Der Präsident besucht Europa und den Nahen Osten — 3. Teil
Nachstehendes ist die Fortsetzung eines Berichts N. H. Knorrs, des Präsidenten der Watch Tower Society, über seine Dienstreise durch Europa und den Nahen Osten.
LAHORE, eine sehr interessante Stadt voller Moslems, liegt in einem mosleminischen Staate. Unsere Missionare haben keine leichte Aufgabe, besonders die Schwestern, weil man nämlich hier sehr selten Frauen auf der Straße antrifft. Aber wenn jemand im Missionardienst steht und den Auftrag hat, die gute Botschaft von Gottes Königreich zu predigen, so muß er (oder sie) vor Menschen erscheinen, um zu predigen, denn wie können sie der Königreichsbotschaft glauben, wenn sie diese nicht hören? Der Zweigdiener sagte mir, daß die Schwestern wirklich einen großartigen Erfolg haben, wenn sie Handzettel verbreiten und die Menschen zu einem öffentlichen Vortrag einladen. Weil diese Frauen auf der Straße waren und Handzettel austeilten, schenkten ihnen die Männer große Beachtung. Moslemfrauen, die sich in der Öffentlichkeit zeigen, tragen eine Bedeckung oder „Burka“, einen zeltartigen Mantel, der sie normalerweise von Kopf bis Fuß einhüllt. Selbst über ihr Gesicht tragen sie ein Tuch mit kleinen Löchern, durch die sie gucken können, während kein Fremder den Träger je sehen kann. Wenn also eine europäische Frau durch die Straßen von Lahore oder irgendeiner anderen Stadt in Pakistan geht, so fällt sie auf. Wenn die Schwestern einen Augenblick stillstehen, wie sie das tun, wenn sie Handzettel verteilen, sind sie sogleich von einer Schar Männer umgeben, die wie durch Zauberei plötzlich da sind. Deshalb müssen die Schwestern stets weitergehen und sich von den Personen fernzuhalten suchen, die Interesse vortäuschen, indem sie einen Handzettel entgegennehmen. Manchmal sind diese Personen so interessiert, etwas von den Schwestern zu erhalten, daß sie ihnen ihre Bibel, Zeitschriften, Bücher usw. aus der Tasche nehmen, wenn die Schwestern diese nicht geschlossen am Arm tragen.
Alle Missionare und Versammlungsverkündiger und solche, die aus anderen Städten zum Kongreß kamen, arbeiteten eifrig unter den Moslems, um den Kongreß und besonders den öffentlichen Vortrag bekanntzumachen und die Menschen dazu einzuladen. Am Sonntagmorgen sprach ich zu 72 Brüdern und am Nachmittag zu den 160 Personen, die dem öffentlichen Vortrag beiwohnten, wovon 80 noch zu den Schlußansprachen des Kongresses dablieben.
Der Zweigdiener sagte mir, daß durch meinen Besuch in Pakistan ein neues Kapitel in der theokratischen Bekanntmachungstätigkeit begonnen habe. Zum ersten Male wurde nämlich das Radio benutzt. Die Brüder hatten mit einem Herrn, der prominente Personen interviewt, vereinbart, mich in sein Programm einzuschließen, und ich beantwortete zwölf Minuten lang Fragen. Die Brüder waren über diese Rundfunkübertragung wirklich erfreut. Auch hatte ich Gelegenheit, mit einigen Personen auf der Radiostation etwa eine Stunde über das Königreich zu sprechen.
Die Art, in diesen Ländern des Ostens zu reisen, ist ganz verschieden von derjenigen im Westen. Wir könnten sie vielleicht primitiv nennen, aber es sind gar nicht so viele Jahre her, daß vor dem Aufkommen des Autos selbst Amerikaner noch den Ochsenkarren und Pferde benutzten. Hier in Lahore, Pakistan, wird viel das Fahrrad benutzt, aber auch viel die Donga. Dieser zweirädrige Wagen, der von einer Art Pony gezogen wird, ist so gebaut, daß gewöhnlich vier Personen darin sitzen können. Als wir einmal von der Versammlung ins Hotel zurückkehrten, entschieden wir uns, mit der Donga zu fahren, statt zweieinhalb Kilometer zu Fuß zu gehen. So nahmen der Zweigdiener und ich auf dem hinteren Sitz Platz, während der Kutscher vorn saß. Aber als er sein Pony mit der Peitsche anfeuerte, kam es nicht vom Fleck, weil das Gegengewicht zu groß war. So mußte der Kutscher Bruder Pope bitten, auf dem vorderen Sitz bei ihm Platz zu nehmen, damit das Pferdchen Fuß fassen und ziehen konnte. (Dies bedeutete nicht etwa, daß der Zweigdiener korpulent ist, nein, er ist schlank und sucht in Form zu bleiben, aber wir zwei zusammen auf dem hinteren Sitz entsprachen ungefähr dem Gewicht des Ponys.) Wir mußten herzhaft lachen, aber später, als wir uns wieder einer Donga bedienten, setzte sich einer von uns sofort auf den vorderen Sitz beim Kutscher.
Es war wirklich wunderbar, mit den Missionaren einige Tage im Missionarheim zu verbringen und ihre Erfahrungen aus diesem Land zu hören, wo das Zeugnisgeben sehr schwierig ist. Die einzigen Personen, die bis jetzt wirklich ein tiefes Interesse an der Wahrheit bekundet haben, sind sogenannte Christen, die die Bibel einigermaßen kennen und an Christus Jesus glauben. Mit diesen können unsere Brüder studieren. Die Moslems stellen viele Fragen, aber wenn es darauf ankommt, sich zu entscheiden, dann finden sie es viel leichter, ihre eigene Religion zu behalten, weil sie aus der Gesellschaft ausgestoßen werden könnten, wenn sie zum Christentum übergingen. Einige haben zwar Stellung bezogen, aber nur unter sehr großen Schwierigkeiten. Die zwölf Missionare in dem Lande leisten wunderbare Arbeit, nicht nur in den großen Städten (Karatschi und Lahore), sondern sie haben sich auch in kleinere Orte begeben. Ein Bruder fährt mit seinem Fahrrad in kleinere Dörfer, wo er bei den Leuten verweilt und ihnen predigt. Dies erinnert einen ganz an die Tage Christi Jesu, als seine Apostel von Dorf zu Dorf zogen, und während sie reisten, fanden sie Menschen, die ihnen Gastfreundschaft bekundeten, indem sie sie einluden, bei ihnen zu verweilen. So bedient einer unserer Brüder, der schon viele Jahre lang als Missionar in Pakistan tätig ist, Landgebiete, und er hat ausgezeichneten Erfolg im Verbreiten der Königreichsbotschaft. Bei meinem letzten Besuch vor fünf Jahren predigten durchschnittlich 37 Verkündiger die gute Botschaft; jetzt ist dieser Durchschnitt auf 67 angewachsen — nach nur fünf Jahren Arbeit ein schönes Wachstum.
Der Kongreß erweckte viel Interesse. Ein Student der Universität, der während des Kongresses mit der Wahrheit in Berührung kam, rief im Zweigbüro an und bat, man möchte mit ihm ein Studium beginnen. Später besuchte uns der Professor einer der Hochschulen der Stadt; auch er war daran interessiert, ein Studium mit uns zu beginnen.
Als Christus Jesus seinen Aposteln gebot, hinzugehen und „alle Nationen zu Jüngern“ zu machen, meinte er Pakistan ebenso wie andere Orte. Man muß die Königreichsmissionare, die in dieses Land gegangen sind, bewundern, und wir sollten in unseren Gebeten stets ihrer gedenken, denn sie leisten Wunderbares und tun es weiterhin trotz wirklich schwieriger Umstände.
Als die Zeit kam, da ich mich zum Flugplatz in Lahore begeben mußte, um nach Karatschi zu fliegen, machten wir uns auf den Weg nach dem Flughafen und stellten fest, daß die Hauptstraße mit Fahnen und Blumengirlanden geschmückt war. Der Straße entlang begannen die Leute sich anzusammeln. Soldaten und Polizei waren auf ihren Posten. Viele Schulkinder wurden herbeigebracht, damit sie der Straße entlang an verschiedenen Stellen sitzen sollten. Dies war die Vorbereitung für einen großen Empfang. Eine sehr prominente Persönlichkeit besuchte Pakistan und sollte an jenem Morgen in Lahore ankommen. Es war Tschu En-lai, der Ministerpräsident von China. Daher machte man wegen dieses hohen Gastes viel Aufhebens; er sollte zusammen mit anderen hohen Persönlichkeiten im Triumphzuge einziehen, und das Volk wollte ihn als einen großen Mann begrüßen. So verherrlicht man Menschen und zollt Gott nur wenig Ehre. Man nimmt den wahren Gott des Universums und auch seinen Sohn nicht an. Während die Missionare vor meinem Abflug auf dem Flugplatz beisammen waren, landete das Flugzeug, das Tschu En-lai herbrachte; die Musikkapellen fingen an zu spielen, die Soldaten standen stramm, und der größte Empfang war im Gange. Dieser hochgestellte Mann, dem man solche Ehre zollte, kann nicht Frieden herbeiführen, noch sind solche Männer in der Lage, den Menschen ihrer eigenen Nation die Wohlfahrt zu bringen, die alle Menschen ersehnen. Während also die Nationen zornig und voll Angst und Sorgen sind, fahren Jehovas Zeugen auf der ganzen Erde ruhig fort, die gute Botschaft des Königreiches zu verkündigen. Sie haben einen herrlichen Schatz, ihren Dienst, und schreiten mit dem großen theokratischen Heer in Jehovas triumphierendem Marsch zum Sieg voran. Bald wird Jehova seine Macht offenbaren und die böse Welt mit ihren Herrschern vernichten.
Es dauerte nicht lange, bis ich wieder in Karatschi war, wo ich die Brüder traf und abends in ihrem eigenen Königreichssaal eine sehr interessante Zusammenkunft mit ihnen hatte, bei der 29 Personen anwesend waren. Dort sprach ich mit dem Bruder, der Bruder Franz getroffen hatte und mir aus erster Hand berichten konnte, wie es ihm ging. Ich erfuhr, daß er gut weitergereist war. Es tat wohl, mit den beiden Missionaren, den Brüdern Young und Moss, für eine kurze Zeit in Karatschi zusammen zu sein, und ich schätzte es sehr, daß sie mit zum Flugplatz kamen, als ich nach Bombay, meinem nächsten Ziele, weiterreiste.
INDIEN
Auf dem Wege nach Bombay machte das Flugzeug, mit dem ich flog (eine kleine zweimotorige DC-3), zwei Zwischenlandungen. Zuerst in Bhuj, einer Art Sommerkurort, darauf in Ahmedabad, wo einige unserer Missionare arbeiten; aber diese befanden sich bereits in Bombay, um dem Kongreß beizuwohnen. Es ist interessant, in Indien über Städte zu fliegen. Man sieht, wie dicht zusammengedrängt sie sind; es sind geschäftige Handelsstädte, und in diesen gibt es Tausende und aber Tausende von Menschen, zu denen noch über das Königreich gesprochen werden muß. Der letzte Halt war Bombay, und ich kam dort etwa um 18.30 Uhr an und fand zweihundert Personen vor, die mich begrüßten. Unter ihnen waren viele alte Freunde, besonders Missionare, auch Bruder Skinner, der Zweigdiener, neben Dutzenden von neuen Gesichtern, Menschen, die erst während der letzten fünf Jahre in die Wahrheit gekommen sind.
Indien erlebte tatsächlich eine Reihe von Kongressen. Bruder Franz war in Delhi gewesen und anschließend nach Kalkutta gereist, und ich bediente die Verkündiger, die nach Bombay kommen konnten. Es war dem Zweigdiener möglich gewesen, für den öffentlichen Vortrag den schönsten Saal in Bombay zu mieten. Dieser muß gewöhnlich sechs Monate im voraus reserviert werden, und er war bereits von der Eisenbahn-Passagier-Gesellschaft für eine Konferenz bestellt worden. Als der Zweigdiener mit dem Sekretär der Gesellschaft in Verbindung trat, willigte er ein, ihr Konferenzdatum zu ändern, damit wir den Saal benutzen könnten, während ich in Bombay sein würde. Das einzige, was sie dafür von uns verlangten, waren acht Dollar für die Portoauslagen, da sie ihre Mitglieder unterrichten mußten, daß der dritte Tag der Konferenz ausfiel. Dies schätzten wir bestimmt, denn dadurch wurde es uns möglich, diesen schönen Saal für den öffentlichen Vortrag zu benutzen. Während vieler Wochen vor dem Kongreß wurde er ununterbrochen bekanntgemacht, und die Brüder fühlten sich reich belohnt, als 1080 Personen den Saal füllten. Das war die höchste Zahl, die wir in Indien je bei einem öffentlichen Vortrag gehabt haben. Die Menschen hörten eine Besprechung des Themas „Der Friede einer neuen Welt in unseren Tagen — Warum?“. Natürlich begann der Kongreß schon zwei Tage vor diesem öffentlichen Vortrag, der seinen Höhepunkt bildete, und die Brüder hatten dazu einen anderen Saal benutzt. Zu Anfang waren 315 anwesend. Wegen der vielen Arbeit im Zweigbüro, die sich zufolge des sich ausdehnenden Zeugniswerkes in Indien ergab, war es mir nicht möglich, diesem ersten Teil des Kongresses beizuwohnen. Es wurde nötig, daß Bruder Skinner und ich nach verschiedenen Stadtvierteln Bombays fuhren, um einen besseren Ort zu suchen, wo wir einen Königreichssaal, ein Zweigbüro und eine kleine Druckerei bauen können, um unser Werk fortzusetzen.
Einer der Brüder war so freundlich, uns in seinem Wagen nach den verschiedenen Orten zu fahren. Wir wurden von dem Grundstücksmakler begleitet, und es scheint nun, daß wir bald einen geeigneten Platz haben werden und soweit sind, unser eigenes Gebäude zu bauen, um dann von unserer jetzigen Adresse an der Love Lane wegzuziehen. Wir benötigen bestimmt ein neues Gebäude, um unser Werk in Indien, das sich immer mehr ausdehnt, durchführen zu können. Als dies am Schluß des Kongresses bekanntgegeben wurde, löste es bei den Brüdern gewaltige Begeisterung aus, denn sie freuten sich, festzustellen, daß für Indien etwas Neues gebaut werden sollte, da dies ein weiterer Beweis dafür ist, daß sich in diesem großen Land von so vielen Millionen Einwohnern unser Werk mehr und mehr ausdehnt.
Indien ist gewiß ein Land vieler Sprachen. Dies ist eines der großen Probleme, nicht nur für die Missionare, sondern für unsere Brüder im ganzen Lande und besonders für das Zweigbüro. Wir drucken zur Zeit in Indien den Wachtturm in fünf verschiedenen Sprachen des Landes. Seine Auflagezahlen sind im Steigen, und dies macht uns sehr glücklich. Es wurden Vorkehrungen getroffen, diese Arbeit noch besser zu organisieren, damit alle Zeitschriften gleich seien, also ähnlich aussehen wie die englische Ausgabe.
Die Kongreßsäle waren sehr schön dekoriert. Ein Bruder, der in der Filmindustrie tätig ist, spendete die Bühnendekoration. Sie bestand aus einer Fassade in typisch indischem Baustil mit einem offenen Bogen in der Mitte, durch den man großartig die neue Druckerei in Brooklyn sehen konnte. Man sah die Druckerei so, wie man sie von der anderen Seite des Flusses aus erblickt, und zwar den Teil, der im Jahre 1927 gebaut wurde, ferner den späteren Anbau und jetzt das zwölfstöckige Gebäude mit seinem großen Turm auf dem Dach. Dies gab dem Kongreß einen schönen Rahmen und offenbarte das große Interesse, das unsere Brüder in Indien an der Tätigkeit in Amerika haben, denn von dort aus versorgen wir sie mit vielen Dingen, wodurch sie ausgerüstet werden, um die gute Botschaft fortgesetzt predigen zu können. Alle beim Kongreß Anwesenden waren hochbeglückt, zu sehen, wie 65 Personen sich erhoben und die Fragen beantworteten, wodurch sie vor allen kundtaten, daß sie sich Jehova Gott hingegeben hatten, um ihm zu dienen. Sie wurden in den blauen Fluten der Backbai von Bombay getauft.
Ich hatte auch Gelegenheit, zu 65 Pionieren, Sonderpionieren und Missionaren zu sprechen. Für weitere Sonderpioniere gibt es sicher noch einen großen Wirkungskreis in Indien, wie dies auch in jedem anderen Teil der Erde der Fall ist. Wenn sich jemand wirklich dafür interessiert, den Sonderpionierdienst aufzunehmen, um die gute Botschaft 150 Stunden monatlich zu predigen, so möchte die Gesellschaft dies gern erfahren. Die 65 Verkündiger, die dort in Indien im Pionierdienst stehen, leisten wunderbare Arbeit.
Die Brüder in Indien waren hocherfreut, daß sie in der Lage waren, eine eigene Cafeteria, die erste in Indien, zu betreiben, und sie machten ihre Sache sehr gut. Die Brüder im Zweigbüro standen früh auf und begaben sich zum Saal, um alles für die „Speisung“ der Menge vorzubereiten. Im Büro gab es viel zu tun, um den Zweig zu überprüfen und die Probleme des Landes zu behandeln, und so machten der Zweigdiener und ich unser Frühstück stets selbst zurecht und waren von acht Uhr morgens an bei der Arbeit. Nach dem öffentlichen Vortrag im „Sir Cawasji Jehangir“-Saal blieben noch 560 Personen zurück, um die Schlußansprache zu hören, in der ich einige Erfahrungen von der bereits gemachten Reise erzählte und auch auf die Pläne für das Ausdehnungswerk in Indien einging.
Jehova gießt zweifellos seinen Segen über alle seine Zeugen in Indien aus und begeistert sie, fortzufahren, ‚den ganzen Zehnten in das Vorratshaus zu bringen‘. Jeder weiß, daß noch mehr Arbeit zu tun ist. Die Frage entsteht: Können wir es vor Harmagedon schaffen, und wieviel will uns Jehova noch tun lassen? Unsere Brüder in Indien haben gewiß eine große Aufgabe vor sich. Es ist schwierig, mit einem Hindu zu diskutieren. Er ist so an seinen eigenen Göttern interessiert — und er hat viele solche —, daß er kein besonderes Interesse an dem wahren Gott hat, und der wahre Gott gefällt dem philosophisch gesinnten Hindu nicht. Die Hindus sind sehr intelligent und können sehr verfängliche Fragen stellen, doch tun sie es nicht, um die Wahrheit kennenzulernen, sondern weil sie gern ihre Denkungsart beibehalten, statt sich von den wahren Grundsätzen Jehovas leiten zu lassen, so wie sie in seinem Wort zum Ausdruck kommen.
Während der drei Tage in Indien gab es allerdings sehr viel zu tun, doch waren es sehr glückliche Tage. Früh am Montagmorgen verließen wir das Zweigbüro, um uns zum Flugplatz zu begeben, von wo aus mich das Flugzeug nach Ceylon weiterführte.
CEYLON
Ceylon ist ein weiteres nichtchristliches Land. Den einzigen Widerhall, den wir bei Menschen in diesem Lande finden, finden wir bei solchen, die schon etwas von der Bibel wissen und sich Christen nennen. Wenn in diesem Lande die Königreichsmissionare und ihre Mitverkündiger zu Gliedern verschiedener Kirchenorganisationen sprechen, so sagen diese, sie würden sich niemals Jehovas Zeugen anschließen, aber sie ‚hätten nichts dagegen, die Bibel mit ihnen zu studieren‘. Wie viele Erfahrungen es nun zeigen, haben schon strenge Katholiken (deren Glaube „niemals erschüttert werden könnte“) nach einigen Monaten des Bibelstudiums ihre Ansicht geändert. Sie verlassen die katholische Kirche, beziehen standhaft Stellung bei der Neuen-Welt-Gesellschaft und werden wirkliche Diener Gottes, Jehovas. Wir alle haben solch interessante Erfahrungen gemacht, und wir werden um so mehr solche machen, je mehr Zeit wir im Felddienst verbringen.
Ceylon hörte schon im Jahre 1912 von der Wahrheit, als der erste Präsident der Gesellschaft die Insel besuchte. Bruder Russell fand dort bei einer weltweiten Predigttour viel Interesse vor, aber niemand war da, um die Nacharbeit zu tun und die Interessierten zu einer Versammlung zusammenzuschließen. Als ich vor fünf Jahren (1951) Ceylon besuchte, erstatteten nur 29 Verkündiger in der einen Versammlung von Colombo Bericht über ihre Tätigkeit. Bei dem jetzigen zweiten Besuch jedoch gab es drei Versammlungen in verschiedenen Gegenden sowie drei Missionarheime, und die Zahl der Verkündiger war auf insgesamt 112 angestiegen. Dies stimmt die Herzen der Missionare gewiß froh und auch das meinige, denn es bedeutet, daß im Zeitraum von fünf Jahren die Zahl der Verkündiger von 29 auf 112 gestiegen ist, und dies in einem Land, wo nicht viele Menschen der Bibel Glauben schenken.
Die Brüder in Ceylon wollten einen großen Bekanntmachungsfeldzug durchführen und taten daher alles, was sie nur konnten, und zwar mittels Zeitungen, Handzetteln, Plakaten oder Lautsprecherwagen. Sie ließen den Zeitungsbüros eine Einsendung nach der anderen zugehen, und die Zeitungen veröffentlichten sie. In diesem Lande ist es den Brüdern noch nie möglich gewesen, das Radio zu benutzen, um den Menschen Aufschluß zu geben, aber sie glaubten nicht, daß es unmöglich sei; so besuchten sie den Leiter des Rundfunks in Ceylon, und zu ihrer großen Überraschung konnten Vorkehrungen für ein Interview getroffen werden. Die einzig mögliche Zeit für die Übertragung war am 1. Januar, 19.30 Uhr, also nach dem öffentlichen Vortrag, und bei diesem Anlaß erhielten die Einwohner von ganz Ceylon viel Aufschluß. Es war eine erfolgreiche Sendung, und ich schätzte es sehr, von einem Manne interviewt zu werden, der in Ceylon so bekannt ist.
Der Schluß meines Reiseberichts wird in der nächsten Ausgabe dieser Zeitschrift erscheinen.
[Bild auf Seite 460]
Bombay