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Der Wachtturm verkündet Jehovas Königreich 1976
w76 1. 9. S. 520-524

‘Wie Schosse von Olivenbäumen rings um meinen Tisch’

Von Porfirio Caicedo aus Kolumbien erzählt

GEMESSEN an dem, was im 128. Psalm, Vers drei und vier gesagt wird, bin ich ein sehr gesegneter Mann. Dort heißt es: „Deine Ehefrau wird wie ein fruchttragender Weinstock sein in den innersten Räumen deines Hauses. Deine Söhne werden wie Schosse von Olivenbäumen sein rings um deinen Tisch. Siehe! So wird der körperlich taugliche Mann gesegnet werden, der Jehova fürchtet.“

Ich bin nämlich Vater von achtzehn Kindern. Meine liebe Frau Belén (Bethlehem), mein „fruchttragender Weinstock“, hat mir zwölf Söhne und sechs Töchter geboren.

Ich selbst erblickte vor vierundsechzig Jahren in der Stadt Líbano in Tolima (Kolumbien) als jüngstes von zwölf Kindern das Licht der Welt. Mein Vater starb, als ich noch ein Baby war. Daher mußte ich bereits im Alter von zwölf Jahren in einer Gießerei arbeiten, um mitzuhelfen, meine Mutter und meine jüngste Schwester zu unterstützen. Mit sechsundzwanzig Jahren heiratete ich dann Belén, und bald darauf zogen wir nach Bogotá, der Hauptstadt Kolumbiens.

Durch einen Fernkurs verbesserte ich meine Fähigkeiten als Tischler und spezialisierte mich auf hölzerne Musterformen für den Metallguß. Damit ich meine heranwachsenden Kinder besser beaufsichtigen konnte, eröffnete ich zu Hause eine eigene kleine Werkstatt. Bis ich allerdings in meinem Beruf bekannt wurde, mußte ich mich nach einer zusätzlichen Einnahmequelle umsehen. Wenn ich daher keine Formen zu machen hatte, stellte ich Gitarren, Mandolinen und Geigen her.

Es reizte mich stets, etwas zu lernen. Das ist einer der Gründe, weshalb ich, so weit ich zurückdenken kann, gegen die Weltreligionen allergisch war. Ihr ritueller Hokuspokus vermochte meinen Drang zum Lernen nicht zu befriedigen. Dagegen entdeckte ich etwas wirklich Wertvolles in zwei Büchern, die ich von einem Zeugen Jehovas erhielt, der mich im Jahre 1950 eines Tages in meiner Werkstatt besuchte. Ich wollte lernen, und die Zeugen konnten mir etwas beibringen — auf deutliche, unkomplizierte Art und Weise, ohne jegliche Geheimnistuerei. Durch mein Studium der Bibel, das ich unter der Anleitung jenes Zeugen Jehovas durchführte, begann ich die Grundlage für die richtige Erziehung meiner Kinder zu legen.

‘GLÜCKLICH DER MANN, DER SEINEN KÖCHER MIT IHNEN GEFÜLLT HAT’

Kinder zu erziehen ist eine Freude, ja, es ist eine Freude trotz der Arbeit, der Mühe und der Sorgen, die damit verbunden sind. Ich stimme vollständig mit dem weisen Salomo überein, der sagte: „Siehe! Söhne sind ein Erbe von Jehova. . . . Glücklich ist der körperlich taugliche Mann, der seinen Köcher mit ihnen gefüllt hat“ (Ps. 127:3-5). Kinder sind sehr anhänglich, und man vermißt sie einfach, wenn sie nicht mehr um einen herum sind.

Ich habe kleine Kinder sehr gern. Besondere Freude bereiten mir ihre Eigenarten. Ein kleines Kind hat einen gewissen Liebreiz an sich, der sich schwer beschreiben läßt. Es ist so unschuldig. Und es kann sich mit einfachen Dingen vergnügen und freut sich schon über einen Fetzen Papier oder eine Kette. Verliert das Kind aber sein Spielzeug, so ist es traurig. Und es macht mir besonders Freude, ihm zu helfen.

Da wir unsere Kinder wirklich liebten, waren meine Frau und ich natürlich darum besorgt, ihnen die rechte Anleitung zu geben, und das um so mehr, nachdem wir die Wahrheit aus Gottes Wort kennengelernt hatten. Wir belehrten sie und wiesen sie zurecht. Die Bibel sagt: „Wer seine Rute zurückhält, haßt seinen Sohn, wer ihn aber liebt, der sucht ihn sicherlich heim mit Züchtigung“ (Spr. 13:24). Wir züchtigten unsere Kinder stets gewissenhaft. Es ist erschreckend, wenn man darüber nachdenkt, was vielleicht sonst aus ihnen geworden wäre.

DER WERT EINES GUTEN ELTERLICHEN BEISPIELS

Wir alle wissen, daß Kinder geborene Nachahmer sind. Sie ahmen zwangsläufig alles nach — die Sprache, das Benehmen und die Bräuche. Was ihre Eltern tun, ist für sie Gesetz. Deshalb glaube ich, daß das elterliche Beispiel die beste Schulung ist, die Kinder zu Hause erhalten können. Dies wird in den Sprüchen mit den Worten unterstrichen: „Der Gerechte wandelt in seiner unversehrten Lauterkeit. Glücklich sind seine Söhne nach ihm“ (Spr. 20:7). Rechtschaffene Eltern, die ihre Lauterkeit bewahren, vermitteln ihren Kindern etwas sehr Wertvolles, was tatsächlich zum späteren Glück ihrer Kinder beiträgt.

Das, was ich aus Gottes Wort lernte, war mir in dieser Hinsicht eine große Hilfe. Wieso? Weil es mir zeigte, wie ich leben sollte. Durch die Bibel lernte ich den Wert der Wahrheit und des Gehorsams schätzen. Ich erfuhr, wie ich mich als Ehemann und Vater verhalten sollte, um meinen Verpflichtungen gegenüber Gott und meiner Familie nachzukommen. Ich bin davon überzeugt, daß alles im Leben, auch die Kindererziehung, leichter wird, wenn man Gottes unabänderliche Gesetze kennt und sich daran hält.

Etwas, was unsere Kinder sehr zum Guten beeinflußt hat, war das gute Verhältnis zwischen meiner Frau und mir. Wir lieben und achten einander. Es würde mir schon weh tun, wenn ich energisch mit ihr reden müßte. Ich täte ihr wirklich unrecht, wenn ich sie jemals schlecht behandelte. Sie kommt mir in dieser Hinsicht entgegen, weil sie nie etwas tut, was mir mißfallen würde. Sie ist sehr unterwürfig, hilfsbereit und sanft. Wenn eine Sache zu entscheiden ist, sagt sie, wie sie darüber denkt, überläßt aber dann mir die Entscheidung und respektiert sie. Ist einer von uns einmal nicht besonders gut aufgelegt, so tut der andere alles, was er kann, um die Ursache des Mißbehagens zu beseitigen. Und wenn der eine ein Kind zurechtweist, wendet sich der andere nicht dagegen, sondern unterstützt ihn.

DER WERT DER WACHSAMKEIT

Eine Methode, durch die wir unnötige Probleme mit den Kindern vermieden haben, besteht darin, daß wir liebevoll auf sie achten und wachsam sind. Man muß sie beschützen wie junge Pflanzen. Stets haben wir darauf bestanden zu erfahren, wo sie waren und was sie taten. Die jüngeren Söhne ließ ich nur in Begleitung eines älteren Gliedes der Familie oder einer anderen vertrauenswürdigen Person aus dem Haus gehen. Die Mädchen durften alle, ganz gleich welchen Alters, stets nur in Begleitung ausgehen.

Da das Leben in der heutigen Zeit so gefährlich ist und der einzelne so wenig geachtet und respektiert wird, hielt ich es stets für notwendig, besonders meine Töchter zu schützen. Ich habe ihnen nicht verboten, Freunde unter unseren Bekannten zu haben und mit ihnen zusammen zu sein. Doch allein auszugehen, erlaube ich ihnen nicht — schon gar nicht in dieser Stadt!

Da für die Jungen die Gefahr nicht so groß ist, räume ich ihnen mehr Freiheit ein als den Mädchen. Doch ungeachtet ihres Alters müssen sie, solange sie unter meiner Aufsicht stehen, zu einer bestimmten Zeit zu Hause sein. Nur ganz selten ist einer zu spät nach Hause gekommen, und wenn, dann stand er vor verschlossener Tür. Ich ließ ihn einige Zeit in der kalten Nachtluft draußen stehen, bevor ich ihm öffnete. Da sie meine Einstellung kannten, kam dies selten ein zweites Mal vor.

Wenn man vorbeugend ein wachsames Auge auf die Kinder hat, kommt es oft nicht soweit, daß man sie strafen muß. Mit anderen Worten: Vorbeugen ist besser als Heilen. Eltern, die in puncto Aufsicht nachlässig sind, züchtigen vielleicht ihre Kinder wegen eines Vergehens, für das sie zufolge ihrer Nachlässigkeit selbst eine gewisse Schuld trifft.

RUHE FÜR MEINE SEELE FINDEN

So wichtig ein gutes elterliches Beispiel und Wachsamkeit für eine erfolgreiche Kindererziehung auch sind, ist doch ganz bestimmt mehr erforderlich. Wenn Kinder willentlich ungehorsam sind, wirkt die buchstäbliche Rute, richtig angewandt, bei ihnen Wunder. Das wiederum hat auf Eltern eine beruhigende, erfreuliche Wirkung, wie dies in Sprüche 29:17 mit den Worten gezeigt wird: „Züchtige deinen Sohn, und er wird dir Ruhe bringen und deiner Seele Wonne schenken.“

Wenn ich meinem Kind sage, es solle etwas tun, und es tut es nicht sofort, dann werde ich es daran erinnern. Schickt es sich selbst dann noch nicht dazu an und sehe ich, daß es willentlich ungehorsam ist, so züchtige ich es. Da ich mich konsequent bemüht habe, so vorzugehen, mußte ich meinen Kindern kaum etwas zweimal sagen.

Bevor ich aber zur Rute greife, spreche ich mit dem Kind allein und erkläre ihm, weshalb es bestraft wird. Ich möchte, daß es dies deutlich versteht. Außerdem bewahrt mich das davor, daß ich es im Zorn strafe.

Selbstverständlich können andere Arten der Züchtigung genauso wirkungsvoll sein. Jedes Kind ist anders und reagiert anders. Für einige ist ein mißbilligender Blick vielleicht schon eine schwere Zurechtweisung. Andere zeigen eine günstige Reaktion, wenn ihnen etwas, was sie sehr gern haben, vorenthalten wird.

Ich erinnere mich an eine Art der Strafe, die bei Horacio, meinem fünften Sohn, sehr wirkungsvoll war, als die Rute einmal nichts mehr nützte. Als er ungefähr acht Jahre alt war, wollte er unbedingt mit Jungen aus der Nachbarschaft zusammen sein, die für ihn keine gute Gesellschaft waren. Ich verlangte deshalb eines Tages von ihm, daß er ein Kleid seiner Schwester anziehe. Weil er damit nicht gesehen werden wollte, ging er nicht auf die Straße, sondern blieb zu Hause.

Als ich bei Efraín und Cicerón, meinem dritten und meinem sechsten Sohn, eine Neigung zur Widerspenstigkeit feststellte, entschloß ich mich, sie auf den Bauernhof ihres Großvaters zu schicken. Die Jungen waren damals ungefähr achtzehn und fünfzehn Jahre alt. Als sie dort ankamen, war meinem Schwiegervater sofort klar, daß es eine Strafe für sie sein sollte. Es bereitete ihm Freude, seine Enkel richtig einzuspannen. Da er selbst gewohnt war, tüchtig zu arbeiten, ärgerte er sich über jeden Faulenzer oder Müßiggänger maßlos. Die Jungen mußten jeden Morgen um fünf Uhr aufstehen. Dann begann für sie ein Kampf mit Schlangen und Wespen, während sie bei der Arbeit auf den Feldern unter der Äquatorsonne Blasen an den Händen bekamen. Ein Monat genügte vollauf, um ihnen verstehen zu helfen, wie sie sich zu Hause zu benehmen hatten.

Unlängst bat ich vier meiner Söhne, sich die Haare schneiden zu lassen. Ich hielt sie für zu lang. Efraín, der älteste der vier, war damals ungefähr zwanzig. Einige Tage später war immer noch nichts geschehen; deshalb sagte ich zu ihnen: „Efraín, Rafael, Horacio, Cicerón, kommt einmal mit!“ „Fein, Papa.“ Sie wußten nicht, was ich vorhatte — bis wir im Frisörsalon waren. Dem Frisör sagte ich: „Tun Sie mir bitte den Gefallen und schneiden Sie die Haare dieser vier Jungen genauso, wie Sie meine schneiden würden — kurz, ja ziemlich kurz!“

SCHULERZIEHUNG UND BERUFSAUSBILDUNG

Aus wirtschaftlichen Gründen beschränkte sich die Schulbildung meiner Söhne auf die Grundschule. Einige haben zwar später Sonderkurse in bestimmten Fächern belegt. Doch ich fürchtete, daß diejenigen, denen ich eine höhere Schulbildung bieten würde, überheblich und gegenüber ihren weniger gebildeten Brüdern herrschsüchtig werden könnten. Um diese Möglichkeit auszuschließen, bot ich das, was ich nicht allen bieten konnte, keinem von ihnen.

Dennoch erlaubten es mir meine Verhältnisse, dem Vorbild israelitischer Eltern zu folgen. Sie lehrten ihre Kinder nicht nur Lesen und Schreiben, sondern unterwiesen ihre Söhne auch in einem Beruf. Wer seinem Sohn keinen Beruf beibrachte, lehrte ihn in ihren Augen in Wirklichkeit das Stehlen. Mir bereitete es große Freude, alle meine Söhne nach dem Grundschulabschluß ausnahmslos an meiner Seite in der Werkstatt arbeiten zu lassen.

Ich konnte meinen Söhnen nicht nur ein besonderes Handwerk, einen Beruf, beibringen, sondern hatte dadurch, daß sie bei mir arbeiteten, auch die Gelegenheit, sie über andere wichtige Dinge des täglichen Lebens zu belehren. Ich zeigte ihnen zum Beispiel, wie man arbeitet, wie man Probleme überwindet, wie man eine Arbeit mit Ausdauer zu Ende führt, wie man logisch denken lernt und wie man Entscheidungen fällt.

Unsere gemeinsame Arbeit trug außerdem dazu bei, daß wir zusammenhielten, uns näherkamen und Gedankenaustausch pflegten, was für meine Söhne und für mich viel bedeutete. Von der Zeit an, da meine Söhne sich neben mich auf die Werkbank zu setzen pflegen, um meine Arbeit zu beobachten und mit mir zu plaudern, wenden sie sich mit jedem Problem vertrauensvoll an mich. Sie sind meine ständigen Gefährten und Freunde. Sie achten mich und ich sie. Ich muß bei der Arbeit keine Befehle erteilen. Freundliche Hinweise bewirken dasselbe und tragen zu einer sehr wohltuenden Atmosphäre in der Werkstatt bei.

Ich kenne natürlich den Spruch: „Immer Arbeit, nie ein Spiel, wird dem Knaben Hans zuviel.“ Deshalb freue ich mich, daß ich meinen Kindern auch etwas Ablenkung bieten kann. Schon immer hatte ich eine besondere Vorliebe für Musik. Als ich noch ledig war, befaßte ich mich mit Musik und lernte Bandola, Gitarre und Tiple (eine kleine Soprangitarre) spielen. Einige der Jungen spielen gut Gitarre, und wenn wir gesellig zusammen sind, singen meine Töchter gern zu unserer Instrumentalbegleitung.

BILDUNG, DIE WIRKLICH ZÄHLT

Außer der Schulerziehung und der Berufsausbildung erhielten meine Kinder noch eine andere Art der Bildung, die sich viel mehr bezahlt macht. Ich meine damit natürlich ihre religiöse Erziehung.

Auch in dieser Hinsicht bemühten wir uns, Belén und ich, unseren Kindern ein gutes Beispiel zu geben. Durch unser persönliches Studium des Wortes Gottes haben wir erkannt, was Jehova auf dem Gebiet der Anbetung und des Gehorsams von uns erwartet. Wir bemühen uns natürlich, in jeder Hinsicht seinem Willen entsprechend zu leben. Gottes Willen zu tun ist nicht mit einem komplizierten Ritual verbunden. Es bedeutet vielmehr, ständig bestimmte grundlegende, sinnvolle Aufgaben auszuführen und im Leben Gottes gerechten Verhaltensmaßstab zu beachten.

Eine dieser grundlegenden Aufgaben besteht darin, regelmäßig Gottes Wort zu studieren, sowohl privat als auch in Gemeinschaft mit anderen wahren Anbetern Jehovas in den christlichen Zusammenkünften. Von der Zeit an, als ich begann, die Zusammenkünfte der Zeugen Jehovas zu besuchen, habe ich meine Frau und meine Kinder mitgenommen. Schließlich wurde unser Haus zur Versammlungsstätte für die ganze Versammlung oder einen Teil davon und ist es heute noch. Alle Glieder der Familie bereiten sich auf die Zusammenkünfte vor und beteiligen sich daran. Das ist bei uns zur Gewohnheit geworden und hat außerordentlich zu unserem geistigen Wohl beigetragen (Hebr. 10:25).

Im Gegensatz zu vielen Familien in diesem Teil der Welt pflegen wir noch eine weitere angenehme Gewohnheit: Wir nehmen unsere Mahlzeiten gemeinsam als Familie ein. Als meine „Olivenbaumschosse“ zu zahlreich wurden und am Tisch im Eßzimmer keinen Platz mehr hatten, setzten sich einige an einen kleineren Tisch in der Küche.

Die gemeinsamen Mahlzeiten haben unsere Einheit entschieden gefördert, indem sie uns zum Beispiel Gelegenheit bieten, gemeinsam zu beten. Und sie ermöglichen es mir, meinen Kindern die Aussprüche Gottes einzuschärfen ‘wenn wir in meinem Hause sitzen’, was in Übereinstimmung mit Gottes Willen ist (5. Mose 6:6, 7). Sie haben mir auch geholfen, sozusagen stets den Puls der Familie zu fühlen, die Einstellung oder Neigung eines jeden zu erkennen, und dann das zu tun, was ich im Hinblick auf die geistigen Bedürfnisse des einzelnen für angebracht halte.

Die Zeit, die wir bei Mahlzeiten verbringen, ist natürlich nicht nur mit rein biblischer Unterweisung ausgefüllt. Wir plaudern und machen auch Spaß, und manchmal wird nach Tisch zur Entspannung auch etwas Gitarre gespielt.

Da wir uns dessen bewußt sind, daß sich unsere christliche Liebe nicht nur auf unsere Familie, sondern auch auf andere erstrecken muß, sind wir, meine Frau und ich, es gewohnt, die gute Botschaft von Gottes Königreich anderen zu überbringen. Alle meine Kinder beteiligen sich an dieser sehr segensreichen Tätigkeit; fünf von ihnen setzen hin und wieder ihre ganze Zeit dafür ein.

In Verbindung damit erinnere ich mich an ein Erlebnis, das ich mit Raúl, meinem zweiten Sohn, hatte, als er ungefähr siebzehn war. An einem Sonntagmorgen sagte ich zu ihm: „Nun, mein Sohn, gehen wir in den Dienst!“ Er antwortete: „Nein, ich gehe nicht.“ Überrascht fragte ich: „Und warum nicht?“ „Weil es kein Zwang ist“, entgegnete er. Ich sagte darauf: „Richtig, es ist kein Zwang. Sehr gut.“ Das war alles, was ich zu Raúl darüber sagte. Ich erwähnte weder etwas davon, daß er nächsten Sonntag mitgehen könne, noch war ich mürrisch oder ärgerlich. Ich weiß nicht, was er selbst dachte, aber am darauffolgenden Sonntag ging er wieder mit, gelassen, ohne ein Wort zu sagen.

Seit jenem Vorfall hat sich Raúl willig und eifrig im Dienst für Gottes Königreich eingesetzt, wofür ihn Jehova reich gesegnet hat. Er erhielt das Vorrecht, die Wachtturm-Bibelschule Gilead in New York zu besuchen, später diente er seinen christlichen Brüdern in ganz Kolumbien als Bezirksaufseher. Nun ist er zusammen mit seiner Frau ein Mitarbeiter im Zweigbüro der Watch Tower Society in Barranquilla und hilft mit, das Werk der Zeugen Jehovas in Kolumbien zu beaufsichtigen.

GRUND, GLÜCKLICH ZU SEIN

Wenn ich auch jetzt in materieller Hinsicht etwas mehr habe als noch vor wenigen Jahren, so ist nicht etwa das der Grund dafür, daß ich heute glücklich bin. Materieller Besitz an sich macht nicht wirklich glücklich. Es sind die geistigen Segnungen, die Glück vermitteln. Wenn zum Beispiel in der Familie Eintracht herrscht und keine schwerwiegenden Probleme entstehen, hat man Grund, glücklich zu sein. Und wenn ich sehe, wie alle meine Kinder ihrem Schöpfer ergeben sind und die vier ältesten Söhne in der Christenversammlung als Älteste dienen, bin ich wirklich sehr glücklich und zufrieden (Spr. 10:22).

Bis jetzt sind zehn meiner Kinder verheiratet, und die meisten von ihnen haben ihre eigenen „Schosse“. Ich freue mich sehr, daß sie uns häufig besuchen. Sie sind gern bei uns. Ihre Mutter und ich sind auch gern bei ihnen. Diese innige Verbundenheit besteht immer noch. Natürlich haben wir etwas Wesentliches gemeinsam: unsere Liebe zu unserem himmlischen Vater, Jehova, ‘dem jede Familie ihren Namen verdankt’, ihr Dasein. Ihm verdanken wir auch unsere Hoffnung, daß unsere Familienbande nie durch den Tod aufgelöst werden mögen, weil „es neue Himmel und eine neue Erde [gibt], die wir gemäß seiner Verheißung erwarten, und in diesen wird Gerechtigkeit wohnen“ (2. Petr. 3:13; Eph. 3:14, 15).

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