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Der Wachtturm verkündet Jehovas Königreich 1978
w78 15. 7. S. 17-21

Wir gaben trotz Widerwärtigkeiten nicht auf

Von Marcelino Pitti erzählt

IM Alter von 22 Jahren erlitt ich einen schweren Unfall. Als ich mit meinen Kameraden fischte, explodierte eine der Chloratbomben, die wir verwendeten, in meinen Händen. Um den Blutverlust zu stoppen, legten mir meine Kameraden oberhalb der Ellbogen Aderpressen an. Dann brachten sie mich in das nächste Krankenhaus, das sich in der Stadt David befindet.

David ist die Hauptstadt der Provinz Chiriquí in der Republik Panama. Auf der Reise dorthin waren wir vier Stunden zu Pferde unterwegs und fuhren dann noch eine weite Strecke mit dem Auto. Elf Stunden nach dem Unfall traf ich im Krankenhaus ein. Wegen des hohen Blutverlusts war ich bewußtlos. Ich blieb am Leben, verlor aber beide Hände.

Meine Angehörigen und Freunde versuchten Geld zu sammeln, um mich in die Vereinigten Staaten zu senden, damit ich künstliche Hände erhalten könne. Doch ich sagte, wenn es Gottes Wille gewesen sei, daß ich meine Hände verliere, wollte ich mich mit diesem Zustand abfinden. So dachte man allgemein bei uns. Ich machte Gott für das verantwortlich, was geschehen war. Wenn man etwas über meine Vergangenheit weiß, versteht man meine Einstellung vielleicht besser.

MEINE JUGEND

Ich war das sechste von zwölf Kindern. Wir lebten in Bugaba, einer Kleinstadt in der Nähe der Grenze von Costa Rica. In unserer Gegend gab es zwar einige Adventisten, doch außer der katholischen Kirche war jede Religion „nichts für uns“. Es ging das Gerücht um, man könne den Verstand verlieren, wenn man die Bibel lese. Daher befaßten sich die Katholiken nicht damit.

Als ich noch ein Kind war, hielt mein Vater viele Rinder, und wir hatten eine schöne Farm. Aber dann verlor er alles. Im Alter von etwa 10 Jahren mußte ich deshalb aushilfsweise auf kleineren Farmen mitarbeiten.

Später zogen wir weiter nach Norden an die Grenze von Costa Rica. Die kühleren Hochländer hier eignen sich vorzüglich für die Landwirtschaft, besonders für den Kaffeeanbau. Wir lebten allerdings sehr abgeschieden. Es gab nur wenige Straßen. Deshalb war es sehr schwierig, unsere Erzeugnisse auf den Markt zu bringen. Wir führten ein hartes Leben, doch da wir uns mit dem Notwendigsten begnügten, konnten wir den materiellen Verlust, den wir erlitten hatten, wieder wettmachen.

Mit 19 ging ich von zu Hause weg und arbeitete woanders. Die Frau meines Arbeitgebers war eine Wachtturm-Abonnentin. Wir Tagelöhner schliefen in einem Zimmer unter der Wohnung unseres Arbeitgebers und hörten jedes Wort, was über uns gesprochen wurde. Da lag ich in der stillen Dschungelnacht und lauschte aufmerksam, während die Frau ihrem Mann fast jeden Abend ein bis zwei Stunden aus dem Wachtturm vorlas. Das ging ungefähr eineinhalb Jahre.

Obwohl ich genau zuhörte, verstand ich eigentlich nicht sehr viel. Ich wußte nichts von der Bibel. Alles, was ich mir aus dem Gehörten zusammenreimen konnte, war, daß etwas Besseres kommen würde und daß es einen Gott gebe, dem wir deshalb dienen sollten. Damals hatte ich keine Ahnung, aus welcher Zeitschrift sie vorlas bzw. welchem Zweck diese diente.

WEITERE WIDERWÄRTIGKEITEN

Der Unfall, bei dem ich meine Hände verlor, ereignete sich kurze Zeit später. Schon bis dahin konnte ich auf meinen Wandel nicht besonders stolz sein. Aber dann geriet ich wirklich auf die schiefe Bahn. Ich trank viel, spielte und führte ein unsittliches Leben.

Zwei Jahre nach meinem Unfall begann ich, mit Eladia zusammen zu leben. Sie war mehrere Jahre älter als ich und hatte bereits 10 Kinder. Sie besaß eine Bibel, in der ich zu lesen begann. Ich konnte sehen, daß praktisch alles, was ich tat, nicht im Einklang mit Gottes Willen war. Mein Gewissen fing an, mich zu beunruhigen, aber noch nicht stark genug, um mich bewegen zu können, mein ausschweifendes Leben aufzugeben.

Ich war glücklich, als Eladia meinen ersten Sohn zur Welt brachte. Doch zufolge eines weiteren Unglücks war meine Freude nur von kurzer Dauer. Als ich einem Freund bei einem Getreidetransport half, biß mich eine Giftschlange. Blut begann aus meinen Poren zu dringen, die Nieren, der Mastdarm, der Magen und die Nase begannen Blut auszuscheiden. Nach drei Tagen befand ich mich in einem Delirium. Als ich das Bewußtsein verlor, entschlossen sich meine Freunde und Angehörigen, mich in das Krankenhaus nach David bringen zu lassen. Später erzählte man mir, ich sei unterwegs wieder halb bei Bewußtsein gewesen und hätte zu Gott gebetet, er solle mich nicht in meinem sündigen Zustand sterben lassen, ohne seine Vorsätze näher kennengelernt zu haben.

Ich war 18 Tage bewußtlos. Doch schließlich zeigte es sich, daß ich durchkommen würde. Als ich das Krankenhaus verließ, war ich zu schwach, um zu gehen. Meine Zukunft war alles andere als rosig. Ich hatte für eine Frau, für die meisten ihrer 10 Kinder und für ein Kleinkind von acht Monaten zu sorgen. Aber ich konnte nicht einmal für mich selbst sorgen. Vier Monate lang konnte ich mich vor Schwäche nicht auf den Beinen halten. Aber durch die ständige liebevolle Pflege meiner Gefährtin Eladia genas ich schließlich wieder. Wiederum halfen uns meine Verwandten und Freunde, indem sie uns in finanzieller Hinsicht unter die Arme griffen.

EINE QUELLE DER HOFFNUNG

Im Jahre 1957 bekamen wir einen weiteren Sohn. Eladias Gesundheitszustand machte eine ärztliche Untersuchung nötig. So kam es, daß sie sich Arznei besorgen mußte. Ihr Weg führte sie zwei Stunden durch den dichten Dschungel über die Grenze nach Costa Rica. Dort lernte sie einen Apotheker namens Camilo Alemán aus Nicaragua kennen. Er war ein Zeuge Jehovas. In seiner Wohnung fanden regelmäßig Bibelstudien statt.

Camilo unterhielt sich mit Eladia über seine christliche Hoffnung. Bei ihrer Rückkehr hatte sie daher nicht nur Arznei bei sich, sondern auch geistige Hilfe in Form des Bibelstudienhilfsmittels „Gott bleibt wahrhaftig“. Ihr Interesse war so groß, daß sie, obwohl nie mit ihr persönlich die Bibel studiert wurde, mit vier oder fünf Kindern jeweils zwei Stunden durch den von Schlangen wimmelnden Dschungel ging, um allen Zusammenkünften in der Wohnung des Apothekers beizuwohnen. Einige Male begleitete ich sie. Da jedoch unsere Farm ziemlich weit von unserem Haus entfernt lag, verbrachte ich die meiste Zeit auf der Farm. Außerdem hatte ich das Trinken noch nicht aufgegeben, und ich schämte mich, weil ich nun wußte, was Gott von uns fordert.

Wie sehr doch meine liebe Gefährtin darunter litt! Sie mußte arbeiten, um mit für den Unterhalt der Kinder zu sorgen, da ich einen großen Teil meines Verdienstes für Spielen, Trinken und andere Frauen verbrauchte. Mitunter kam ich mit einem schrecklichen Rausch nach Hause. Aufgrund ihres Studiums wußte sie, daß es nicht richtig war, daß wir zusammen lebten, ohne gesetzlich verheiratet zu sein. Sie wünschte sich sehnlich, daß wir uns standesamtlich trauen ließen, doch die Aussicht darauf war denkbar gering.

Eladia war so entmutigt, daß sie mitunter allein in den Dschungel ging und stundenlang weinte. Sie bat Jehova, ihr aus dieser hoffnungslosen Lage herauszuhelfen. Es gab sonst niemand, an den sie sich wenden konnte; kein Zeuge wohnte in der Nähe.

Eines Tages kam ich von der Farm betrunken und ohne einen Pfennig Geld nach Hause. Wie gewöhnlich liefen meine Kinder mir entgegen, um mich zu begrüßen, und erwarteten irgendein kleines Geschenk. Aber diesmal hatte ich nichts für sie. Das berührte mich so schmerzlich, daß ich mir schwor, nie wieder zu trinken, und das habe ich auch eingehalten. Ich entschloß mich auf der Stelle, mein Leben zu ändern und gemeinsam mit meiner treuen Lebensgefährtin Gott zu dienen. Jehova hatte ihre Gebete erhört.

Wir begaben uns unverzüglich zu Camilo Alemán, dem Zeugen in Costa Rica, und erkundigten uns, was zu tun sei. Er machte den Vorschlag, bei der Watch Tower Society in Panama City anzufragen, wo es auf unserer Seite der Grenze Zeugen gebe. Aber wir hatten noch nie zuvor einen Brief geschrieben. Wir wußten nicht, wie wir das anfangen sollten. So entschloß ich mich, selbst nach Jehovas Zeugen zu suchen, und fragte jeden, den ich kannte. Schließlich sagte mir einer meiner Cousins, er habe gehört, in Concepción gebe es Zeugen. Bis zu dieser Stadt reitet man sechs Stunden zu Pferde und fährt dann das letzte Stück mit dem Auto. Ich machte die Reise dreimal, erkundigte mich jedesmal bei den Leuten auf der Straße und im Stadtpark nach den Zeugen, fand aber keinen.

DIE BENÖTIGTE HILFE EMPFANGEN

Auf meiner vierten Reise unterhielt ich mich gerade mit dem Cousin, der mir von den Zeugen erzählt hatte, als er plötzlich sagte: „Dort geht ja eine von ihnen!“ Sofort lief ich hinterher. Sie muß sehr erschrocken sein, als sie bemerkte, daß ihr ein Mann ohne Hände folgte. Als ich sie jedoch ansprach und um Hilfe bat, erkannte sie meine ehrliche Absicht. Sie war eine Missionarin der Zeugen Jehovas und hieß Dorell Swaby. Sie war sehr freundlich und hilfsbereit. Sofort schrieb sie an die Watch Tower Society in Panama City und bat darum, jemand zu uns zu schicken.

Bald wurde Dimas Alvarez, ein reisender Aufseher, angekündigt, der uns im darauffolgenden Monat besuchte. Aber was er doch alles erlebte, bis er uns fand! Einen Teil der Reise legte er auf einem Lastwagen zurück. Dann schließlich, nachdem er aufgrund zweier schwerer Regengüsse bis auf die Haut durchnäßt worden war, hatte er zu Fuß noch eine Strecke von einer Stunde bis zu unserem Haus zurückzulegen. Den Rest jener Nacht verbrachte er bei der Grenzpolizei. Als er am nächsten Tag schließlich eintraf, waren wir überglücklich, seine Hilfe und seinen Rat zu empfangen.

Wir erfuhren, daß ein anderer Panamaer, Nazario Batista, unter Anleitung der Zeugen in Costa Rica die Bibel studiert hatte. Er war vor kurzem getauft worden und wurde daher beauftragt, die Zusammenkünfte in unserem Haus zu leiten. Schon am Ende des ersten Monats beteiligten sich vier aus unserer Gruppe am Predigtdienst. Eladia und ich konnten nicht dazugehören, weil wir noch nicht gesetzlich getraut waren.

Nun waren wir darauf bedacht, diese Sache in Ordnung zu bringen. Drei Monate später waren wir auf dem Kreiskongreß in David nicht nur bereit, unsere Ehe legalisieren zu lassen, sondern auch unsere Hingabe an Jehova Gott durch die Wassertaufe zu symbolisieren. Wie glücklich wir doch waren! Zum erstenmal nach dem Verlust meiner Hände hatte ich wirklich das Empfinden, daß das Leben einen Sinn hatte. Ich war bereit, mich von Jehova so gebrauchen zu lassen, wie ein Mann ohne Hände überhaupt gebraucht werden konnte.

Durch Übung konnte ich geschickt die Bibel unter dem Arm tragen und mit meinen zwei Stümpfen die Seiten umblättern. Ich lernte, in den Wohnungen der Menschen und vom Podium aus biblische Belehrung zu erteilen.

ERST DAGEGEN, DANN ÜBERZEUGT

Mein Vater drohte, mich — einen erwachsenen Mann — zu verprügeln, wenn ich von dieser neuen Religion nicht abließe. Auch meine Brüder taten alles mögliche, um mich zu entmutigen. Doch ich war überzeugt davon, daß ich den einzig richtigen Glauben gefunden hatte, und war entschlossen, mich durch nichts davon abbringen zu lassen. Wir hielten weiterhin christliche Zusammenkünfte in unserem Haus ab, und schließlich zeigten sich die Früchte unserer Beharrlichkeit.

Mit einem nach dem anderen von unseren Brüdern, Schwestern, Kindern, Eltern, Großeltern, Enkelkindern, Vettern und Basen begannen wir, die Bibel zu studieren. Bald hatten viele von ihnen denselben christlichen Glauben wie wir. Hier in der Nähe der panamaisch-costaricanischen Grenze sind drei Versammlungen der Zeugen Jehovas gegründet worden, deren Grundstock aus Gliedern unserer Familien gebildet wurde.

Mein Bruder Juan interessierte sich für die Adventisten. Doch schon bald nachdem er in dem Buch „Gott bleibt wahrhaftig“ die Kapitel über den Sabbat und das mosaische Gesetz studiert hatte, wurde er ein Zeuge. Er diente mehrere Jahre lang als ein „Sonderpionier“, jemand, der monatlich wenigstens 140 Stunden im Predigtdienst verbringt. Er wirkte bei der Gründung weiterer Versammlungen mit. Mein Bruder Eduviges war wie mein Bruder Domingo ein ergebener christlicher Ältester. Aber Eduviges wurde vor kurzem von einer giftigen Schlange gebissen und starb fast auf der Stelle. Meine Schwester Carmen dient zusammen mit ihrer Tochter als Sonderpionier.

Mein Vater und meine Mutter, die zwar schon betagt sind und uns gegenüber lange gegnerisch eingestellt waren, überzeugten sich schließlich davon, daß wir die einzig wahre Religion gefunden hatten. Auch sie sind heute Gott hingegebene, getaufte Zeugen.

WAHRER SCHUTZ UND ECHTE ZUFRIEDENHEIT

Vor einigen Jahren gab es in Panama eine Revolution. Viele flohen über die Grenze nach Costa Rica, und Nachbarn rieten uns, es auch zu tun. Ich erklärte ihnen, daß wir uns in keiner Weise in die Politik einmischen und daher keinen Grund zur Flucht sehen würden. Wir Zeugen blieben und behielten unsere Farmen, die Geflohenen hingegen verloren alles an Guerillas und Diebe.

Die größte Befriedigung, die Eladia und ich haben, ist das Bewußtsein, daß wir so vielen anderen helfen konnten, Jehova Gott und seine Vorsätze kennenzulernen. Wir wissen, daß 31 Verwandte Eladias getauft sind und die Königreichsbotschaft anderen verkündigen, was auch auf mindestens 35 Personen aus meiner Verwandtschaft zutrifft. Außerdem studieren Jehovas Zeugen noch mit vielen weiteren unserer Angehörigen, die die christlichen Zusammenkünfte besuchen.

Von unseren nahen Verwandten sind acht christliche Älteste und weitere acht Dienstamtgehilfen in den Versammlungen, und drei dienen als Sonderpioniere. Wir versammeln uns nicht mehr in unserem Haus, sondern haben daneben einen schönen Königreichssaal gebaut. Den Zusammenkünften wohnen regelmäßig ungefähr 75 Personen bei. Ich bin überzeugt, daß die Kraft des Wortes und Geistes Gottes einem helfen kann, alle im Leben auftretenden Widerwärtigkeiten zu überwinden, wie groß sie auch sein mögen.

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