Petition an Generalissimus Trujillo
Baltimore, Maryland, Vereinigte Staaten von Amerika
Sonnabend, den 24. August 1957
AN SEINE EXZELLENZ, GENERALISSIMUS RAFAEL LEONIDAS TRUJILLO
Wir, die 33 091 Delegierten, die hier im Baltimore-Memorial-Stadion in Baltimore, Maryland (USA), am vierten Tage der fünftägigen Bezirksversammlung „Lebengebende Weisheit“ der Zeugen Jehovas versammelt sind, benutzen diesen besonderen Anlaß von weltweiter Bedeutung, um uns an Sie, Exzellenz, zu wenden. Wir bitten Sie, kraft Ihres Amtes Ihre Aufmerksamkeit einer Sache zuzuwenden, die Sie und das Land, das Sie vertreten, angeht und die auch uns als Christen, die aus vielen Teilen der Vereinigten Staaten von Amerika stammen, tief berührt.
Vor kurzem haben wir durch unsere Zeitungen in vielen Städten und auch durch Fernsehprogramme Berichte erhalten, nach denen am Sonnabendnachmittag, dem 3. August 1957, Ihre Regierung zehn (10) amerikanische Bürger aus der Dominikanischen Republik auswies, indem man sie mit dem Flugzeug von Ciudad Trujillo nach dem Commonwealth Puerto Rico deportierte. Wir waren höchst erstaunt und bekümmert über die Maßnahme Ihrer Regierung, da alle veröffentlichten Berichte zeigten, daß diese zehn amerikanischen Bürger christliche Missionare sind, die eine in den Vereinigten Staaten von Amerika wohlbekannte Religionsorganisation vertreten, die sich bei Amtspersonen und auch beim allgemeinen Volke großen Respekt erworben hat, und zwar auf Grund des großen Erziehungswerkes, das sie anhand des geschriebenen Wortes Gottes, der Heiligen Schrift, nicht allein in diesem großen Lande, sondern auch in mehr als hundertsechzig anderen Ländern auf der ganzen Erde durchführt. Das Vorgehen Ihrer Regierung in dieser Sache beginnt daher das allgemeine Interesse zu erregen und die Aufmerksamkeit der ganzen Welt zu fesseln.
Nachdem wir durch die Presse sowie durch Radio- und Fernsehberichte all die Nachrichten vernommen haben, die über das Vorgehen Ihrer Regierung bereits verbreitet worden sind, haben wir nun Berichte aus erster Hand von denen entgegennehmen dürfen, die direkt in dieses Deportationsverfahren verwickelt sind. Als Delegierte weilen bei dieser Bezirksversammlung der Zeugen Jehovas acht dieser amerikanischen Bürger unter uns, die bis vor kurzem als Missionare in Ihrem Lande tätig waren. Nachdem sie hier, in dieser Stadt, bereits vom Fernsehfunk interviewt wurden, haben sie auch vom Podium dieser Bezirksversammlung aus gesprochen und uns einen mündlichen Bericht über das Vorgehen Ihrer Regierung gegen sie und auch gegen alle anderen Zeugen Jehovas in der Dominikanischen Republik erstattet. Diese direkten Berichte haben das, was wir in vielen Zeitungen schon gelesen hatten, ebenfalls bestätigt. Die Angelegenheit ist uns so lebendig, so wirklichkeitsnah und eindrucksvoll vor Augen geführt worden, daß wir uns zu folgender Darlegung der Tatsachen und zu diesem Appell veranlaßt fühlen zugunsten unserer christlichen Brüder und Schwestern, unserer Mitzeugen Jehovas in Ihrem Lande.
DARLEGUNG DER TATSACHEN
Ihre Regierung weiß wohl, daß Jehovas Zeugen seit vielen Jahren in Ihrem Lande gewirkt haben. Ihre Regierung weiß auch, wieviel Freiheit man diesen aufrichtigen, bescheidenen Christen gewährt hat. Missionare, die die wohlbekannte Wachtturm-Bibelschule Gilead absolviert hatten, wurden in Ihrem Lande zugelassen und erfreuten sich einst des Vorrechtes, dort erzieherische christliche Arbeit zu leisten, wodurch Hunderte Ihrer Landsleute einen großen Segen in geistiger Hinsicht empfangen haben.
Wie aus Ihren amtlichen Eintragungen hervorgehen mag, begaben sich im Jahre 1945 die ersten Zeugen Jehovas in die Stadt Ciudad Trujillo, um ihre erzieherische biblische Tätigkeit auf die Dominikanische Republik auszudehnen. Sie haben dort die gute Botschaft von Gottes Königreich öffentlich und von Haus zu Haus gepredigt, und bei vielen Ihrer Landsleute hat sie gute Aufnahme gefunden, da diese an Erkenntnis der Heiligen Schrift, des Wortes Gottes, zuzunehmen und sich auf den vorausgesagten großen Tag vorzubereiten wünschten, an dem das Königreich Gottes, Jehovas, unter der Leitung Christi Jesu über die ganze Erde herrschen und allen Menschen guten Willens Segnungen bringen wird, ungeachtet zu welchem Volke sie heute gehören mögen. Viele auf diese Weise unterrichteten Bewohner der Dominikanischen Republik erkannten ihre Verantwortung und handelten ihr entsprechend, indem sie dem prophetischen Gebot Jesu nachkamen, welches lautet: „Diese gute Botschaft vom Königreich wird gepredigt werden auf der ganzen bewohnten Erde, allen Nationen zu einem Zeugnis, und dann wird das vollendete Ende kommen.“ (Aus dem Matthäus-Evangelium, Kapitel 24, Vers 14, zitiert) Bis zum Jahre 1950 waren fünfundzwanzig Missionare von der Wachtturm-Bibelschule Gilead in Ihr schönes Land gesandt worden. Die Reaktion der demütigen, rechtgesinnten Bewohner dieses Landes war beachtenswert, und das biblische Erziehungswerk breitete sich in vielen Teilen des Landes aus.
Im Juni 1950 änderte sich ihre Lage. Die Regierung Ihres Landes erklärte in einem Erlaß, daß diese religiöse Gruppe christlicher Leute eine ungesetzliche Tätigkeit entfalte und daß man alle ihre Versammlungen und ihre Propaganda als etwas betrachte, das sich gegen den Staat richte. Wie die offen vorliegenden, weit und breit bekannten Anzeichen es verrieten, war diese Verfügung auf Anstiften der Vertreter der römisch-katholischen Hierarchie Ihres Landes abgefaßt und erlassen worden, weil diesen die Ausbreitung des biblischen Erziehungswerkes der Zeugen Jehovas mißfiel. Während der nachfolgenden sechs Jahre waren die amerikanischen Missionare entweder gezwungen, Santo Domingo zu verlassen, oder sie mußten ihr Missionarwerk aufgeben und weltliche Arbeit aufnehmen, um im Lande bleiben zu können. Was die dominikanischen Zeugen Jehovas selbst betrifft, hielten diese an ihrem christlichen Glauben, der sich auf die Heilige Schrift stützt, fest und setzten ihren Predigtdienst fort, ohne jedoch dieselbe Freiheit zu besitzen wie vor dem im Jahre 1950 erlassenen Verbot. Sie folgten dem christlichen Beispiel des Apostels Petrus und seiner Mitapostel. Als das höchste Gericht von Jerusalem diese verhaftete und ihnen verbot, die gute Botschaft von Christus und Gottes Königreich weiter zu predigen, sagten Petrus und die anderen Apostel zu dem Gericht: „Wir müssen Gott, dem Herrscher, mehr gehorchen als den Menschen.“ Nachdem man die Apostel hatte schlagen lassen und als das Gericht sie dann unter Drohungen freiließ, begaben sie sich aus dem Gerichtssaal hinweg, fuhren aber fort, Gott, dem Herrscher, zu gehorchen, indem sie Jesus Christus jeden Tag im Tempel und in jedem Hause lehrten und predigten. (Apostelgeschichte, Kapitel 5, Verse 29—42, Neue-Welt-Übersetzung, engl.) Indem die dominikanischen Zeugen diesem apostolischen Laufe folgten, betrieben sie keine umstürzlerische Tätigkeit gegen die politischen Behörden, sondern gehorchten dem Höchsten, Gott Jehova, und er segnete sie deswegen, und die Zahl der Zeugen Jehovas in Santo Domingo nahm beständig zu. Dies hat bewiesen, daß ein Verbot der Zeugen Jehovas, das irgendeine Regierung erlassen mag, nicht die Billigung und den Segen Gottes, Jehovas, hat; denn er gibt seinen treuen, gehorsamen Dienern und Zeugen Gedeihen und schenkt ihnen geistige Wohlfahrt. Wir wollen indes hier nicht im einzelnen auf die körperlichen und geistigen Leiden eingehen, die Jehovas Zeugen während jener Verbotszeit durchzumachen hatten.
Wissend, daß es in Santo Domingo immer noch Zeugen Jehovas gab, die ihren Glauben betätigten, hob Ihre Regierung aus Gründen, die ihr selbst am besten bekannt sind, im August 1956 das Verbot der Zeugen Jehovas plötzlich auf, indem eine kleine Bekanntmachung in der Presse veröffentlicht wurde, die besagte, daß alle Einschränkungen bezüglich der Organisation und des Werkes der Zeugen Jehovas dahinfielen und daß diese all ihre religiöse Tätigkeit wieder offen ausüben könnten, ohne daß die Behörden sie daran hindern würden. Über diese lobenswerte Maßnahme der Regierung Ihres Landes freuten sich Jehovas Zeugen auf der ganzen Erde. Die Aufhebung des Verbotes wirkte sich für die christliche Organisation und das christliche Werk der Zeugen Jehovas in Santo Domingo natürlich günstig aus. Während der sechs langen Jahre der Verbotszeit hatten sie den besonderen Beweis erbracht, daß die Behörden des Landes von ihrer Seite nichts zu fürchten hatten, sondern daß sie friedsame Christen sind, die sich nicht mit anderen religiösen Elementen zusammen in die Politik des Landes einmischen, sondern sich einzig und allein dem Dienst des Wortes Gottes widmen, und dies im Gehorsam gegenüber Gott, so wie ihn Christus dargebracht hat.
Dann, am 30. Juni 1957, leitete ein römisch-katholischer Priester einen offenen Angriffsfeldzug gegen Jehovas Zeugen ein. Zeitungen, Radio und Tonwagen wurden dafür mobilisiert. Von seiten der römisch-katholischen Hierarchie wurde ein religiöser Druck auf die Politiker und die Führer der Regierung ausgeübt, um das erzieherische Werk der Zeugen Jehovas zum Stillstand zu bringen. Die dominikanische Bevölkerung weiß, daß zwischen dem 2. und 25. Juli dieses Jahres in den lokalen Zeitungen Nachrichten, die über sechzehn Meter Doppelspalten füllten, die Gefühle der Leute gegen Jehovas Zeugen aufpeitschten. Die nähere Untersuchung all dieser Zeitungspropaganda enthüllt, daß diese christlichen Zeugen Jehovas, obwohl sie weltweit gegen den gottlosen Kommunismus Stellung genommen haben, als Vorläufer des Kommunismus, als Aufwiegler, Gesetzesübertreter, Beschimpfer der Fahne, der Nationalhymne und der staatlichen Institutionen gebrandmarkt wurden. In Mißachtung des heiligen Namens Gottes, des Höchsten, wurden sie Jehovaiten genannt, und es wurden über sie Nachrichten gedruckt, ungeachtet wie lügenhaft und widersinnig sie sich erwiesen. Alle diese Falschmeldungen und Anklagen wurden von den Radiostationen, die von der Regierung gefördert werden, aufgegriffen und mit weiteren Kommentaren wiedergegeben.
In Gegenwart eines Missionars, der die Zeugen Jehovas vertrat, sagte Ihr Generalmajor Espaillat bei einem Telefongespräch, das er mit dem stellvertretenden amerikanischen Gesandten in Ciudad Trujillo hatte, folgendes: „Was man aus den Zeitungen und durch den Rundfunk über diese Leute vernimmt, zwingt uns, gegen sie einzuschreiten. Deshalb werden wir ein Gesetz erlassen, durch das ihre Tätigkeit im Lande verboten wird.“ Dies geschah, als der stellvertretende amerikanische Gesandte sich mit der Bitte an den Generalmajor wandte, nicht zu streng mit Jehovas Zeugen zu verfahren. Schon bevor das Verbot von neuem erlassen wurde, hatte eine heftige Verfolgung der Zeugen Jehovas begonnen. In abgelegenen Städten und ländlichen Gegenden trieben die Beamten Tag und Nacht die ortsansässigen Zeugen zusammen und begannen sie zu schlagen und zu mißhandeln. Die Polizei- und Militärbehörden suchten nach diesen wehrlosen, gottesfürchtigen Männern und Frauen, ja sogar nach Kindern. In einem gewissen Gebiet wurden ganze Familien ins Gefängnis gebracht, und die männlichen Familienglieder wurden vor den Augen ihrer Frauen und Kinder geschlagen, bis sie bewußtlos waren.
RELIGIÖSE VERFOLGUNG
In dem als Salcedo bekannten Gebiet, in dem man diese Prügeltaktik anwandte, kamen eines Tages um 17 Uhr drei Militärpolizisten mit einer Gruppe von etwa fünfundzwanzig anderen Zeugen in das Haus einer Zeugin, um sie und die übrigen in das Militärgefängnis von Salcedo zu überführen. Man ging die etwa 20 Kilometer lange Strecke zu Fuß und kam um 8 Uhr abends im Gefängnis an. Im Gefängnishof mußten sich die Männer und Frauen in Reih und Glied aufstellen. Man fragte sie, ob sie eine Erklärung unterschreiben wollten, in der sie leugnen würden, Zeugen Jehovas zu sein, und in der sie versprächen, sich von neuem der römisch-katholischen Kirche anzuschließen. Alle weigerten sich, zu unterschreiben. Darauf traten zwei Soldaten vor und hielten die Männer an den Armen fest, während ein dritter Soldat die Zeugen Jehovas mit den Fäusten schlug. Mehr als das, sie versetzten diesen Zeugen Fußtritte und schlugen sie mit Gewehrkolben, bis sie bluteten. Dann kam ein Zeuge nach dem anderen an die Reihe und wurde geschlagen, bis er erschöpft niederfiel. Darauf wurden sie in eine Zelle gebracht, und ihre christlichen Schwestern führte man in eine andere Zelle. Die ganze Nacht konnten diese Frauen hören, wie die Männer vor Schmerzen stöhnten, die sie zufolge der grausamen Schläge erlitten. Am nächsten Morgen, etwa um acht Uhr, wurden fünf der offiziellen Diener der Versammlung der Zeugen Jehovas, die sich in einer anderen Zelle befanden, einer nach dem anderen, in ein Büro geholt. Der erste, der geholt wurde, war ein Zeuge namens Negro Jiménez. Er steht im Alter von etwa fünfundsechzig Jahren und ist der Versammlungsdiener in Los Cacaos. Eine halbe Stunde, nachdem man ihn ins Büro geholt hatte, wurde er von zwei Soldaten vor den Augen der anderen Gefangenen hinausgeschleppt und auf dem Boden im Patio (Hofraum) bewußtlos liegengelassen. Das Blut floß ihm aus Ohren, Nase und Mund. Es schien, als ob er tot sei.
Als nächster wurde Pedro German, der Versammlungsdiener von El Jobo, der etwa fünfunddreißig Jahre alt ist, ins Büro geführt. Ihm halfen später zwei Soldaten aus dem Büro hinaus. Sein Gesicht und auch sein Körper wiesen Spuren von starken Schlägen auf. Seine Wange war aufgerissen und blutete. Er wurde in den Patio und zurück in die Zelle zu den anderen Versammlungsdienern geführt. Nun holte man in dasselbe Büro einen weiteren Zeugen Jehovas, einen Mann von sechzig Jahren, mit Namen Angel Angel. Später brachte man ihn bewußtlos heraus. Blut rann ihm aus Mund und Nase. Grausame Schläge, die er ins Gesicht erhalten hatte, waren die Ursache davon. Ungefähr um diese Zeit schütteten die Soldaten drei bis vier Eimer Wasser auf den bewußtlosen Zeugen Negro Jiménez. Erst als er nach Luft rang, erkannten sie, daß er noch lebte. Auf dieses Lebenszeichen hin schleppten sie ihn in die Zelle zu Pedro German.
Danach wurden zwei weitere, Pedro Gonzalez, ein Mann von etwa sechzig Jahren, und Porfirio Gonzalez, sein Sohn, der etwa fünfundzwanzig Jahre zählt, ins Büro geholt. Als diese zwei wieder herausgeführt wurden, war das Gesicht des betagten Pedro von den Schlägen geschwollen, die er erhalten hatte. Sein Sohn Porfirio war bewußtlos, weshalb man ihn an den Füßen herauszog. Blut strömte ihm aus den Ohren und der Nase, und später stellte man fest, daß sein Trommelfell geplatzt war. Etwa eine Stunde lang blieb er bewußtlos. Diese Prügelei dauerte etwa vier bis fünf Stunden; darauf brachte man alle in die Zelle zurück und schloß sie wieder ein.
Die anderen Gefangenen wurden herausgeführt und befragt, ob sie nun die Erklärung, in der sie abschwören würden, Zeugen Jehovas zu sein, unterschreiben wollten. Wie die Presse berichtete, hätten etwa siebenundzwanzig dieser Gefangenen die Erklärung unterschrieben. Im ganzen befanden sich etwa hundert oder mehr im Gefängnis. Manche, die die Erklärung unterschrieben, waren tatsächlich keine Zeugen Jehovas, sondern einfach Menschen guten Willens, die einigen Zusammenkünften der Zeugen Jehovas beigewohnt hatten. Manche waren Minderjährige, kleine Kinder. Manche konnten die Erklärung gar nicht lesen. Die Unterzeichnung ging im Büro der Provinzbehörde in Gegenwart des Gouverneurs und anderer politischer Amtspersonen vor sich. Die Personen, die unterschrieben hatten, wurden in einem offenen Lastauto etwa acht Kilometer weit in Richtung ihrer Wohnung gefahren und dann freigelassen.
Wie die Zeitungen berichten, wurde eine andere Gruppe von achtundzwanzig Personen, die ebenfalls die Erklärung unterschrieben hatten, gezwungen, einen großen Militärlastwagen zu besteigen, und zur römisch-katholischen Kirche gebracht. Dort nahmen Soldaten, die mit Gewehr und Bajonett bewaffnet waren, sie mit in die Kirche, damit sie einer religiösen Messe beiwohnten. Danach wurden sie wieder in den Lastwagen geladen, nach Hause gebracht und freigelassen.
In anderen Kleinstädten, wo einheimische dominikanische Sonderpioniere, Verkündiger des Königreiches Gottes, tätig waren, wurden die Brüder in die Büros des Polizeichefs oder der Behörde gerufen, und es wurde ihnen gesagt, daß sie ihr Werk einzustellen und den Ort zu verlassen hätten. Um der Verhaftung zu entgehen, mußten einige nachts fortgehen, und sie ließen ihr Eigentum, die Möbel und Kleider, zurück. In größeren Orten suchten römisch-katholische Priester die Geschäfte auf und fragten nach, ob sie Zeugen Jehovas beschäftigt hätten, und wenn ja, daß sie sie sogleich entlassen müßten. Einem Zeugen Jehovas, der in einer Zuckerfabrik arbeitete, wurden zwei Minuten Frist gegeben, um aus dem Büro fortzukommen, und drei Stunden, um mit seiner Familie den Ort zu verlassen. Vier andere Zeugen wurden festgenommen und eine Woche lang eingesperrt, bevor irgendwelche Anklagen gegen sie eingereicht worden waren. Man erhob die Anklage wegen angeblicher aufrührerischer Tätigkeit gegen die Regierung.
In Ihrer Hauptstadt, in Ciudad Trujillo, wurde ein Zeuge weggeholt und drei Tage lang ohne Nahrung in Haft gehalten. Er hatte einen Betrag von fünfunddreißig Cents in der Tasche, den er für Süßigkeiten verwendete. Das war alles, was er an jenen drei Tagen als Nahrung genoß. Er wurde der Respektlosigkeit gegen die Fahne beschuldigt. Im Verhör, das fünf Minuten dauerte, sagte der Polizist, der ihn hereinbrachte: „Dieser Mann handelte nicht respektlos der Fahne gegenüber. Ich kenne ihn, und er hat die Fahne stets respektiert.“ Dennoch verurteilte ihn der Richter zu einem Jahr Gefängnis und zu einer Geldstrafe von $250.
Wieder lenken wir Ihre Aufmerksamkeit respektvoll auf die Aufhetzung von seiten der römisch-katholischen Geistlichkeit, die hinter all dieser religiösen Verfolgung steckt. Am 30. Juni hielt der Jesuitenpriester namens Vázquez Sanz einen Radiovortrag als Einleitung zu einem Haßfeldzug gegen Jehovas Zeugen. Die Zeitungen veröffentlichten diesen Vortrag, in dem dieser Jesuit Jehovas Zeugen Kommunisten nannte, ferner Feinde jeder Ordnung, Leute, die die Gesetze der Dominikanischen Republik mißachten; und er erwähnte noch vieles andere Lügenhafte. Außer den Zeitungen schrieben noch andere prominente Leute in Santo Domingo ähnliche Artikel, bis am 29. Juli schließlich für Berichte gegen Jehovas Zeugen Platz für mehr als sechzehn Meter Doppelspalten verwendet worden war. Von einem anderen römisch-katholischen Priester namens Robles Toledano wird ebenfalls berichtet, daß er einen Vortrag gehalten hat. Darin sagte er, Jehovas Zeugen seien ein Krebsgeschwür und müßten aus der Dominikanischen Republik ausgerottet werden.
VERTREIBUNG DER AMERIKANISCHEN MISSIONARE
Bereits am 8. Juli begann die Sicherheitspolizei die amerikanischen Missionare auf ihr Büro zu rufen und sie durch Ihren Regierungsbeamten, Arturo Espaillat, zu befragen. Kurz darauf forderte man sie auf Grund der Berichte, die in der Presse und über den Rundfunk verbreitet worden waren, auf, ihre Sachen zu packen und sobald wie möglich abzureisen. Später bekundete man auf dem Büro der Sicherheitspolizei Ungeduld, weil diese Missionare sich noch nicht gerührt hätten, um das Land zu verlassen. Auf die Mitteilung hin, daß sie ihre meisten Sachen schon verkauft hätten, sagte ihnen Ihr Beamter, Herr Espaillat, die Missionare könnten bis Ende Juli bleiben, müßten dann aber das Land verlassen. Am 30. Juli sprachen die Missionare beim stellvertretenden amerikanischen Gesandten, Mr. Spalding, vor und teilten ihm mit, daß sie unter keinen Umständen von sich aus weggehen würden, es sei denn, man deportiere sie. Auf Veranlassung von Mr. Spalding hatten sie eine Unterredung mit Herrn Baez, dem Sekretär des Auswärtigen Amtes. Herr Baez wiederholte, daß sie das Land verlassen müßten. Wenn die Missionare aber eine Erklärung unterzeichneten, daß sie bereit seien, den Gesetzen des Landes zu gehorchen, die Nationalhymne und die Fahne zu respektieren und mit der Watch Tower Bible and Tract Society keine weitere Verbindung mehr zu haben, so werde sein Büro dafür sorgen, daß sie im Lande bleiben könnten. Einige Tage später unterbreiteten sie der amerikanischen Gesandtschaft eine Erklärung, in der sie zum Ausdruck brachten, daß sie alle rechtmäßigen Gesetze der Dominikanischen Regierung beachten würden, die mit Gottes in der Heiligen Schrift niedergelegtem Gesetz nicht außer Harmonie seien. Wie bisher würden sie die Nationalhymne und die Fahne respektieren. Am darauffolgenden Tag sagte man ihnen im Büro des Herrn Espaillat, daß die Erklärung der Missionare zu schwach sei, weil — wie er sagte — alle Gesetze der Dominikanischen Republik mit Gottes Gesetz übereinstimmten, insofern sie vom Präsidenten unterzeichnet und vom Senat des Landes erlassen worden seien.
In einer Zeitung von Puerto Rico war ein Artikel veröffentlicht worden, der Einzelheiten darüber enthielt, wie die dominikanischen Soldaten unsere Mitchristen, Jehovas Zeugen, geschlagen und mißhandelt hatten. Sie haben Herrn Espaillat in Ihr Büro rufen lassen und haben ihm ein Exemplar dieser Zeitung gegeben, in der der Verfolgungsartikel rot angestrichen war. Als Herr Espaillat herauskam, warf er diese Zeitung auf sein Pult. „Damit erledigt sich die Sache“, sagte er. „Nun werden wir Sie deportieren. Wie gelangte diese Nachricht außer Landes?“ Nach einer Auseinandersetzung mit den Missionaren sagte Ihr Herr Espaillat: „Wenn Sie Märtyrer sein wollen, dann nur zu! doch das ist schon vor tausend Jahren aus der Mode gekommen. Wir werden einen Beamten in Ihre Wohnung senden und Sie deportieren, wenn Sie das haben wollen.“ Dann forderte er sie auf, sich für 16.30 Uhr bereit zu halten, um mit einem Pan-American-Flugzeug das Land zu verlassen. Um 13 Uhr erschien der Beamte im Missionarheim und sagte, sie müßten um 13.30 Uhr abreisen. Drei Taxi waren mitgekommen. Die Missionare wurden mit ihrem Gepäck zum Flughafen gebracht, wo man ihretwegen das Delta-Flugzeug eine halbe Stunde aufgehalten hatte. Ihre Regierung bezahlte die Taxi und die Flugkarten für den Flug der Missionare nach Puerto Rico. Man hatte Befehl gegeben, irgendwelche dominikanischen Bürger zu verhaften oder zu erschießen, wenn sie versuchen sollten, die Missionare zum Flughafen zu begleiten.
PETITION UND SCHLUSS
Aufgehetzt von der römisch-katholischen Geistlichkeit und ihren Unterstützern, ist die Regierung Ihrer Exzellenz zu einer Handlungsweise verleitet worden, die für unsere christlichen Brüder, für Jehovas Zeugen in Ihrem Lande, eine große Ungerechtigkeit bedeutet. Das Zeugnis, das sich Ihre Regierung durch ihr Vorgehen ausgestellt hat, wird nun in der ganzen Welt schnell bekannt werden und ist ein Zeugnis, das gegen sie spricht, weil nämlich die Frage auftaucht, ob man im Einklang mit der Erklärung der Menschenrechte gehandelt hat, die von den Vereinten Nationen herausgegeben wurde; denn zu dieser internationalen Organisation gehört ja auch Ihr Land.
In dem Vertrauen, daß die Regierung Ihrer Exzellenz eines besseren Urteils fähig ist und sich der dringenden Bitte, diese ungerechte Sachlage zu berichtigen, nicht verschließen wird, haben wir Ihnen die vorausgegangene teilweise Zusammenfassung der Sachlage unterbreitet. Während wir bei der Bezirksversammlung zu Tausenden versammelt sind, wenden wir uns daher jetzt an Ihre Exzellenz mit der Bitte, diese Sache erneut zu erwägen und dann die notwendigen Schritte zu unternehmen, um dieses Verbot aufzuheben, das Ihre Regierung am 24. Juli Jehovas Zeugen von neuem auferlegte, und an Ihre Beamten den Befehl ergehen zu lassen, von der Mißhandlung dieser harmlosen Christen abzustehen. Bestimmt findet Ihre Regierung kein Gefallen daran, daß sie sich in ein und dieselbe Klasse eingereiht hat mit dem kommunistischen Rußland und seinen kommunistischen Satelliten, die Jehovas Zeugen verfolgen und sie zu vernichten suchen, nur weil sie Gott nach den Vorschriften seines Heiligen Wortes anbeten und in der ganzen Welt verkündigen, daß das von Christus regierte Königreich Gottes die einzige Hoffnung der Menschheit ist. Bestimmt finden Sie auch kein Gefallen daran, daß sich Ihre Regierung in die Kategorie derer einreiht, die gegen Jehova Gott, den Höchsten, streiten, indem sie seine Zeugen bekämpfen. Wir appellieren an Sie, die Warnung zu beherzigen, die an die religiösen Verfolger des Petrus und seiner Mitapostel ergangen war: „Stehet ab von diesen Menschen und lasset sie (denn wenn dieser Rat oder dieses Werk aus Menschen ist, so wird es zu Grunde gehen; wenn es aber aus Gott ist, so werdet ihr sie nicht zu Grunde richten können), damit ihr nicht gar als solche erfunden werdet, die WIDER GOTT STREITEN.“ (Apostelgeschichte, Kapitel 5, Verse 38, 39) Jehovas heiliges Wort gibt warnend bekannt, daß Kampf gegen Gott Vernichtung ohne jede Hoffnung auf eine Auferstehung von den Toten bedeutet.
Ihre Regierung weiß zweifellos aus eigener Erfahrung, die sie mit Jehovas Zeugen bis zu dieser Zeit gemacht hat, daß sie von ihrer Seite nichts zu befürchten haben wird. Gemäß dem Bericht, der gestern im Afro-America, Baltimore, datiert vom 24. August 1957, auf Seite 16 erschienen ist, hat Herr Manuel de Moya, Ihr Gesandter in den Vereinigten Staaten, den Bericht bestätigt, wonach Ihr Land die zehn amerikanischen Missionare am 3. August deportierte, und er sagte, es sei deshalb geschehen, weil „man sie in Verdacht habe, daß sie zum Sturz der Regierung des Präsidenten Hector Trujillo Anschläge machten“. Diese Anklage ist ebenso absurd wie lächerlich, und sie wird auch bei Amtspersonen anderer verantwortlicher Behörden in der Welt, die Jehovas Zeugen kennen, ein Lächeln auslösen. In der ganzen Welt ist bekannt, daß diese Christen keine politischen Ziele verfolgen und sich in gar keiner Weise in die Politik einmischen. Sie erwarten, daß das Reich Gottes, das Reich der Himmel, die volle Herrschaft über diese Erde übernehmen wird; und das wird Gott im nahenden universellen Krieg von Harmagedon tun, ohne daß seine Zeugen auf Erden dabei auch nur den kleinen Finger gegen eine Regierung dieser alten Welt werden rühren müssen. Jehova sagt seinen Zeugen durch sein Wort: „Nicht euer ist der Streit, sondern Gottes.“ (2. Chronika 20:15) Daher ermahnen Jehovas Zeugen jetzt die Menschen, Gerechtigkeit und Frieden zu suchen und nun Stellung für Gottes nahendes Königreich zu beziehen, damit sie nicht zusammen mit denen, die in der Schlacht von Harmagedon gegen Ihn streiten, vernichtet werden.
Wir bitten Ihre Exzellenz zu erwägen, welche Konsequenzen vor Jehova Gott Ihr vor kurzem erfolgtes Vorgehen gegen seine Zeugen in Ihrem Lande haben könnte. Wenn Sie darauf beharren, diese Nachfolger Jesu Christi zu verfolgen, werden Sie feststellen, daß Sie alle, wenn Sie sie zum Schweigen bringen und außer Tätigkeit setzen wollen, in Ihrem Lande werden umbringen müssen. Aber selbst ihr Führer, Jesus Christus, wurde getötet, weil er Jehova als seinen Gott anbetete und weil er sein Königreich predigte, doch belohnte ihn Gott mit einer Auferstehung von den Toten. So fürchten sich Jehovas Zeugen in der Dominikanischen Republik denn nicht, dem Tod ins Auge zu schauen, denn sie wissen bestimmt, daß Gott, der Allmächtige, verheißen hat, sie, wenn sie bis zum Tode treu bleiben, von den Toten zu ewigem Leben in seiner neuen Welt aufzuerwecken. Wir hoffen indes, daß Sie davon abstehen werden, diesen von vornherein verlorenen Kampf gegen Jehova Gott durchzufechten, und daß wir in kürzester Frist mit Hilfe der vielen heutigen Bekanntmachungsmittel der Welt ankündigen können, daß die Dominikanische Regierung das Verbot vom 24. Juli widerrufen und ihre Würde zurückerlangt hat, indem sie diesen christlichen Zeugen Jehovas die Religionsfreiheit gewährt, die sie in anderen nichtkommunistischen Ländern der Welt genießen. Durch diese Resolution ist Ihre Regierung gebührend verständigt worden. Die Verantwortung vor dem Allerhöchsten, vor Gott Jehova, ruht nun auf Ihnen. Wir erwarten Ihre Antwort, nicht lediglich durch eine schriftliche Mitteilung, sondern durch die Maßnahme, die Ihre Regierung vor den Gerichtsschranken Gottes ergreift.
Respektvoll unterbreitet von
JEHOVAS ZEUGEN
Die Annahme dieser Resolution wurde durch den Vorsitzenden der Bezirksversammlung in Baltimore beantragt:
Malcolm S. Allen,
Versammlungsvorsitzender
Die Resolution wurde vom Leiter der erwähnten Versammlung befürwortet:
John O. Groh,
Versammlungsleiter
EINSTIMMIG ANGENOMMEN VON DER „LEBENGEBENDEN WEISHEIT“-BEZIRKSVERSAMMLUNG DER ZEUGEN JEHOVAS AM NACHMITTAG DIESES VIERUNDZWANZIGSTEN TAGES DES MONATS AUGUST 1957.
[Das richtig unterzeichnete und notariell beglaubigte Original wurde mittels Flugpost und Eilboten an demselben Sonnabendabend, 24. August 1957, an Generalissimus Trujillo abgesandt. Die ebenfalls richtig unterzeichnete und notariell beglaubigte Kopie wurde durch besonderen Boten am Montag, dem 26. August 1957, der dominikanischen Gesandtschaft in den Vereinigten Staaten von Amerika in Washington, D. C., überreicht.]