Bist du mit Gott im reinen?
VIELE Menschen sehen in dieser Frage keinen Sinn. Ihrer Meinung nach ist es wichtiger, mit sich selbst im reinen zu sein. „Tu, was dir gefällt!“ ist heute eine populäre Devise. Oft hört man auch: „Vergiß doch die Schuldgefühle!“
Das ist nicht nur die Denkweise einiger Jugendlicher, die von der das Ich verherrlichenden Lebensphilosophie durchdrungen sind. Zum Beispiel ergab eine Umfrage in Frankreich, wo 82 Prozent der Bevölkerung getaufte Katholiken sind, daß nur 4 Prozent den Begriff Sünde akzeptieren. In den Vereinigten Staaten sieht es kaum anders aus. Dr. Karl Menninger, der als der „Vater der amerikanischen Psychiatrie“ gilt, fühlte sich vor einigen Jahren veranlaßt, ein Buch über das Thema Whatever Became of Sin? (Was ist denn aus der Sünde geworden?) zu verfassen. Er schrieb: „Offiziell haben wir als Nation vor 20 Jahren aufgehört zu ‚sündigen‘.“ Auf der Titelseite des Buches ist zu lesen: „Das Wort ‚Sünde‘ ist aus unserem Wortschatz fast verschwunden.“
Tatsächlich ist der Begriff Sünde heutzutage so vage, daß viele Menschen — selbst solche, die sich als Christen betrachten — Schwierigkeiten hätten, zu erklären, was Sünde eigentlich ist.
Was manche nachdenklich stimmt
Trotz dieser Abwertung des Begriffs Sünde sind die Menschen durch verschiedene neuere Entwicklungen auf der Weltbühne zum Nachdenken veranlaßt worden. Da ist zum Beispiel die große Zahl von Abtreibungen in vielen der hochentwickelten Länder zu nennen. Einige dieser Länder haben, obwohl sie vorwiegend „christlich“ sind, sehr liberale Abtreibungsgesetze. Diese Unzahl von Fetustötungen hat Reaktionen hervorgerufen, die von Leuten, die den Begriff Sünde ablehnen, nur schwer erklärt werden können.
Wie kommt es denn, daß einige Frauen, deren Lebensphilosophie es ihnen gestattet, eine Abtreibung vornehmen zu lassen, hinterher Schuldgefühle haben und sogar psychisch krank werden? „Aus Studien geht hervor, daß ein hoher Prozentsatz von Frauen nach der Abtreibung psychisch gestört ist“, und das sogar im kommunistischen Jugoslawien (The New Encyclopædia Britannica). Gemäß einer Erklärung von Professor Henri Baruk, Mitglied der französischen Akademie der Medizin, beruht dieses Phänomen auf der Verletzung eines „fundamentalen Grundsatzes, der allen Menschen ins Herz geschrieben ist“. Von wem geschrieben?
Ein anderes Phänomen, das die Menschen nachdenklich stimmt, ist die weltweite Verbreitung der Geschlechtskrankheiten. Die hohe Todesrate unter AIDS-Erkrankten (Syndrom des erworbenen Immundefizits) hat bei vielen, denen der häufige Partnerwechsel eine vermeintliche Befreiung von überholten Tabus gebracht hat, Zweifel und Angst ausgelöst. Aufgrund des hohen Preises, den viele für ihre sexuelle „Freiheit“ bezahlen, fragen sich einige von ihnen, ob sie letztlich nicht doch bestraft worden sind. Von wem bestraft?
Solche neuzeitlichen Warnsignale zeigen, daß der Mensch nicht ungestraft moralische Grundsätze mißachten kann, und sie bewegen manche denkende Menschen dazu, ihre Auffassung über die Sünde und über die Verantwortlichkeit gegenüber Gott neu zu überdenken.
Die Kirchen und Sünde
„Die Sünde unseres Jahrhunderts besteht darin, daß jeglicher Sinn für Sünde verlorengegangen ist.“ Diese unmißverständlichen Worte äußerte Papst Pius XII. bereits im Jahre 1946. Offensichtlich hat sich die Situation seither verschlechtert. Papst Johannes Paul II. zitierte in seiner neuen Abhandlung „Versöhnung und Buße“ jenen Ausspruch seines Vorgängers und bedauerte die Verdunklung des Begriffs Sünde in der heutigen verweltlichten Gesellschaft.
Der Papst erinnerte auch die katholischen Priester und die Katholiken im allgemeinen daran, daß die in vielen katholischen Kirchen heute praktizierte gemeinschaftliche Beichte und Absolution nicht genüge. Er sagte, „der einzig normale und richtige Weg“ zur Beachtung des Sakraments der Buße sei die Beichte des einzelnen. Gemäß dem katholischen Dogma steht Buße mit guten Werken zur Versöhnung des Sünders mit Gott in Verbindung.
Die meisten protestantischen Kirchen sehen keine Notwendigkeit einer privaten Beichte vor einem Priester. Sie sagen, die Beichte vor Gott genüge für die Vergebung von Sünden, aber einige bevorzugen eine allgemeine Beichte und Absolution beim Abendmahlsgottesdienst. Viele Protestanten glauben, zur „Rechtfertigung“ vor Gott sei allein der Glaube notwendig.
Solche widersprüchlichen Lehren der sogenannten christlichen Kirchen über Beichte, Buße und „Rechtfertigung“, d. h. darüber, wie man mit Gott ins reine kommt, stiften bei vielen Leuten Verwirrung. Sie haben das vage Gefühl, daß sie etwas tun sollten, um mit Gott ins reine zu kommen, aber sie wissen nicht, wie sie dabei vorgehen sollen.
Im folgenden Artikel wird erklärt, warum wir mit Gott ins reine kommen müssen, und es werden die katholischen und die protestantischen Ansichten über die „Rechtfertigung“ untersucht. In zwei weiteren Artikeln wird erläutert, was die Bibel über das Erreichen eines gerechten Standes vor Gott lehrt und wie es dich berührt.