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Der Wachtturm verkündet Jehovas Königreich 1959
w59 15. 10. S. 632-637

Mein Lebensziel verfolgend

Von John R. Cooke erzählt

ALS ich im August 1927 während meines Urlaubs in Frankreich eines Tages am Strand saß, dachte ich an mein Zuhause in Broadstairs, England. Ich war damals vierzehn Jahre alt, und meine Mutter hatte mir schon seit sechs Jahren von der Wahrheit erzählt. An jenem Tage traf ich nun eine wichtige Entscheidung: Ich nahm mir vor, nach meiner Rückkehr nach Hause regelmäßig die Zusammenkünfte zu besuchen und diese „Wahrheit“ ernstlich zu prüfen. Das tat ich auch und stellte mich danach bald für den Dienst von Haus zu Haus zur Verfügung. Die damaligen Methoden waren noch sehr primitiv. Bei meinem ersten Versuch — es war an einem kalten Wintertag — erhielt ich einige Broschüren in die Hand gedrückt und eine Straße zugeteilt, die ich allein durcharbeiten sollte. Ich konnte jedoch zwölf Broschüren abgeben, und so ging ich beglückt und ermutigt nach Hause. Ich merkte damals schon, daß es besondere Freude mit sich bringt, wenn man Jehova unter Schwierigkeiten dient. Aber ich war mir noch kaum bewußt, wie sehr ich die Stärke benötigen würde, die wir aus der „Freude an Jehova“ gewinnen. — Neh. 8:10, NW.

Ich empfand bald den sehnlichen Wunsch, in den Pionierdienst einzutreten, doch war mein Vater darob so entsetzt, daß ich damit noch etwas wartete. Im Mai 1931 kam für mich der eigentliche Wendepunkt — ein internationaler Kongreß in Paris. Die Freude über die Gemeinschaft mit den ausländischen Brüdern, die wiederholten Aufrufe zum Eintritt in den Pionierdienst, die so häufig gehörte Bemerkung: „Ein Junge wie du sollte im Pionierdienst sein“, und schließlich der Aufruf, sich freiwillig für den Dienst in Spanien zu melden (und ich nahm in der Schule doch Spanischunterricht), drängten mich zu dem Entschluß, den Pionierdienst so bald wie möglich aufzunehmen. Und so trat ich im August 1931, im Alter von achtzehn Jahren, meine Lebenslaufbahn an. Mein Bruder Eric schloß sich mir an, und wir begannen unsere Tätigkeit in Frankreich. Vor unserer Abreise sagte unser Vater noch: „In einem halben Jahr werdet ihr froh sein, wieder zurückzukommen und eine anständige Arbeit aufzunehmen.“ Wir hätten es beinahe getan. Die Mutter starb plötzlich, und unsere Verwandten setzten alles daran, uns zurückzuhalten; aber die feste Überzeugung, daß der Pionierdienst für uns die einzig richtige Lebensbeschäftigung war, ließ uns daran festhalten.

Im Juli 1932 fuhr ich nach Spanien. Es galt damals, das Gebiet möglichst schnell durchzuarbeiten; die Literaturabgabe war gut. Es war ein hartes Leben: die Unterkunftsmöglichkeiten waren primitiv, und oft mußte ich in gebirgigen Gegenden weite Strecken mit dem Fahrrad zurücklegen, denn jeden Tag hieß es, fünf oder sechs volle Stunden „die Häuser abzuklopfen“. Im Jahre 1935 begannen politische Unruhen, und in einigen Orten wurden wir von den Kommunisten, die uns irrtümlicherweise für Faschisten hielten, sehr unfreundlich empfangen. Aber mein Bruder und ich erlebten gemeinsam die Freude, die das Suchen der „anderen Schafe“ mit sich bringt. In Barbastro gründeten wir eine kleine Gruppe, und in Saragossa suchten uns jede Nacht zwei junge Männer auf, mit denen wir studierten und die sich uns später im Pionierdienst anschlossen. Leider brach kurz danach der Spanische Bürgerkrieg aus. Mein Bruder und ich entgingen ihm gerade noch. Wir waren am 12. Juli 1936 nach England in Urlaub zurückgekehrt, und am 18. begannen die Kämpfe.

Unser nächstes Gebiet war Irland (Eire), wo wir mit einem Sonderflugblatt wirken sollten. Doch dieses war für die fanatische Bevölkerung dort zu scharf und löste einen Sturm der Entrüstung aus. Die Priester verschrien uns als Kommunisten (gerade das Gegenteil von dem, was man von uns in Spanien gesagt hatte!), und in zwei Fällen verbrannten Rotten der katholischen Aktion unsere Schriften und trieben uns aus ihrem Ort hinaus. An einem dritten Ort wurde ich innerhalb weniger Stunden verhaftet, durch die verschiedenen Gerichtsinstanzen geschleust und nach Dublin ins Gefängnis übergeführt. Nach allem, was wir durchgemacht hatten, war es geradezu eine Erlösung, dort zu sein. Doch nach einigen Tagen waren wir wieder frei.

Im Jahre 1937 kehrte ich nach Frankreich zurück und wurde nach Bordeaux gesandt. Die Heimbibelstudien-Tätigkeit kam damals gerade auf, und mein französischer Partner und ich freuten uns deshalb riesig, als zu dem Vortrag, den Bruder Knecht, der Zweigdiener, anläßlich seines Besuches im Jahre 1939 bei uns hielt, 25 Personen erschienen. Nun aber kam wiederum der Krieg dazwischen. Diesmal war es der zweite Weltkrieg, und wir erhielten die Nachricht, daß die Gesellschaft verboten worden sei. Ich schaffte sofort unseren Literaturvorrat fort, so daß ich, als ich von der Polizei vernommen wurde, sagen konnte, ich hätte nichts in meinem Zimmer. Dann verlor ich meinen Partner. Der arme Pierre Dijeau kam wegen Kriegsdienstverweigerung ins Gefängnis und starb später. Seine mutige Haltung stärkte uns jedoch alle. Dann kam der Juni 1940 — ein tragischer Monat für Frankreich. Die Nation brach vor dem Vormarsch der Nazis einfach zusammen. Alle englischen Staatsbürger wurden angewiesen, das Land zu verlassen, aber ich schob meine Abreise noch etwas hinaus. Doch die Tanks der Nazis rückten schnell näher, und es wäre nicht weise gewesen, noch länger zu bleiben. Ich fuhr einen Tag vor dem Einmarsch der Nazis mit dem Fahrrad weg. In Bayonne, das etwas südlicher liegt, wartete eine solche Menschenmenge auf das Schiff, das nach England fuhr, daß ich nicht mehr am Bord kam. Aber es war gut, denn jenes Schiff wurde versenkt. Die Zurückgebliebenen wurden schließlich evakuiert und landeten wohlbehalten in Plymouth. Damit endeten meine ersten neun Jahre Auslandsdienst.

Es folgten einige Monate in einem Pionierheim in Derby, wo mir ein Gericht Befreiung vom Wehrdienst gewährte (dieses war von meiner Tätigkeit im Ausland sehr beeindruckt: es hatte sich gelohnt, daß ich so durchgehalten hatte), und dann wurde ich als Stadtdiener nach Newcastle-on-Tyne gesandt, wo ich Erfahrungen in bezug auf die Versammlungsorganisation sammeln konnte. Im Dezember 1942 erhielt ich einen Brief von der Gesellschaft, dessen Inhalt mich überwältigte — es war eine Ernennung zum Diener für die Brüder. Ich fühlte mich zwar sehr unwürdig, doch bat ich Jehova um Hilfe. Ich hatte auch das Vorrecht, als Kongreßdiener zu wirken. Ein Kongreß, an den ich mich noch besonders gut erinnere, war jener, der im Jahre 1944 in London stattfand, während die Bomben stündlich explodierten. Welch großartigen Anblick bot doch jenes Londoner Theater, das wochenlang leer gestanden hatte und nun mit friedlichen, glücklichen Verkündigern und Menschen guten Willens vollbesetzt war! Ein weiterer unvergeßlicher Kongreß, den ich miterlebte, war jener in Holland, der unmittelbar nach dem Abzug der Nazis dort tagte. Die holländischen Brüder waren kurz vorher von ihrer „unterirdischen“ Tätigkeit wieder an die Oberfläche emporgekommen und legten einen wunderbaren Geist an den Tag. Kilometerweit zu Fuß zu gehen, um die Zusammenkünfte zu besuchen, zum Frühstück nur Wasser und Brot zu haben oder auf Stroh schlafen zu müssen machte ihnen nichts aus. Sie lebten in der unbeschreiblichen Freude an einer theokratischen Organisation, die soeben von den Fesseln befreit worden war!

Einige Monate später gab es in London ein großes Ereignis. Die Brüder Knorr und Henschel besuchten uns zum erstenmal nach dem Krieg, und ich meldete mich für Gilead. Einige Monate später erhielt ich die Einladung. Ich werde meine Freude darüber nie vergessen. So fuhr ich denn im Juni 1946 in die Vereinigten Staaten und brachte dort achtzehn Monate zu, die mit Vorrechten reich gesegnet waren: mehreren Monaten Betheldienst, dem Kongreß in Cleveland und dann dem Besuch der achten Klasse in Gilead, wo ich die sechs wertvollsten Monate meines Lebens zubrachte. Worte reichen gar nicht aus, um die wunderbare Gemeinschaft und Schulung dort zu beschreiben; Gilead ist einfach unvergeßlich! Dann kam ich für sechs Monate als Kreisdiener nach New Jersey, wo die Brüder sehr gut zu mir waren, ja sie bezahlten mir und meinem Bruder (der ebenfalls die achte Klasse besucht hatte) im Jahre 1947 sogar die Reise zum Kongreß nach Los Angeles. Kurz danach reiste mein Bruder nach Afrika ab, während ich mich nach Portugal und Spanien begeben sollte. Die Brüder Knorr und Henschel beabsichtigten, ebenfalls dort hinzureisen, und so hatte ich im Dezember 1947 das Vorrecht, mit ihnen zu fliegen. In Madrid stellten wir fest, daß im Flugzeug nach Barcelona nur noch ein Platz frei war. „Du mußt halt allein fahren, John!“ sagte Bruder Knorr. Da ich wußte, daß in der Gruppe von Barcelona ernste Schwierigkeiten aufgetreten waren, sah ich schwarz. Als ich dort ankam, waren zwei völlig getrennte Gruppen vorhanden, die den Präsidenten und dessen Sekretär erwarteten. Dieser Augenblick war die erste von vielen schwierigen Situationen, die ich dort erlebte!

Ja, jene ersten Monate waren, wie dies oft der Fall ist, wirklich eine Prüfung. Die Brüder waren desorganisiert, führten keinen richtigen Felddienst durch, und ich mußte erst die Eintracht wiederherstellen und das Werk neu in Gang bringen. Zu allem Übel wurde ich noch ernstlich krank. Die Versuchung, nach Hause zu fahren, war groß, aber ich blieb, und weil ich die Königreichs­interessen an die erste Stelle setzte, wurden mir die materiellen Dinge hinzugefügt: meine ganzen Arztkosten wurden von den Brüdern in Barcelona bezahlt, die mich auch zwei Monate Tag und Nacht pflegten und damit wirkliche Bruderliebe bekundeten. Zu meiner großen Freude stellte ich nach meiner Genesung fest, daß es nun eine geeinte Versammlung Barcelona gab, die ungefähr vierzig Verkündiger zählte. Das Werk in Spanien hatte jetzt ein ganz anderes Gesicht erhalten, da inzwischen sämtliche Zusammenkünfte und die Tätigkeit verboten worden waren. Als ich zum Beispiel während eines Besuches in Barbastro mit dem Versammlungsdiener zusammen einen alleinstehenden Verkündiger besuchen wollte, der in einem Bergdorf wohnt, wurden wir von einem Priester und vier bewaffneten guardia civil angehalten. Einer von diesen zog einen Revolver und rief: „Manos arriba!“ („Hände hoch!“) Der Priester verschwand, während wir zum Polizeipräsidium geführt wurden, wo man uns bis zum anderen Morgen um vier Uhr verhörte. Man beschuldigte uns, eine illegale Versammlung abgehalten zu haben, obwohl wir schon außerhalb des Dorfes festgenommen wurden. Nachdem wir einige Tage in einem berüchtigten Gefängnis zugebracht hatten, wurden wir wieder freigelassen.

Im August 1948 befand ich mich in Lissabon. Ich hatte ein Visum für drei Wochen; weil aber Hilfe dringend not tat, betete ich darum, bleiben zu können. Ich blieb wirklich, nämlich fünf Jahre! In Portugal kann das Werk leichter getan werden als in Spanien; man kann freier wirken und auch kleine Zusammenkünfte durchführen. Aber die Lage war trotzdem sehr unsicher, und wir fragten uns oft, was wohl als nächstes geschehen werde. Trotz allem konnten wir ein schönes Wachstum verzeichnen.

Im Jahre 1951 (nachdem ich nun drei Jahre ohne Partner gewesen war) kamen zwei weitere Missionare, und wir eröffneten ein kleines Heim. Im Juli jenes Jahres besuchte uns der Vizepräsident der Gesellschaft, und ich hatte das Vorrecht, mit ihm durch Spanien zu reisen, bevor wir nach London flogen, um dem Kongreß im Wembley-Stadion beizuwohnen. Nach einer dringend benötigten Ruhepause war ich einige Monate später wieder in Spanien und besuchte mit den Brüdern Knorr und Henschel die Versammlungen. Während meiner Abwesenheit waren in der Versammlung Lissabon Uneinigkeiten entstanden. Bruder Knorr ging nun der Sache auf den Grund, und die Unruhestifter wurden entfernt. Auch ich erhielt einen Verweis; aber „Zurechtweisungen … sind der Weg zum Leben“, und es tat mir wirklich gut. Von da an ging es in Lissabon schneller vorwärts. Im Jahre 1953 besuchten uns die Brüder Knorr und Henschel wieder und freuten sich über die erzielten Fortschritte. Bei dieser Gelegenheit wurde ich auch als Zweigdiener von Portugal und Spanien ernannt. In demselben Jahr hatte ich das Vorrecht, nach New York zu reisen, der Zusammenkunft der Zweigdiener beizuwohnen und dann den wunderbaren Kongreß in New York mitzuerleben. Als ich wieder nach Lissabon zurückkehrte, organisierte ich einen „unterirdischen“ Kongreß, um über die Höhepunkte des New Yorker Kongresses Bericht zu erstatten. Tags darauf reiste ich nach Madrid ab, aber man verweigerte mir an der Grenze die Einreise. Glücklicherweise konnte ich in Portugal wieder einreisen, so daß ich meine Tätigkeit dort fortsetzen konnte, bis mein Visum im Mai 1954 ablief. Ich versuchte es erneut mit Spanien, wurde aber an der Grenze wieder aufgehalten. Daraufhin wurde ich angewiesen, nach Bordeaux zu fahren. Ich war seit Juni 1940 nie mehr dort gewesen, und ihr könnt euch deshalb meine Freude vorstellen, als ich einem Ehepaar begegnete, bei dem ich vor vierzehn Jahren ein Studium durchführte! Es war schön, wieder in Frankreich zu sein und zu sehen, welche Fortschritte gemacht wurden. Ich verbrachte einige sehr schöne Monate in Bordeaux und reiste dann in mein nächstes Arbeitsgebiet: Afrika! Ich sollte in den portugiesischen Kolonien Angola und Mosambik eine besondere Mission erfüllen.

Am 24. Januar 1955 landete ich in Luanda, der Hauptstadt von Angola. Meine Mission war eine heikle Angelegenheit: Ich sollte eine ganz ungewöhnliche Gruppe von tausend Afrikanern ausfindig machen, die auf Grund von zwei Broschüren der Gesellschaft, die jemand von ihnen vor Jahren gefunden hatte, eine oberflächliche Erkenntnis der Wahrheit erhalten hatten. Sie waren aus Belgisch-Kongo ausgewiesen worden, da sie angeblich der Mau-Mau-Bewegung angehörten, und lebten nun unter strenger Überwachung in ganz Angola zerstreut. Ich begann, mich vorsichtig zu erkundigen. Es gelang mir, mich mit einem hohen Beamten zu befreunden, und so konnte ich mit einigen Angehörigen dieser Gruppe in Verbindung treten. Wenn man eine so schwierige Aufgabe zu erfüllen hat, wie diese es war, dann wendet man sich oft im Gebet an Jehova. Ich konnte seine Führung selten so gut verspüren wie in Angola. So sollte ich zum Beispiel einmal einige Afrikaner besuchen, die in einer Strafkolonie im Süden des Landes untergebracht waren, zu der man nur mit einer besonderen Genehmigung zugelassen wird. Ich erhielt nicht nur die Genehmigung, sondern wurde sogar mit dem Flugzeug kostenlos hin- und zurückgeflogen. Kannst du dir das vorstellen — eine katholische Regierung bezahlt einem Beauftragten der Watchtower Society die Reise, damit dieser einige Afrikaner besuchen kann? Wie es sich herausstellte, waren die zu dieser Gruppe Gehörenden in bezug auf die Erkenntnis der Wahrheit am weitesten fortgeschritten. Sie zeigten mir ein altes Aufgabenheft, das eine Übersetzung der beiden gefundenen Broschüren in ihre Muttersprache enthielt. Handgeschriebene Abschriften davon waren jahrelang ihre einzigen Königreichslehrmittel gewesen; trotzdem waren sie nun hier um ihres Glaubens willen in Gewahrsam! Ich hatte in Angola noch viele interessante Erlebnisse. Doch nach fünf Monaten war mein Visum abgelaufen, und ich mußte das Land verlassen. Aber die Grundlage für den Kern einer Neuen-Welt-Gesellschaft war gelegt worden.

Dann kam die ‚Operation Lourenço Marques‘ (Hauptstadt von Mosambik), wo ich einigen hundert afrikanischen Verkündigern, die von katholischer Seite zum Teil grausam behandelt worden waren, Hilfe bringen sollte. Die Vorsicht gebot mir, anfänglich den Kontakt mit Afrikanern zu meiden und mich nur mit Europäern abzugeben. Ich hegte den Verdacht, von der Polizei beobachtet zu werden (und wurde es auch), und so fiel mir die Arbeit am Anfang schwer. Aber ich bat Jehova um Kraft, und ich verlebte dort eine wirklich interessante Zeit. Bei einer Gelegenheit besuchte ich einen jungen Mann, der vor Jahren in Lissabon schon von der Wahrheit gehört hatte. Er abonnierte den Wachtturm in Portugiesisch und Französisch und auch die Zeitschrift Erwachet! in Portugiesisch, alle drei gleich für fünf Jahre, und gab zudem noch einen ansehnlichen Betrag als Spende! Nach meiner Abreise setzte er zwei der Studien, die ich begonnen hatte, fort. Fünf Monate konnte ich den Schwierigkeiten ausweichen, aber schließlich erhielt ich eine Vorladung vor die Geheimpolizei und wurde einem langwierigen Verhör unterzogen, worauf ich innerhalb von achtundvierzig Stunden das Land verlassen mußte. Es war aber ganz gut, denn das Klima war für mich sowieso nicht günstig. Ich traf in sehr geschwächtem Zustand im südafrikanischen Zweigbüro ein und wurde in ein Krankenhaus geschickt. Es war jedoch nichts Schlimmes, und so war ich denn einige Wochen später im Kreisdienst bei den Europäern in Transvaal unterwegs.

Welch ein Unterschied! Wie leicht schien die Arbeit hier zu sein, verglichen mit der Tätigkeit in den katholischen Gebieten und der „unterirdischen“ Tätigkeit! Die Monate flogen nur so dahin, bis ich im April 1957 in einer Woche drei sehr angenehme Überraschungen erlebte! Ein großzügiger Bruder schenkte mir einen kleinen Wagen; ich wurde als Bezirksdiener ernannt und verliebte mich in eine reizende kleine Missionarin aus der sechzehnten Gileadklasse! Wir heirateten im Dezember 1957 und haben seither zusammen im Bezirksdienst eine wunderbare Zeit verlebt. Wie interessant und abwechslungsreich doch dieses Leben ist: diese Woche eine europäische Versammlung in der Stadthalle und nächste Woche Zusammenkünfte mit Afrikanern in einer kleinen Blechhütte! Doch meistens wirken wir unter Afrikanern, die die brüderliche Hilfe der Europäer sehr schätzen. Viele Eingeborenengebiete sind berüchtigt und nach Einbruch der Dunkelheit gefährlich. Bei einer größeren Versammlung mußte ein Abwehrtrupp gebildet werden, um die eingeborenen Gangster in Schach zu halten. Aber trotz all diesen Schwierigkeiten und dem Sprachenproblem finden wir unseren Dienst herrlich. In Betschuanaland, das ebenfalls zu unserem Bezirk gehört, erlebt man oft ganz ungewöhnliche Dinge, zum Beispiel, daß man dreieinhalb Stunden mit dem Wagen in einem Fluß stecken bleibt, wobei überall Wasser eindringt, oder daß man mit feindlichgesinnten Häuptlingen verhandeln muß usw. Unsere Schriften sind dort verboten, aber viele Beamte schätzen unser Werk, und die Neue-Welt-Gesellschaft wächst.

Dank der großherzigen Freigebigkeit der Eltern meiner Frau konnten wir beide im Jahre 1958 den Kongreß „Göttlicher Wille“ in New York besuchen, wo wir das intensive Wachstum der Organisation sehen und die Kundgebung der „Früchte des Geistes“ miterleben konnten. Welche Freude war es doch, all den alten Freunden wieder zu begegnen und noch besser zu sehen, daß Jehovas Volk ein glückliches und geeintes Volk ist, das sich nach allen Seiten hin ausdehnt und siegreich vorrückt.

„So, Papi, aus jenen sechs Monaten, die du prophezeit hast, sind nun achtundzwanzig Jahre geworden! Und ich freue mich, daß du heute der Neuen-Welt-Gesellschaft gegenüber etwas freundlicher gesinnt bist.“

„Und was dich betrifft, lieber Leser, der du dich der Neuen-Welt-Gesellschaft anschließt, hoffe ich, dir mit diesen wenigen Erfahrungen geholfen zu haben, zu demselben Schluß zu kommen, zu dem ich gelangt bin, nämlich, daß Jehova der beste Herr ist, dem wir dienen können. Warum sich in die Geschäfte dieser Welt verwickeln und sich für etwas einsetzen, das auf einem toten Geleise endet? Ich kann auf die vielen beglückenden Vorrechte zurückblicken, die ich im Laufe meines 28jährigen Pionierdienstes genoß, aber die Zukunft wird noch weit herrlicher werden! Nimm deshalb den Pionierdienst auf und koste diesen Becher künftiger Segnungen bis auf den letzten Tropfen!“

WESHALB DU DIE NÄCHSTE AUSGABE LESEN WILLST

„Seid allezeit bereit zu einer Verteidigung“ eures Glaubens und „Fürchte Jehova, aber niemals Menschen“ — das sind die Titel von Artikeln, die in der nächsten Ausgabe erscheinen werden. Kannst du für das, was du glaubst, schriftgemäße Gründe angeben? Beeinträchtigt Menschenfurcht deine Glaubensansichten oder die Entscheidungen, die du triffst? Christen sollten das nie geschehen lassen. Lies die nächste Ausgabe; sie wird dir eine Hilfe sein, diesen christlichen Anforderungen nachzukommen.

Du wirst darin auch Fragen über das Passah beantwortet finden, die für Christen und Juden gleicherweise wichtig sind. Weißt du, was das Passah ist? Wenn Christen es auch nicht feiern, schattet es doch Dinge vor, die für ihren Glauben lebenswichtig sind. Lies darüber den Artikel „Das Fest der Freiheit“.

Ferner wirst du die biblische Antwort auf eine Frage finden, die so viele aufrichtige Menschen schon gestellt haben, nämlich: „Warum haben die Bösen Gelingen?“ Siehe nächste Ausgabe.

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