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  • Das Pflanzen und Begießen in Gottes Ackerfeld

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  • Das Pflanzen und Begießen in Gottes Ackerfeld
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Der Wachtturm verkündet Jehovas Königreich 1963
w63 15. 7. S. 444-447

Das Pflanzen und Begießen in Gottes Ackerfeld

Erzählt von OTTO ESTELMANN

ICH wuchs auf einem kleinen Bauernhof in Bayern auf. Es war wirklich eine Freude, das Land zu bebauen und mit Pferden, Ochsen und einigen Landmaschinen zu arbeiten. Damals dachte ich nicht, daß ich mein Leben mit dem Pflanzen und Begießen in einer anderen Art von Ackerfeld verbringen würde.

Meine Eltern waren lutherisch. Wir hatten eine große Heilige Schrift zu Hause, die nie gelesen oder auch nur geöffnet wurde, es sei denn, um Geburten, Eheschließungen, Todesfälle oder andere besondere Anlässe einzutragen. Auch besaßen wir ein Gebetbuch, aus dem meine Mutter bei besonderen Gelegenheiten vorlas. Ich besuchte die Sonntagsschule und eine Landwirtschaftsschule. Doch ich lernte nichts über Gottes Vorhaben.

Ich war neunzehn Jahre alt, als der 1. Weltkrieg ausbrach. Bald hatte ich mit Tausenden von weiteren unschuldigen jungen Männern an der Front Kampfstellung bezogen. Als ich durch ausgebrannte, ausgebombte Städte und Dörfer kam, tat es mir ums Herz weh, die vielen Leichen längs der Straße liegen zu sehen. Wie traurig war ich doch, als ich an die vielen Kinder, Witwen, Verlobten, Kriegsbräute, Väter und Mütter dachte, die vergeblich auf eine Nachricht über ihre Lieben warteten, die jetzt tot da lagen!

Während einer Schlacht wurde ich verwundet und war ein Jahr lang nicht mehr an der Front. Plötzlich, am 11. November 1918, ertönte die gute Nachricht: „Der Krieg ist vorüber!“ Kaiser Wilhelm II. floh nach Holland. Aufruhr in Deutschland! Jetzt hörten die katholischen und protestantischen Geistlichen auf, öffentlich zu beten, Gott möge den Deutschen Kaiser und durch seine Gnade das Deutsche Reich bewahren.

EIN KOSTBARER SAME WIRD GESÄT

Eines Novembernachmittags im Jahre 1919 besuchte ein Beauftragter der Internationalen Bibelforscher, wie Jehovas Zeugen damals genannt wurden, eine Nachbarfamilie, und ich wurde eingeladen, hinzugehen und ihn sprechen zu hören. Ich hörte aufmerksam zu, als er erzählte, welche Erfahrungen er mit dem Geistlichen eines Nachbarortes machte, nachdem er mit sieben Gliedern seiner Familie aus der lutherischen Kirche ausgetreten war. Der abschließende Rat des Geistlichen lautete: „Aber Herr G.! Sie und Ihre Familie können die Bücher Russells doch lesen. Sie brauchen die Kirche nicht deshalb verlassen. Warum sich so darüber beunruhigen?“ Der Bibelforscher erkannte die Heuchelei, die in diesen Worten lag, und trat aus der Kirche aus.

Diese erste Begegnung mit einem Zeugen Jehovas überzeugte mich, daß es in der Sache der Religion zwei Seiten gibt: Wahrheit und Leben auf der einen Seite, und Lüge und Tod auf der anderen. Ein Wunder war geschehen! Durch den Samen der Königreichswahrheit waren die „Augen“ eines „Blinden“ geöffnet worden! Von jener Zeit an begann ich, die Bibel mit den bibelerklärenden Hilfsmitteln der Watch Tower Society zielstrebig zu studieren. Manchmal studierte ich die ganze Nacht durch. Es gab so viel zu lernen.

Auf dem ersten Bezirkskongreß, den ich besuchte, waren Tausende von Gliedern des Volkes Jehovas anwesend. Ich hörte, wie kleine Kinder biblische Fragen beantworteten, für die ich noch keine Antwort gewußt hätte. Dieses Bild und die Taufe am folgenden Tag waren für mich unvergeßlich.

FRÜCHTE WERDEN HERVORGEBRACHT

Eine vierstündige Fahrt von meiner Heimat entfernt wohnte ein Verkündiger der guten Botschaft, der vereinbarte, mich das erste Mal in den Predigtdienst von Haus zu Haus mitzunehmen. Zur vereinbarten Zeit und am vereinbarten Ort wartete ich auf ihn. Sein Zug traf ein, doch er war nicht dabei. Was sollte ich jetzt tun? In meiner Tasche hatte ich eine Bibel und etwas Literatur. Vor mir lagen einige Häuser. Dort wohnten Menschen. Es war das einzig Vernünftige, auch ohne meinen Unterweiser hinzugehen und sie zu bearbeiten.

Ich betete zu Jehova, der die Schwachen zu stärken vermag, von ganzem Herzen. Bald war ich an der ersten Tür. Meine Lippen zitterten so sehr, daß es kaum anzunehmen war, daß der Wohnungsinhaber überhaupt etwas von dem verstand, was ich sagte. Er brummte etwas zurück und schlug mir die Tür vor der Nase zu. Was nun? Es machte nichts! Ich ging zur nächsten Tür!

Im dritten Haus hörte mir eine Frau aufmerksam zu, und die Tränen standen ihr in den Augen. Sie erzählte mir, daß ihr einziger Sohn im Krieg getötet worden sei und daß sie keine Hoffnung mehr habe. Wie sehr freute ich mich doch, die Bibel aufschlagen und ihr Jesu Verheißung von der Auferstehung nach Johannes 5:28, 29 vorlesen zu können. Dann zeigte ich ihr die Erklärung darüber in dem Buch Die Harfe Gottes. Sie wischte die Tränen aus den Augen, ihr Gesicht strahlte und sie nahm mit Freuden das Buch entgegen.

Nach meinen ersten zwei Stunden in der öffentlichen Zeugnistätigkeit erblickte ich meinen Unterweiser, schnell mit dem Fahrrad auf mich zufahrend. Ich freute mich, daß er sein Wort gehalten hatte, trotzdem er den Zug verpaßt hatte. (Bis auf diesen Tag dient er treu im argentinischen Zweigbüro der Gesellschaft.) Wir verbrachten einige weitere glückliche Stunden am gleichen Tag beim Pflanzen des Königreichssamens und trösteten dabei viele weitere Menschen, die getrauert hatten. Jehovas Willen zu tun brachte große Befriedigung. Am 26. Dezember 1920 ließ ich mich zum Zeichen meines Entschlusses, immer Jehovas Willen zu tun, taufen.

MEHR TÄTIGKEIT

Etwa im Jahre 1924 waren wir eine kleine Gruppe von ungefähr vierzig Personen, die wir uns in der Stadt in der Nähe des Dorfes, wo ich wohnte, versammelten. In jenem Frühling erhielt ich unerwartet eine Einladung vom Zweigbüro der Gesellschaft, meine Tätigkeit als ein „Pilgerbruder“, d. h. als ein Vollzeitprediger, der andere Versammlungen besucht, auszudehnen. In den nächsten fünf Jahren, die ich in Deutschland verbrachte, war ich sehr damit beschäftigt, neue Verkündiger zu schulen, neue und schwache Versammlungen zu unterstützen und Gottes Ackerfeld zu bebauen. — 1. Kor. 3:6-9.

1929 wurde ich der Tschechoslowakei zugeteilt, wo ich das „Photodrama der Schöpfung“ im Auftrag der Gesellschaft vorführen sollte. Das „Photodrama“ bestand aus verschiedenen Filmen und Hunderten von schönen kolorierten Diapositiven, die erklärt wurden. Jede Vorführung wurde in vier Teile von jeweils fast drei Stunden eingeteilt. Zwischen den Vorführungen besuchten wir viele Interessierte und führten Heimbibelstudien durch. Es bereitete uns Freude, zu beobachten, wie die Zahl der Zuschauer von einem Abend zum nächsten immer mehr zunahm. Die schwächeren Gruppen wurden ermuntert, und neue Versammlungen wurden organisiert. Natürlich kam das Wachstum der Organisation nicht ohne Widerstand. 1934, als ich eine kleine Versammlung besuchte, kam die Polizei und nahm mich mit auf die Wache. Die Anklage lautete, daß ich ein „Nazi-Spion“ sei. Meine Ankläger waren jedoch nicht in der Lage, auch nur einen einzigen Zeugen zu stellen. Daher wurde ich nach sieben Wochen wieder entlassen.

Im Frühjahr 1938 hielten die Nazis bereits einige Teile der Tschechoslowakei besetzt. Deshalb empfing ich ein Telegramm vom Schweizer Büro der Gesellschaft, durch das ich angewiesen wurde, die ganzen Unterlagen des früheren tschechischen Zweigbüros unverzüglich dorthin zu bringen. Ich mußte aber von der Nazi-Gestapo Erlaubnis bekommen, um die Grenze zu überqueren. Damals wurde die Gestapo gerade in der Tschechoslowakei organisiert. Es gelang mir, die Erlaubnis zu bekommen, und ich nutzte die Gelegenheit unterwegs aus, einen kurzen Besuch bei meiner Mutter und meinen anderen Verwandten abzustatten. Ich kam in der Nacht an und fuhr noch vor Morgen weiter in die Schweiz. Gleich am nächsten Tag hielt ein Wagen der Gestapo vor dem Haus meiner Familie an. Das Haus wurde von oben bis unten nach mir durchgesucht. Jehova hatte mich jedoch aus der „Schlinge des Vogelstellers“ gerettet! — Ps. 91:3.

IN EIN FERNES GEBIET

1939 wurde ich Brasilien, einem Land weit auf der anderen Seite des Atlantiks, zugeteilt. Drei weitere Brüder aus der Tschechoslowakei reisten mit mir in das neue Arbeitsfeld. Wir freuten uns, vier Brüder, die im brasilianischen Zweigbüro arbeiteten, in der Hafenstadt Santos zu sehen. Einer von ihnen konnte unsere Sprache verstehen. Das war uns eine große Hilfe. Ich konnte kein Portugiesisch sprechen. Wie konnte ich aber nun hier mithelfen, Gottes Ackerfeld zu bepflanzen und zu begießen? Die Brüder versorgten mich freundlicherweise mit einer Karte, auf der eine kurze Predigt mit der Schreibmaschine geschrieben war. Ich brauchte an den Türen nur zu sagen: „Bitte, lesen Sie dieses!“ Obgleich ich mit der portugiesischen Sprache Schwierigkeiten hatte, gelang es mir durch die Literatur der Gesellschaft, das Interesse der Menschen an Gottes Königreich zu wecken. Ich machte über die Interessierten Notizen, führte weitere Besuche bei ihnen durch und begann bei ihnen Heimbibelstudien.

Nachdem ich einen Monat in Brasilien gewesen war, erhielt ich eine Zuteilung für Pôrto Alegre, weit im Süden des Landes. Ein Ehepaar aus der Schweiz, das eben in Brasilien eingetroffen war, und ein weiterer Bruder, der in der Tschechoslowakei gearbeitet hatte, begleiteten mich. Doch Probleme traten auf. Auf Grund von Widerstand wurde unsere Literaturversorgung unterbrochen. Mit meiner Bibel konnte ich jedoch weiterhin von Jehovas Königreich durch Jesus Christus erzählen. Wir setzten das Pflanzen und Begießen fort, und Jehova gab das Wachstum. Zwei Versammlungen wurden im Gebiet gegründet, die eine in der brasilianischen Stadt Livramento und die andere in Rivera, einer Stadt, gerade auf der anderen Seite der Grenze in Uruguay.

Nach fünfundzwanzig Monaten der Einschränkung öffnete mir Jehova den Weg, das gesegnete Vorrecht des Vollzeitdienstes weiterhin wahrzunehmen. Als Bruder Knorr, der Präsident der Gesellschaft, im Jahre 1945 Brasilien besuchte, wurde ich zum Zweigbüro bestellt, damit ich dann den Dienst eines Sonderpionierpredigers in Rio de Janeiro aufnehmen könnte. Ich verkaufte einige Wertgegenstände, um das Geld für meine Fahrkarte aufzubringen, und kam bald wohlbehalten in meinem neuen Gebiet an. Nach sechs Monaten gelang es mir, ein Dauervisum zu erhalten. Dadurch hatte ich die Gewähr, daß ich in Brasilien bleiben konnte. Daraufhin war es mir möglich, meinen Predigtdienst planmäßiger durchzuführen als im Jahre 1939.

Jehova schenkte mir immer mehr Vorrechte. Im Jahre 1949 nahm ich den Kreisdienst auf. 1955 wurde ich in das brasilianische Zweigbüro gerufen, wo ich durch Jehovas unverdiente Güte die Gemeinschaft von über fünfundzwanzig Brüdern genieße, die sich Gott rückhaltlos hingegeben haben, um seinen Willen zu tun. Neben meinen Aufgaben hier im Bethel empfange ich viel weiteres Glück aus meiner Zusammenarbeit mit der örtlichen Versammlung des Volkes Jehovas.

DIE ERNTE IST GROSS

Ich bin Jehova sehr dankbar, daß das Werk des Pflanzens hier in Brasilien solch gute Frucht getragen hat. Damals im Jahre 1939 gab es nur 114 Königreichsverkündiger in diesem Land. Jetzt nehmen jedoch über 26 000 Personen am Pflanzen und Begießen teil!

Wenn ich über die zweiundvierzig Jahre nachdenke, in denen ich Jehova gedient habe, so freue ich mich, daß ich stets jede Zuteilung dankbar angenommen habe. Eine Körperbehinderung hält mich jetzt davon zurück, so viel zu tun, wie ich möchte, doch ich weiß, daß ich das e i n e wünsche: Jehova und seinem König, Christus Jesus, zu dienen, immerdar!

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