — Hes. 9:4; Off. 13:15-17; 14:9, 10.
Du kannst als einzelner dem Gezeichnetwerden nicht entgehen. Du kannst nicht vermeiden, daß du eine Entscheidung treffen mußt. „Wer nicht auf meiner Seite ist, ist gegen mich, und wer nicht mit mir sammelt, zerstreut.“ (Luk. 11:23, NW) Für welchen Weg willst du dich entscheiden? Willst du es dir erwählen, Jehova Gott zu dienen, und dich auf den rechten, weisen, gehorsamen, liebenden Weg machen, auf den Weg der Wertschätzung und Dankbarkeit, der zwar jetzt beengt ist und ein schmales Tor hat, das zum Leben führt? Oder willst du die Richtung des geringsten Widerstandes einschlagen, den selbstsicheren, leichten und breiten Weg, der zur Vernichtung führt?
Du kennst die Tatsachen. Du kannst und mußt sie durchdenken und dann zu einem Entschluß kommen. Und was geschieht dann? Wenn du eine weise Wahl getroffen hast, ist es von dir aus notwendig, deinen Entschluß durch eine beständige Reihe von Taten zu unterstützen. „Glaube, wenn er nicht Werke hat, ist an sich tot.“ (Jak. 2:17, NW) Welche Werke? Die Werke, die in Gottes Wort beschrieben werden und die besonders durch Jesu Worte und Beispiel gezeigt wurden. Das bedeutet, sich Gott hinzugeben, wie Jesus es am Jordan tat, als er sagte: „Siehe! ich bin gekommen (in der Rolle des Buches steht von mir geschrieben), um deinen Willen, o Gott, zu tun.“ — Heb. 10:7, NW.
Einer der ersten notwendigen Schritte, nachdem du dich Gott hingegeben hast, ist, diese Hingabe öffentlich zum Ausdruck zu bringen, indem du dich taufen läßt, ähnlich wie Jesus seine Jünger anwies: „Gehet daher hin und machet Jünger aus Menschen aller Nationen, indem ihr sie taufet.“ (Matth. 28:19, NW) Aber du sagst, du seiest schon als Kind getauft worden? Ist dem wirklich so? Das Wort taufen kommt von einem griechischen Wort, das eigentlich „unter Wasser setzen“ oder „unter Wasser tauchen“ heißt, und somit finden wir: Johannes der Täufer und Jesu Jünger tauchten solche, die glaubten, vollständig unter Wasser. — Joh. 3:23.
In Wasser getauft sein bedeutet, daß wir für unseren eigenen Willen gestorben und für Gottes Willen lebendig geworden sind. Nachdem wir uns hingegeben haben, Gottes Willen zu tun, ist es sehr angebracht, daß wir eine öffentliche Erklärung dieser Tatsache vor Zeugen machen. Säuglinge könnten das nicht für sich selbst tun. Wir haben durch die Taufe auch eine lebendige Erinnerung, daß wir uns Gott hingegeben haben. Sie wird uns helfen, unserem Gelübde gemäß zu leben.
Gottes Wille besteht zur Hauptsache aus drei hervorstechenden Dingen. Als erstes von allem bedeutet es, das Wort Gottes und Bibelhilfen zu studieren, die uns helfen, mehr und mehr mit Gott bekannt zu werden und mit seinen Vorsätzen, damit wir vernünftig mit ihnen übereinstimmen können. (2. Kor. 6:1) Zweitens bedeutet es, unsere Lippen zu gebrauchen, um Jehova Gott Ehre zu bringen und Menschen guten Willens Trost, denn wenn wir Christen sind, muß unser Lebenszweck der gleiche wie derjenige Christi Jesu sein. Er sagte über sein eigenes Vorhaben: „Zu diesem Zweck bin ich geboren worden und zu diesem Zweck bin ich in die Welt gekommen, damit ich für die Wahrheit Zeugnis ablege.“ — Joh. 18:37; 2. Kor. 1:4; Heb. 13:15; 1. Pet. 2:9, NW.
Und drittens müssen wir Fortschritte auf dem Wege der Gerechtigkeit machen. Wir müssen beharrlich sein; wir müssen Jehova und unseren Nächsten nicht nur allein lieben, sondern auch das hassen, was böse und selbstsüchtig ist. Wir müssen uns von dieser verderbten Welt und ihren Bräuchen rein halten. — Jes. 52:11; Heb. 1:9; Jak. 1:27, NW.
Wir sehen also: Gott ist fern davon, die Welt zu bekehren. Er gibt seinen Geschöpfen die Gelegenheit, zu wählen und dann die Folgen auf sich zu nehmen. Nachdem wir die rechte Entscheidung getroffen haben, müssen wir den Lauf einer beständigen Handlungsweise einschlagen, wenn wir einen Anteil an Gottes Vorsatz mit der Erde und den Menschen nehmen wollen.
Sehet nun zu, wie ihr sorgfältig wandelt, nicht als Unweise, sondern als Weise, die gelegene Zeit auskaufend, denn die Tage sind böse. — Eph. 5:15, 16.