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  • Der Wachtturm verkündet Jehovas Königreich 1972
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Der Wachtturm verkündet Jehovas Königreich 1972
w72 1. 12. S. 713-719

Du bist nie allein

„Gott ist uns Zuflucht und Stärke, eine Hilfe, die in Bedrängnissen leicht zu finden ist. Darum werden wir uns nicht fürchten.“ — Ps. 46:1, 2.

1, 2. Was sagte ein Zeitungsreporter zu einem Missionar, der sieben Jahre in Einzelhaft war, und was half dem Missionar nach seiner eigenen Erklärung, standhaft zu bleiben?

IM Jahre 1965 wurde in Rotchina ein Missionar nach sieben Jahren Einzelhaft aus dem Gefängnis entlassen. Als er in Hongkong ankam, wurde er von Zeitungsreportern empfangen. Einer von ihnen sagte zu ihm: „Ich könnte das Alleinsein niemals ertragen. Wenn ich sieben Jahre allein sein müßte, würde ich an den Wänden hochgehen.“

2 Wie würdest du dich verhalten — wie dieser Zeitungsreporter oder wie der Missionar? Woher hatte der Missionar seine Kraft? Er erklärte später, wie es ihm möglich war, die lange Einzelhaft zu ertragen. Er sagte: „Wir [Jehovas christliche Zeugen] haben etwas, worüber wir nachdenken können. Wir haben geistige Nahrung zu uns genommen, von der wir zehren können, und das hilft uns, im Glauben stark zu bleiben. Das setzt natürlich voraus, daß wir studieren. Ohne Studium können wir innerlich nicht stark werden. Das beste ist also, ihr studiert weiter eure Bibel, besucht die Zusammenkünfte und stärkt euren Glauben. Dann werdet ihr, wenn Schwierigkeiten an euch herankommen, ,feststehen‘ können.“

3. Was zeigt die Erfahrung dieses Missionars, und welche Erklärung gibt es dafür?

3 Diese Erfahrung zeigt, daß wahre Christen nie allein sind! Ungläubige Personen können dies nicht verstehen, aber es ist so: Gott hingegebene Christen sind nie allein, denn ihre Erkenntnis geistiger Dinge ist für sie wie ein treuer, allgegenwärtiger Freund, mit dem sie sich unterhalten können. Darüber hinaus ist ihnen Jehova Gott, der Allmächtige, ein Helfer, der ihnen überall und in jeder Situation beisteht. Die Worte in Psalm 121:1-3 lassen erkennen, daß alle, die den Glauben haben, den der Psalmist hatte, nie allein sind: „Ich werde meine Augen zu den Bergen erheben. Woher wird meine Hilfe kommen? Meine Hilfe kommt von Jehova, der Himmel und Erde gemacht hat. Er kann unmöglich zulassen, daß dein Fuß wankt. Der dich behütet, kann unmöglich schläfrig sein.“

WENN ENTMUTIGT ODER NIEDERGESCHLAGEN

4. Was kann man tun, wenn man entmutigt oder hoffnungslos ist und sich deshalb einsam fühlt? Doch vor welcher Einstellung sollte man sich hüten?

4 Doch manchmal fühlt man sich auch einsam, ohne daß man im Gefängnis ist. Man mag bedrückt, entmutigt oder völlig hoffnungslos sein. Was immer die Ursache für die Entmutigung sein mag, sollte man stets daran denken, daß man seine Sorgen oder Probleme auf Jehova werfen kann, denn der Psalmist sagte: „Wirf deine Bürde auf Jehova, und er selbst wird dich stützen [erhalten, Bruns]. Nie wird er zulassen, daß der Gerechte wanke.“ (Ps. 55:22) Wir können überzeugt sein, daß Jehova Gott nicht zulassen wird, daß seine Diener zu wanken beginnen oder ins Verderben stürzen. Doch beachte die Warnung: Denke nicht, daß du allein zurechtkommst. Stütze dich auf Jehova Gott; vertraue fest auf ihn. Dann wird er dich stützen und dich vor dem Fallen bewahren. — Spr. 3:5-7.

5. (a) Wie können wir beweisen, daß wir auf Jehova vertrauen? (b) Worauf bezog sich Jesus besonders, als er die Frage aufwarf, ob der Sohn des Menschen, wenn er komme, „den Glauben“ auf der Erde finden werde?

5 Eine Möglichkeit, unser Vertrauen zu Gott zu beweisen und unsere Bürden auf ihn zu werfen, ist das Gebet. Versäume keine Gelegenheit zu beten. (Eph. 6:18) Das beharrliche Gebet setzt Glauben voraus. Der Herr Jesus warf in Verbindung mit dem Gebet einmal die Frage auf: „Wird der Sohn des Menschen, wenn er gekommen ist, wirklich den Glauben auf der Erde finden?“ (Luk. 18:8) Jesus belehrte seine Jünger bei dieser Gelegenheit über die Notwendigkeit zu beten, ja gemäß den Versen eins und sieben sprach er sogar von der Notwendigkeit, ‘Tag und Nacht zu Gott zu schreien’. Seine Frage über „den Glauben“ bezog sich also besonders auf den Glauben an die Wirksamkeit des Gebetes zu Gott. Wer hat heute diesen Glauben? Hast du ihn? Glücklich sind, die ihn haben! Sie sind nie allein.

6, 7. Wann ist das Gebet besonders wichtig, und warum können wir die Zuversicht haben, daß Gott den treuen Christen, der sich ihm im Gebet naht, erhalten kann?

6 Besonders wichtig ist das Gebet, wenn man sich entmutigt, bedrückt, ja fast völlig zerschlagen fühlt. (1. Sam. 1:5-18) Wirf deine Sorgen auf Jehova Gott. Er wird dich bestimmt erhalten. (Phil. 4:6) Er hat eine große Menge Israeliten vierzig Jahre in der Wildnis erhalten. Er stieß wie ein Adler herab und breitete seine Flügel aus, um sie zu „stützen“. (5. Mose 32:11, 12) Er sorgte für sie auf wunderbare Weise, so daß sich ihre Sandalen und ihre Kleider nicht abnutzten. — 5. Mose 29:5.

7 Wenn Jehova Gott nicht nur eine große Menge Menschen erhalten kann, sondern sogar das Universum, sollte er da nicht auch einen seiner Diener „stützen“ können, der sich einsam fühlt? Natürlich kann er das! Wir müssen aber im Glauben an Jehova um diese erhaltende Kraft, die uns selbst unsere Brüder nicht verleihen können, beten. — Phil. 4:13.

WENN VORÜBERGEHEND ALLEIN

8, 9. (a) Welche biblischen Beispiele lassen uns den Wert der Einsamkeit erkennen? (b) Wie kann man also Zeiten, in denen man vorübergehend allein ist, gut ausnutzen?

8 Fühlst du dich einsam, wenn du vorübergehend allein bist? Manche Menschen können keinen Moment allein sein, ohne nicht sogleich das Rundfunk- oder Fernsehgerät einzuschalten. Im Grunde genommen ist es aber gut, hin und wieder allein zu sein, ja der Mensch hat sogar ein gewisses Bedürfnis nach Einsamkeit. Selbst Jesus suchte mitunter die Einsamkeit, um den Volksmengen zu entgehen. Er betete im Gebirge und in Gärten. (Luk. 4:1, 42; 6:12; 22:39-41) Die Bibel berichtet auch noch von anderen gottesfürchtigen Männern, die manchmal die Einsamkeit suchten. Jehova redete zu Moses in der Abgeschiedenheit des Berges Horeb und machte ihn dann zum Führer Israels. Der Psalmist David schrieb einige seiner schönsten Psalmen in der Einsamkeit. Johannes der Täufer zog sich in die öde Wildnis in der Nähe des Jordans zurück. Diese Männer wußten, daß der Mensch die Einsamkeit braucht, und nutzten sie gut und zur Ehre Gottes aus.

9 Heute ist das Leben sehr ausgefüllt. Es vergeht schnell, und der Mensch braucht Zeit um die vielen Erlebnisse zu verarbeiten. Ist man eine Zeitlang allein, so kann man sozusagen aufholen. Man kann über biblische Wahrheiten sinnen oder nachdenken, und das ist an sich schon ein Genuß. Es gibt einem auch Gelegenheit, Jehova für seine Segnungen zu danken und ihn um seine Führung und seinen heiligen Geist zu bitten.

10. Warum ließ Gott nach seinen eigenen Worten die Israeliten vierzig Jahre in der Wildnis umherwandern, und was können wir daraus lernen?

10 Erinnerst du dich noch, warum Gott die Israeliten vierzig Jahre in der Wildnis umherwandern ließ? „Um dich auf die Probe zu stellen, damit er [Gott] erkenne, was in deinem Herzen ist“, sagte Gott. (5. Mose 8:2, 3; vergleiche 2. Chronika 32:31.) Was wir mit unserer Zeit anfangen, wenn wir allein sind, kann ebenfalls eine Erprobung sein, durch die es sich herausstellt, was in Wirklichkeit in unserem Herzen ist. Wir sollten die leiblichen Bedürfnisse den geistigen unterordnen und jede Gelegenheit, uns an den Aussprüchen Gottes zu stärken, wahrnehmen.

11, 12. Was ist unter zielbewußtem Nachsinnen zu verstehen, und welches Beispiel gab uns Jesus in dieser Hinsicht?

11 Sind wir also vorübergehend allein, so können wir versuchen, die Zeit möglichst gut auszunutzen. Wir können sie zum Nachsinnen verwenden. Nachsinnen hat nichts mit Träumerei oder ziellosem Wandernlassen der Gedanken zu tun, sondern bedeutet, sich auf ein bestimmtes Thema zu konzentrieren. Man sollte dabei zielbewußt vorgehen, damit man in bezug auf das, worüber man nachdenkt, zu einer eindeutigen Schlußfolgerung kommen kann. Um dies tun zu können, benötigen wir beim Nachsinnen eine Richtschnur, und die beste Richtschnur ist die Bibel. Wenn wir die Bibel lesen, sollten wir hin und wieder innehalten, um über das Gelesene nachzudenken. Dann werden wir am Ende nicht ein undefinierbares Durcheinander von Gedanken im Sinn haben.

12 Christen können Jesus Christus nachahmen, der in der Wildnis über Gottes Wort nachsann. Er dachte intensiv, ohne abgelenkt zu werden, darüber nach. Demzufolge konnte er später die Angriffe des Teufels zurückweisen. — Matth. 4:1-11.

IN DRANGSALSZEITEN

13. Warum sind Christen manchmal von jeder Verbindung mit anderen abgeschnitten?

13 Manchmal mögen Verfolgungen dazu führen, daß wahre Christen von jeder Verbindung mit anderen abgeschnitten werden. Sie sollten aber stets daran denken, daß Jehova auch in Drangsalszeiten einen jeden tröstet, der unerschütterlich auf ihn vertraut. Wir sollten unbedingt wissen, was wir in Drangsalszeiten tun sollten, denn der Herr Jesus sagte in der Offenbarung, die er seinem Apostel Johannes gab: „Siehe! Der Teufel wird fortfahren, einige von euch ins Gefängnis zu werfen, damit ihr völlig auf die Probe gestellt werdet.“ Und der Apostel Paulus erklärte: „Alle, die in Gemeinschaft mit Christus Jesus in Gottergebenheit leben wollen, [werden] auch verfolgt werden.“ — Offb. 2:10; 2. Tim. 3:12; 2. Kor. 1:3, 8-10.

14. Wie kann ein Christ sich so stärken, daß er es ertragen könnte, von jeder Verbindung mit anderen abgeschnitten zu werden?

14 Wie stark ist dein Glaube? Könntest du — weil du deine Lauterkeit gegenüber Gott bewahren möchtest — stundenlange Verhöre und viele Jahre Einzelhaft ertragen, ohne mutlos zu werden? Du mußt dich stärken, bevor eine solche Verfolgung einsetzt. Wie? Indem du deine Zeit jetzt weise ausnutzt, das heißt, indem du Gottes Wort studierst und darüber nachsinnst, damit es schließlich tief in deinem Herzen wurzelt; indem du dich regelmäßig mit Jehovas Volk versammelst und indem du das, was du lernst, im Königreichsdienst anwendest. Wenn du jetzt auf Jehova vertraust und aus seinen Vorkehrungen Nutzen ziehst, wird er dir in kritischen Zeiten Kraft verleihen, Kraft, die dir helfen wird, alles zu ertragen.

15, 16. (a) Was kann ein Christ tun, wenn er sich in Einzelhaft befindet? (b) Was tat der Psalmist Asaph, als er in Bedrängnis war?

15 Was kann man aber tun, wenn man sich in Einzelhaft befindet? Man kann im Geiste die Heilige Schrift durchgehen und über Gottes Handlungen und Werke nachdenken. Man kann an Beispiele der Standhaftigkeit und Treue denken, die in der Bibel erwähnt werden. Da ist zum Beispiel Joseph, der jahrelang im Gefängnis war, in Wirklichkeit aber nicht allein war, denn Gott war mit ihm. (1. Mose 39:20-23) Da ist Simson, der im Gefangenenhaus ganz allein zu sein schien, aber Jehova hatte ihn nicht verlassen. Da sind auch die Apostel, die oft ins Gefängnis kamen, an ihrer Lauterkeit aber festhielten. (Apg. 5:17-21; 12:3-17; 16:19-34; 2. Kor. 6:3-5) Ein Christ, der sich in Einzelhaft befindet, kann das tun, was der Psalmist Asaph tat, als er in großer Bedrängnis war. Dieser „Visionenseher“, der ‘mit den Harfen prophezeite’, schrieb gemäß Psalm 77:2, 12: „Am Tage meiner Bedrängnis habe ich Jehova selbst gesucht. ... ich werde bestimmt nachsinnen über all dein Tun, und mit deinen Handlungen will ich mich befassen.“ (1. Chron. 25:1; 2. Chron. 29:30) Das tat auch ein Zonenaufseher der Wachtturm-Gesellschaft, der in Haft genommen worden war und beschimpft und mißhandelt wurde, weil er an seiner Lauterkeit festhielt. Als er sein Erlebnis später schilderte, sagte er: „Wir beteten viel, und in einer solchen Situation denkt man viel nach.“

16 Auch der Psalmist Asaph dachte viel nach, als er sich in einer schwierigen Lage befand. Es sah so aus, als ob Gott ihn verlassen hätte, und seine Lage erschien aussichtslos. Was tat er, um sich zu stärken und um Jehova Gott treu zu bleiben? Wie bereits erwähnt, sagte er: „Ich werde bestimmt nachsinnen über all dein Tun, und mit deinen Handlungen will ich mich befassen.“ Er befaßte sich mit früheren Handlungen und Taten Gottes, zum Beispiel damit, wie Jehova sein Volk in der Vergangenheit befreit hatte. Asaph wußte, daß Gott sich nicht verändert, wie geschrieben steht: „Denn ich bin Jehova; ich habe mich nicht geändert. Und ihr seid Söhne Jakobs; ihr seid nicht zu eurem Ende gekommen.“ (Mal. 3:6) Jehova wird daher bestimmt nicht zulassen, daß seine Diener — sofern sie treu sind — vernichtet werden oder umkommen.

17, 18. Was kann ein Christ tun, um sich darauf vorzubereiten, einer schwierigen Lage zu begegnen?

17 Wir haben also guten Grund, uns mit dem, was Gott in der Vergangenheit und in der heutigen Zeit für seine Diener getan hat, vertraut zu machen. Jetzt sollten wir Herz und Sinn mit diesen Kenntnissen anfüllen. Gottes Wort und die verschiedenen Publikationen der Wachtturm-Gesellschaft sind uns dabei eine Hilfe. Wenn wir uns dann eines Tages in einer ebenso schwierigen Lage befinden wie damals Asaph, können wir über Dinge nachdenken, die uns helfen standhaft zu bleiben. Wir können über Dinge nachsinnen, die gut, edel, lobenswert und liebenswert sind. — Phil. 4:8.

18 Der Psalmist hat uns also ein nachahmenswertes Beispiel gegeben: Er sann über Jehovas Taten und Handlungen nach. Das kann auch uns in schwierigen Zeiten von Nutzen sein.

BEISPIELE AUS DER HEUTIGEN ZEIT

19, 20. Was tat ein Diener Jehovas der heutigen Zeit, um fünf Jahre Einzelhaft zu ertragen?

19 Wie damals Asaph, der Visionenseher, nie allein war, weil er über Gott nachsann und auf ihn vertraute, so sind auch heute wahre Diener Gottes nie allein. Denken wir zum Beispiel an einen Missionar, der in Rotchina fünf Jahre in Einzelhaft war. Dieser christliche Zeuge Jehovas schilderte, was er tat, um geistig am Leben zu bleiben:

20 „Gleich von Anfang an erkannte ich, daß ich etwas tun müßte, um einen starken Glauben zu bewahren. Kaum war ich an dem Tag meiner Verhaftung in meiner Zelle eingeschlossen, da kniete ich nieder und fing an, laut zu beten. ... Ich nahm mir etwas ,Predigtdienst‘ vor, um meine Wertschätzung für geistige Dinge lebendig zu erhalten. Wem könnte ich jedoch in Einzelhaft predigen? Ich wollte verschiedene Predigten aufgrund der Dinge, deren ich mich noch erinnern konnte, ausarbeiten und sie Personen halten, die ich in meiner Phantasie vor mir sah. Ich stellte mir vor, daß ich in den Dienst hinauszog, an den Türen klopfte und dem Wohnungsinhaber Zeugnis gab. Jeden Morgen sprach ich im Geiste an einigen Türen vor. ... Ich sprach dieses alles laut vor mich hin, damit die Gedanken durch den Klang der Worte noch tiefer in meinen Sinn eindringen würden. Sicher dachten die Wärter, ich hätte den Verstand verloren. In Wirklichkeit konnte ich aber dadurch meinen Glauben stärken und einen gesunden Sinn bewahren.“

21, 22. (a) Wieso fühlte sich dieser Missionar, wie er selbst sagte, nie allein? (b) Wie nutzte ein anderer Missionar, der sich in Einzelhaft befand, die Zeit gut aus?

21 Dieser Missionar war nicht allein, obwohl er sich in Einzelhaft befand, und so verhält es sich mit allen Dienern Jehovas, ganz gleich, wo sie sein mögen. Dieser Missionar fuhr fort mit den Worten: „Vielleicht war ich von meinen Mitmenschen abgeschnitten, doch niemand konnte mich von Gott scheiden. ... Welche Kraft und welchen Trost schenkte mir doch das Gebet! ... Keine Waffen, Mauern oder Gefängnisgitter können den Geist Gottes von seinem Volk zurückhalten! Wenn wir das Wort Gottes fleißig studiert haben und es tief in unser Herz haben eindringen lassen, so haben wir nichts zu befürchten. Wir können nicht aus eigener Kraft stehen. Doch Gott läßt durch seine Allmacht selbst den Schwächsten unter uns siegreich aus der Verfolgung hervorgehen!“

22 Ein anderer Missionar, der sich unter ähnlichen Verhältnissen im Gefängnis befand, erklärte: „Ich hatte sehr viel Zeit zur Verfügung. ... Nach und nach fielen mir immer mehr Bibeltexte ein, und ich schrieb sie alle auf. ... Nachdem ich mir genügend Schrifttexte aufgeschrieben hatte, suchte ich mir jeden Tag einen als Tagestext aus, schrieb ihn ab und brachte ihn irgendwo an, wo ich ihn gut sehen konnte, damit ich ihn den ganzen Tag betrachten konnte.“

23, 24. Was bezeichnete ein Diener Gottes in Deutschland als Grund für seine Standhaftigkeit in einem nationalsozialistischen Konzentrationslager?

23 Beispiele, die zeigen, daß Christen auch heute nie allein sind, könnten aus der ganzen Welt angeführt werden. In Deutschland befanden sich während des Zweiten Weltkrieges Tausende von Zeugen Jehovas in Hitlers Konzentrationslagern, wo sie gewöhnlich keine Bibel hatten. Einer dieser Zeugen schrieb nach seiner Befreiung: „Ich war damals dankbar, daß ich das persönliche Bibelstudium nicht vernachlässigt hatte, denn ich hatte dadurch den Glauben erlangt, den ich benötigte, um auszuharren. Ich dachte häufig an das Ausharren, von dem der Bibelschreiber Jakobus schrieb: ,Seht! Wir preisen die glücklich, die ausgeharrt haben.‘ — Jak. 5:11.“

24 „Obwohl andere Gefangene die Bibel haben durften, nahm man sie mir weg. Die Gefängnisbeamten dachten, ich würde im Glauben schwach werden, wenn ich keine Bibel hätte, und würde dann die mir vorgelegte Erklärung unterzeichnen, durch die ich meinem Glauben abgeschworen hätte. Sie dachten nicht daran, daß ich mir schon vor meiner Verhaftung die Wahrheit des Wortes Gottes tief eingeprägt hatte, indem ich die Bibel allein und auch im Kreise anderer studiert hatte. Sie konnten diese glaubensstärkenden Wahrheiten nicht aus meinem Gedächtnis auslöschen.“

25—27. Wie erging es etlichen Zeugen Jehovas in einem Konzentrationslager in der Vereinigten Arabischen Republik, und was unternahmen sie, um sich in dieser Lage geistig zu stärken?

25 Auch in der Vereinigten Arabischen Republik wurden Zeugen Jehovas, die in ein Konzentrationslager kamen, durch die Macht des Wortes Gottes gestärkt, und auch sie fühlten sich nie allein. Einer von ihnen, der vor seiner Verhaftung ein reisender Vertreter der Wachtturm-Gesellschaft war, sagte: „Man konnte noch so gemein sein gegen uns und uns noch soviel schlagen, nach einigen Sekunden spürten wir nichts mehr, obwohl wir weiter geschlagen wurden. Wir spürten, daß Jehova Gott stets mit uns war.“

26 Und was unternahmen diese Zeugen, um stärkende geistige Speise zu sich zu nehmen? Einer von ihnen antwortete: „Jeden Morgen besprachen wir einen passenden Bibeltext, von dem wir dachten, er würde die Brüder ermutigen. Wir wählten auch stets zwei Bibelkapitel aus, über die wir sprachen. Dann suchten wir uns zu erinnern, was wir aus den Kapiteln noch wußten. Wir versammelten uns auch jeden Abend, um eine biblische Ansprache zu hören. Diese täglichen Unterhaltungen und Ansprachen über biblische Themen stärkten uns sehr.“

27 Es könnten noch viele Beispiele aus der heutigen Zeit angeführt werden, die zeigen, daß wahre Christen nie allein sind; Jehova ist bei ihnen, sofern sie auf ihn vertrauen und sich völlig auf ihn verlassen.

GOTT IMMER VOR AUGEN HABEN

28—30. (a) Was hilft uns gemäß Psalm 16:8, auf Jehova zu vertrauen? (b) Wieso können wir uns in dieser Hinsicht an David und Jesus ein Beispiel nehmen?

28 Wenn wir wie der Psalmist Jehova ständig zu unserer Rechten haben, wird uns das helfen, auf ihn zu vertrauen. In Psalm 16:8 lesen wir die ermutigenden Worte: „Ich habe Jehova beständig vor mich gestellt. Weil er zu meiner Rechten ist, werde ich nicht zum Wanken gebracht werden.“

29 Es ist gut, sich daran zu erinnern, daß der Apostel Petrus den 16. Psalm auf Jesus Christus anwandte, indem er sagte: „Gott ... hat ihn zur Auferstehung gebracht, indem er die Wehen des Todes löste, denn es war unmöglich, daß er von ihm festgehalten wurde. David sagt nämlich mit Bezug auf ihn: ,Ich hatte Jehova beständig vor meinen Augen; denn er steht zu meiner Rechten, damit ich niemals erschüttert werde.‘“ — Apg. 2:24, 25.

30 Wir können das, was David und der Herr Jesus Christus taten, ebenfalls tun! Wir können Jehova im Geiste vor uns haben. Wie Jesus, so können auch wir Jehova ständig vor Augen haben, indem wir uns fortwährend bemühen, ihm zu gefallen. Wir sollten überzeugt sein; wir sollten unseren Gott kennen. Wenn wir Jehova ständig zu unserer Rechten haben, kann er uns mit seiner Linken stützen, denn mit seiner Rechten kämpft er für seine Diener. Ja, wir kennen die prophetische Verheißung, die gemäß Psalm 110:4-6 dem Herrn Jesus Christus, dem König-Priester nach der Weise Melchisedeks, gegeben wurde: „Jehova selbst zu deiner Rechten wird gewißlich Könige zerschmettern am Tage seines Zornes. Er wird Gericht üben unter den Nationen; er wird eine Fülle von Leichen verursachen.“ Wenn wir also Jesus Christus, unser Vorbild, nachahmen und Jehova Gott beständig vor uns gestellt oder ihn immer zu unserer Rechten haben, werden wir nie allein sein; wir werden nie wanken.

31. Was wird unsere von Gott stammende Hoffnung für uns bewirken, sofern wir unerschütterlich daran festhalten?

31 Unsere Hoffnung hilft uns, mit Jehova eng verbunden zu bleiben. Der Apostel Paulus spricht von der christlichen Hoffnung als von einem „Anker für die Seele“. „Diese Hoffnung haben wir als einen Anker für die Seele, der sowohl sicher als auch fest ist und hineinreicht in das Innere, hinter den Vorhang, wohin unsertwegen ein Vorläufer gegangen ist, Jesus.“ (Hebr. 6:19, 20) Da diese ankerähnliche Hoffnung von Gott stammt, reicht sie gewissermaßen in den Himmel hinein, wo sich Jesus Christus und Jehova befinden. Wenn wir an dieser Hoffnung festhalten, wenn wir sie nie aufgeben, wird sie uns fest mit Jehova Gott verbinden, und wir werden nie abgleiten. Lassen wir deshalb nie zu, daß wir durch irgend jemand von unserer engen Verbindung zu Jehova oder seiner Organisation abgeschnitten werden.

32, 33. (a) Wieso kann im Hinblick auf Psalm 46:1, 2 gesagt werden, Gott sei uns näher als irgendein Feind? (b) Wieso kann, gestützt auf den wahrscheinlichen historischen Hintergrund dieses Psalms, gesagt werden, Gottes Diener seien in Zeiten der Bedrängnis nie allein? (c) Wie machen wir Gott zu unserer Zuflucht?

32 Denken wir als treue Christen stets daran, daß wir nie allein sind. Jehova Gott ist uns näher als irgendein Feind. Der Psalmist drückt dies gemäß Psalm 46:1, 2 wie folgt aus: „Gott ist uns Zuflucht und Stärke, eine Hilfe, die in Bedrängnissen leicht zu finden ist. Darum werden wir uns nicht fürchten, wenn auch die Erde eine Veränderung erfährt und wenn auch die Berge ins Herz des weiten Meeres wanken.“

33 Der Wortlaut dieses Psalms scheint auf die gefahrvolle Zeit in den Tagen des Königs Hiskia zu passen, als Jerusalem von dem König der Assyrer bedroht wurde. Hiskia hätte denken können, er stehe allein da, aber er wußte, daß Gott „eine Hilfe [ist], die in Bedrängnissen leicht zu finden ist“. Er betete deshalb zu Jehova, und die Stadt wurde aus ihrer Bedrängnis gerettet. (Jes. 37:14-37) Wahre Christen können ebenfalls an diesen Psalm denken, wenn sie in Bedrängnis sind. Um Gott zu unserer Zuflucht zu machen, müssen wir zu ihm fliehen, und um dies zu tun, müssen wir uns an seine gerechten Grundsätze halten. Wenn wir auf Jehova vertrauen und treu zu seiner Organisation halten, machen wir ihn zu unserem sicheren Turm und zu unserer Zuflucht. — Spr. 18:10.

34. Wozu sollten wir entschlossen sein, und zu welchem wunderbaren Ergebnis führt dies?

34 Noch steht uns eine Zeit großer Bedrängnis bevor: die Zeit, in der Gog von Magog, Satan, der Teufel, seinen vorhergesagten Angriff auf uns Diener Jehovas unternehmen wird. (Hes. 38:1, 2, 8-12) Wir sind aber nie allein, und Jehova wird uns helfen auszuharren, ob wir uns in Einzelhaft befinden oder nicht. Wir sind entschlossen, standhaft zu bleiben, was immer die Zukunft bringen mag. Zur festgesetzten Zeit wird Jehova Gott energisch gegen alle seine Feinde vorgehen, und er und sein Königreich werden den Sieg davontragen. Nachdem alles vorbei sein und die „große Drangsal“ der Vergangenheit angehören wird, werden wir erkennen, daß Jehova uns eine leicht zu findende Hilfe gewesen ist, ein starker Turm, eine sichere Zuflucht und unsere Stärke.

[Bild auf Seite 716]

Christen, die ins Gefängnis kamen, weil sie Gott dienten und die jahrelang in Einzelhaft waren, blieben standhaft, weil sie beteten und über Bibeltexte nachsannen.

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