Die Bedeutung der Taufe in der Gegenwart
WIR haben erkannt, daß die Taufe des Johannes nur für Juden bestimmt war. Auch haben wir erkannt, daß sie ein Teil seines Werkes war, das dazu diente, die Juden auf ihren Messias vorzubereiten. Ferner erkennen wir, daß sie ein Bild war, nicht von dem, was Gott zur Vergebung ihrer Sünden tat, sondern von dem, was sie selbst taten, indem sie bereuten, und daß seine Taufe getrennt und verschieden ist von der im Namen Christi Jesu vollzogenen Taufe.
Was bedeutet die Taufe heute? Da sie im Gehorsam gegen Jesu Befehl vollzogen wird, ist es vernünftig, zu schließen, daß sie ebenfalls in Nachahmung des von ihm gegebenen Beispiels geschieht. Da dem so ist, hat die Taufe seiner Nachfolger von heute denselben Sinn wie die Taufe Jesu. Und welchen Sinn hatte Jesu Taufe? Sie war ein Symbol, das öffentlich vollzogen wurde und zeigte, daß der Betreffende den Schritt der Hingabe getan habe, um den Willen seines Vaters zu tun, so wie dieser Wille ihm im Worte seines Vaters geoffenbart wurde.
Dies geht aus Psalm 40:7, 8 hervor, den Paulus in Hebräer 10:5, 7 auf Jesus Christus bezieht: „Daher, als er in die Welt kommt, sagt er: ‚„Schlachtopfer und Opfergaben begehrtest du nicht, aber du bereitetest mir einen Leib.“ Dann sprach ich: „Siehe! ich bin gekommen (in der Rolle des Buches steht von mir geschrieben), um deinen Willen, o Gott, zu tun.“‘“
Paulus wendet diese Prophezeiung auf die Zeit an, da Jesus in die Welt kam. Wann war das? Zur Zeit seiner Geburt in einer Krippe in Bethlehem? Kaum, denn als Kleinkind konnte er keinen Entschluß ausdrücken, Jehovas Willen zu tun. Geschah es denn im Alter von zwölf Jahren? Nun, alles, was wir von Jesu Tätigkeit von der Zeit an, da er zwölf Jahre zählte, bis zu seinem dreißigsten Lebensjahr wissen, ist, daß er die Zimmerei erlernte. Offensichtlich schloß das Tun des Willens Gottes mehr ein, als bloß Zimmermann zu sein. Jesus kam auf die Erde, um für die Wahrheit Zeugnis zu geben, seine Lauterkeit unter Druck zu bewahren und so den Namen seines Vaters zu rechtfertigen und sein Leben als ein Lösegeld für viele zu geben. (Joh. 18:37; Heb. 5:8; Matth. 20:28) Da dem so ist, hätte Jesus gesagt: „Siehe, ich bin gekommen, um deinen Willen zu tun“ und dann achtzehn Jahre zugewartet, ehe er mit dem Tun dieses Willens begonnen hätte?
In Übereinstimmung mit Gottes Gesetz für den levitischen Tempeldienst begann Jesus im Alter von dreißig Jahren, kurz nachdem er getauft worden war, zu predigen. (4. Mose 4:2, 3; Luk. 3:23) Somit können wir nichts anderes schließen, als daß er zur Zeit seiner Taufe in die Welt kam, um Gottes Willen zu tun, und daher war sie ein Symbol oder Sinnbild seines Aktes der Hingabe. Gleichzeitig war sie ein öffentliches Bekenntnis von dieser Tatsache. Die Taufe, die er als Teil des Werkes des Jüngermachens aus Menschen von allen Nationen gebot, veranschaulicht daher ebenfalls den Akt der Hingabe, um Gottes Willen zu tun. — Matth. 28:19, 20.
DAS RICHTIGE SYMBOL
Wie sollte die Taufe vollzogen werden? Durch Besprengung (Aspersion) oder Über- oder Ausgießung (Effusion) oder durch Untertauchen (Immersion)? Die überall in der Christenheit am häufigsten gebrauchte Art ist die der Besprengung. Solche, die sie verwenden, stimmen allgemein darin überein, daß in apostolischen Zeiten das Untertauchen gepflegt wurde, doch treten sie aus Gründen der Bequemlichkeit für die Besprengung ein.
Die Besprengung als Taufe zu bezeichnen, ist eine falsche Benennung, denn das ursprüngliche griechische Wort báptisma bedeutet ein Unter-Wasser-Tauchen, ein Untertauchen. So lesen wir in der griechischen Literatur, daß der Kork, der auf dem Wasser schwimmt, nicht „getauft“ sei, daß aber das Netz, das ins Wasser gesenkt wurde, „getauft“ worden sei, ferner daß das Schilf nur dann vom Meere „getauft“ werde, wenn die hohe Flut es bedecke.
Es ist daher nicht überraschend, zu sehen, daß ganz buchstäbliche Bibelübersetzungen, wie z. B. Rotherham und Wilson (engl.), die verschiedenen Abwandlungen von „eintauchen“ oder „untertauchen“ gebrauchen. Weil Taufe Untertauchen bedeutet, vergleicht Paulus den Durchgang der Nation Israel durchs Rote Meer, als sich zu ihren beiden Seiten das Wasser türmte und die Wolke über ihnen war, mit einer Taufe. Ebenso spricht Petrus davon, daß die Menschen, die Noah vor der Flut in die Arche hinein folgten, eine Taufe erfahren haben. Beiläufig bemerkt, fanden bei jedem dieser Anlässe zwei Taufen statt: eine Taufe zur Rettung für Jehovas Diener und eine Taufe zur Vernichtung für Jehovas Feinde, für den Pharao und seine Heere durch das Rote Meer, und für die gesetzlose Welt der Tage Noahs durch die Sintflut. — 1. Kor. 10:1-3; 1. Pet. 3:20.
Ein weiteres biblisches Bild, das den richtigen Sinn der Taufe zeigt, steht in Beziehung mit dem syrischen General Naaman, der den Aussatz hatte. Über seine Taufe lesen wir gemäß der Septuaginta-Übersetzung (engl. Wiedergabe): „So stieg Naaman hinab und tauchte sich im Jordan siebenmal unter, gemäß dem Wort Elisas, und sein Fleisch wurde ihm wieder wie das Fleisch eines kleinen Kindes, und er wurde gereinigt“ von seinem Aussatz. (2. Kön. 5:14) Das griechische Wort, das hier mit „tauchte sich unter“ übersetzt wurde, ist die Vergangenheit von baptízein und bedeutet „taufte sich“. Die einzige weitere Bezugnahme auf baptízein in der Septuaginta, so weit es die kanonischen Bücher betrifft, ist in Jesaja 21:4 zu finden, wo wir lesen, daß die „Übertretung mich überwältigt“ (und eine Fußnote zeigt an, daß eine buchstäbliche Wiedergabe lauten würde „die Übertretung tauft mich“), wenn auch das Wurzelwort báptein öfters vorkommt.
Es wird das Argument vorgebracht, daß die Besprengung lediglich der Dienlichkeit halber gewählt werde. Wäre es aber nicht auch für Johannes und Jesus dienlich gewesen, zur Besprengung Zuflucht zu nehmen? Gewiß, doch zogen sie dies nicht einmal in Betracht. Lieber machten sie einen Umweg und ließen die Volksmengen, die ihnen zuhören wollten, einen Umweg machen, so daß sie an einer Stelle sein konnten, wo es genügend Wasser gab. So lesen wir in Johannes 3:23 (NW), daß sie „tauften zu Änon, nahe bei Salim, weil dort reichlich Wasser war“.
Daß Untertauchen gemeint ist, zeigt sich deutlich, wenn wir uns daran erinnern, daß die Taufe nicht ein Sinnbild des Abwaschens von Sünden, sondern des Aktes der Hingabe einer Person an das Tun des Willens Gottes ist. Passend veranschaulicht das Untertauchen das, was stattgefunden hat; das Unter-Wasser-Tauchen veranschaulicht des Betreffenden Begräbnis oder Tod gegenüber dem eigenen Willen, und das Wiederemporgehobenwerden veranschaulicht, daß man lebendig gemacht wird, um den Willen Gottes Jehovas zu tun. Ja, das Beispiel der Christengemeinde zur Zeit der Apostel, der Sinn der Wörter selbst und die Art, wie diese Wörter von Bibelschreibern gebraucht werden, sowie die Angemessenheit des Symbols — alles zusammen beweist, daß das Untertauchen die richtige Art der Taufe ist.
Was ist von der Kleinkindertaufe zu sagen? Angesichts des Vorausgegangenen sollte es uns nicht überraschen, zu sehen, daß wir kein einziges Mal etwas davon lesen, daß Kindlein getauft worden seien, noch viel weniger von einem bezüglichen Befehl. Welche Nachlässigkeit auf seiten Jesu und seiner Apostel, die Eltern nicht vor dem ewigen Elend zu warnen, das ihrer Kinder warten würde, wenn sie stürben, ehe sie getauft wären, wie etliche dies lehren — sofern dies wirklich der Fall wäre! Gerade daß die Schrift in dieser Hinsicht schweigt, ist ein starker Umstandsbeweis, daß Kindlein weder getauft noch für die Taufe als geeignet betrachtet wurden. Die Taufe war für jene, die bereuten und die Wahrheit von Herzen annahmen. Kindlein können weder das eine noch das andere tun. — Apg. 2:41.
DIE TAUFE IN DER GEGENWART
Wiederholt sagt die Schrift von Personen, die in apostolischen Zeiten getauft worden waren, daß sie den heiligen Geist erhielten. Kornelius und seine Hausgenossen empfingen den heiligen Geist schon vor der Taufe. (Apg. 2:38; 19:5, 6; 10:44-48) Für jene, die damals den Schritt der Hingabe taten, war es Gottes Wille, daß sie geistige Söhne werden sollten, und von diesen wurde gesagt, daß sie in Christi Leib getauft wurden. — Gal. 3:27; 1. Joh. 3:2.
Indes war diese Taufe auf verhältnismäßig wenige beschränkt, auf nur „eine kleine Herde“ von 144 000. Diese haben die Hoffnung, mit Christus als dessen Braut oder Leib an der himmlischen Herrlichkeit teilzuhaben und tausend Jahre mit ihm zu regieren. (Luk. 12:32; Off. 7:2-4; 14:1, 3; 20:5, 6; 21:2) Für alle solche ist die Taufe auch ein Bild davon, daß sie in den geistigen Leib Christi hineingetauft werden, und daß sie in der Gleichheit seines Todes mit ihm begraben sein sollen. (Röm. 6:4; Kol. 2:12; 2. Tim. 2:11) Die biblische Prophezeiung und ihre Erfüllung zeigt an, daß diese Zahl sozusagen vollendet und nur noch ein „Überrest“ davon auf Erden übriggeblieben ist. Dieser Überrest hat während einiger Zeit treulich seinen Auftrag erfüllt, Zeugnis für Jehovas Namen abzulegen und die Trauernden mit der guten Botschaft vom Königreich zu trösten. — Jes. 43:10-12; 61:1-3; Matth. 24:14.
Als Ergebnis dieses Predigtwerkes hat sich eine Klasse von Christen offenbart, die Jesus als „andere Schafe“ bezeichnete und die der Apostel Johannes als eine „große Volksmenge, die kein Mensch zählen konnte, aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Sprachen“ beschrieb. Diese sah Johannes „vor dem Throne und vor dem Lamme“ stehen als solche, die sich von der „kleinen Herde“ unterscheiden, welche den Thron mit Christus Jesus teilen wird. — Joh. 10:16; Off. 7:9; 3:21, NW.
Glauben an Jehova Gott bekundend und Christus Jesus als ihren Erretter und Loskäufer anerkennend, geben sich diese hin, um Gottes Willen zu tun, damit auch sie seine Anerkennung und ewiges Leben erlangen, nicht in den Himmeln, sondern direkt hier auf Erden; denn die Bibel zeigt, daß diese Erde ewiglich bleiben und eines Tages ein herrlicher Ort werden wird, wo Gottes Wille in der Weise darauf geschieht, wie er im Himmel geschieht. — Pred. 1:4; Jes. 60:13; Matth. 6:9, 10.
Gemäß Jesu Anweisungen, wie sie in Matthäus 28:19, 20 aufgezeichnet sind, werden diese im Namen des Vaters getauft, was bedeutet, daß sie das Amt und die Autorität Gottes Jehovas als ihres Vaters anerkennen und ihr Verhältnis zu ihm richtig verstehen. Sie sind ebenfalls getauft im Namen des Sohnes, indem sie das Amt und die Autorität Christi Jesu als Sohn Gottes anerkennen, also verstehen, was er für sie tat, und ihre Verpflichtungen erkennen, ihm zu gehorchen und seinem Beispiel zu folgen. Und sie sind getauft im Namen des heiligen Geistes, indem sie die Funktion und das Vorhaben des heiligen Geistes Gottes oder der wirksamen Kraft erkennen, ohne die sie ihre Gelübde der Hingabe nicht erfüllen könnten.
EINE ORDINATIONS-ZEREMONIE?
Meldungen der Associated Press berichteten über die Massentaufe der Zeugen Jehovas vom Jahre 1953, die in Verbindung mit ihrem internationalen Kongreß stattfand, und erklärten, daß Jehovas Zeugen ihre Taufe als eine Ordinationszeremonie betrachteten, und daß jeder getaufte Zeuge ein ordinierter Prediger sei. Welche Gründe haben sie als Stütze ihrer Ansicht?
In erster Linie wird die Taufe, die auf Gottes Befehl vollzogen wird, von ihm als Bevollmächtigung anerkannt. Sie stellt ihre Einwilligung dar, den Fußstapfen Christi Jesu nachzufolgen, der bestimmt Jehovas Diener war. Diese Ordination wird ferner von der Watch Tower Society, dem Werkzeug, dessen sich Gott in der Gegenwart bedient, um ein wirkungsvolles und harmonisches Zeugnis für seinen Namen und sein Königreich zu geben, als eine Bevollmächtigung anerkannt. Und am 30. November 1953 entschied das Oberste Bundesgericht der Vereinigten Staaten, daß das Untertauchen, die Taufe, für Jehovas Zeugen eine gültige Ordinationszeremonie im Rahmen des Gesetzes sei. Beiläufig bemerkt, zeigt das Yearbook of Jehovah’s Witnesses für das Jahr 1954, daß im Jahre 1953 50 665 Prediger so ordiniert worden sind.
Ist es aber nicht nötig, ein Theologieseminar zu besuchen, um als Prediger geeignet zu sein? Wenn es nötig wäre, so hätten weder Jesus noch seine Apostel, mit Ausnahme des Paulus, als Prediger anerkannt werden können. In der Tat fragten einige mit Bezug auf Jesus: „Wie hat dieser Gelehrsamkeit, da er nicht an den Schulen studiert hat?“ Und die gebildete Klasse wunderte sich zu jener Zeit über die Kühnheit eines Petrus und Johannes, denn sie sahen, daß Petrus und Johannes ungelehrte, gewöhnliche Leute waren. Doch hielt dies sie nicht davon ab, die gute Botschaft zu predigen. Und nicht nur sie, sondern alle frühen Christen predigten. (Joh. 7:15; Apg. 4:13; 8:4) Man kann hinlänglich ausgerüstet werden zum Predigen, wenn man an Abenden und Wochenenden daheim studiert und verschiedene Bibelkurse besucht, die unter der Leitung der Watch Tower Society veranstaltet werden.
Es folgt also, daß ein Diplom von einem Theologieseminar ebenfalls keine Vorbedingung ist, um ein Diener Gottes zu sein. Der allerbeste Beweis, den jemand haben könnte, daß er ein Prediger ist, ist jener, auf den Paulus als seine Empfehlungsbriefe hinwies, nämlich die Personen, die sich zufolge seiner Bemühungen Jehova Gott hingegeben haben. — 2. Kor. 3:1-3.
Nachdem wir uns selbst Gott hingegeben und dies durch die Wassertaufe symbolisiert haben, dürfen wir das Andenken daran unserem Sinn nie entschlüpfen lassen, denn es ist besser, nicht zu geloben, als zu geloben und danach seine Gelübde nicht zu bezahlen. (Pred. 5:5) Jesus war sich stets bewußt, daß er zugestimmt hatte, Gottes Willen zu tun, und er sprach vom Willen Gottes als einem Becher, den er trank, und einer Taufe, womit er getauft werde und noch getauft werden müsse. (Matth. 20:22, 23; Luk. 12:50) Nur indem wir die Lauterkeit vor Gott bewahren und uns mit Gottes Volk, der Neuen-Welt-Gesellschaft, verbinden, dürfen wir die Hoffnung haben, die Zerstörung dieser bösen Welt in der kommenden Schlacht von Harmagedon zu überleben und in die neue Welt der Gerechtigkeit einzugehen, gleichwie Noah und seine Familie nach der Flut in eine neue Welt eingingen. — Matth. 24:37-39; 2. Pet. 3:7, 13; Off. 16:14, 16.
Um die Sache zusammenzufassen: Wir haben gesehen, daß des Johannes Taufe Reue darstellte, daß die christliche Taufe im Wasser den Schritt der Hingabe an das Tun des Willens Gottes symbolisiert, daß die richtige Wassertaufe nur ein vollständiges Untertauchen sein kann, da nur dieses in passender Weise den Akt der Hingabe veranschaulicht, und daß es sowohl als öffentliches Bekenntnis der Hingabe einer Person wie auch als Ordinationszeremonie dient, ferner, daß weder eine Ausbildung in einem Theologieseminar noch ein Diplom die Vorbedingung dafür ist, daß jemand ein Prediger Gottes Jehovas werden kann, und daß wir durch das Bewahren unserer Lauterkeit hoffen können, die Zerstörung dieses bösen Systems der Dinge zu überleben, um als Glieder der Neuen-Welt-Gesellschaft in die neue Welt der Gerechtigkeit einzugehen.