Die wahre Anbetung macht Fortschritte in Nordafrika und auf der Iberischen Halbinsel
Schluß des Berichts über die Afrikareise des Präsidenten der Watch Tower Society, N. H. Knorr, und seines Sekretärs
EINE glückliche Gruppe blieb zurück, als ich Äthiopien verließ und nach Kairo wegflog. Unterwegs hielten wir zwecks Motorreparaturen einige Stunden in Erythräa an. Als ich in Kairo eintraf, war mein Sekretär, Bruder Henschel, schon abgereist, um Tripolis, Libyen, zu besuchen. Während seines Aufenthalts in Kairo hatte er zu 92 Zeugen Jehovas anläßlich ihrer Zusammenkunft gesprochen und einen öffentlichen Vortrag gehalten, bei dem 182 Personen zugegen waren.
Es war für mich angeordnet worden, daß ich nach Alexandrien gehen und dort zu den Brüdern sprechen sollte. Um 18 Uhr kamen die verschiedenen Versammlungen, die französische, arabische und griechische in Alexandrien zusammen, und ich sprach durch zwei Dolmetscher zu ihnen, von denen der eine Griechisch und Französisch und der andere Arabisch sprach. Anwesend waren 257 Personen, viel mehr, als ich vor fünf Jahren bedient hatte. Am nächsten Morgen kehrten wir mit der Bahn nach Kairo zurück. Am Abend besuchten 116 Brüder die zentrale Zusammenkunft, und wieder wurde die Ansprache in drei Sprachen gehalten.
Ich flog nach Algier, und zwar über Paris, wo ich einen zwölfstündigen Aufenthalt hatte, der mir Zeit gab, die Probleme des Pariser Zweigbüros mit dem dort Beauftragten, dem Zweigdiener, zu durchgehen, der mich darauf nach Algerien begleitete. Das Werk der Verbreitung der wahren Anbetung hat in Algier gerade begonnen. Die Gesellschaft sandte kürzlich einige Missionare und weitere Vollzeitdiener nach dieser Hauptstadt Algeriens, um zu sehen, was getan werden könne, und sie leisten gute Arbeit. Der arabische Teil der Stadt, La Casbah genannt, befindet sich in der ehemaligen Araberstadt, der Altstadt von Algier. Nun hat sich die Stadt ausgebreitet, und dieser Teil ist mehr oder weniger der Mittelpunkt der Stadt geworden.
Die Missionare finden es sehr interessant, diesen Arabern Zeugnis zu geben. Wenn sie an die Tür des Hauses eines Moslems klopfen, so schaut die Frau nach, wer da sei. Wenn es ein Araber sein sollte, bedeckt die Muselmanin ihr Angesicht mit einem Schleier, ehe sie mit ihm spricht; ist es aber ein Europäer, so tut sie das nicht. Niemand scheint genau zu wissen warum; doch kann beobachtet werden, daß eine Araberin, die in einem Laden etwas einkauft, den Schleier von ihrem Angesicht nimmt, wenn sie mit einem Europäer spricht; tritt indes ein Araber ein, so bedeckt sie ihr Gesicht schnell wieder mit dem Schleier.
Dies war das erste Mal, da eine Versammlung von Zeugen Jehovas in der Stadt Algier anberaumt worden war. Die Watch Tower Society hatte an alle geschrieben, die sich für ihr Werk interessierten, um sie vom Besuche des Präsidenten und den Versammlungen, die stattfinden sollten, zu benachrichtigen. Am Samstagmorgen kamen ihrer 13 zusammen und zogen aus in den Felddienst. Ein kleiner Saal war für die Nachmittagsversammlung gemietet worden, und zu unserer großen Überraschung waren 39 Personen anwesend. Es wurde sehr gutes Interesse bekundet, und am Schlusse der Veranstaltung stellten die Erschienenen viele Fragen. Am Sonntag fand der öffentliche Vortrag um 9.30 Uhr statt, und 30 Personen waren anwesend.
Gerade jetzt unterstützen 10 Teilzeit-Prediger die 8 Vollzeit-Prediger im Werk, wodurch die Königreichsbotschaft den Leuten von Algerien bekanntgemacht wird. Für die wenigen Monate, da die Brüder, die Vollzeitdiener, dort weilten, ist gute Arbeit geleistet worden, und wenn es so weitergeht, wird dort binnen kurzem eine vorzügliche Versammlung von Predigern Jehovas organisiert sein.
Von Algier flog ich nach Madrid und traf dort Bruder Henschel und die Brüder, die im iberischen Gebiet wirken. Über Libyen, wohin Bruder Henschel sich nach seinem Besuch in Kairo begeben hatte, berichtete er folgendes:
LIBYEN
„Dieses Land war früher von Italien besetzt, doch nun machen die Engländer und die Vereinten Nationen den Versuch, den Libyern zu helfen, eine eigene Regierung zu gründen. Es ist eine große Aufgabe, weil wenig Libyer Erfahrung in solchen Dingen haben. Ein König ist inthronisiert, und Arabisch ist die Amtssprache geworden. Die islamische Religion herrscht vor.
Mit dem Aufstieg dieser neuen Nation zu einem Platz unter den Nationen der Welt ist darin auch die Verkündigung der Königreichsbotschaft aufgekommen. Der im Jahre 1950 gepflanzte Same der Wahrheit trägt bereits gute Frucht. Die Brüder in der Versammlung Tripolis bekunden große Begeisterung für das Werk. Im vergangenen Jahr hatten in einem Monat 19 verschiedene Evangeliumsdiener Anteil am Predigtwerk. Die Ortsversammlung ist italienisch. Wenn auch das Werk nicht so ungehemmt wie in einigen anderen Ländern durchgeführt werden kann und man dem Missionarwerk von offizieller Seite aus mit Stirnrunzeln begegnet, breitet sich die Wahrheit dennoch aus. Einige jener, die der Versammlung in Tripolis beiwohnten, wohnen draußen auf Farmen, in der Umgebung der Stadt. Folgendes ist eine der Erfahrungen, die sie von einer Schwester und ihrem Priester erzählten:
‚Als ein neuer katholischer Priester in ihre Gemeinde kam, besuchte er alle seine Pfarrkinder und traf Vorkehrungen, um bei ihnen zu essen. Da auch sie eines seiner Kirchgemeindeglieder war, sagte er ihr, daß er an Donnerstagen komme. Indes kam er am Mittwoch vorbei und fand die Familie beim Bohnenessen vor. Er wurde eingeladen, mit zu essen, sofern er gern Bohnen esse. Das beleidigte ihn höchlich, und er verlangte Fleisch und Eier, wovon sie aber nichts im Hause hatten. Ärgerlich verließ er das Haus, und am nächsten Sonntag verschrie er die Familie in der Kirche, weil sie dem Priester Bohnen angeboten hatte. Das war das letzte Mal, daß sie die Kirche besuchte.‘
Während meines Besuches wurden Versammlungen im Königreichssaal abgehalten, und die Höchstzahl war 27 Personen beim öffentlichen Vortrag. Meine Abreise von Libyen wurde im Flughafen verzögert, was bewirkte, daß ich die Verbindung in Rom nach Barcelona verpaßte. Die Zeit meines Aufenthalts in Rom verbrachte ich mit den Brüdern dort, die sich über die Tatsache freuten, daß sie kürzlich eine neue Höchstzahl von 2150 Königreichsverkündigern in Italien erreicht hatten.
SPANIEN
Am 10. Januar traf ich über Madrid in Barcelona ein und begann sogleich örtliche organisatorische Probleme mit den Brüdern dort zu besprechen. Besondere Felddienstanstrengungen waren im Gange, und neue Prediger nahmen zum ersten Mal am Predigtwerke teil. An jenem Abend hielt ich vor 50 Personen in einem Privathaus eine Ansprache.
Am folgenden Tag fanden zwei weitere Versammlungen in Privathäusern statt, und es war eine Freude, 193 Personen anwesend zu sehen, was fast doppelt soviel war wie im vorigen Jahre, als 100 zugegen gewesen waren. Dies war zum Teil eine Folge der Gegenwart der Brüder von Barbastro und Palma de Marjorca. Die Predigt-Tätigkeit im Felde und die Reihe von Versammlungen veranlaßten die Brüder in Spanien, einen Geist unter ihnen an den Tag zu legen, den ich zuvor nicht beobachtet hatte. Viele Heimbibelstudien werden jetzt durchgeführt, und die Aussichten auf künftiges Wachstum sind ausgezeichnet.
Einige der Brüder von Barcelona, die den Wunsch hatten, ihre ‚Kongreß‘-Freuden zu verlängern und auch den Präsidenten und Brüder aus anderen Teilen von Spanien zu treffen, begleiteten mich am Dienstagmorgen im Flugzeug nach Madrid. An jenem Nachmittag hatten wir in Madrid ein Treffen im Hause eines der Zeugen, und 26 Personen waren anwesend. Am Abend waren in einem anderen Hause 32 zugegen.“
Als Bruder Henschel zu jenen Brüdern sprach, traf ich mit dem Flugzeug von Algier ein. Natürlich fand ich manche Probleme, die der Aufmerksamkeit bedurften. Seit Jahren ist die Iberische Halbinsel eine dunkle Ecke von Europa gewesen, wo es keine wahre Gottesdienstfreiheit gibt. Seit dem Zweiten Weltkrieg hat eine kleine Handvoll Königreichsverkündiger die reine Anbetung in Spanien, wo der Heiligen- und Jungfrauen-Kult vorherrscht, kühn fortgesetzt.
Zwei besondere Versammlungen wurden am Nachmittag des folgenden Tages mit insgesamt 46 Personen abgehalten, wobei ich zu der einen Gruppe und Bruder Henschel zur anderen sprach. Später an jenem Abend sprach ich in sehr deutlichen Worten zu 50 Brüdern und Neuinteressierten, die in einem Privathause versammelt waren, und zeigte ihnen, daß ihr Fortschritt offenbar werden müsse und wies sie auf die verschiedene Art und Weise hin, wie dies geschehen kann.
PORTUGAL — LETZTER HALT
Von Spanien flogen wir nach Portugal, und schon in wenigen Stunden nach unserer Landung hielten wir Ansprachen an eine Gruppe von 43 Brüdern am zentralen Versammlungsplatz der Zeugen Jehovas in Lissabon. An jenem Abend gingen wir über den Fluß nach Almada und hatten mit 53 Versammelten ein ähnliches Treffen. Es war der Anfang einer Woche besonderer Evangeliumstätigkeit, und die Brüder waren hochbegeistert, während sie am Königreichsdienst und an der Anbetung teilnahmen. Am Sonntag kamen alle in Almada zusammen, und trotz dem Regen ergab die Zählung 73 Brüder und andere Menschen guten Willens.
Früh am Dienstagmorgen verließen wir Europa, flogen heimwärts, New York entgegen. Wir sahen, wie die Sonne hinter uns aufging und konnten beobachten, wie das Licht jede Minute zunahm, bis schließlich die Sonne durch leichte Flaumwolken in all ihrem Glanze durchbrach. Geradeso bricht jetzt das Licht der Wahrheit durch, denn jede Minute strahlt es heller und heller durch die geistige Finsternis von Satans System der Dinge auf dieser Erde hindurch. Es war gerade unser Vorrecht gewesen, die Ausdehnung großen Umfangs in Afrika und Südeuropa zu sehen, indem mehr Tausende von Predigern der guten Botschaft ihr Licht leuchten lassen als zur Zeit, da wir das letzte Mal dort gewesen waren. Welch unbeschreibliches Vorrecht es doch ist, Jehova zu dienen!