Wachtturm ONLINE-BIBLIOTHEK
Wachtturm
ONLINE-BIBLIOTHEK
Deutsch
  • BIBEL
  • PUBLIKATIONEN
  • ZUSAMMENKÜNFTE
  • w95 1. 2. S. 20-25
  • ‘Da wir diesen Dienst haben, lassen wir nicht nach’

Kein Video für diese Auswahl verfügbar.

Beim Laden des Videos ist ein Fehler aufgetreten.

  • ‘Da wir diesen Dienst haben, lassen wir nicht nach’
  • Der Wachtturm verkündigt Jehovas Königreich 1995
  • Zwischentitel
  • Ähnliches Material
  • Eine Braut aus Spanien und eine Zuteilung in Spanien
  • Ausgewiesen
  • Gegen Depressionen ankämpfen
  • Jahrbuch der Zeugen Jehovas 1986
    Jahrbuch der Zeugen Jehovas 1986
  • Mein Lebensziel verfolgend
    Der Wachtturm verkündet Jehovas Königreich 1959
  • Uns wurde eine Perle von hohem Wert anvertraut
    Der Wachtturm verkündigt Jehovas Königreich 1995
  • Ein Leben voller Überraschungen im Dienst Jehovas
    Der Wachtturm verkündigt Jehovas Königreich 2001
Hier mehr
Der Wachtturm verkündigt Jehovas Königreich 1995
w95 1. 2. S. 20-25

‘Da wir diesen Dienst haben, lassen wir nicht nach’

VON RONALD TAYLOR ERZÄHLT

Es war im Sommer 1963, als ich um mein Leben kämpfte. Während ich am Strand entlangwatete, trat ich in eine Vertiefung, die sich als tückisch erwies und mich urplötzlich in tiefem Wasser versinken ließ. Als Nichtschwimmer wäre ich fast ertrunken, und das nur wenige Meter vom Strand entfernt. Dreimal war ich bereits untergegangen und hatte eine Menge Wasser geschluckt, als ein Freund meine Notlage erkannte und mich aus dem Wasser zog. Dank der sofort eingeleiteten künstlichen Beatmung überlebte ich.

DIES war nicht das erstemal, daß mir bewußt wurde, von welcher Bedeutung es ist, niemals nachzulassen oder aufzugeben, auch wenn die Lage aussichtslos erscheint. Von Jugend an mußte ich um mein geistiges Überleben kämpfen.

In der düsteren Zeit des Zweiten Weltkriegs kam ich mit der christlichen Wahrheit in Berührung. Ich gehörte zu den Tausenden von Kindern, die aus London evakuiert wurden, um den gefährlichen Bombenangriffen zu entgehen. Da ich erst 12 Jahre alt war, begriff ich die Tragweite des Krieges nicht so recht; er erschien mir fast wie ein Abenteuer.

Ein älteres Ehepaar in Weston-super-Mare (Südwesten von England) nahm mich in seine Obhut. Bald nach meiner Ankunft besuchten uns einige Pionierverkündiger. Es handelte sich um die Familie Hargreaves; alle vier — Reg, Mabs, Pamela und Valeri — waren Sonderpioniere. Meine Pflegeeltern nahmen die Wahrheit an, und nachdem ich das Buch Die Harfe Gottes studiert hatte, entschloß ich mich ebenfalls, Jehova zu dienen. Bereits sechs Wochen später wurde ich eingeladen, am Predigtwerk teilzunehmen.

An den ersten Tag im Predigtdienst kann ich mich noch lebhaft erinnern. Ohne jegliche Vorbereitung drückte man mir ein paar Broschüren in die Hand und sagte: „Du kannst die Straßenseite dort drüben bearbeiten.“ Das war also mein erster Tag im Predigtdienst. Damals benutzten wir beim Predigen des öfteren Grammophone, um kraftvolle Predigten abzuspielen. Ich war immer sehr glücklich, wenn ich das Grammophon von Haus zu Haus tragen und einen Schallplattenvortrag ablaufen lassen durfte. Mich auf diese Weise nützlich zu machen, betrachtete ich als ein großes Vorrecht.

In der Schule gab ich fleißig Zeugnis, und ich weiß noch, daß ich dem Schulleiter einen Satz Bücher gab, in denen biblische Themen behandelt wurden. Im Alter von 13 Jahren ließ ich mich anläßlich eines Kongresses im nahe gelegenen Bath taufen. Ein anderer Kongreß während der Kriegszeit wird mir ebenfalls unvergeßlich bleiben. Er fand 1941 in der De Montfort Hall in Leicester statt. Ich ging auf die Bühne, um ein Exemplar des Buches Kinder entgegenzunehmen; das Buch enthielt eine persönliche Botschaft von Bruder Rutherford, der damals Präsident der Watch Tower Society war. Der begeisternde Vortrag, der an Kinder und Jugendliche gerichtet war, bestärkte mich in dem Wunsch, Jehova für immer zu dienen.

So verbrachte ich also zwei glückliche Jahre bei meinen Pflegeeltern und machte in der Wahrheit Fortschritte. Doch im Alter von 14 Jahren mußte ich nach London zurückkehren und damit beginnen, mir meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Obwohl ich wieder mit meinen Angehörigen zusammen war, war ich doch in geistiger Hinsicht auf mich allein gestellt, denn zu Hause teilte niemand meine Glaubensansichten. Jehova sorgte schnell für die nötige Hilfe. Schon drei Wochen nach meiner Ankunft in London besuchte uns ein Bruder und bat meinen Vater um Erlaubnis, mich zum Königreichssaal am Ort mitzunehmen. Dieser Bruder war John Barr, der jetzt zur leitenden Körperschaft der Zeugen Jehovas gehört. Er wurde in jenen schwierigen Teenagerjahren einer meiner geistigen Väter (Matthäus 19:29).

Ich ging in die Versammlung Paddington in der Craven Terrace unweit vom Londoner Bethelheim. Da ich in geistiger Hinsicht ein vaterloser Knabe war, wurde „Papa“ Humphreys (ein Bruder, der sich zu den Gesalbten zählte) damit beauftragt, sich besonders um mich zu kümmern. Es war zweifellos ein Segen, mit den vielen gesalbten Brüdern und Schwestern, die zu der Versammlung gehörten, Gemeinschaft zu pflegen. Diejenigen, die die irdische Hoffnung hatten — man nannte sie Jonadabe —, waren in der Minderheit. Tatsächlich war ich der einzige „Jonadab“ in dem Versammlungsbuchstudium, das ich besuchte. Ich hatte zwar wenig Umgang mit Gleichaltrigen, aber durch die Gemeinschaft mit vielen reifen Brüdern lernte ich eine Menge Nützliches. Die wichtigste Lektion bestand wahrscheinlich darin, den Dienst für Jehova niemals aufzugeben.

In jenen Tagen verbrachten wir gewöhnlich das ganze Wochenende im Predigtdienst. Ich hatte die Verantwortung für den „Lautsprecherwagen“, der eigentlich ein umgebautes Dreirad war mit einer Lautsprecheranlage und einer Autobatterie. Jeden Samstag machte ich mich mit dem Dreirad auf den Weg zu verschiedenen Straßenecken, wo zunächst eine Platte mit Musik aufgelegt und dann einer von Bruder Rutherfords Vorträgen abgespielt wurde. Außerdem verrichteten wir an Samstagen Straßendienst, wobei wir spezielle Zeitschriftentaschen verwendeten. Die Sonntage verbrachten wir im Haus-zu-Haus-Dienst und verbreiteten Broschüren und Bücher.

Der Umgang mit eifrigen älteren Brüdern entfachte in mir den Wunsch, Pionier zu werden. Dieser Wunsch wurde noch bestärkt, wenn ich auf Bezirkskongressen den Pionieransprachen lauschte. Ein Kongreß, der sich tiefgreifend auf mein Leben auswirkte, war derjenige, der 1947 im Earl’s Court (London) stattfand. Zwei Monate später begann ich mit dem Pionierdienst, und seither habe ich mich bemüht, den Pioniergeist zu bewahren. Die Freude, die ich beim Leiten erfolgreicher Bibelstudien empfand, war für mich eine Bestätigung, daß ich die richtige Entscheidung getroffen hatte.

Eine Braut aus Spanien und eine Zuteilung in Spanien

Im Jahr 1957 — ich war noch Pionier in der Versammlung Paddington — lernte ich Rafaela kennen, eine reizende Schwester aus Spanien. Einige Monate danach heirateten wir. Unser Ziel war es, gemeinsam im Pionierdienst tätig zu sein, doch zuerst ging es nach Madrid, damit ich Rafaelas Eltern kennenlernen konnte. Dieser Besuch veränderte mein Leben. In Madrid bat mich Bruder Ray Dusinberre, der Zweigaufseher von Spanien, darüber nachzudenken, ob es uns möglich sei, in Spanien zu bleiben, weil dort ein enormer Bedarf an erfahrenen Brüdern bestehe.

Wie konnten wir eine solche Einladung ablehnen? Also begannen wir gemeinsam 1958 in Spanien mit dem Vollzeitdienst. Damals war in Spanien das Franco-Regime an der Macht, und unsere Tätigkeit war nicht rechtlich anerkannt, was die Predigttätigkeit sehr erschwerte. Darüber hinaus hatte ich in den ersten Jahren Probleme mit der spanischen Sprache. Und wiederum hieß es nicht aufgeben, wenngleich ich aus schierer Verzweiflung mehr als einmal Tränen vergoß, weil ich mich mit den Brüdern in der Versammlung nicht unterhalten konnte.

Der Bedarf an Aufsehern war so groß, daß mir trotz meiner begrenzten Sprachkenntnisse schon nach einem Monat die Verantwortung für eine kleine Gruppe übertragen wurde. Weil unser Werk im Untergrund durchgeführt wurde, organisierte man Gruppen von 15 bis 20 Verkündigern, die mehr oder weniger wie kleine Versammlungen funktionierten. Zu Beginn war das Durchführen der Zusammenkünfte ziemlich nervenaufreibend, da ich die Antworten der Anwesenden nicht immer verstand. Doch meine Frau saß hinten, und wenn sie meine Unsicherheit bemerkte, gab sie mir durch ein diskretes Kopfnicken zu verstehen, daß die Antwort richtig war.

Leider fällt es mir schwer, eine Sprache zu erlernen, und mehr als einmal war ich drauf und dran, nach England zurückzukehren, wo mir alles viel leichter gefallen wäre. Aber von Anfang an trösteten mich die Liebe und die Freundschaft unserer spanischen Brüder und Schwestern über meine Frustration wegen der Sprache hinweg. Alle Anstrengungen waren der Mühe wert, denn Jehova segnete mich mit besonderen Vorrechten. 1958 wurde ich eingeladen, als ein Delegierter aus Spanien den internationalen Kongreß in New York zu besuchen. 1962 empfing ich dann wertvolle Unterweisung in der Königreichsdienstschule, die in Tanger (Marokko) durchgeführt wurde.

Außer dem Problem mit der Sprache mußte ich ständig in der Angst leben, von der Polizei festgenommen zu werden. Mir war klar, daß eine Festnahme für mich als Ausländer automatisch Ausweisung bedeutet hätte. Um das Risiko zu verringern, predigten wir zu zweit. Während der eine Zeugnis gab, achtete der andere auf verdächtige Geräusche. Wenn wir an ein oder zwei Türen vorgesprochen hatten — meistens im obersten Stockwerk eines Mietshauses —, gingen wir zwei bis drei Blocks weiter und sprachen wieder an einigen Türen vor. Hauptsächlich verwendeten wir die Bibel; in unserem Mantel hatten wir nur ein paar Broschüren, die wir interessierten Personen anboten.

Nachdem wir ein Jahr in Madrid verbracht hatten, wurden wir nach Vigo versetzt, einer Großstadt im Nordwesten Spaniens, wo es überhaupt keine Zeugen gab. Die Gesellschaft empfahl, daß meine Frau etwa einen Monat lang hauptsächlich allein Zeugnis geben sollte, um den Eindruck zu erwecken, wir seien Touristen. Trotz dieser vorsichtigen Predigtmethode wurde man auf uns aufmerksam. Innerhalb eines Monats prangerten uns die Geistlichen über Rundfunk an. Sie warnten ihre Gemeinde vor einem Ehepaar, das von Haus zu Haus gehe und über die Bibel spreche — ein Buch, das im Prinzip als verboten galt. Bei dem gesuchten Paar handle es sich um einen Ausländer und seine spanische Frau, die in erster Linie das Gespräch führe.

Die Geistlichen erklärten, schon allein das Sprechen mit diesem verdächtigen Ehepaar sei eine Sünde, die nur vergeben werden könne, wenn man sie umgehend beichte. Und tatsächlich: Nachdem wir ein erbauliches Gespräch mit einer Dame geführt hatten, entschuldigte sich diese mit den Worten, sie müsse nun zum Beichten gehen. Als wir uns von ihrem Haus entfernten, sahen wir sie zur Kirche eilen.

Ausgewiesen

Nur zwei Monate nach unserer Ankunft in Vigo schlug die Polizei zu. Der Polizeibeamte, der uns festnahm, hatte Mitleid und legte uns für den Weg zum Polizeirevier keine Handschellen an. Auf dem Revier sahen wir ein uns bekanntes Gesicht: Nicht lange zuvor hatten wir der Schreibkraft Zeugnis gegeben. Es war der Frau sichtlich peinlich, daß wir wie Kriminelle behandelt wurden, und sie beeilte sich, uns zu versichern, daß sie uns nicht belastet habe. Dessenungeachtet klagte man uns an, die „religiöse Einheit Spaniens“ gefährdet zu haben, und sechs Wochen später wurden wir ausgewiesen.

Es war ein Rückschlag, doch wir dachten nicht daran aufzugeben. Es gab auf der Iberischen Halbinsel noch genug zu tun. Nach einem dreimonatigen Aufenthalt in Tanger erhielten wir eine Zuteilung für Gibraltar — ein anderes jungfräuliches Gebiet. Wie der Apostel Paulus sagte, wären Christen, die ihren Dienst schätzten, weiterhin tätig und sie würden belohnt werden (2. Korinther 4:1, 7, 8). Das bewahrheitete sich in unserem Fall. An der allerersten Tür in Gibraltar konnten wir ein Bibelstudium einrichten, an dem die ganze Familie teilnahm. Schon bald führte jeder von uns 17 Bibelstudien durch. Viele von denen, mit denen wir studierten, wurden Zeugen Jehovas, und nach zwei Jahren gab es eine Versammlung mit 25 Verkündigern.

Doch wie in Vigo, so kämpfte die Geistlichkeit auch hier gegen uns. Der anglikanische Bischof von Gibraltar wies den Polizeichef warnend darauf hin, daß wir unerwünscht seien, und allmählich machte sich sein Einfluß bemerkbar. Im Januar 1962 mußten wir Gibraltar verlassen. Wohin sollte es jetzt gehen? In Spanien gab es immer noch viel zu tun, also kehrten wir dorthin zurück und hofften, unsere frühere Polizeiakte sei inzwischen abgelegt worden.

Die heitere Stadt Sevilla wurde unsere neue Heimat. Dort erlebten wir die Freude, mit einem anderen Pionierehepaar eng zusammenzuarbeiten — es waren Ray und Pat Kirkup. Obgleich Sevilla eine halbe Million Einwohner zählte, waren wir nur 21 Verkündiger; es gab also viel zu tun. Inzwischen gibt es dort 15 Versammlungen mit insgesamt 1 500 Verkündigern. Ein Jahr später erlebten wir eine freudige Überraschung: Wir wurden eingeladen, im Großraum Barcelona den Reisedienst durchzuführen.

In einem Land, wo das Werk nicht rechtlich anerkannt ist, gestaltet sich der Kreisdienst etwas anders. Jede Woche besuchten wir kleine Gruppen, von denen die meisten nur über sehr wenige befähigte Brüder verfügten. Diese hart arbeitenden Brüder benötigten alles, was wir ihnen an Schulung und Unterstützung bieten konnten. Wir waren sehr gern in dieser Zuteilung. Nachdem wir mehrere Jahre in Gegenden gepredigt hatten, wo es nur wenige oder überhaupt keine Zeugen gab, waren wir begeistert, so viele Brüder und Schwestern besuchen zu können. Außerdem war die Predigttätigkeit in Barcelona einfacher, und viele Leute wollten die Bibel studieren.

Gegen Depressionen ankämpfen

Nur sechs Monate später trat eine tiefgreifende Änderung in meinem Leben ein. Unser erster Urlaub am Meer endete beinahe mit einer Tragödie, als ich den zuvor erwähnten Unfall hatte. Körperlich erholte ich mich ziemlich schnell von dem Schock, den ich damals erlitt, doch der Vorfall hatte in meinem Nervensystem einen bleibenden Schaden hinterlassen.

Einige Monate kämpfte ich darum, den Kreisdienst nicht aufgeben zu müssen, doch schließlich mußte ich nach England zurückkehren und mich in ärztliche Behandlung begeben. Nach zwei Jahren hatte ich mich so weit erholt, daß einer Rückkehr nach Spanien nichts mehr im Weg stand; erneut nahmen wir den Kreisdienst auf. Leider war es nur für kurze Zeit. Die Eltern meiner Frau wurden ernstlich krank, und wir gaben den Vollzeitdienst auf, um für sie zu sorgen.

Schwieriger wurde es, als ich 1968 einen totalen Nervenzusammenbruch erlitt. Es gab Zeiten, in denen Rafaela und ich dachten, ich würde mich nicht mehr erholen. Es schien, als würde ich wieder untergehen, diesmal jedoch in anderer Hinsicht. Außer daß mich negative Gefühle niederdrückten, raubten mir die Depressionen all meine Kräfte. Extreme Erschöpfungszustände zwangen mich, fast ständig zu liegen. Damals hatten nicht alle Brüder Verständnis für diese Art Probleme, aber ich wußte, daß Jehova mich verstand. Wie froh war ich, die wunderbaren Artikel über dieses Thema in den Zeitschriften Der Wachtturm und Erwachet! zu lesen! Sie sind sehr verständnisvoll geschrieben und haben denen geholfen, die an Depressionen leiden.

In dieser schwierigen Zeit war meine Frau stets eine Quelle der Ermunterung für mich. Probleme gemeinsam zu meistern stärkt die Ehebande ungemein. Rafaelas Eltern starben, und nach 12 Jahren hatte sich mein Gesundheitszustand so sehr gebessert, daß wir den Vollzeitdienst wiederaufnehmen konnten. Zu unserer Freude und Überraschung wurden wir 1981 erneut in den Kreisdienst eingeladen.

Seit unserer letzten Zuteilung im Reisedienst hatte es in Spanien auf theokratischem Gebiet enorme Veränderungen gegeben. Das Predigen war jetzt erlaubt, und so mußte ich mich auf die neue Situation einstellen. Immerhin war es ein großes Vorrecht, wieder im Kreisdienst zu sein. Da wir trotz Schwierigkeiten im Pionierdienst gestanden hatten, waren wir in der Lage, Pioniere zu ermuntern, die Probleme hatten. Und nicht selten konnten wir anderen helfen, sich den Reihen der Pioniere anzuschließen.

Nach 11 Jahren Reisedienst in Madrid und Barcelona war erneut unsere nachlassende Gesundheit der Grund für eine Veränderung. Wir wurden als Sonderpioniere in Salamanca eingesetzt, wo ich mich als Ältester nützlich machen konnte. Bei den Brüdern in Salamanca fühlten wir uns sofort wie zu Hause. Ein Jahr später gab es allerdings wieder eine Krise, die unser Ausharren auf die Probe stellen sollte.

Bei Rafaela stellte sich auf unerklärliche Weise eine starke Anämie ein, und Untersuchungen ergaben, daß sie an Dickdarmkrebs erkrankt war. Nun war ich derjenige, der stark sein mußte, und ich tat alles mir Mögliche, um meine Frau zu unterstützen. Zuerst wollten wir es einfach nicht wahrhaben; dann ergriff uns Furcht. Würde Rafaela durchkommen? In solchen Momenten hilft nur absolutes Vertrauen auf Jehova, um nicht aufzugeben. Ich bin froh, daß Rafaelas Operation erfolgreich war, und wir hoffen, daß das Leiden nicht wieder auftritt.

Trotz der Höhen und Tiefen während der 36 Jahre in Spanien war es herzerfreuend, diese Zeit der Mehrung mitzuerleben. Wir haben die kleine Schar von etwa 800 Verkündigern im Jahre 1958 auf ein Heer von derzeit fast 100 000 Verkündigern anwachsen sehen. Unsere Schwierigkeiten wurden durch die vielen Freuden ausgeglichen, die wir dadurch erlebten, daß wir anderen helfen konnten, die Wahrheit anzunehmen und im Glauben Fortschritte zu machen; dazu kommt noch die Freude, als Mann und Frau zusammenzuarbeiten und das Bewußtsein zu haben, unser Leben auf bestmögliche Weise zu nutzen.

Paulus schrieb in seinem zweiten Brief an die Korinther: „Wir [lassen] nicht nach, da wir diesen Dienst entsprechend der uns erwiesenen Barmherzigkeit haben“ (2. Korinther 4:1). Zurückblickend möchte ich sagen, daß in meinem Leben verschiedene Umstände dazu beigetragen haben, daß ich nicht aufgegeben habe. Durch das Beispiel treuer Gesalbter, die mir in den Entwicklungsjahren beistanden, wurde eine gute Grundlage gelegt. Und eine Frau zu haben, die in geistiger Hinsicht dieselben Ziele verfolgt, ist ein echter Segen; war ich niedergeschlagen, richtete mich Rafaela wieder auf, und ich tat das gleiche, wenn sie Trost brauchte. Auch den Humor sollte man nicht unterschätzen. Wenn man mit den Brüdern lachen kann — und auch über sich selbst —, lassen sich Probleme leichter ertragen.

Aber unter Prüfungen auszuharren erfordert vor allem Kraft von Jehova. Immer wieder denke ich an die Worte des Paulus: „Für alles bin ich stark durch den, der mir Kraft verleiht“ (Philipper 4:13). Mit Jehova an unserer Seite besteht kein Grund, jemals aufzugeben.

[Bilder auf Seite 23]

Ronald und Rafaela Taylor im Jahre 1958

[Bilder auf Seite 24, 25]

Zusammenkunft unter Verbot in Spanien (1969)

    Deutsche Publikationen (1950-2025)
    Abmelden
    Anmelden
    • Deutsch
    • Teilen
    • Einstellungen
    • Copyright © 2025 Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania
    • Nutzungsbedingungen
    • Datenschutzerklärung
    • Datenschutzeinstellungen
    • JW.ORG
    • Anmelden
    Teilen