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Der Wachtturm verkündet Jehovas Königreich 1967
w67 1. 1. S. 29-32

Gott ist gut und barmherzig gegen mich gewesen

Von George D. Gangas erzählt

ICH bin am 17. Februar 1896 in Neu-Ephesus (türkisch: Kuschadasi), einer unbedeutenden Stadt in Kleinasien, geboren. Neu-Ephesus liegt etwa 13 Kilometer von der alten Stadt Ephesus entfernt, wo der Apostel Paulus vor 1900 Jahren predigte und seinen ersten Brief an die Korinther schrieb.

Als ich etwa fünf oder sechs Jahre alt war, starb mein Vater. Meine Mutter war eine fromme, gottesfürchtige Frau. Da sie aber noch nie eine Bibel in der Hand gehabt hatte, wußte sie nicht, wie man Kinder „in der Zucht und im autoritativen Rate Jehovas“ erzieht. (Eph. 6:4) Ja, fast 96 Prozent der orthodoxen Bevölkerung besaßen keine Bibel, noch hatten sie je eine gesehen. Da ich also nichts hatte, was mir den rechten Weg wies, führte ich ein sorgloses Leben, wodurch ich Gott entehrte.

In meinen Jugendjahren ging ich allerdings in die Kirche. Ich war Chorknabe und sang Kirchenlieder. Aus den Kirchenliedern und durch den Religionsunterricht in der Schule lernte ich die Lehre der Kirche über die zwiefache Bestimmung der Menschen kennen, nämlich, daß die guten beim Tod sogleich in den Himmel, die bösen dagegen in die Hölle kommen. Ich erinnere mich immer noch an ein Lied, in dem wir die Maria darum baten, uns von der ewigen Qual zu erlösen. Diese Lehre war tief in meinem Herzen verankert, und ich war überzeugt, daß es einen solchen Ort für die Bösen gibt. Schließlich lehrte die orthodoxe Kirche das, und ich glaubte, daß meine Kirche das Richtige lehre, denn das Wort „orthodox“ an sich bedeutet ja „rechtgläubig (orthos: recht oder wahr; doxa: Glaube)“.

Da ich ein schlechter Junge war, war ich fest davon überzeugt, daß ich eines Tages in die Hölle kommen und dort ewig im Feuer gequält würde. Das eigentümliche war aber, daß ich, obwohl ich das wußte, mich doch nicht änderte. Was ich mir nicht erklären konnte, war: Welche Befriedigung hat Gott daran, Milliarden Menschen ewig zu quälen? Ich hatte zwar gelernt, Gott sei gut, aber ich fragte mich, wo seine Güte sei, wenn er Menschen ewig quälen könne.

Mit elf Jahren verließ ich Neu-Ephesus und begab mich nach der Insel Chios, wo ich drei Jahre eine Handelsschule besuchte. Dann brach der Erste Weltkrieg aus. Ich verließ Chios und ging nach Athen, wo ich die schlimmste Hungersnot meines Lebens erlebte, denn wegen der Blockade gegen Griechenland war die gesamte Einfuhr gesperrt. Von dort fuhr ich nach Paris und — als der Krieg zu Ende war — nach Marseilles, wo ich auf ein Schiff wartete, das nach den Vereinigten Staaten fuhr.

In Marseilles sah ich eines Abends die Heilsarmee auf der Straße singen. Da ich nicht wußte, was für Leute das waren, folgte ich ihnen zu ihrer Versammlungsstätte und stellte dann fest, daß es sich dabei um eine religiöse Organisation handelte. Ich dachte sogleich wieder an die Hölle und befragte den Prediger darüber. Er sagte das gleiche, was ich schon in der orthodoxen Kirche gehört hatte.

ÄNDERUNG DER PERSÖNLICHKEIT

Im Jahre 1920 kam ich schließlich nach den Vereinigten Staaten. Als ich in Marietta (Ohio) in einer Imbißhalle arbeitete, kam eines Tages ein Mann herein und begann über die Bibel zu sprechen. Andere hörten zu und ich auch. Ich merkte sofort, daß er ganz anders redete als andere religiöse Leute. Was er sagte, war vernünftig.

Er sprach davon, daß wir beim Tod nicht in den Himmel oder in die Hölle kämen, sondern ins Grab. Ich widersprach ihm; da gab er mir seine Bibel und sagte: „Lesen Sie, was hier steht.“ Er wies auf Johannes 3:13 hin. Ich las und las wieder, und jedesmal las ich: „Überdies ist kein Mensch in den Himmel aufgestiegen.“ Ich war dermaßen überrascht, daß ich nicht wußte, was ich sagen sollte.

Als ich sah, daß er mir meine Fragen anhand der Bibel beantworten konnte, sagte ich mir: „Man müßte ihn einmal über die Hölle befragen.“ Darauf sagte ich zu ihm: „Was sagen Sie über die Hölle? Gibt es eine, oder gibt es keine?“ „Hören Sie“, sagte er, „angenommen, Sie wären verheiratet und hätten ein Kind, das der schlimmste Tunichtgut wäre. Brächten Sie als Vater es fertig, dieses Kind ins Feuer zu werfen und sich sein Geschrei anzuhören?“ Ich antwortete: „So etwas wäre für mich undenkbar.“ Er erwiderte: „Wenn Sie als unvollkommener Mensch Ihrem Kind so etwas nicht antun könnten, warum glauben Sie dann, Gott, der Liebe ist, könne so etwas Teuflisches tun?“ Das traf den Nagel auf den Kopf!

Dieser Mann, der ein Bibelforscher (wie Jehovas Zeugen damals genannt wurden) war, erklärte dann anhand der Bibel, was das Wort „Hölle“ bedeutet. Meine Freude und meine Neugier steigerten sich immer mehr, und ich fragte ihn, wie und wo er diese Dinge gelernt habe. Ich bat ihn, mir ein Buch mit den Geschichten über Abraham, Joseph und andere biblische Gestalten zu bringen, denn ich wußte nicht, daß diese wahren Geschichten in der Bibel selbst stehen. Nach einigen Tagen brachte er mir eine Bibel und das Buch Der göttliche Plan der Zeitalter, ein Hilfsmittel zum Bibelstudium. In jener Nacht las ich bis nach Mitternacht!

Anderntags mußte ich beim Kaffeezubereiten an meinem Arbeitsplatz ständig an das denken, was ich in der Nacht zuvor gelesen hatte. Es müssen mir einige Fehler unterlaufen sein, denn ich hörte einige Gäste sagen: „Mit diesem jungen Mann scheint heute etwas nicht in Ordnung zu sein. Es muß ihm etwas zugestoßen sein.“ Sie hatten recht! Etwas ging in mir vor sich. Mein Leben erfuhr eine Änderung. Ich kam aus großer Finsternis zu einem wunderbaren Licht. Ich kehrte einem alten System den Rücken und sah einem neuen entgegen, das ich zwar noch nicht richtig erklären konnte.

DAS VERLANGEN NACH GEMEINSCHAFT

Das Studium des Buches und der Bibel löste in mir eine solche Freude und ein solches Verlangen aus, daß ich den Mann, der mich auf diese Wahrheiten aufmerksam gemacht hatte, fragte, ob es in Marietta noch mehr solche Leute gebe. Er sagte nein, ich solle aber nach Wheeling (West Virginia) fahren, dort würde ich einige finden, die ebenfalls griechisch sprächen und die mir meine Fragen beantworten könnten. Einige Tage später fuhr ich nach Wheeling und wurde dort in einem Restaurant als Geschirrspüler eingestellt.

Schon nach kurzer Zeit erreichte meinen älteren Bruder die Nachricht, ich sei verrückt geworden. Er besuchte mich im Restaurant, als ich gerade beim Kartoffelschälen war. Er sagte: „Komm mit mir, ich werde dich besser bezahlen. Du wirst sozusagen dein eigener Herr sein. Ich mache dich zu meinem Geschäftspartner, und wir werden eine Menge Geld verdienen.“ Ich lehnte jedoch ab, denn Gottes Güte und meine Kenntnisse über sein Königreich und dessen Auswirkungen hatten mich bereits so tief beeindruckt und in meinem Herzen eine solche Freude und eine solche Liebe zu Jehova entfacht, daß ich gar nicht mehr den Wunsch hatte, viel Geld zu verdienen, obwohl ich deswegen nach Amerika gekommen war.

Kurz danach symbolisierte ich meine Hingabe durch die Wassertaufe. Während dieser ganzen Zeit hatte ich nie versäumt, die Zusammenkünfte, in denen die Bibel studiert wurde, zu besuchen, obwohl ich nicht Englisch konnte. Griechisch sprechende Glieder der Versammlung, die sich Gott hingegeben hatten, um seinen Willen zu tun, halfen mir jedoch.

Von Wheeling zogen einige von uns nach Beech Bottom, einer kleinen Stadt. Wir gründeten dort eine kleine Versammlung, die ständig wuchs. Wir studierten die Bibel gründlich, und wir liebten und schätzten das, was wir lernten, so sehr, daß wir nach dem regulären Studium im vertrauten Kreis noch ein weiteres Studium verschiedener Themen durchführten. Wir vergeudeten keine Zeit. Wir hatten den Eindruck, wir würden nicht schnell genug lernen. Wir konnten nicht genug über die Güte Gottes reden.

Jehovas Barmherzigkeit und Güte hatten mich so sehr beeindruckt und in mir eine solche Liebe zu den Brüdern entfacht, daß ich zu Gott betete, er möge, wenn er mich schon gewisse Enttäuschungen erleben lasse, doch ja nicht zulassen, daß ich das Zusammenkommen mit den Brüdern versäumen müsse. Jehova gewährte mir treu diese Bitte, denn in den 45 Jahren, in denen ich seine Barmherzigkeit und Güte erfahren habe, habe ich die Zusammenkünfte regelmäßig besucht.

Für mich ist das Zusammenkommen mit den Brüdern etwas vom Schönsten, was mir das Leben bieten kann, und eine Quelle der Ermunterung. Ich bin gern einer der ersten im Königreichssaal und, wenn möglich, einer der letzten, die weggehen. Ich verspüre eine innere Freude, wenn ich mich mit denen, die zu Gottes Volk gehören, unterhalten kann. Unter ihnen fühle ich mich zu Hause und in ein geistiges Paradies versetzt. In den Zusammenkünften verspüre ich den Geist Jehovas auch in einem größeren Maße. Sobald die Zusammenkunft zu Ende ist, spreche ich gern mit den Neuinteressierten. So, wie der Kompaß stets nach Norden zeigt, sind auch meine innersten Gedanken und Wünsche auf den Besuch der Zusammenkünfte gerichtet. Ich habe die Bedeutung der inspirierten Worte des Psalmisten voll und ganz erkannt: „Nach diesem will ich trachten: zu wohnen im Hause Jehovas alle Tage meines Lebens.“ — Ps. 27:4.

BETHELDIENST

Ein weiterer Beweis des Wohlwollens, das mir Gott erwies, war ein Brief, den ich eines Tages von der Watch Tower Society erhielt und in dem ich gebeten wurde, ins Bethel, das heißt in die Zentrale in Brooklyn (New York), zu kommen, um als Übersetzer zu dienen. Ich konnte es kaum fassen. Ich ein Übersetzer? Ich war damals im Gastgewerbe beschäftigt. Ich dachte jedoch daran, daß Noah auch kein Schiffsbauer gewesen war. Und hatte Moses gewußt, wie man eine Stiftshütte baut? Beide mußten sich mit ihrer Aufgabe erst vertraut machen. Das wollte ich auch tun.

Im Bethel lernte ich Jehovas Barmherzigkeit und Güte noch in einem größeren Maße kennen. Welche Freude, unter etwa 200 (nun über 800) Glaubensbrüdern und -schwestern zu leben! Wie schön und beglückend war es doch (und ist es heute noch), mich mit ihnen dreimal am Tag zu Tisch zu setzen und jeden Morgen einen Teil aus der Bibel zu besprechen!

Im Bethel wurde mir geholfen, reifer zu werden und die Früchte des Geistes Gottes hervorzubringen. Ich erinnere mich heute noch an meine erste 6-Minuten-Ansprache. Ich hatte kein Vertrauen zu mir und machte mir deshalb ein Manuskript. Als ich nach vorn ging, um die Ansprache zu halten, wurde ich von Vortragsfurcht befallen. Ich fing an zu stottern und verlor den Faden. Ich beschränkte mich dann darauf, das Manuskript vorzulesen. Meine Hände zitterten dermaßen, daß mir die Buchstaben vor den Augen tanzten! Der Teufel wollte mich entmutigen, indem er mir den Gedanken eingab, ich sei unfähig und würde es besser aufgeben. Mehrere Tage bemühte er sich sehr. Ich kämpfte, und Jehova half mir in seiner Barmherzigkeit, Satans Angriffe abzuwehren. Aus dieser Erfahrung lernte ich, daß wir es nie, unter keinen Umständen, aufgeben dürfen.

Alles, was ich über das Bethel sage, entspricht bei weitem nicht dem, was ich im Herzen empfinde. Meine Wertschätzung für dieses Haus wächst von Jahr zu Jahr, und Tag für Tag danke ich Jehova, daß er mich all diese Jahre ertragen hat. Das Bethel ist für mich der Mittelpunkt der sichtbaren, tätigen Organisation Jehovas. Der Gedanke, daß ich in der Zentrale dieser sichtbaren Organisation arbeiten darf, erfüllt mein Herz mit Freude und Dankbarkeit. Im Bethel bin ich mit Brüdern und Schwestern zusammen, deren Treue und Ergebenheit gegenüber Jehova mir stets ein Beispiel waren und es heute noch sind. Im Laufe der vielen Jahre habe ich junge Brüder kennengelernt, die nicht viel wußten, als sie kamen, aber nach sieben oder acht Jahren treuen Dienstes zu Aufsehern und später zu Kreis- und Bezirksdienern ernannt wurden. Wenn es in meiner Macht läge, würde ich mit lauter Stimme allen jungen Brüdern zurufen: „Kommt ins Bethel, und schmeckt die liebende Güte Jehovas!“ Nach all den Erfahrungen, die ich in den 38 Jahren meines Betheldienstes gemacht habe, kann ich mit Überzeugung sagen: Es gibt keinen Ort, an dem ein Diener Gottes seine Fähigkeiten zur Ehre Jehovas besser entfalten könnte, als das Bethel.

Hier lernte ich auch Spanisch. Als ich feststellte, daß in dem Gebiet, das mir zum Predigen zugeteilt war, die meisten Leute Spanisch sprechen, beschaffte ich mir ein Grammatikbuch und lernte mit Hilfe unserer Schriften und indem ich aufpaßte, wie die Leute die Wörter aussprachen, Spanisch! Ich habe bei vielen dieser bescheidenen Menschen Heimbibelstudien durchgeführt.

Schon von Kind auf hatte ich einen Minderwertigkeitskomplex. Ich durfte die Menschen nicht ansehen, wenn ich mit ihnen sprach. Wie ganz anders ist es doch heute! Mit der Hilfe Jehovas kann ich heute einstündige Vorträge vor großen Zuhörerschaften halten. Dieser Wechsel wurde durch ein Studium der Heiligen Schrift und mit der Hilfe des Geistes Gottes bewirkt.

Gottes Güte, die mir geholfen hat, meine frühere schlechte Persönlichkeit umzuwandeln, drängt mich heute, überall, wo ich bin, die Erkenntnis, die er mir verlieh, weiterzugeben, damit auch andere sehen können, wie gut Jehova ist. Gottes Wort enthält Worte ewigen Lebens. (Joh. 6:68) Ich liebe das Leben und ich möchte, daß auch meine Brüder Leben erlangen. Wie der Apostel Paulus, so betrachte auch ich alle anderen Dinge „als Verlust wegen des alles übertreffenden Wertes der Erkenntnis Christi Jesu“. (Phil. 3:8) Ja, außer dem Königreich Gottes und seinen Interessen werden alle anderen Dinge bald erschüttert und vernichtet werden. — Hebr. 12:27, 28.

Wenn ich auf die 45 Jahre zurückblicke, in denen ich Jehova durch seine unverdiente Güte gedient habe, dann kann ich folgenden Worten, die Moses zu Israel sprach, voll und ganz zustimmen: „Ein barmherziger Gott ist Jehova, dein Gott.“ (5. Mose 4:31) Auch den Worten des inspirierten Psalmisten kann ich zustimmen: „Du, o Jehova, bist gut und zum Vergeben bereit.“ (Ps. 86:5, NW) Ja, Jehova ist gut und barmherzig gegen mich gewesen.

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