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  • Die schwierige Aufgabe, drei junge Franzosen zu erziehen
  • Der Wachtturm verkündet Jehovas Königreich 1978
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Der Wachtturm verkündet Jehovas Königreich 1978
w78 15. 2. S. 9-12

Die schwierige Aufgabe, drei junge Franzosen zu erziehen

Von Paul Petit erzählt

MEINE Frau Andrée und ich lebten in der blühenden Industriestadt Tourcoing in Nordfrankreich, an der belgischen Grenze. Ich war Buchhalter und lernte oft bis spät in die Nacht hinein, um einmal ein erfolgreicher Geschäftsmann zu werden.

Wir hatten drei kleine Jungen. Jacques wurde 1946 geboren, Paul 1948 und Pierre 1950. Wir wollten sie auf ein Leben vorbereiten, in dem sie es zu etwas bringen könnten, was nach der Ansicht der meisten Leute von der Fähigkeit abhing, viel Geld zu verdienen. Doch dann lernten wir etwas kennen, wodurch sich unsere Ansichten grundlegend änderten.

EIN SINNVOLLES LEBEN

Ich hatte immer gedacht, daß es einen Gott geben müsse. Ich war praktizierender Katholik. Doch Gott war für mich eigentlich keine Realität; ich hatte kein persönliches Verhältnis zu ihm und wußte auch nicht, daß er einen Vorsatz hat, der uns hier auf der Erde betrifft. Dann begannen wir aber, meine Frau und ich, die Bibel zu studieren, und durch das, was wir lernten, änderte sich unsere Einstellung grundlegend.

Was uns besonders beeindruckte, war die biblische Lehre, daß Gott nicht der Herrscher des gegenwärtigen Systems ist (2. Kor. 4:4; Joh. 12:31). Ja, Jesus und seine Jünger sprachen vom „Ende der Welt“ und meinten, wie wir lernten, damit nicht das Ende des Planeten Erde und des Sternenhimmels, sondern das Ende des gegenwärtigen verderbten weltweiten politischen, kommerziellen und religiösen Systems (Matth. 13:40, 49; 24:3, 14; 1. Joh. 2:15-17). Wir erfahren auch, daß Gottes Vorsatz darin besteht, ein gerechtes neues System herbeizuführen, und wir begannen, auf das Bibelwort zu vertrauen: „Es [gibt] neue Himmel und eine neue Erde, die wir gemäß seiner Verheißung erwarten, und in diesen wird Gerechtigkeit wohnen“ (2. Petr. 3:13).

Was sollten wir nun tun? Diese Erkenntnis bildete eine Herausforderung. Mußten wir, wenn wir das, was wir über das „Ende der Welt“ und die Errichtung eines neuen Systems unter Gottes Königreich lernten, wirklich glaubten, nicht entsprechend handeln?

Im September 1950 gab ich mich Jehova, dem Gott der Bibel, hin, um ihm zu dienen, und symbolisierte meine Hingabe durch die Taufe. Zwei Jahre später folgte mir Andrée. Ich gab die Fortbildungskurse, die mich viel Zeit kosteten, auf, und wir bemühten uns, anderen zu helfen, die wunderbaren Dinge, die wir kennengelernt hatten, zu verstehen. Wir berücksichtigten fortan bei all unseren Entscheidungen und Handlungen Gottes Willen, und das hinterließ bei unseren Jungen einen bleibenden Eindruck.

ERZIEHUNG IN DEN ERSTEN JAHREN

Drei kleine Jungen zu erziehen ist nicht leicht. Was die Sache besonders schwierig machte, war der Umstand, daß ich im Jahre 1953 als „Versammlungsdiener“, wie man damals den vorsitzführenden Aufseher einer Christenversammlung nannte, eingesetzt wurde. Die Aufsicht über die Versammlungstätigkeit kostete mich viel Zeit und Kraft, so daß Andrée in den ersten Jahren die Hauptlast der Erziehung der Jungen tragen mußte. Es war nicht leicht, mit ihnen fertig zu werden. Manchmal mußte man mit ihnen während der Zusammenkünfte hinausgehen, um sie zu strafen (Spr. 23:13, 14).

Andrée führte mit ihnen schon ein Bibelstudium durch, als sie noch klein waren. Sie freuten sich immer auf diesen Tag, denn nach dem Studium gab es stets einen besonderen Imbiß, und dann folgte ein Spaziergang durch den Park. Zum Schluß holten sie mich gemeinsam vom Büro ab. Als die Jungen älter wurden, führte ich mit der ganzen Familie ein Studium durch.

Schon sehr früh nahmen meine Frau und ich sie auch mit, wenn wir von Haus zu Haus gingen, um Zeugnis zu geben. Am Sonntagvormittag begleiteten sie oft einen 75jährigen Zeugen. Wie glücklich waren doch jeweils der alte Mann und die Jungen, wenn sie zusammen in den Predigtdienst gehen konnten! Sie wurden gute Freunde und widerlegten so die Theorie, daß nur Gleichaltrige zusammenpassen.

Wir pflanzten den Jungen auch einen gewissen Sinn für Regelmäßigkeit ein, und es wäre ihnen daher nie eingefallen, eine Zusammenkunft zu versäumen oder nicht an der Predigttätigkeit teilzunehmen, außer in unvermeidlichen Fällen. Ich bin überzeugt, daß diese Erziehung in den ersten Jahren dafür ausschlaggebend war, daß es uns so erging, wie es in Sprüche 22:6 gesagt wird: „Erziehe einen Knaben gemäß dem Wege für ihn; auch wenn er alt wird, wird er nicht davon abweichen.“

EINE WICHTIGE ENTSCHEIDUNG IN UNSEREM LEBEN

Im Jahre 1958 wurde Familien der christlichen Zeugen Jehovas ans Herz gelegt, in Gebiete zu ziehen, in denen Verkündiger des Königreiches noch dringender benötigt wurden. In Nordfrankreich, wo wir wohnten, waren die Versammlungen geistig stark und wurden von vielen tüchtigen Zeugen gut unterstützt. Aus anderen Teilen des Landes dagegen drang ein Ruf nach Hilfe, der an die Situation im alten Mazedonien erinnerte (Apg 16:9).

Unser Gewissen begann uns zu beunruhigen. Was hinderte uns daran, dem Ruf zu folgen? Unsere drei kleinen Söhne? Ihre Ausbildung? Unsere gemütliche Wohnung? Unsere Verwandten? Die berufliche Arbeit? Die Versammlung? Bei jedem dieser Punkte fehlte es nicht an Entschuldigungen, die aber einer ernsthaften Prüfung nicht standhielten. Daher beschlossen wir schließlich, nachdem wir um göttliche Hilfe und Führung gebetet hatten, der Einladung, Jehova woanders zu dienen, zu folgen.

Der Umzug war keine Kleinigkeit. Das wurde uns schon klar, als wir eine Erkundungsfahrt in ein Gebiet in Südfrankreich machten, wo die Hilfe christlicher Zeugen Jehovas dringend benötigt wurde. Wir stellten fest, daß die Wohnungen teuer waren und es schwierig war, eine zu finden. Auch waren die Arbeitsplätze rar und die Löhne niedrig. Glücklicherweise ließen wir uns aber dadurch nicht entmutigen. Innerhalb weniger Monate hatte eine ortsansässige Familie eine kleine Wohnung gefunden, in der wir vorübergehend bleiben konnten. Was die Lösung unserer anderen Probleme betraf, setzten wir unser Vertrauen auf Jehova.

Im Jahre 1959 zogen wir schließlich von Tourcoing nach Mornas, einer Gemeinde in der Nähe von Orange in Südostfrankreich. Es fiel uns anfänglich schwer, uns an die neuen Verhältnisse zu gewöhnen, aber allmählich wurde es besser. Der reisende Aufseher der Zeugen Jehovas in jenem Gebiet bat uns schon bald, einer kleinen Versammlung in Avignon, etwa 40 Kilometer entfernt, zu helfen. Wir waren gern dazu bereit.

Wie berührte all das unsere drei Jungen? In ihrem Alter erkannten sie die Schwierigkeiten noch nicht. Sie freuten sich über die Veränderungen und über die Reise sowie darüber, daß sie eine Zeitlang nicht in die Schule gehen mußten. Für sie war das Ganze ein großes Abenteuer.

DIE WEITERE ERZIEHUNG

Wir erkannten auch, daß die tägliche Anwesenheit des Vaters wichtig war, wenn wir unseren Jungen helfen wollten, ausgeglichene Erwachsene zu werden. Wir gewöhnten es uns daher an, unsere drei Mahlzeiten jeden Tag gemeinsam einzunehmen. Obwohl ich über 25 Kilometer von zu Hause entfernt arbeitete, kam ich zum Mittagessen nach Hause. Ich fand, daß die Vorteile einer Mahlzeit im Familienkreis die Kosten bei weitem aufwogen.

Wie viele Probleme konnten doch am Familientisch gelöst werden! Jeder sprach sich offen aus. Die Mutter sagte mir alles über die Kinder, das Gute und das Schlechte. Bei den Mahlzeiten konnte alles ‘richtiggestellt werden’ (2. Tim. 3:16, 17). Ist man bei einem guten Essen nicht weniger auf Kampf eingestellt und eher bereit, Verständnis zu zeigen? Diese regelmäßigen Unterhaltungen dreimal am Tag waren sehr nützlich und trugen sehr viel zu der erfolgreichen Erziehung der Kinder bei.

Andrée nahm sich auch Zeit, um mit unseren Söhnen über ihre Mißerfolge und Enttäuschungen zu sprechen, und das hat uns bei der Erziehung ebenfalls sehr geholfen. Natürlich hatte jeder seine bestimmten Fähigkeiten und Fehler. Der eine war zum Beispiel überaus empfindlich und konnte plötzlich sehr zornig werden. Eines Tages wurde er so wütend, daß er einen hochroten Kopf bekam. Krach! Da ging sein Ellbogen durch die Fensterscheibe.

An jenem Tag genügte eine mündliche Zurechtweisung nicht. Die „Rute der Zucht“ mußte buchstäblich angewandt werden, wie die Bibel es durch die Worte empfiehlt: „Torheit ist an das Herz eines Knaben geknüpft; die Rute der Zucht ist das, was sie von ihm entfernen wird“ (Spr. 22:15). Von da an gab es keine zerbrochenen Fensterscheiben mehr.

Ja, drei Söhne, drei verschiedene Persönlichkeiten, von denen jede besonders, das heißt individuell, berücksichtigt werden mußte. Wir geben zu, daß es manchmal entmutigend war, wenn man ihnen immer und immer wieder dasselbe sagen mußte. Wir dachten jedoch an die Worte, die Paulus an die Christen in Philippi schrieb: „Euch dieselben Dinge zu schreiben fällt mir nicht schwer, doch gereicht es euch zur Sicherheit“ (Phil. 3:1).

Andrée und ich sind der Meinung, daß noch etwas anderes zu der erfolgreichen Erziehung unserer Söhne beigetragen hat: Wir ermunterten sie, die anderen Kinder in der Versammlung kennenzulernen. Wir gestatteten ihnen zwar, sich gute Unterhaltung zu suchen, wachten aber dennoch darüber, daß sie sich nicht nachteilig auf ihre geistige Gesinnung auswirkte.

SCHULE UND FORTBILDUNG

Was sollten die Jungen lernen? Die Schule hat einen großen, aber nicht immer guten Einfluß auf die Kinder, besonders was die Moral betrifft. Wir suchten deshalb nach einer Lösung des Problems und fanden sie.

Da die Kinder in Frankreich damals nur bis zum vierzehnten Lebensjahr schulpflichtig waren, beschlossen Andrée und ich, die Jungen nicht länger in die Schule gehen zu lassen. Wir ließen sie statt dessen einen staatlich anerkannten Fernkurs nehmen.

Doch welches Fach sollten sie wählen? Wir entschlossen uns für Buchhaltung. Da ich selbst Buchhalter war, konnte ich ihnen bei den Hausaufgaben helfen. Sie erhielten schließlich ein Diplom, und das ermöglichte es ihnen, später eine Stellung zu finden. Auf diese Weise verbrachten unsere drei Söhne ihre Jugendjahre zu Hause unter unserer Obhut. Da wir ständig mit ihnen Umgang hatten, lernten wir ihre Persönlichkeit besser kennen, und das half uns bei der Erziehung sehr viel.

Da ihnen das Heimunterrichtsprogramm eine gewisse Freizeit ließ, konnten sie sich manchmal vorübergehend am Vollzeitpredigtdienst beteiligen. Im Jahre 1964 wurde Jacques, unser Ältester, „Pionier“, was bedeutete, daß er jeden Monat 100 Stunden dem öffentlichen Zeugnisgeben widmete. Im Jahre 1966 nahm auch Paul den Vollzeitpredigtdienst auf.

PARTNERWAHL UND HEIRAT

Auf diese Weise gelang es uns, unsere Söhne erfolgreich durch die Kindheit und die Jugendjahre zu bringen. Die letzte Etappe stand nun noch bevor, und intuitiv verfolgten wir aufmerksam die dazu führende Entwicklung. Wir konnten sehen, wie sich die drei für das andere Geschlecht zu interessieren begannen.

Ich weiß nicht, ob es in jeder Familie mit erwachsenen, heiratsfähigen Söhnen so ist, wie es bei uns war. Als nämlich einer von dem „Virus“ befallen wurde, wurden auch die anderen angesteckt. Einer nach dem anderen begann, die Gesellschaft von Mädchen zu suchen. Wir erlegten ihnen Beschränkungen auf, aber nicht ohne entsprechende Erklärungen. Wir waren sehr froh über die zeitgemäßen Ratschläge, die in den Zeitschriften Der Wachtturm und Erwachet! über das Thema „Feste Bekanntschaften und Partnerwahl“ erschienen.

Schließlich fand jeder der drei ein christliches Mädchen und heiratete „im Herrn“ (1. Kor. 7:39). Zwei haben jetzt Kinder. Alle drei sind Älteste in der Christenversammlung, und einer ist ein reisender Aufseher, der die Versammlungen der Zeugen Jehovas in Südfrankreich besucht.

JETZT NUR NOCH WIR ZWEI — WAS NUN?

Im Jahre 1974, nach neunundzwanzigjähriger glücklicher Ehe, waren nur noch zwei Personen in unserem Haus: Andrée und ich. Eines Tages, nachdem unser jüngster Sohn geheiratet und das Elternhaus verlassen hatte, fand ich eine Schallplatte, die jemand unter unsere Haustür geschoben hatte. Es war das Geschenk eines Freundes. Er hatte sie besonders ausgewählt, weil darauf ein französisches Lied war, in dem es u. a. hieß: „Unser Jüngster hat gerade geheiratet. Unsere Kinder sind nun glücklich ohne uns. Wie wäre es, wenn wir jetzt an uns selbst dächten?“

Eigentlich hatten wir schon lange, bevor wir diese Schallplatte erhielten, über unsere Zukunft nachgedacht, darüber, was wir tun würden, wenn unsere Jungen nicht mehr zu Hause wären. Wir hatten den geheimen Wunsch, sofern es die Umstände erlaubten, den Vollzeitpredigtdienst aufzunehmen. Wir waren aber jetzt beide über fünfzig. Wir bekamen keine Altersrente und hatten auch keinen finanziellen Rückhalt. Deshalb stiegen viele Fragen in uns auf, und es fehlte nicht an Entschuldigungen.

Wir überlegten uns die Sache jedoch gebetsvoll, und im Oktober 1974, einen Monat nach der Hochzeit unseres Jüngsten, wurde unsere Bewerbung für den Pionierdienst angenommen. Wir wurden als Sonderpioniere ernannt. Später erhielt ich das Vorrecht, zeitweise als Kreisaufseher zu dienen, und meine Frau begleitete mich. Gegenwärtig bin ich durch Polyarthritis, eine sehr schmerzhafte Krankheit, an meiner Tätigkeit gehindert. Mit Andrées liebevoller Hilfe diene ich Jehova aber immer noch, so gut ich kann.

Wenn wir, meine Frau und ich, auf die vergangenen Jahre zurückblicken, so erkennen wir, wieviel Arbeit und manchmal auch Kummer, Sorgen und Probleme mit der Erziehung der drei Jungen verbunden waren (Eph. 6:4). Doch Jehova hat uns, seiner Verheißung getreu, weder in materieller noch in geistiger Hinsicht jemals im Stich gelassen (Hebr. 13:5). Die Freude, unsere Söhne den Weg des Lebens gehen zu sehen, entschädigt uns reichlich für all unsere Mühe. Da Gottes verheißenes neues System jetzt so nahe ist, hoffen wir vertrauensvoll, zusammen mit unseren Kindern und unseren christlichen Brüdern und Schwestern in der ganzen Welt, ewiges Leben zu ererben (Jes. 66:22).

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