Wertschätzung bekunden bei Kongressen
WENN es irgendeine Zeit, einen Ort oder eine Gelegenheit gibt, anläßlich welcher die ergebenen Diener Jehovas in neuerer Zeit wirklich ‚schmecken und sehen, daß Jehova gütig ist‘, so ist es bei einem Kongreß. Bei einer solchen Versammlung läßt Jehova tatsächlich so viele Segnungen herniederströmen, daß sie sie nicht alle fassen können. Kein Wunder also, daß seine Diener glücklich waren, als die Wachtturm-Gesellschaft dem Sinne nach zu ihnen sagte: „Lasset uns zum Hause Jehovas gehen!“, indem sie einen weiteren internationalen Kongreß veranstaltete. Er fand im Yankee-Stadion New York, vom 19. bis 26. Juli 1953, statt. — Ps. 34:8; 122:1-3; Mal. 3:10.
Jehova läßt bei solchen Kongressen ohne Zweifel viele Segnungen ausgießen, und in diesem Bewußtsein wird jeder von uns, der es irgendwie ermöglichen kann, solchen beiwohnen. Aber einfach persönlich während der ganzen Dauer solcher Veranstaltungen anwesend zu sein, genügt nicht, sondern in welchem Maße wir diese Segnungen begierig in uns aufnehmen, ist die Frage. Wird unser Benehmen zeigen, daß wir sie wirklich schätzen? Oder wird unser Benehmen vor allen dartun, daß wir hinsichtlich der Segnungen eines Kongresses gedankenlos und gleichgültig sind?
Hier eine Veranschaulichung: Angenommen, ein Freund gäbe uns Billette für einen Abend in der Oper, weil er weiß, daß wir gerne Musik hören. Würden wir in die Oper gehen und dann den größten Teil des Abends damit verbringen, in der Vorhalle umherzugehen oder uns draußen mit anderen zu unterhalten oder etwas an den Erfrischungsständen zu essen und nur die Hälfte der Zeit an unseren Plätzen zu sein und der schönen Gesangs- und Instrumentalmusik zu lauschen, die von der Bühne und dem Orchester her ertönt? Natürlich nicht! Wir würden an unseren Plätzen sein, bevor das Orchester die Ouvertüre oder das Präludium zu spielen beginnt, und wenn wir hinausgingen, um zwischen den einzelnen Akten eine Erfrischung einzunehmen, würden wir uns vorsehen, daß wir vor Beginn des nächsten Aktes wieder an unserem Platz seien und würden dableiben, bis der Vorhang endgültig fällt. Wir würden nichts verpassen wollen.
Angenommen aber, wir wären nicht nur Musikfreunde, Amateure, sondern Berufssänger oder -spieler, deren Beruf im Leben die Musik ist: um so mehr Grund hätten wir, nichts verpassen zu wollen. Da wir mehr von der Musik verständen, würde uns das in der Oper Gebotene auch mehr bedeuten. Wir würden beachten, wie jeder Takt der Musik interpretiert wird. Wir würden nach Ideen und dem hervorgerufenen Eindruck Ausschau halten, würden nach größerem Verständnis der Musik trachten, was uns als Berufsmusikern alles gut dienen könnte. Ja, als Berufsleute würden wir nicht nur einen größeren Genuß von der Oper haben, sondern durch das Zuhören auch sehr viel lernen.
Laßt uns dieses Bild nun anwenden: Bei Kongressen gibt es theokratische Musik, wie sie nie zuvor gehört wurde, und wir sind nicht nur als Musikfreunde dort, sondern auch als Berufsmusiker, als singende Kämpfer. Als solche werden wir nicht nur begeistert sein über die Schönheit der geistigen Musik, sondern wachsam jede Note der vielen schönen Punkte zu erfassen suchen, die neuen Gedanken, die praktischen Winke, die gegeben werden und die wir als Berufssänger und -kämpfer anwenden können, wenn wir in unser Heimatgebiet zurückkehren. Oder nicht?
Werden wir, wenn wir diese Wertschätzung haben, während der Zeit, da sich die verschiedenen Programmpunkte abwickeln, in den Gängen oder auf dem Gelände umherschlendern? Werden wir alte Bekannte aufsuchen oder während der einzelnen Versammlungen ein Schläfchen halten? Wollen wir dies tun?
WERTSCHÄTZUNG UND RÜCKSICHTNAHME BEKUNDEN
Ein anderer Vergleich: Angenommen, ein lieber Freund habe dich zum Essen eingeladen und viele Gänge bereitet, bestehend aus deinen Lieblingsgerichten. Würdest du zu diesem Essen eine halbe Stunde zu spät erscheinen und die Speise herunterschlingen, während du eine Zeitung liest, und würdest dann vor der Nachspeise wegrennen, um deinem Lieblingsradioprogramm zuhören zu können, wobei du deinen Freund allein ließest und ihm nicht einmal dafür danktest, daß er ein so freigebiger, aufmerksamer Gastgeber gewesen ist? Wie undenkbar!
Als großherziger und aufmerksamer Gastgeber bereitet Jehova bei Kongressen ein Festmahl von Fettspeisen. Wie viele von uns erscheinen für die einzelnen Programmpunkte zu spät? Wie viele wollen während geistiger Feste an einem Sandwich kauen? oder wollen weglaufen, ehe das Schlußlied gesungen wird? Werden wir gegen unseren himmlischen Freund und Gastgeber auf eine Weise handeln, wie wir nicht daran denken würden, gegen einen irdischen zu handeln?
Oder was würde man von einem Familiengliede halten, das beständig mit seinen Angehörigen konkurriert, um sich das Beste von allem zu sichern? Wer könnte bei Mahlzeiten nicht warten, bis das Dankgebet gesprochen ist, um nach dem auserlesensten oder größten Bissen zu greifen? Oder wer wird im Eiltempo das Essen hinunterschlingen, um danach den besten Platz im Wohnzimmer zur Beobachtung der Fernsehdarbietungen zu erlangen? Oder wer würde rennen, um jedesmal, da die Familie irgendwohin fährt, den Vordersitz im Auto zu erhalten? Wie kindisch, wie unreif, magst du sagen!
Natürlich würden wir nicht absichtlich so kindisch, ja so selbstsüchtig handeln, denn ein Kind denkt instinktiv nur an sich selbst; doch muß es Rücksichtnahme auf andere gelehrt werden. Wie oft aber handeln wir gedankenlos auf diese Weise, wenn wir als eine große Familie zu unseren Kongressen zusammenkommen? Bewerben wir uns um die besten Plätze und bestehen wir darauf, sie eine unvernünftig lange Zeit zu reservieren? Laufen wir vor dem Schluß der Versammlung weg, um die ersten zu sein in der Buffetlinie, an den Erfrischungsständen oder zur Entgegennahme einer Neuerscheinung? Ist es uns so daran gelegen, ja nicht zu warten, daß wir uns nicht darum kümmern, wie lange die anderen hinter uns zu warten haben, wenn wir nur vor ihnen kommen?
Und wie steht es mit dem Verhalten hinsichtlich Unterkunft? Was würdest du von einem Freunde denken, den du einludest, ein Wochenende mit dir zu verbringen und der, nachdem er die Einladung angenommen hatte, dich enttäuschte, indem er gar nicht erschien? oder der einen Tag später kam, als er dir gesagt hatte, und dich abends ganz umsonst warten ließ? Oder der, nachdem er gekommen war und schnell einen Blick in dein Heim und Gastzimmer geworfen hatte, deine Gastfreundschaft verschmähte, indem er statt dessen ein Hotel aufsuchte? Würdest du ihn noch als deinen Freund betrachten?
Es gibt viele, die möglicherweise unsere Freunde werden: Quartiergeber anläßlich unserer Kongresse, die willens sind, Jehovas Zeugen während der Veranstaltung zu beherbergen und die vom Kongreßkomitee benachrichtigt werden, daß jemand bei ihnen logiere. Welches Empfinden hätten sie, wenn die Betreffenden sich gar nicht zeigten? oder wenn sie einen Tag später kämen? oder wenn sie kämen und wieder weggingen, weil ihnen die Unterkunft nicht gefiele? Wo ist da die Besorgtheit um den Eindruck, den wir bei denen, die draußen sind, erwecken? Wo ist unser Besorgtsein, ein voraussichtliches „anderes Schaf“ ja nicht zum Straucheln zu bringen? Worin tun wir anderen das, was wir von ihnen uns gegenüber getan haben möchten? — Matth. 7:12; Luk. 17:1, 2; 1. Tim. 3:7.
DAS BENEHMEN DER KINDER ÜBERWACHEN
Ferner etwas hinsichtlich der Kinder: Könnten wir uns eine Schule vorstellen, wo Kinder sich ganz nach ihrem Belieben belustigen dürften? wo sie ein- und ausgehen, wie es ihnen gefällt? Wo ihnen gestattet ist, miteinander zu spielen oder sich zu zanken, während der Lehrer sie zu unterrichten sucht? Oder könnten wir uns vorstellen, der kleine Samuel hätte so gehandelt, als ihn seine Mutter in den Tempel brachte, damit er dort Dienst tue? oder daß Jesus sich auf solche Art benommen hätte, als seine Eltern ihn anläßlich der jährlichen Feste nach Jerusalem mitnahmen? — 1. Sam. 1:23, 24; 2:11; Luk. 2:46-52.
Die Kinder mögen wohl nicht alle die vorzüglichen Punkte erfassen, die jeder Redner vorbringt, doch ist dies kein Grund, warum sie nicht still bei ihren Eltern sitzen und soviel Nutzen als möglich aus dem Programm ziehen sollten, so daß es sich lohnt, daß ihre Eltern sie mitbrachten. Indem sie aufmerksam zuhören, werden sie mit theokratischen Wörtern und Ausdrücken besser vertraut. Und ungeachtet dessen, wieviel sie verstehen, können sie doch viel lernen, wenn sie die Aufrichtigkeit, den Ernst und die Begeisterung sehen, den die Redner an den Tag legen. Brüder, die eine fremde Sprache sprechen, mögen auch nicht jedes Wort verstehen, und doch wird es sich lohnen, daß sie anwesend sind. Eltern, die diese Tatsachen verstehen, werden die richtige Autorität ausüben, damit ihre Kinder den größtmöglichen Nutzen aus der Versammlung ziehen können. — Ps. 34:11.
Das Kongreß-Lokal wird während der Dauer der Versammlung für Jehovas Zeugen „das Haus Jehovas“ sein, ein riesiger Königreichssaal. Und angesichts der Qualität und Fülle der geistigen Speise, die während dieser Zeit dargereicht wird, sollten wir für deren Darreichung noch mehr Respekt bekunden als in unseren lokalen Königreichssälen. Laßt uns nicht dem Sinne nach über diese Vorkehrung die Nase rümpfen oder sagen: „Der Tisch Jehovas ist verächtlich“, indem wir in den Gängen umherwandern oder mit anderen plaudern, wenn wir an unseren Plätzen sein sollten, um dem zuzuhören, was vom Podium aus gesagt wird. — Mal. 1:7; 1:13.
Laßt uns Wertschätzung bekunden für dieses geistige Festmahl, indem wir ihm unsere ganze Aufmerksamkeit schenken, indem wir uns auf das konzentrieren, was dargeboten wird, indem wir pünktlich erscheinen und bis zum Ende jeder Veranstaltung dableiben. — Eph. 6:6; 1. Tim. 4:15.
Laßt uns aufeinander Rücksicht nehmen, indem wir uns nicht nur um unser eigenes Wohl kümmern, sondern auch um das Wohl anderer, da wir daran denken, daß die Liebe langmütig und nicht auf die eigenen Interessen bedacht ist. — 1. Kor. 10:24; 13:4, 5.
Laßt uns auch unsere Pflichten und Vorrechte hinsichtlich der Quartiergeber, wo uns Zimmer zugeteilt sind, nicht übersehen. Was macht es denn aus, einige Minuten weit zu fahren oder einige körperliche Annehmlichkeiten mehr oder weniger zu haben im Vergleich zu der Gelegenheit, jemanden auf den Weg des ewigen Lebens zu führen? Denkt an die Unbequemlichkeiten, die unsere Missionare auf sich nehmen, um Gelegenheiten zum Zeugnisgeben zu erhalten!
Und schließlich laßt uns an unsere Verpflichtung gegen unsere Kinder denken. Die Gesellschaft spornt uns an, Kinder mitzunehmen, nicht um ihnen viel Vergnügen in weltlichem Sinne zu verschaffen, sondern um ihnen einen geistigen Gewinn zu vermitteln. Möchte ihre Anwesenheit bei einem Kongreß ein Meilenstein in ihrer Schulung zum Leben in der neuen Welt sein!
So behalten wir denn alle, jung und alt, im Sinn, daß ‚das Königreich Gottes nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude mit heiligem Geiste‘ bedeutet. Laßt uns Wertschätzung bekunden für das geistige Festmahl, indem wir das, was zuerst kommen soll, auch wirklich an die erste Stelle setzen! — Matth. 6:33; Röm. 14:17, NW.