Hirten der Herde unter einem Herrn
1. Wer ist der „vortreffliche Hirte“, und welches Verhältnis hat er zu den „Schafen“?
ALS der Herr Jesus Christus auf der Erde war, gab er sich als der „vortreffliche Hirte“ zu erkennen. Seine „Schafe“ hörten auf seine Stimme und folgten ihm. Er sagte, daß er seine Seele zu ihren Gunsten dahingebe (Joh. 10:1-15). Somit wurden die Nachfolger Jesu Christi, die die Versammlung bilden, von Christus Jesus mit den Schafen einer Herde verglichen. In Lukas 12:32 sprach Jesus von einer „kleinen Herde“, der das Königreich gegeben werde, und in Johannes 10:16 erwähnte er „andere Schafe“, die ebenfalls auf seine Stimme hören und ein Teil seiner Herde werden würden. Er selbst, Jesus Christus, würde ihr Hirte sein.
2. Warum müssen die Unterhirten die Herde als etwas Kostbares behandeln?
2 Die christlichen Bibelschreiber gebrauchten später ähnliche Ausdrücke, wenn sie sich an christliche Aufseher wandten, die den Auftrag hatten, unter dem Herrn Jesus Christus als Hirten zu dienen. Den Aufsehern in Ephesus sagte Paulus: „Gebt acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in welcher euch der heilige Geist zu Aufsehern ernannt hat, um die Versammlung Gottes zu hüten, die er mit dem Blute seines eigenen Sohnes erkauft hat“ (Apg. 20:28). Hier betonte Paulus die Notwendigkeit, daß diese Hirten anerkannten, daß die Versammlung Gott gehört und daß sie mit dem Blut seines eigenen Sohnes erkauft wurde, das Gott für sehr kostbar hält. Diese Hirten müssen daher im Umgang mit der Herde daran denken, daß sie in den Augen Gottes und Christi, denen sie gehört, etwas besonders Kostbares ist.
3. (a) Was wurde im ersten Jahrhundert von jedem Glied der Herde erwartet? (b) Wie wurde in der Versammlung die Einheit gefördert?
3 Als Paulus diesen Rat gab, befanden sich die Glieder der Christenversammlung nicht an einem einzigen Ort oder in einer einzigen Stadt, sondern sie waren in den Versammlungen zu finden, die es in vielen Städten des Römischen Reiches gab. Obwohl sie an vielen Orten lebten, waren sie doch nur e i n e Herde unter dem e i n e n Hirten, Christus Jesus, und von jedem Glied der Herde wurde erwartet, mit den anderen in Einheit zu leben. Das war in Übereinstimmung mit dem Gebet, das Jesus vor seinem Tod sprach: „Ich bitte nicht nur in bezug auf diese, sondern auch in bezug auf diejenigen, die durch ihr Wort an mich glauben, damit sie alle eins seien, so, wie du, Vater, in Gemeinschaft bist mit mir und ich in Gemeinschaft bin mit dir, daß auch sie in Gemeinschaft mit uns seien, damit die Welt glaube, daß du mich ausgesandt hast“ (Joh. 17:20, 21). Diejenigen, die im ersten Jahrhundert den Auftrag erhalten hatten, den Versammlungen zu dienen, sollten sich bemühen, die Einheit zu fördern. Das sollten sie dadurch tun, daß sie die Aufmerksamkeit auf das ernannte Haupt der Versammlung, Jesus Christus, lenkten und alle ermunterten, ihn nachzuahmen, indem sie an der Wahrheit festhielten und wahre Liebe bekundeten. Diesbezüglich heißt es in Epheser 4:15, 16: „Die Wahrheit redend, laßt uns in allen Dingen durch Liebe in den hineinwachsen, der das Haupt ist, Christus. Von ihm aus bewirkt der ganze Leib, harmonisch zusammengefügt und durch jedes Gelenk, welches gibt, was nötig ist, zum Zusammenwirken veranlaßt, gemäß der Funktion jedes einzelnen Gliedes, in gebührendem Maß das Wachstum des Leibes zu dessen Auferbauung in Liebe.“ Obwohl verschiedene Arten von Arbeit zu verrichten waren, waren also alle, die sich an dem Werk beteiligten, in Wirklichkeit ein einziger Leib, bestehend aus vielen Gliedern, und sie alle unterstanden dem einen Haupt, Jesus Christus.
4. (a) Was erklärte Jesus dem Petrus nachdrücklich? (b) Woran erinnerte Petrus die älteren Männer?
4 Petrus war einer von denen, die unter der Leitung des Oberhirten, Jesus Christus, als Hirten tätig waren. Jesus sagte nach seiner Auferstehung zu Petrus nachdrücklich, wie wir das in Johannes 21:15-17 lesen können, daß er seine Liebe zu Christus durch das Weiden der „Schäflein“ beweisen solle. Viele Jahre später schrieb Petrus an Mitchristen, die in der Christenversammlung ebenfalls das Amt älterer Männer bekleideten. Gemäß 1. Petrus 5:1-4 schrieb er: „Daher gebe ich den älteren Männern unter euch diese Ermahnung, denn auch ich bin ein älterer Mann wie sie und ein Zeuge der Leiden des Christus, ja ein Teilhaber an der Herrlichkeit, die geoffenbart werden soll: Hütet die Herde Gottes, die in eurer Obhut ist, nicht aus Zwang, sondern freiwillig; auch nicht aus Liebe zu unehrlichem Gewinn, sondern voll Eifer; auch nicht als solche, die über die herrschen, die Gottes Erbe sind, sondern indem ihr Vorbilder für die Herde werdet. Und wenn der Oberhirte offenbar gemacht worden ist, so werdet ihr die unverwelkliche Krone der Herrlichkeit empfangen.“ Dadurch wurden diese älteren Männer, diese Hirten unter Christus Jesus, daran erinnert, daß die Herde Gott gehört, daß sie für sie sorgen müssen und daß sie ihnen als älteren Männern sehr am Herzen liegen sollte.
5. (a) Was ist unter christlicher Aufsicht zu verstehen? (b) Wie wurde dies von Jesus hervorgehoben?
5 Ein christlicher Hirte ist ein Aufseher, aber darunter ist nicht das zu verstehen, was die Welt im allgemeinen unter einem Aufseher versteht. In der Christenversammlung herrscht keiner über diejenigen, die Gottes Erbe sind. Durch das Amt eines Aufsehers wird keiner etwas Besseres. Das hatte Petrus sehr gut von Christus Jesus gelernt, als Jesus das letzte Abendmahl mit seinen Aposteln feierte. Der Bericht darüber in Lukas 22:24-27 lautet wie folgt: „Es entstand indessen auch ein hitziger Wortstreit unter ihnen darüber, wer von ihnen der Größte zu sein scheine. Er aber sagte zu ihnen: ,Die Könige der Nationen spielen sich als Herren über sie auf, und die, die Gewalt über sie haben, werden Wohltäter genannt. Ihr aber sollt nicht so sein, sondern möge der, der unter euch der Größte ist, wie der Jüngste werden und der, der als Oberster amtet, wie der Dienende. Denn wer ist größer, der zu Tische Liegende oder der Bedienende? Ist es nicht der zu Tische Liegende? Ich aber bin in eurer Mitte wie der Dienende.‘ “ Die Jünger taten unrecht, einen solch hitzigen Wortstreit zu führen, und doch wies Jesus sie liebevoll zurecht.
6, 7. (a) Inwiefern war Jesus ein ausgezeichnetes Vorbild für die künftigen Hirten? (b) Welche Eigenschaft hob auch Petrus hervor? (c) Wieso kommt diese Eigenschaft der Versammlung zugute?
6 Der Oberhirte war für diese künftigen Hirten ein ausgezeichnetes Vorbild. Der Bericht des Johannes über Jesu Abendmahl mit seinen Jüngern enthält ein Beispiel dafür: „Im Verlauf des Abendmahls . . . erhob er sich . . . und legte seine äußeren Kleider beiseite. Und er nahm ein leinenes Tuch und gürtete sich. Danach goß er Wasser in ein Becken und fing an, den Jüngern die Füße zu waschen und sie mit dem leinenen Tuch, mit dem er umgürtet war, abzutrocknen“ (Joh. 13:2-5). Jesus war ein guter Lehrer, und daher erklärte er ihnen mit folgenden Worten, weshalb er ihnen die Füße gewaschen hatte: „Wißt ihr, was ich euch getan habe? Ihr redet mich mit ,Lehrer‘ und ,Herr‘ an, und ihr sagt es mit Recht, denn ich bin es. Wenn nun ich euch, obwohl Herr und Lehrer, die Füße gewaschen habe, so seid auch ihr verpflichtet, einander die Füße zu waschen. Denn ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit so, wie ich euch getan habe, auch ihr tun sollt“ (Joh. 13:12-15).
7 Petrus war von dem Beispiel, das Christus Jesus gab, tief beeindruckt, und er erkannte, daß ein Hirte die Herde mit Demut behandeln und immer bereit sein muß, ihr zu dienen. Daher schrieb er: „. . . nicht als solche, die über die herrschen, die Gottes Erbe sind, sondern indem ihr Vorbilder für die Herde werdet.“ Diese Demut ist eine Eigenschaft, die Christus Jesus bei denen sehen wollte, die die Herde Gottes hüten. Deshalb sagte Petrus weiter: „Ebenso ihr jüngeren Männer, seid den älteren Männern untertan. Ihr alle aber, gürtet euch mit Demut gegeneinander, denn Gott widersteht den Hochmütigen, den Demütigen aber erweist er unverdiente Güte. Erniedrigt euch daher unter die mächtige Hand Gottes, damit er euch zur gegebenen Zeit erhöhe“ (1. Petr. 5:5, 6). Es hat Vorteile, demütig zu sein. Wenn wir demütig sind, fällt es anderen viel leichter, sich mit ihren Problemen an uns zu wenden, und dieser Geist hält die ganze Versammlung in Liebe zusammen. Wer in Liebe und Demut dient, wird niemals selbstherrlich oder eigenmächtig vorgehen oder sich als Herr über das Erbe Gottes aufspielen. Ein wahrer Hirte bemüht sich, ein Vorbild für die Herde zu werden.
8. (a) Welcher Gedanke liegt dem griechischen Wort epískopos zugrunde? (b) Wieso trifft dieses Wort auf christliche Aufseher eher zu als das griechische Wort kýrios?
8 Das Wort „Aufseher“, das die Übersetzung des griechischen Wortes epískopos ist, bezeichnet jemand, der ein Hüter ist oder über etwas wacht. Schützende Fürsorge ist der Grundgedanke, der in dem Wort epískopos enthalten ist. Der christliche Aufseher ist also jemand, der um die Herde Gottes besorgt ist und der die Herde Gottes so hütet, wie ein Hirte buchstäbliche Schafe hüten würde. Als Aufseher hat er kein Recht, über Gottes Herde den Herrn zu spielen. Das Wort „Herr“ ist eine Übersetzung des griechischen Wortes kýrios und bezeichnet jemanden, der Macht und Gewalt über andere hat, wie zum Beispiel der Herr eines Hauses oder ein Familienvorstand. Dieses Wort wird auch mit „Gebieter“ und „Besitzer“ übersetzt. Ein Sklavenbesitzer fällt in diese Kategorie, aber es gibt heute nur wenige Sklavenbesitzer. Doch auf die heutigen Arbeitgeber oder Chefs würde der Ausdruck kýrios oder „Herr“ passen. Aber Älteste sollten ihr Verhältnis zu ihren Brüdern nicht so sehen wie das Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Die Ältesten sind Hirten, und Hirten führen ihre Schafe auf gute Weiden und an gute Wasserstellen, und sie schützen sie und bemühen sich, ihre Verletzungen oder Krankheiten zu heilen. In der Christenversammlung ermuntern die Hirten ihre Brüder im Werke des Herrn, indem sie als Mitarbeiter mit ihnen zusammenarbeiten und anerkennen, daß wir alle ein und denselben Herrn und Gebieter haben, unter dem wir dienen und dem wir Rechenschaft ablegen müssen.
9, 10. (a) Inwiefern gab Petrus ein gutes Beispiel in bezug auf Demut? (b) Welche Eigenschaft wahrer Hirten, die in der falschen Religion nicht zu finden ist, trägt zur Einheit bei, und wie wurde dies von Jesus betont?
9 Petrus gab in dieser Hinsicht ein gutes Beispiel; er erhob sich nicht über andere. Als er seine Worte an ältere Männer richtete, sagte er von sich, wie wir in 1. Petrus 5:1 lesen: „Auch ich bin ein älterer Mann.“ Das unterscheidet sich völlig von der Ansicht, die man in manchen Religionsgemeinschaften der Welt über Petrus hat, die ihm einen gewissen Primat zusprechen oder ihn in die Stellung eines Papstes erhöhen wollen. Das entspricht nicht dem Beispiel, das Petrus gegeben hat.
10 Es besteht kein Zweifel, daß sich Petrus genau an die Worte erinnerte, die Jesus sprach, nachdem er auf die Schriftgelehrten und Pharisäer hingewiesen hatte, die sich selbst erhöht hatten. Gemäß Matthäus 23:8-12 sagte er: „Ihr aber, laßt euch nicht Rabbi nennen, denn e i n e r ist euer Lehrer, während ihr alle Brüder seid. . . . Auch laßt euch nicht ,Führer‘ nennen, denn e i n e r ist euer Führer, der Christus. Der Größte aber unter euch soll euer Diener sein. Wer irgend sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden; und wer irgend sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.“ Die Hirten, die unter Christus Jesus dienen, können durch ihre christliche Demut viel zur Einheit der Herde beitragen, und Jehova wird seinen Segen dazu geben.
11. Welches gute Beispiel gaben Paulus und Barnabas Aufsehern der heutigen Zeit?
11 Bei einer Gelegenheit standen Paulus und Barnabas als reisende Aufseher vor dem Problem, daß einige Männer lehrten, die Beschneidung sei eine Voraussetzung für die Errettung. Aus Apostelgeschichte 15:2 geht hervor, daß Paulus und Barnabas mit dieser Lehre nicht einverstanden waren, sondern dagegen argumentierten. Trotzdem legten sie um der Einheit der ganzen Organisation willen die Frage der leitenden Körperschaft, den Aposteln und Ältesten in Jerusalem, vor. Nachdem die Angelegenheit gründlich besprochen worden war und die leitende Körperschaft eine Entscheidung gefällt hatte, nahmen reisende Aufseher wie Paulus die Entscheidung ganzherzig an und übermittelten den Versammlungen die wichtige geistige Belehrung. In Apostelgeschichte 16:4, 5 wird berichtet: „Als sie nun durch die Städte reisten, überbrachten sie denen, die dort waren, die zu beachtenden Verordnungen, welche von den Aposteln und älteren Männern, die sich in Jerusalem befanden, beschlossen worden waren. Die Versammlungen wurden daher tatsächlich im Glauben weiterhin befestigt und nahmen von Tag zu Tag an Zahl zu.“ Das trug dazu bei, daß die Einheit der ganzen Herde im Handeln und im Denken gestärkt wurde, und offensichtlich fand Jehova Wohlgefallen daran, denn er gab den Versammlungen Gelingen und Mehrung. Paulus und Barnabas waren durch ihre Achtung vor den Entscheidungen der leitenden Körperschaft der Christenversammlung für die Aufseher der heutigen Zeit ein gutes Beispiel.
12. (a) Wem schrieb Paulus immer die Ehre zu? (b) Wie verhielt sich Paulus gegenüber den Aufsehern in der Versammlung?
12 Paulus hatte zwar einen Anteil an der Ausbreitung der Wahrheit, und er sah, wie sich das Werk ausdehnte, doch in vorbildlicher Weise gab er immer Jehova die Ehre und lenkte die Aufmerksamkeit von sich selbst und anderen Dienern Gottes ab, indem er sagte, daß weder „der Pflanzende etwas ist noch der Begießende, sondern Gott, der es wachsen läßt“ (1. Kor. 3:7). Aus seinem Brief an die Korinther erfahren wir auch, daß es nötig war, die Aufseher der Versammlung in Korinth an gewisse Erfordernisse des Gesetzes Gottes zu erinnern, für deren Einhaltung sie nicht sorgten. In Kapitel fünf lesen wir, daß über einen Fall von Hurerei in der Versammlung berichtet wurde, aber daß keine Maßnahmen ergriffen worden waren. Wir lesen nichts davon, daß Paulus alle Aufseher wegen dieses Versäumnisses für ungeeignet gehalten hätte oder von ihren Ämtern hätte entbinden lassen wollen. Statt dessen wies er sie an, keine Gemeinschaft mehr mit jemandem zu haben, der behaupte, ein Bruder zu sein, aber Gottes Gesetz breche, und er gebot ihnen, den Bösen aus ihrer Mitte zu entfernen. Paulus war geduldig mit ihnen und räumte ihnen Gelegenheit ein, sich als Hirten zu verbessern. Das bedeutet jedoch nicht, daß ein Aufseher oder ein Dienstamtgehilfe nie sein Dienstvorrecht verlieren könnte. Wenn er sich als untreu erwiese oder nicht mehr untadelig wäre, würde er sich nicht mehr eignen, in dieser Stellung zu dienen.
EIN DIENST, DER VEREINT
13. Wie sollte ein Aufseher über Verantwortung denken?
13 Ein Aufseher trägt eine schwere Verantwortung. Aber es ist eine freudige Verantwortung, ein großartiges Vorrecht! So betrachtet, wird einem die Last leichter. Man denke daran, daß der „vortreffliche Hirte“ sagte: „Mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht“ (Matth. 11:30). So sah Jesus seine Last an. Seine Unterhirten, die mit ihm unter einem Joch stehen, indem sie Jehovas Willen gemäß seinem Beispiel tun, sollten darüber genauso denken. Viel hängt davon ab, daß man das Wichtigste auch wirklich an die erste Stelle setzt (Matth. 6:33).
14. Worin bestand das große Werk Jesu, und worin schulte er seine Jünger?
14 Betrachten wir Jesu Beispiel noch etwas genauer. Worin bestand sein großes Werk auf der Erde? Als Johannes der Täufer verhaftet und ins Gefängnis gesteckt wurde, ging Jesus nach Galiläa und nahm dort seinen Dienst auf. „Von dieser Zeit an fing Jesus an zu predigen und zu sagen: ,Bereut, denn das Königreich der Himmel hat sich genaht‘ “ (Matth. 4:17). Die wichtigste Tätigkeit Jesu war das Predigen des Königreiches. Und hauptsächlich darin schulte er auch seine Jünger (Luk. 8:1; 9:1, 2; 10:1, 8, 9). Gegen Ende seines irdischen Dienstes sagte er zu Pilatus: „Dazu bin ich geboren worden und dazu bin ich in die Welt gekommen, damit ich für die Wahrheit Zeugnis ablege“ (Joh. 18:37). Sollten sich die Unterhirten, die mit Jesus unter einem Joch stehen, ein geringeres Ziel setzen?
15, 16. (a) Für welches Problem der Aufseher sollten alle Verständnis zeigen? (b) Zu welchen Segnungen kann es führen, wenn die Aufseher ihrer Verantwortung als Evangeliumsverkündiger, Hirten und Lehrer in ausgeglichener Weise nachkommen?
15 Viele Aufseher haben in dieser Hinsicht jedoch ein Problem, und das ist auch verständlich. Sie verwenden viel Zeit darauf, ihren Familienpflichten nachzukommen und Hirtenbesuche zu machen, so daß es ihnen schwerfällt, Gelegenheiten zu finden, im Haus-zu-Haus-Dienst und auf anderen Gebieten des Predigtdienstes führend voranzugehen. Könnte aber trotzdem ein vernünftiges Gleichgewicht zwischen dem Evangelisieren, dem Hirtenwerk und dem Lehren hergestellt werden? (Eph. 4:11). Ein Aufseher, der plant, sich regelmäßig mit einer Dienstgruppe am Evangelisieren zu beteiligen, könnte damit andere Tätigkeiten verbinden. Oft wird er seine Familie mit in den Dienst nehmen können und ihr sowie anderen in der Gruppe praktische Schulung zuteil werden lassen. Es bereitet immer viel Freude, wenn sich die ganze Familie regelmäßig gemeinsam am Predigtdienst beteiligt, und andere können sich dadurch ebenfalls angespornt fühlen und Freude finden.
16 Und wie steht es dann mit den Hirtenbesuchen? Wenn der Aufseher vom Dienst zurückkehrt, kann er kurz einen Bruder oder eine Familie besuchen, und zweifellos wird es sich anregend auswirken, wenn er seine Erfahrungen erzählt, die er gerade zuvor im Dienst gemacht hat. Einige Aufseher haben auch auf dem Heimweg von ihrer weltlichen Arbeit kurze Besuche gemacht. Wenn solche Besuche gut geplant sind, geht nicht zuviel Zeit vom Evangelisieren verloren. Aufseher können heute das gleiche sagen, was einst der Apostel Paulus sagte: „Wenn ich nun die gute Botschaft verkünde, ist das kein Grund für mich zum Rühmen, denn eine Notwendigkeit ist mir auferlegt. Tatsächlich, wehe mir, wenn ich die gute Botschaft nicht verkündigte!“ (1. Kor. 9:16). Wie erfrischend ist es doch für einen Christen, stets eifrig die gute Botschaft zu verkündigen, und wie sehr schätzt doch die Herde das gute Beispiel der Aufseher in dieser Hinsicht!
17. Wie verrichtete Jesus seinen Dienst?
17 Alle, die als ‘Evangeliumsverkündiger, Hirten und Lehrer’ dienen, können viel aus der Art und Weise lernen, wie Jesus seinen Dienst verrichtete. Er verkündigte das Königreich, wo immer er Menschen finden konnte. Heute tun wir dies hauptsächlich von Tür zu Tür. Doch beachte, wie Jesus seine öffentliche Predigttätigkeit mit der privaten Belehrung seiner Jünger verband. Bei einer Gelegenheit stieg Jesus in ein Boot und sprach zu großen Menschenmengen, die sich am Strand versammelt hatten. „Er [teilte] ihnen viele Dinge in Gleichnissen mit.“ Nachdem er das Gleichnis vom Sämann erzählt hatte, fragten ihn seine Jünger, warum er immer in Gleichnissen rede. Darauf beantwortete er ihnen privat die Frage. Dann redete er noch vieles andere „durch Gleichnisse zu den Volksmengen“. Später „begab er sich in das Haus“, und seine Jünger kamen wieder zu ihm, und er half ihnen, ‘den Sinn von allen diesen Dingen zu erfassen’ (Matth. 13:1-3, 10, 11, 34-36, 51).
18. Wie kann es sich auswirken, wenn die Aufseher ihren Dienst auf das Predigen ausrichten?
18 Der Dienst Jesu war also auf das Predigen ausgerichtet. Die Aufseher der heutigen Zeit sollten diesem Vorbild folgen. Wenn sie mit einer Gruppe in den Predigtdienst gehen, können sie verschiedene Glieder der Gruppe begleiten. Dadurch kann die Gruppe sehr ermuntert werden. Und während sie mit den einzelnen zusammenarbeiten, können sie ihnen erklären, wie man auf verschiedene Situationen an den Türen reagieren sollte, und können ihnen zeigen, wie man gewisse Schwierigkeiten überwinden kann. Es ergeben sich dann auch Gelegenheiten — besonders am Ende des Dienstes —, Fragen zu besprechen, die einzelne haben mögen. Während die Aufseher also die Begeisterung der Gruppe für das Evangeliumswerk fördern, können sie sich gleichzeitig als Hirten und Lehrer betätigen.
19. Welches hervorragende Beispiel gab Jesus als der „vortreffliche Hirte“?
19 In Johannes 10:3, 4 lesen wir über den „vortrefflichen Hirten“: „Er ruft seine eigenen Schafe beim Namen und führt sie hinaus. . . . Er [geht] vor ihnen her, und die Schafe folgen ihm, weil sie seine Stimme kennen.“ Genauso können die Unterhirten heute die Glieder der Herde sehr ermuntern, wenn sie im Königreichsdienst führend vorangehen, liebevoll die Bedürfnisse der einzelnen in der Dienstgruppe berücksichtigen und sich aufrichtig bemühen, jeden zu erbauen, so daß alle ihre Fähigkeiten im Predigen und Lehren der guten Botschaft verbessern können. Jesus selbst gab in dieser Hinsicht das beste Beispiel (Ps. 40:9).
20. (a) In welchem Fall sollte die Herde die Aufseher nicht kritisieren? (b) Wie können die Glieder der Herde die liebevolle Arbeit der Aufseher treu unterstützen?
20 Manchmal können Probleme einen großen Teil der Zeit der Aufseher in Anspruch nehmen, und diese Probleme dürfen nicht vernachlässigt werden. Keiner sollte die Aufseher kritisieren, wenn diese Probleme sie manchmal daran hindern, im Königreichsdienst führend voranzugehen. Alle Glieder der Herde schätzen die liebevolle Arbeit der Aufseher. Sie wissen, daß sich die Aufseher bemühen, das richtige Gleichgewicht zwischen dem Evangelisieren, der Hirtentätigkeit und dem Lehren herzustellen. Und sie freuen sich sehr, wenn die Aufseher, soweit es ihnen die Umstände erlauben, ständig mit ihnen im Evangeliumswerk zusammenarbeiten. Oft können die Dienstamtgehilfen und andere in der Versammlung die Last der Aufseher erleichtern, indem sie sich bestimmter Arbeiten oder Pflichten annehmen, die nicht unbedingt von einem Aufseher verrichtet werden müssen. Dienstamtgehilfen und andere Gehilfen, die treu mit den Aufsehern zusammenarbeiten und aushelfen, wo immer es möglich ist, sind für die Versammlung ein großer Segen (Ps. 149:1).
21. Was wird die Folge sein, wenn alle in ihrem Dienst vereint ‘die Wahrheit reden’?
21 Während Aufseher, Dienstamtgehilfen und alle anderen in der Versammlung sowohl im Königreichsdienst als auch miteinander eifrig ‘die Wahrheit reden’ und während die gesamte Versammlung in jeder Hinsicht zusammenarbeitet, um das Werk des Predigens und Jüngermachens zu fördern, werden alle „durch Liebe in den hineinwachsen, der das Haupt ist, Christus“ (Eph. 4:15).