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  • Auf dem Weg der Mahnungen Jehovas wandeln
  • Der Wachtturm verkündet Jehovas Königreich 1971
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Der Wachtturm verkündet Jehovas Königreich 1971
w71 15. 2. S. 122-126

Auf dem Weg der Mahnungen Jehovas wandeln

Von Don Burt erzählt

ZUR Zeit ist Peru mein Wirkungsfeld. Ich diene hier seit dem Herbst 1954. Die Tätigkeit hier hat mich von Anfang an begeistert. Ich bin dieses Landes noch nie überdrüssig geworden, und es scheint immer etwas Neues zu geschehen. Wenn ich so meinen Erinnerungen nachhänge, frage ich mich immer wieder: „Wie bist du nur zu diesem Vorrecht gekommen, die Wachtturm-Gesellschaft als Missionar ausgerechnet hier in Peru, einem Land, das einem Missionar so viele Möglichkeiten bietet, zu vertreten?“

Es begann um das Jahr 1932, als meine Großmutter meinen Eltern, die Presbyterianer waren, das Buch Leben, ein rotgebundenes Buch, herausgegeben von der Wachtturm-Gesellschaft, zuschickte. Ich war damals zehn Jahre alt, aber ich kann mich noch gut erinnern, daß Mama dieses Buch in die Kirche mitnahm und dem Pfarrer einen der vielen Bibeltexte darin zeigte. Es war die Stelle, wo von Gott gesagt wird, er habe die Erde nicht umsonst geschaffen, sondern damit sie bewohnt werde. (Jes. 45:18) Mama wollte wissen, wie sich das mit der kirchlichen Lehre vereinbaren lasse, nach der die Erde am Ende der Welt vernichtet werde.

Statt ihr die Frage zu beantworten, sagte der Geistliche: „Woher haben Sie dieses Buch? Werfen Sie es weg. Es wird Sie nur verwirren.“ Das war offensichtlich gerade das Verkehrte, was er zu meiner Mutter sagte, denn das hatte zur Folge, daß wir jede Verbindung mit der Kirche lösten. Die Großmutter schrieb uns während dieser Zeit weiterhin über das, was sie aus der Bibel lernte. Papa und Mama studierten das rote Buch zusammen mit ihrer Bibel und hielten uns Kinder auf dem laufenden über das, was sie lernten. Wir fühlten uns richtig als Mitbeteiligte.

Wir wohnten damals in Leavittsburg (Ohio) und kannten in der ganzen Gegend keine anderen Leser der Wachtturm-Schriften. Mama fragte sich stets, wann wohl einmal ein „Bibelforscher“, wie man damals diese Leute nannte, bei uns vorsprechen würde. Sie war anscheinend davon überzeugt, daß einmal einer käme. Eines Tages kam auch tatsächlich einer. Er sagte, er komme aus Niles (Ohio), und fuhr dann fort mit den Worten: „Ich besuche Sie als Bibelforscher, und ich ...“ Bevor er weitersprechen konnte, bat ihn Mama herein. Dieser Bibelforscher hatte eine Familie gefunden, die sich freute, die biblische Botschaft kennenzulernen, und die bereit war, irgendwelche Zusammenkünfte zu besuchen, die in ihrer Umgebung abgehalten würden.

DIE MAHNUNGEN JEHOVAS KENNENLERNEN

Obwohl wir kurz danach nach Lake Milton (Ohio) umzogen, das mehrere Kilometer weiter von Niles entfernt war, besuchte uns dieser Diener Gottes weiterhin und setzte das Studium in unserer Familie fort. Wir studierten damals unter anderem die biblischen Lehrbücher Feinde, Prophezeiung, Versöhnung und Bewahrung. Meine Eltern achteten stets streng darauf, daß wir Kinder vom Spielen hereinkamen und am Studium teilnahmen. Wir wurden auch dazu erzogen, gewisse Hausarbeiten zu verrichten.

Nach einiger Zeit wurde in Newton Falls (Ohio) eine Versammlung des Volkes Jehovas gegründet, und Papa wurde zum leitenden Prediger oder „Gruppendiener“ ernannt. Ich war „Tondiener“, das heißt, ich war für die Grammophone und die Schallplattenvorträge verantwortlich, die wir damals benutzten, um bei unserer Predigttätigkeit von Haus zu Haus die Königreichsbotschaft einzuführen.

Ich las leidenschaftlich gern, und so schenkte mir Papa eine Bibel, die ich bald mehrmals durchgelesen hatte. Jehovas Mahnungen waren also schon während meiner Schulzeit ein Schutz für mich. (Ps. 119:9-16) Ich wurde nicht nur vor üblen Gewohnheiten bewahrt, sondern auch vor der weltlichen Einstellung, die die Menschen veranlaßt, sich vorzudrängen und es in der Welt zu etwas bringen zu wollen. Ich wußte, daß Jehova von uns erwartet, daß wir die Wahrheit reden und Gerechtigkeit und Güte üben.

Das Märchen von Weihnachten und vom Weihnachtsmann und der damit verbundene Betrug widerten mich an. Ich kann mich noch gut an die verstohlenen Blicke erinnern, mit denen die ärmeren Kinder die schönen Sachen betrachteten, die andere Kinder bekommen hatten. Man hatte ihnen gesagt, der „Weihnachtsmann“ bringe guten Kindern schöne Geschenke. Ich haßte diese ganze Heuchelei, und meine Schulkameraden kannten meine Einstellung, denn ich sprach bei jeder Gelegenheit darüber.

Ich nutzte meine Schuljahre gut zum Lernen aus, denn ich wußte, daß Kenntnisse im Maschinenschreiben, in der englischen Grammatik und in der Geschichte jederzeit wertvoll wären. Ich las auch gern gute Literatur. Aber trotz alledem wußte ich doch nicht, welchen Beruf ich wählen sollte. Ein Gedanke, der mich immer wieder beschäftigte, war: Was erwartet Gott von mir?

MEINE ENTSCHEIDUNG

Die Entwicklung der Weltlage half mir, mich zu entscheiden. Im Jahre 1938 wiesen bereits gewisse Vorzeichen auf den Ausbruch eines Krieges in Europa hin. Manchmal hörten wir im Radio die geschwollenen Reden Hitlers. Es sah düster aus. Papa, der im Ersten Weltkrieg war, fragte uns Jungen, was wir im Falle eines Krieges tun würden. Er setzte sich mit uns darüber auseinander, überließ aber die Entscheidung uns. Wir, mein Bruder Harold und ich, entschlossen uns, streng neutral zu bleiben.

Ich war mir bald darüber im klaren, daß es für mich nur einen Weg geben würde. Ich wollte den Mahnungen Jehovas folgen. Ich gab mich daher Jehova hin und ließ mich mit sechzehn Jahren taufen, um meine Hingabe zu symbolisieren. Kurz danach nahm uns Papa alle mit nach Cleveland, wo wir den Vortrag „Schau den Tatsachen ins Auge“ hörten, den J. F. Rutherford, der damalige Präsident der Wachtturm-Gesellschaft, in der „Royal Albert Hall“ in London (England) hielt und der von dort aus nach neunundvierzig anderen Kongreßstädten der englischsprachigen Welt ausgestrahlt wurde. Der Redner stellte furchtlos den katholisch-nationalsozialistisch-faschistischen Zusammenschluß bloß, und als er zu Ende gesprochen hatte, wußte ich, was ich tun würde. Ich habe seither nie einen Kongreß des Volkes Jehovas versäumt, und ich habe mich auch nie dagegen gesträubt, mich von Jehovas wunderbaren Mahnungen leiten zu lassen.

Eine solche Mahnung erschien im Dezember 1939 in dem Monatsblatt, Informator genannt. Der Artikel, der überschrieben war „Kannst du im Frühjahr Pionier werden?“, schien besonders an jemand gerichtet zu sein, der sich in der gleichen Lage befand wie ich. Als ich mit meinen Eltern darüber sprach, befürworteten sie meinen Entschluß. Ich verließ daher die Oberschule und begann am 13. Januar 1940 meine Tätigkeit als „Pionier“ oder Vollzeitprediger des Königreiches.

ANPASSUNG AN EIN NEUES LEBEN

Das erste Jahr war, offen gestanden, schwierig. Ich war bestrebt, mich an den Türen als guter Vertreter des Königreiches Gottes zu erweisen. Ich hatte mir in meiner Bibel von Anfang an über jedes wichtige Thema Parallelstellen vermerkt. Das half mir, manche Klippe zu überwinden. Ich paßte meine Einleitungen den Personen an, die an die Tür kamen. Am Ende jedes Tages war ich vom Reden völlig ausgelaugt, aber überglücklich, daß ich all die Fragen, die mir gestellt worden waren, anhand des Wortes Gottes hatte beantworten können.

Während des Zweiten Weltkrieges war es schwierig, eine Teilzeitbeschäftigung zu finden, die es mir ermöglichte, im Pionierdienst zu bleiben. Mitunter boten mir aber andere Zeugen Jehovas eine freie Unterkunft an. Von Zeit zu Zeit erhielt ich von meinen Eltern oder von anderen irgendwelche Kleidungsstücke geschenkt. Falscher Stolz hätte mich veranlassen können, den Pionierdienst aufzugeben, aber ich behielt die Worte des Apostels Paulus im Sinn: „Der Arbeiter ist seines Lohnes würdig.“ (1. Tim. 5:18) Ich mußte daher nie um etwas bitten, und es mangelte mir wirklich nie an etwas Notwendigem.

‘KOMM HERÜBER, UND HILF UNS!’

Jedesmal, wenn ich an die Vision des Apostels Paulus dachte, in der er eingeladen worden war, neue Gebiete in Mazedonien zu erschließen, fragte ich mich, was wohl mit den Gebieten geschehen würde, in denen niemand wirkte. (Apg. 16:9, 10) Mehrere von uns Pionieren schlossen sich daher zusammen und ließen sich ganze Countys zuteilen, in denen die gute Botschaft noch kaum gepredigt worden war. Wir arbeiteten die Lawrence-County (Tennessee) und die Potter-County (Pennsylvanien) durch. Ich erinnere mich noch, daß ich, während ich in Tennessee war, mich mit dem Gedanken zu beschäftigen begann, mich für den Dienst im „Bethel“, der Zentrale der Wachtturm-Gesellschaft, zu melden. Ich legte die Sache Jehova im Gebet vor, und zwar in dem Sinne, daß ich jeden Weg gehen würde, der sich mir eröffnen würde. Ich war bereit, den Weg zu gehen, aber Jehova sollte mich leiten. — Spr. 4:25, 26.

Was geschah dann? Ich erhielt eine Einladung in den Sonderpionierdienst, in dem ich hundertfünfzig Stunden im Monat dem Predigtdienst widmen sollte und von der Gesellschaft eine bescheidene finanzielle Unterstützung empfangen würde. Das war im Jahre 1943. Zwei andere Zeugen Jehovas und ich wurden nach Canandaigua (New York) gesandt. Nach einiger Zeit gründeten wir dort eine kleine Versammlung. Wir bewohnten eine Dreizimmerwohnung. Jeder von uns kam abwechslungsweise mit Kochen an die Reihe. Wir wuschen in der Badewanne und stampften unsere Wäsche mit einem Spülsteinsauger. Wie herrlich war es doch, an einem kalten Wintertag aus dem Predigtdienst in ein warmes Zimmer zu kommen und sich seinem persönlichen Bibelstudium zu widmen, während der Koch sich an unserem Drei-Flammen-Ölherd beschäftigte!

WEITERE MÖGLICHKEITEN

Dann folgte ein weiteres unvergeßliches Erlebnis. Ich saß eines Tages gerade in der Badewanne, als meine Partner ins Zimmer stürmten und einen dicken Brief von der Gesellschaft schwenkten, der an mich adressiert war. Jede Nachricht aus dem Bethel war für uns eine wichtige Neuigkeit, und diese war besonders wichtig, denn es war die Einladung für mich, einen Bewerbungsbogen für die Gileadschule, die Missionarschule der Gesellschaft, auszufüllen. Im März 1944 besuchte ich die dritte Klasse der Gileadschule, und seither hat in meinem Leben ein wunderbares Erlebnis das andere abgelöst.

Meine erste Gebietszuteilung nach Abschluß der Schule war kein Auslandsgebiet, aber ich freute mich darüber ebensosehr, wie ich mich über eine Zuteilung im Ausland gefreut hätte. Ich erhielt den Auftrag, als „Diener für die Brüder“ (jetzt als Kreisdiener bekannt) Versammlungen in Kalifornien und Nevada zu besuchen und ihnen beizustehen. Zu den Versammlungen im Gebiet der San-Francisco-Bai sprechen zu müssen verursachte mir etwas Herzklopfen. Ja, mein erster Vortrag, der eineinhalb Stunden hätte dauern sollen, dauerte nur fünfundvierzig Minuten. Durch die Übung verbesserte ich mich natürlich.

Daß Jehovas Mahnungen ein Schutz und ein Schild sind, habe ich oft erfahren. Als ich zum Beispiel einmal in einem Bus nach Elko (Nevada) fuhr, um dort einen Zug nach Kalifornien zu erreichen, las ich in dem Buch „Das Königreich ist herbeigekommen“. Als ich zu dem Zug kam, stellte ich fest, daß er fast ausschließlich von Soldaten besetzt und bereits überfüllt war. Da ich ziemlich klein bin, kroch ich in den Zwischenraum zwischen dem hintersten Sitz und der Rückwand eines Wagens und legte mich auf einige Kleidersäcke. Schlafen konnte ich jedoch nicht. Vor mir saßen zwei Soldaten und ein Mädchen. Das Gespräch, das ich mir fast die ganze Nacht anhören mußte, stand in krassem Gegensatz zu dem, was ich vorher gelesen hatte.

EIN GEBIET MIT SPANISCH SPRECHENDER BEVÖLKERUNG

Die Zeit verging. Es waren bereits eineinhalb Jahre her, seitdem ich die Gileadschule verlassen hatte, und ich wunderte mich, wann ich meine Auslandsgebietszuteilung erhalten würde. Nun, kurz nach einer besonderen Zusammenkunft von reisenden Vertretern der Gesellschaft in Salt Lake City (Utah) unter der Leitung von N. H. Knorr, dem Präsidenten der Gesellschaft, und T. J. Sullivan, einem Vorstandsmitglied, erhielt ich meine Zuteilung: San José in Costa Rica. Ich sollte dort ebenfalls von Versammlung zu Versammlung reisen, um ihnen zu dienen.

Ich erinnere mich noch an eine Versammlung, deren Gebiet sich auf die Hütten im Urwald beschränkte, der sich auf beiden Seiten der Schmalspurbahn entlang erstreckte. Bruder und Schwester Spence und ich fuhren am frühen Morgen einige Kilometer mit dem Zug und verrichteten dann unseren Predigtdienst, während wir den Schienen entlang zu Fuß zurückgingen. Es war wirklich eine Freude, diesen demütigen Menschen die gute Botschaft zu überbringen. Bei dieser Gelegenheit aß ich auch zum erstenmal Affenfleisch. Ich freute mich von Herzen, als ich in späteren Jahren erfuhr, daß Bruder Spence im Jahre 1961 die Gileadschule besuchte, um im Predigtdienst noch besser geschult zu werden.

Dann wurde ich nach Honduras gesandt, einem Gebiet, das Jehovas Zeugen noch nicht durchgearbeitet hatten. Kurz nachdem ich im Mai 1946 in Tegucigalpa, der Hauptstadt, angekommen war, besuchte uns Präsident Knorr und kündigte die Eröffnung eines neuen Zweigbüros an. Ich sollte der Zweigdiener sein, und das bedeutete, daß ich alle Arbeiten im Büro und außerhalb erledigte. Es war eine große Aufgabe, aber ich freute mich, die Gelegenheit zu haben zu dienen.

Ich habe viele schöne Erinnerungen an jene Tage. Einmal machte ich zum Beispiel mit einigen anderen Missionaren eine Reise nach den Inseln Roatán, Coxan Hole und Utila, die dem Hafen von La Ceiba vorgelagert sind. Wir konnten dort von Parkbänken aus biblische Vorträge halten, und die Inselbewohner waren wirklich ein dankbares Publikum. Bald waren vier schöne Jahre vergangen, in denen wir eine wunderbare Ausdehnung der Königreichsinteressen erlebten.

Meine nächste Zuteilung kam plötzlich und unerwartet. Unser lieber Edwin Keller, der Spanischlehrer an der Gileadschule, war gestorben. Ich erhielt wiederum eine Einladung für Gilead, diesmal, um Spanischunterricht zu geben. Ich kam im Dezember 1950 hin und blieb dreieinhalb Jahre dort. In jener Zeit fragte ich eine der angehenden Missionarinnen, ob sie bereit wäre, mit mir zusammen in ein Gebiet zu ziehen, wo wir als Mann und Frau Missionardienst verrichten könnten. Louise Joubert nahm meinen Vorschlag an, und wir faßten unsere Pläne entsprechend. Präsident Knorr lud uns ein, nach Peru zu gehen, und schließlich heirateten wir in Lima im November 1954.

DIE MAHNUNGEN JEHOVAS BEFOLGEN

Eines unserer ersten Gebiete war Iquitos im Quellflußgebiet des Amazonas. Es war ein Urwaldgebiet mit einem heißen und feuchten Klima, aber nach einigen Monaten hatten wir ziemlich abgenommen und konnten das Klima ertragen. Hier lernten wir, daß man sich fast an alles gewöhnen kann, wenn man sich genügend Zeit läßt. Wir halfen mit, in Iquitos eine Versammlung aufzubauen, und einige Male wagten wir sogar einen Vorstoß mit der guten Botschaft vom Königreich in die von Indianerstämmen bewohnten Gebiete.

Später diente ich als Kreisbeauftragter im Süden von Peru. Ich diente dort Versammlungen in Gebieten, die etwa 4200 Meter über dem Meer liegen, wir durchquerten die Trockenwüsten an der Küste und erlebten sintflutartige Regenfälle im Innern des Landes. Louise und ich wanderten bergauf, bergab; ich ritt auf Eseln und Pferden und fuhr mit klapprigen, primitiven Bussen. Wir durchwateten Flüsse, kamen gefährlich nahe an den Rand schwindelnder Abgründe und erlebten schlaflose Nächte in der dünnen Luft des Hochlandes der Anden. Wir können gut verstehen, was der Apostel Paulus gemäß 2. Korinther 11:26, 27 über seine Erfahrungen schrieb.

An eine schlaflose Nacht kann ich mich noch gut erinnern. Wir besuchten Urcos, kurz vor Cuzco. Wir hatten keine Fahrmöglichkeit mehr. Als wir uns nach einer Unterkunft erkundigten, zeigte man uns eine einstöckige Lehmziegelhütte mit dicken Mauern, „Colectivo“-Hotel genannt. Es standen vier Betten darin, eines an jeder Wand, und unter jedem Bett stand ein Nachttopf aus rotem Ton. Es blieb uns nichts anderes übrig, als zwei Betten zu mieten. Etwa um 21 Uhr wurden die zwei anderen Betten von zwei Indianern belegt. Zwischen Louises Zähneklappern und dem Schnarchen der beiden Indianer konnte ich lange nicht einschlafen und wurde früh wieder wach. In der eisigen Kälte des frühen Morgens standen wir vor dem Wasserhahn an und warteten, bis wir die Zähne putzen und uns waschen konnten.

Die Freude und das befriedigende Gefühl, unseren christlichen Brüdern dienen und demütigen Menschen zu einer Erkenntnis des wunderbaren Vorhabens Gottes verhelfen zu dürfen, haben stets jede Unannehmlichkeit aufgewogen. Wahrscheinlich etwas vom Schönsten für uns war der Tag, an dem die Gesellschaft begann, ein eigenes Zweigbüro und Missionarheim in Lima zu bauen. Seit der Zeit kurz vor der Vollendung des Gebäudes im Mai 1961 diene ich nun in diesem Zweigbüro, und ich kann sagen, daß heute, fast zehn Jahre später, die Tätigkeit begeisternder ist als je. Es leben 13 000 000 Menschen in diesem Land, und immer mehr von ihnen nehmen Gottes gute Botschaft für alle Menschen begeistert auf. Wir beten inbrünstig darum, daß wir Jehova weiterhin dienen und seinen Schafen helfen können, bis er sein Vorhaben verwirklicht hat.

Wir hoffen, gemeinsam mit den treuen mit uns verbundenen Zeugen Jehovas in der ganzen Welt Gott allezeit bekennen zu können: „Auf dem Wege deiner Mahnungen habe ich frohlockt so wie über alle anderen wertvollen Dinge.“ — Ps. 119:14, NW.

„Alle Nationen ... werden kommen und vor dir anbeten, Herr, und deinen Namen verherrlichen. Denn groß bist du und Wunder tuend, du bist Gott, du allein. Lehre mich, Jehova, deinen Weg: ich werde wandeln in deiner Wahrheit; einige mein Herz zur Furcht deines Namens. Ich will die preisen, Herr, mein Gott, mit meinem ganzen Herzen, und deinen Namen verherrlichen ewiglich.“ — Ps. 86:9-12.

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