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Der Wachtturm verkündigt Jehovas Königreich 1980
w80 15. 10. S. 11-16

Meine Suche nach Freiheit wurde belohnt

Von Edwina Apason erzählt

„JETZT“, flüsterte ein alter Sklave. Im Schutze der Dunkelheit unternahm eine kleine Gruppe schwarzer Sklaven das Wagnis, von einer Kaffeeplantage im Norden Surinams zu fliehen. Ihre Gesichter verrieten Erbitterung, Spannung, Verzweiflung und doch auch Hoffnung. Kinder klammerten sich an ihre Mütter, die schon mit gestohlenen Geräten von der Plantage beladen waren. Die Männer trugen Äxte und Macheten.

„Schneller, schneller! Nicht anhalten!“ erscholl der Ruf. Gefaßt zu werden würde bedeuten, zurück auf die Plantage gebracht und gequält oder getötet zu werden. Der riesige Urwald schien undurchdringlich; doch man hatte keine andere Wahl als tiefer vorzudringen. Die Macheten wurden geschwungen und machten den Weg immer weiter südwärts in den Urwald frei. Tag und Nacht kämpften sich die Flüchtenden vorwärts, um ihren bewaffneten Verfolgern, die ihnen der Plantagenbesitzer nachgejagt hatte, wenigstens etwas voraus zu sein. Jegliche Lasten, die sie am schnellen Fortkommen hinderten, mußten zurückgelassen werden. Herzzerreißend hallte das Echo der Schreie im Dschungel zurückgelassener Säuglinge wider. Nach vielen Monaten der Mühsal erreichten die Flüchtlinge schließlich den Fluß Tapanahoni, der 200 km von der Kaffeeplantage, von der sie geflohen waren, entfernt lag.

Mehr Marons — entlaufene Negersklaven — folgten diesem Beispiel. Sie ließen sich je nach los oder Familien entlang dem Fluß nieder und bildeten wohlgeordnete Gemeinschaften, die von einem Gran Man, dem Häuptling, angeführt wurden. Diese vor 250 Jahren lebenden Flüchtlinge waren meine Vorfahren. Sie bildeten den Stamm der Aucaner. Unter großer Mühsal und Lebensgefahr erlangten sie schließlich etwas, was sie lange ersehnt hatten: die Freiheit. Sie wurden ein freies Volk — so glaubten sie.

FREI, ABER DENNOCH VERSKLAVT

Es gab indes noch eine andere, verborgene Form der Versklavung. Während der Sklaverei konnte sie nicht richtig praktiziert werden. Es war unsere Religion — der Dämonenkult (1. Kor. 10:20).

Meine Eltern erzählten, ein Wahrsagegeist habe unseren Vorfahren geholfen, unbehindert zu fliehen. Er gab das Zeichen zur Flucht, entweder bei Tag oder bei Nacht. Auch als einige Ausreißer durch einen Berg aufgehalten wurden, gab ihnen der Geist die Anweisung, ihn rückwärts hinaufzuklettern. Dadurch sollten die Verfolger irregeführt werden und denken, die Sklaven seien den Hügel heruntergelaufen. Dieser Geist wurde bald zum Gran Gado oder Hauptgott erklärt und erhielt einen Priester und Unterpriester.

Bei Krankheits- oder Todesfällen befragte man diesen Gott. Wenn zum Beispiel jemand starb, befestigte man etwas von ihm, sagen wir, sein Haar, an einem Tuch und das wiederum an einem Holzbrett, das zwei Männer über ihrem Kopf hielten. Der Geist des Toten sollte angeblich auf dem Brett sitzen, und die Verwandten des Verstorbenen würden fragen: „Bist du an einer Krankheit gestorben?“ Wenn das Brett sich rückwärts bewegte, bedeutete das ein Nein. Eine andere Frage lautete: „Hat dich jemand durch Magie getötet?“ Wenn das Brett sich vorwärts bewegte, bedeutete dies ein Ja. „Wer tötete dich?“ Bei dieser Frage rannten die Männer, die unter der Macht des Geistes standen, zu einem bestimmten Haus, um den Mörder zu kennzeichnen. Dann befragte man den Gran Gado, um die Richtigkeit des Urteils festzustellen.

Der Gran Gado ist aber nicht die einzige Gottheit des Aucaner-Stammes. Sie beten auch Bäume, Tiere und Steine an. Außerdem stellt man Speise- und Trankopfer um einen Gebetspfahl herum, der im Zentrum des Dorfes aufgestellt wurde, um verstorbene Ahnen zu beschwichtigen. Die Leute gehorchen auch dem koenoe oder Plagegeist, der sich eines menschlichen Mediums bedient. Man glaubt, daß diese Plagegeister Personen sind, die von einem Familienangehörigen ermordet wurden, und nimmt an, daß sie zurückkehren, um sich zu rächen, und daß sie Leute mit schweren Krankheiten plagen. Die von der Krankheit befallene Person befragt das von einem Dämon besessene Medium, das bestimmt, welche Kräuter man anwenden, welche Opfer man darbringen und welche Regeln man befolgen soll. Manche Dämonen treiben Spott mit den Kranken und lassen sie von einem obia-man oder Medizinmann zum anderen gehen. Der Kranke sucht so lange nach Heilung, bis man ihm den letzten Pfennig aus der Tasche gezogen und bis er keine Speisen zum Opfern mehr hat. Er ist immer noch krank und jetzt auch sehr arm.

Einige Leute bedienen sich der wisi oder Schwarzen Magie, um Unheil über ihre Mitmenschen zu bringen. Dieser Kult öffnet wahrlich bösen Geistern Tür und Tor. Da die Leute das wissen, tragen sie tapoes oder Amulette aus Schnüren, Muscheln oder Tierzähnen. Man trägt sie an den Händen, am Hals, um die Taille oder an den Beinen und nimmt an, daß sie ein Schutz vor Unglück seien. Die Aucaner hängen sogar Bierflaschen oben an ihre Hütten oder befestigen sie an einem Stock in der Erde. Sie meinen, dies würde sie vor einer schlechten Ernte bewahren. Jeden Tag leben, essen, arbeiten und schlafen diese Leute in Furcht. Und wenn irgend jemand diese Lebensweise ändert, erregt er Aufsehen im Dorf.

UNSERE LEBENSWEISE

In dieser Umgebung lebte ich ungefähr 48 Jahre lang. Da es in meinem Heimatdorf, Godoolo, keine Schule gab, waren alle Dorfbewohner Analphabeten. In jungen Jahren brachten uns unsere Eltern gewisse Fertigkeiten bei. Wir Mädchen lernten kochen, backen und waschen. Dann „spuckten wir in die Hände“ und bearbeiteten den Boden, sammelten und hackten Holz. Wir lernten, wie man den kroejara, einen Einbaum, nicht nur in stillen Gewässern, sondern auch durch Stromschnellen und Wasserfälle fährt. Mit der Zeit war unser Körper so kräftig wie der eines Mannes. Die Jungen wurden im Herstellen von Booten, im Jagen, im Holzfällen, im Fischfang und in der Holzschnitzerei geschult.

Unserem Brauch gemäß werden Mädchen im Alter von 14 oder 15 Jahren einem Mann versprochen, mit dem sie später zusammenleben. Meine Eltern wählten einen Mann für mich aus, aber ich mochte ihn nicht. Schließlich kam es so, daß der Mann, mit dem ich jetzt verheiratet bin, der Vater von neun meiner elf Kinder, die ich geboren habe, wurde. Beiläufig erwähnt, er ist so alt, daß er mein Vater sein könnte.

Da ich viel Initiative habe, übernahm ich oft die Führung in verschiedenen Aufgaben der Frauen. Dies schloß die Instandhaltung des Dorfes sowie die Sorge um Kranke und ältere Personen ein. Folglich ernannte mich der kapiten oder Dorfführer zu seiner basja oder Helferin. Dies brachte zusätzliche Verantwortlichkeiten mit sich. Eine hatte mit dem Begräbnis von Toten zu tun. Diese Zeremonie zieht sich lange hin, denn der Leichnam wird nicht sofort beerdigt.

Die Totengräber glauben in abergläubischer Weise, daß es ihren Tod bedeuten würde, wenn ihre Schweißtropfen in das Grab fallen würden. In der heißen Sonne schwitzt man natürlich leicht. Außerdem liegt das Grab nicht im Dorf, sondern ist nur mit einem Boot zu erreichen. So rudern sie jeden Tag zur Grabstätte und graben ein wenig. Da der Leichnam nicht einbalsamiert wird, verursacht er einen unerträglichen Gestank. Übrigens ist der Sarg so gebaut, daß er die Flüssigkeit, die der Körper absondert, auffängt. Diese wird außerhalb des Dorfes in ein Loch geschüttet. Für das allgemeine Volk dauert ein Begräbnis fünf oder mehr Tage; im Fall eines Dorfführers 10 Tage und länger. Aber für den Gran Man hält die Begräbniszeremonie drei Monate an. An all diesen Tagen müssen die Frauen für vielleicht 30 oder mehr Totengräber, für die Trommler, Tänzer und die Trauernden sowie für den Toten kochen.

WIE EIN WECHSEL EINTRAT

Im Jahre 1959 fuhren mein Mann und ich in einem Kanu den Fluß entlang. Es ging über Wasserfälle und durch Stromschnellen. Nach fünf Tagen erreichten wir Albina an der Ostküste Surinams. Dort besuchten wir einen guten Freund von uns, einen obiaman. An diesem Tag unterhielt er sich aber mit einem 20jährigen Mann, der ihm Bilder aus einem Buch erklärte. Der junge Mann lud mich ein zuzuhören, und ich habe seine Worte noch lebhaft in Erinnerung. Durch Bilder aus der Publikation der Wachtturm-Gesellschaft Vom verlorenen Paradies zum wiedererlangten Paradies lernte ich, daß Gott ursprünglich Mann und Frau in ein Paradies gesetzt hatte. Durch ihren Ungehorsam ging das Paradies verloren. Aber eine Wiederherstellung ist sicher, denn Jesus Christus versprach am Stamm einem Übeltäter: „Wahrlich, ich sage dir heute: Du wirst mit mir im Paradiese sein“ (Luk. 23:43). Ich glaubte das. Jesus, der Sohn Gottes, würde niemals lügen. In meinem Herzen hegte ich den brennenden Wunsch, in diesem Paradies zu sein.

Während der nächsten sieben Monate erklärte der junge Mann geduldig jedes Bild des Paradies-Buches, manchmal zwei Stunden lang und länger, und das zweimal wöchentlich. Schritt für Schritt verstand ich die wahre Religion immer besser, und mir wurde klar, daß mich die falsche Religion gefangenhielt. Würde ich genügend Mut und Kraft aufbringen, mich von dieser falschen Anbetung frei zu machen? Fortgesetztes Studium und das Zusammenkommen mit einer kleinen Gruppe Interessierter half mir, daß mein neuerworbener Glaube an den großen Schöpfer Jehova wuchs.

Der erste, der mich entmutigte, war mein Mann, der kein Interesse dafür zeigte, was ich lernte. Er verstand, daß diese neue Religion das Befolgen hoher Grundsätze im Eheleben fordert. Deshalb entschied er, mit mir nach Hause zurückzukehren, wo ich jeglichen Kontakt mit Jehovas Zeugen für die nächsten sieben Jahre verlor. Aber die biblisch begründete Hoffnung war in meinem Herzen sehr lebendig. Zu Hause angekommen, erzählte ich sofort meiner Mutter, meinem Vater und meinen anderen Verwandten, was ich gelernt hatte. Meine Eltern unterstützten mich. Zwei Jahre später starb mein Vater, er hatte die Hoffnung auf ein Paradies. Meine Mutter wurde später eine Zeugin Jehovas.

SCHWERE PRÜFUNGEN

Dann kam eine unerwartete Prüfung. Drei meiner Kinder wurden sehr krank. Sie verloren ihr Bewußtsein. Deshalb befragte man einen Medizinmann. Er sagte, unser Acker sei mit einem Bann der Schwarzen Magie belegt worden, der die Krankheit verursache. Der Medizinmann behauptete, daß er den Bann entfernt hätte, aber als wir nach Hause zurückkehrten, wurde die Krankheit noch schlimmer. Innerhalb einer Woche starben mein dreijähriges und mein achtjähriges Kind, und meinem dritten Kind drohte dasselbe.

Als der Gran Man von dem Tod der Kinder erfuhr, rief er uns zu sich. Die Befragung des Gran Gado ergab, daß ein Plagegeist der Schuldige war. Man gab mir den Rat, den Plagegeist anzubeten, indem ich dem Medium — einer Frau — Rum und Speisen gäbe und ihr einen pangi oder Lendenschurz umbände. Wenn ich mich weigern würde, dies zu tun, würde mein Kind, das ich unter dem Herzen trüge, bei der Geburt sterben. Ich weigerte mich dennoch, denn ich glaubte, daß die Dämonen den Tod meiner zwei Kinder verursacht hatten.

Als mein Kind geboren wurde, war einer seiner Arme an der Schulter ausgerenkt. Wahrscheinlich kam das daher, weil ich mich oft aus Gram über den Tod meiner Kinder zu Boden geworfen hatte. Wir flogen mit dem Flugzeug in die Hauptstadt, wo der Arm wieder eingerenkt wurde. Mein Vertrauen zu Jehova wuchs, und ich hatte, um ihm zu gefallen, der falschen Anbetung widerstanden.

Bei einer späteren Schwangerschaft hatte ich eine Fehlgeburt. Normalerweise suchte man in diesem Fall den obia-man auf, um Schutz zu erhalten. Doch statt dessen ging ich zur Genesung in die Hauptstadt. Als ich wieder gesund war, bemühte ich mich, die Zeugen zu finden, jedoch ohne Erfolg.

Zu Hause zurückgekehrt, setzte ich meine Zeugnistätigkeit mit meinem abgenutzten Paradies-Buch fort. Weil ich mich taufen lassen wollte, gab ich dem Dorfführer bekannt, daß ich nicht länger an götzendienerischen Festen teilnehmen würde. Die Dorfbewohner gaben meinem Mann den Rat, mich zu meiner Taufe in die Hauptstadt zu begleiten, denn sie glaubten, daß ich möglicherweise für immer fortbleiben würde. Deshalb kam er mit.

Als ich begann, die Zusammenkünfte zu besuchen, erhob mein Mann Einspruch. Ich entgegnete: „Wenn du mich nicht begleitest, dann werde ich dich eines Tages verlassen müssen, um mir meinen Herzenswunsch, Jehova zu dienen, zu erfüllen.“ Zu meiner Überraschung begleitete er mich zu den Zusammenkünften. Dann begann er, die Bibel zu studieren. Wie wunderbar war es, als wir später unser Leben mit Jehovas Grundsätzen in Einklang brachten und unsere Ehe legalisierten! Dann ließ ich mich taufen und danach auch mein Mann.

Unser Aufenthalt in der Hauptstadt half uns, mehr Erkenntnis zu erlangen und unseren Glauben zu stärken. Aus wirtschaftlichen Gründen zogen wir jedoch 60 Kilometer von der Stadt weg, um ein Stück Land zu bebauen, das sehr fruchtbar war. Doch welch ein Verlust war es für uns und andere, als eine Planierraupe alles wegen eines Bauvorhabens zerstörte. Wir kehrten in die Stadt zurück, wo ich als allgemeiner Pionier (Vollzeitkönigreichsverkündiger) diente. Während jener Zeit lehrten mich andere Zeugen Lesen und Schreiben. Jetzt konnte ich viele Leute von verschiedenen Stämmen erreichen, wenn sie in die Stadt kamen, um Arbeit zu suchen, indem ich ihnen aus meiner Bibel in der Sprache der Eingeborenen Surinams vorlas. Nach drei Jahren bekam ich das Vorrecht, mit der Unterstützung meines Mannes Sonderpionier zu sein. Wie vieler Segnungen erfreuten wir uns als Familie! Von vier Töchtern und einem Sohn, die alle getauft worden waren, wurde eines unserer Kinder allgemeiner Pionier und zwei wurden Sonderpioniere.

EINE WEITERE PRÜFUNG

Als ich einmal ein Heimbibelstudium durchführte, erhielt ich eine erschütternde Nachricht. Mein ältester Sohn, der kein Zeuge war, hatte an einer Demonstration teilgenommen und war dabei erschossen worden. Dieser schmerzliche Verlust zog noch mehr Probleme nach sich, denn meine Verwandten sagten: „Wenn du nicht den Trauerbräuchen nachkommst, dann zeigt das, daß du keine mütterlichen Gefühle für deinen Sohn hast.“ Es war Brauch, daß ich als Mutter mein Haar schneiden ließ, meinen Kopf in ein weißes Kopftuch hüllte, monatelang Trauerkleidung trug sowie ein Jahr lang bewußt langsam ging und mit gedämpfter Stimme sprach — nur um den Leuten und dem angeblichen Geist des Toten zu zeigen, daß ich wirklich traurig war. Würde ich aber dies alles tun, dann wäre meine Predigttätigkeit bestimmt nutzlos und ich würde mein reines Gewissen vor Gott verlieren. Jehova kam mir durch die Aufmerksamkeit, die mir Glaubensbrüder ständig schenkten, zu Hilfe.

Um einen möglichen Aufstand der Aucaner zu vermeiden, stellte die Regierung die Getränke und Speisen, die für das Begräbnis meines Sohnes nötig waren, zur Verfügung und brachte den Leichnam in mein Heimatdorf, damit er dort gemäß den Stammesbräuchen beerdigt werden konnte. Die Gewerkschaft ließ sogar zu Ehren meines Sohnes einen Gedenkstein im Zentrum der Hauptstadt errichten. Meine Hoffnung ist aber, daß Jehova seiner in der Auferstehung gedenken möge (Apg. 24:15).

Nach einigen Monaten war es an der Zeit, die Trauerzeit mit traditionellen Festen, Tänzen und Getränke- und Speiseopfern abzuschließen. Am Schluß nehmen alle Trauernden ein Kräuterbad, das von dem Medizinmann bereitet wird. Als Mutter mußte ich wieder in mein Dorf gehen, doch ich tat dies einen Monat früher, um der Familie erklären zu können, daß ich nicht an den Festlichkeiten teilnehmen werde. Einige wollten mir Angst einjagen und sagten: „Der Geist deines Sohnes wird dir Schaden antun.“ Aber ich wies bestimmt darauf hin, daß das Kräuterbad meine Trauer nicht wegwaschen könne. Außerdem freute ich mich, einigen Anwesenden über das neue System erzählen zu können.

JEHOVAS ANTWORT AUF DIE HERAUSFORDERUNG

Kurz danach bekam ich eine neue Sonderpionierzuteilung nach Godo-olo, meinem Geburtsort. Ich ging zu dem Dorfführer, um ihn an mein früheres Versprechen zu erinnern, nach meiner Taufe zurückzukehren. Erst nach sechs Jahren konnte ich dieses Versprechen erfüllen, doch er war sehr glücklich über meine Rückkehr. Mein Heimatdorf war reif zur Bearbeitung. Bald konnte ich 20 Heimbibelstudien mit Männern, Frauen und manchmal mit ganzen Familien einschließlich meiner Verwandten durchführen. Aus diesen Studien kamen 11 Gott hingegebene, getaufte Christen hervor. Unter ihnen befand sich die Frau, die das Medium des Plagegeistes war, dem ich nach dem Tod meiner zwei Kinder Anbetung darbringen sollte.

Eine Erfahrung möchte ich noch erzählen. Es war im Jahre 1972, ein Mann war von einem Dämon besessen, von einem Geist, der offensichtlich mächtiger war als der des Gran Gado. Mit magischer Kraft tötete dieser Mann jeden, der sich ihm widersetzte, indem er seinen Zauberstab wie ein Gewehr benutzte. Bald waren die Leute dem „entthronten“ Gran Gado nicht mehr treu, sondern dem neuen Gott dieses Mannes. Viele Dorfbewohner ließen ihn kommen, um eine hölzerne Säule in ihrem Dorf aufzustellen, weil sie annahmen, daß dann in den nächsten fünf Jahren niemand mehr sterben würde. Die Leute von Godo-olo luden ihn aber noch aus einem anderen Grund ein. Obwohl gegnerisch eingestellte Dorfbewohner versucht hatten, uns (eine kleine Gruppe von Zeugen) zum Schweigen zu bringen, indem sie unsere Hütten niederrissen und uns schlugen, sprachen wir weiterhin über Jehova. Sie drohten uns: „Heute wird der mächtige Priester kommen, und ihr werdet alle sterben!“ Doch vertrauensvoll antworteten wir: „Wir haben keine Angst. Wir werden nicht weglaufen, denn ihr werdet sehen, daß Jehova, unser Gott, stärker ist!“

Bald kam der Medizinmann in Begleitung seiner Tänzer und Trommler an. Wir Christen versammelten uns und warteten ruhig im Vertrauen auf Jehovas Schutz (Ps. 34:7). Die Trommelschläge wurden lauter, wilder. Jetzt erschien der von Dämonen aufgereizte Medizinmann. Er stellte sich uns gegenüber auf. Während er seine magischen Formeln hersagte, schleuderte er uns seinen Stock entgegen. „Jetzt werden sie sterben!“ schrien die Zuschauer. Doch wir blieben furchtlos, und der Medizinmann fiel zu Boden. Er war besinnungslos geworden.

Unter den Gegnern entstand große Verwirrung. Alle waren sehr verlegen, und die Menge brachte den Medizinmann schnellstens weg und versuchte, ihn wiederzubeleben. In der Tat, Jehovas Name hat sich als ein „starker Turm“ erwiesen (Spr. 18:10). Von dieser Zeit an konnten wir noch mehr Bibelstudien beginnen. Später traf ich den Medizinmann in meinem „Hütte-zu-Hütte-Dienst“. Wir unterhielten uns zwei Stunden lang, und er gab zu: „Jehova ist stärker.“

In Godo-olo gibt es jetzt eine aktive Versammlung von 27 Verkündigern und drei Sonderpionieren. Am 15. April 1979 wurde ein Königreichssaal, der von Glaubensbrüdern und -schwestern — ja auch von kleinen Kinderhänden — gebaut worden war, seiner Bestimmung übergeben. Wie dankbar sind wir doch, daß Jehovas Geist auf uns ist und daß es offensichtlich noch weitere Gelegenheiten gibt, in unserer Nachbarschaft Jünger zu machen!

Meine Vorfahren kämpften für die Freiheit. Ich aber habe eine geistige Freiheit gefunden — die Freiheit von der falschen Anbetung. Wie viele Freuden und Segnungen erlangt man durch das Praktizieren der wahren Religion! Und wie schön ist es, daß Menschen, die Jehova lieben, ihn in wahrer Freiheit für immer anbeten können!

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