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  • Sechzig Jahre als ein Verkündiger der „guten Botschaft“ tätig
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Der Wachtturm verkündigt Jehovas Königreich 1982
w82 15. 7. S. 10-12

Sechzig Jahre als ein Verkündiger der „guten Botschaft“ tätig

Von Martin Wenderqvist erzählt

EIN Erlebnis wird mir stets unvergeßlich bleiben. Es geschah während eines heftigen Schneesturms. Etwa ein Dutzend Personen standen um das offene Grab und sangen ein Lied. Dann sprach ich einige Worte, wobei ich auch erwähnte, daß wir uns wiedersehen werden, wenn die Zeit der Drangsal, die über die Erde hereinbrechen wird, vorüber sein wird.

Der junge Vater bückte sich, hob den kleinen weißen Sarg hoch und stellte ihn vorsichtig ins Grab. Fast alle weinten, während wir durch den Wald nach Hause zurückkehrten. Wir waren noch den ganzen Abend zusammen, und es gelang mir, alle Anwesenden durch Gedanken aus dem Worte Gottes zu trösten (Joh. 5:28, 29; Röm. 15:4).

Im Laufe der 60 Jahre, in denen ich als ein Verkündiger der guten Botschaft tätig war, habe ich bei mehr als 600 Beerdigungen in Schweden und Finnland die Hinterbliebenen durch eine Ansprache trösten können. Aber ehe ich mehr über meine Erfahrungen erzähle, möchte ich berichten, wie ich ein Prediger wurde.

Erste Kontakte

Im Jahre 1908 fand mein Vater eines Tages in dem Zug, mit dem er von seiner Arbeit in Stockholm nach Hause fuhr, ein vierseitiges Traktat. Es trug den Titel „Wo sind die Toten?“ und war herausgegeben von der Internationalen Bibelforscher-Vereinigung. Meine Eltern waren bibelgläubig, und beide wurden durch das Lesen des Traktats angeregt, sich intensiver mit dem Worte Gottes zu beschäftigen.

Kurze Zeit später nahmen meine Eltern mit den Bibelforschern, wie Jehovas Zeugen damals genannt wurden, Verbindung auf und begannen, die Zusammenkünfte zu besuchen. Diese fanden jeden Sonntag in einem kleinen Saal in Stockholm statt, wo sich jeweils ungefähr 50 Personen versammelten. Im August 1912 fungierte Charles Taze Russell, Präsident der Watch Tower Society, als Hauptredner auf einem Kongreß in Stockholm, bei dem mehr als 100 Bibelforscher aus ganz Schweden anwesend waren. Ich war damals erst 10 Jahre alt und verstand nicht viel von dem, was gesagt wurde, aber der Anlaß machte doch einen tiefen Eindruck auf mich.

Nachdem ich die Realschule abgeschlossen und in einer Kleiderfabrik in Västerås zu arbeiten begonnen hatte, fing ich an, ernsthaft über die Probleme des Lebens nachzudenken, und abends las ich oft in der Bibel. Im darauffolgenden Jahr, 1920, schloß ich mich zum erstenmal einer kleinen Bibelstudiengruppe im Ort an, als sie auszog, um anderen Menschen die „gute Botschaft vom Königreich“ zu verkündigen (Mat. 24:14).

In jenem Jahr kam auch A. H. Macmillan vom Hauptbüro der Gesellschaft in Brooklyn (New York) nach Schweden, um den Vortrag „Millionen jetzt Lebender werden nie sterben“ zu halten. Zehn von uns luden fleißig zum Vortrag ein, und schließlich war dann auch der Saal, der 350 Sitzplätze hatte, voll besetzt. Hunderte fanden keinen Einlaß mehr. Deshalb ging ich vor die Tür und verteilte die Broschüre, die den Vortrag enthielt, damit die Leute ihn zu Hause lesen konnten.

Ich lege meinen Lebensweg fest

Ich fragte A. H. Macmillan, ob ich in den Vollzeitpredigtdienst eintreten könne. Aber da ich erst 18 Lenze zählte, war er offenbar nicht so ganz sicher, ob ich es auch ernst meinte. Deshalb sagte er zu mir: „Du mußt noch viel lernen.“ Im darauffolgenden Jahr wurde ich aber doch zum Vollzeitprediger ernannt. Zusammen mit noch einem Bruder fuhr ich dann nach Gotland, unserem Pioniergebiet. Damals gab es auf dieser Insel noch keine Königreichsverkündiger.

Meinen Predigtdienst in Visby begann ich in einem Bestattungsinstitut. Ich fragte mich, ob ich es wagen sollte, dem Besitzer das Buch Millionen jetzt Lebender werden nie sterben anzubieten. Der Besitzer könnte ja befürchten, arbeitslos zu werden. Doch er nahm das Buch sofort entgegen. Die „Millionen“-Bücher waren so gefragt, daß wir manchmal telegrafisch weitere bestellen mußten. Wir kürzten den Titel auf „Millionen“ ab, und die Telegrafisten staunten jeweils, wenn sie telegrafieren mußten: „Schickt sofort 500 Millionen.“

Als im Januar 1922 ein Redner der Gesellschaft erkrankte, bat man mich, seinen Vortrag an verschiedenen Orten zu halten. Ich wollte nicht, weil ich das Gefühl hatte, kein Redner zu sein, aber man übertrug mir die Aufgabe dennoch. Den ersten Vortrag hielt ich in Flen. Dort hatte eine Schwester fleißig eingeladen, so daß am Abend etwa 200 Personen zum Vortrag erschienen. Die Anwesenden — meist ältere Männer und Frauen mit viel Lebenserfahrung — wirkten während des Vortrages unfrei, und ihre Gesichter verrieten Zweifel. Sie hatten einen ganz anderen Redner erwartet, keinen 20jährigen! Nach dem Vortrag in einer anderen Stadt kamen jedoch einige ältere Männer zu mir, gaben mir die Hand und bedankten sich für den Vortrag. Das ermutigte mich natürlich.

Mehrere Jahre lang war ich als reisender Redner tätig, und mein Reiseplan stand im Wachtturm neben dem der regulären reisenden Beauftragten der Gesellschaft. Besonders herzlich empfangen wurden wir reisenden Redner in Lappland. Viele Zeugen, die heute tätig sind, stammen aus jener gebirgigen Gegend, und auf Kongressen werde ich manchmal von einigen begrüßt, die sagen, sie hätten ihren ersten öffentlichen Vortrag gehört, als ich vor vielen Jahren ihre Eltern besucht hätte.

Erfahrungen als Vortragsredner

In den 1920er Jahren waren unsere biblischen Vorträge gewöhnlich sehr gut besucht, und die Leute hörten aufmerksam zu. Während eines Vortrages jedoch stand einmal ein allbekannter Mann auf und rief laut: „Lügen! Lauter Lügen! Kommt Leute! Wir verlassen den Saal!“ Er war dann ganz enttäuscht, als nur drei oder vier Personen mit ihm hinausgingen.

Bei einer anderen Gelegenheit betrat eine Gruppe junger Leute, die die „Internationale“ (Kampflied der sozialistischen Arbeiterbewegung) sangen, den Saal. Sie setzten sich in die vorderste Reihe und beabsichtigten offensichtlich, mich zu ärgern und den Vortrag zu stören. Nachdem ich über die Probleme gesprochen hatte, die in jenem Gebiet besonders akut waren, fuhr ich mit dem Vortrag fort „Wer wird der Welt Frieden bringen?“ Kurz darauf nahm ein Jugendlicher nach dem anderen die Mütze ab und begann, aufmerksam zuzuhören. Nach Schluß des Vortrages verließen sie ganz friedlich den Saal; einige blieben sogar am Büchertisch stehen, um sich nach unseren Schriften zu erkundigen.

Einmal, als ich von einem Besuch auf der Seskarö-Insel im Bottnischen Meerbusen zurückkehrte, wartete an der Anlegestelle ein Polizist auf mich. Er nahm mich mit auf die Wache. Dort erklärte mir der Kommissar, ich sei beschuldigt worden, einen politischen Vortrag gehalten zu haben und vermutlich den Kommunisten anzugehören. Er fügte noch hinzu: „Sie sollen gesagt haben, daß das Gesellschaftssystem gestürzt und ein neuer Führer namens Jehova alles übernehmen werde.“ Natürlich klärte sich die Sache auf, als ich ihm sagte, Jehova sei der Name Gottes und ich hätte im Vortrag über sein Königreich gesprochen.

Eine neue Aufgabe

Bis zum Jahre 1925 war ich als Vertreter eines reisenden Redners tätig, aber dann wurde ich gebeten, im Zweigbüro der Gesellschaft zu arbeiten. Im Jahre 1934 heiratete ich. Wie sehr schätzte ich doch die treue Unterstützung meiner Frau Elna! Auch sie hatte schon mehrere Jahre im Büro der Gesellschaft gearbeitet.

In den 1930er Jahren ging ich einmal viele Kilometer zu Fuß, um die Leute zu besuchen, die in ihren abgelegenen Hütten an Schwedens nördlichster Eisenbahnstrecke, jenseits des nördlichen Polarkreises, wohnten. Diese Eisenbahner bekamen nicht oft Besuch und wollten daher, daß ich längere Zeit bei ihnen blieb, um mit ihnen über die Probleme des Lebens zu sprechen.

Als es wieder zu einem Weltkrieg kam

Schweden blieb im Zweiten Weltkrieg neutral, aber die Kriegshysterie gab den kirchlichen Führern Gelegenheit, den Versuch zu machen, unser Werk zu behindern. Ein schwedischer Bischof behauptete, die Zeugen hätten sich darauf vorbereitet, „auf den Befehl Jehovas hin gegen Satan in die Schlacht zu ziehen“ und mit Waffen alle Feinde Gottes zu vernichten. Nach dem Krieg wollten unsere Gegner nicht mehr an das erinnert werden, was sie in jenen Jahren propagiert hatten.

Ich gehörte zu denen, die mehrmals zum Militärdienst einberufen wurden. Nach unserer Verurteilung wurden wir auf freien Fuß gesetzt, bis die Polizei den Befehl erhielt, uns zu holen und ins Gefängnis zu bringen. Einmal hielt ich für einen Angehörigen gerade eine Beerdigungsansprache, als zwei Polizisten die Halle betraten, in der etwa 100 Menschen versammelt waren.

Die Beamten kamen zu mir und sagten, ich sei verhaftet und solle sofort mit ihnen gehen. Aber der Sohn des Verstorbenen winkte sie unauffällig zu sich und flüsterte: „Sie müssen verstehen, daß Sie die Zusammenkunft nicht stören dürfen. Der Redner muß die Trauerfeier zu Ende bringen, und dann erst kann er mit Ihnen gehen. Was würden sonst die Verwandten und Freunde denken?“

Darauf zogen sich die Polizeibeamten zurück, parkten das Polizeiauto hinter einem Kuhstall und warteten auf mich. Nachher erklärten sie etwas verlegen, sie hätten den Befehl, mich noch vor Abend im Gefängnis in Linköping abzuliefern.

Die „gute Botschaft“ in Freiheit verkündigen

Wenn man eine Zeitlang eingesperrt war, schätzt man es, wieder mit Menschen zusammenzukommen und über die „gute Botschaft“ zu sprechen, sei es von der Bühne aus oder von Tür zu Tür.

Nun bin ich schon mehr als 60 Jahre als ein Verkündiger der „guten Botschaft“ tätig, und ich bin dankbar für die vielen Segnungen, die man als treuer Anbeter Jehovas empfängt, auch wenn ich jetzt körperlich nicht mehr so kräftig bin wie in früheren Jahren. Meine Frau und ich sagen oft zueinander, wie dankbar wir Gott, dem Allmächtigen, doch sein können für die kostbare Gemeinschaft, die wir haben dürfen mit demütigen, rechtschaffenen Menschen, die sich auf die lang ersehnte Weltregierung freuen, deren Haupt der Fürst des Friedens sein wird (Jes. 9:6, 7).

[Herausgestellter Text auf Seite 11]

Der junge Vater bückte sich, hob den kleinen weißen Sarg hoch und stellte ihn vorsichtig ins Grab.

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