Bilder aus dem Land der Verheißung
Genezareth — von wunderbarer Schönheit
„Den Gennesar entlang erstreckt sich eine gleichnamige Landschaft von wunderbarer natürlicher Schönheit. Der Boden ist so fett, daß jede Pflanze wachsen kann, und die Bewohner haben ihn auch mit allen möglichen Arten bepflanzt, zumal das ausgezeichnete Klima zum Gedeihen der verschiedensten Gewächsarten beiträgt. ... Der Boden bringt die verschiedensten Obstsorten nicht bloß einmal im Jahr, sondern fortwährend hervor. ... Zu dem milden Klima gesellt sich die Bewässerung durch eine sehr kräftige Quelle.“
So beschrieb der Geschichtsschreiber Josephus zur damaligen Zeit die dreieckige Ebene am Nordwestufer des Galiläischen Meeres. Die obigen Fotos vermitteln in etwa einen Begriff von der Fruchtbarkeit dieser Ebene — eine der fruchtbarsten Ebenen in Galiläa.a Diese Gegend war im Altertum von solcher Bedeutung, daß der Evangelist Lukas den angrenzenden Süßwassersee „See Genezareth“ nannte (Lukas 5:1).
Er benutzte diese Bezeichnung in dem Bericht, in dem er schilderte, wie Jesus in jene Gegend kam und vier Männer fand, die später Apostel wurden. Handelte es sich bei ihnen um Landwirte, die von dem fruchtbaren Boden lebten, der ihnen Trauben, Walnüsse, Oliven und Feigen lieferte? Nein. Diese Früchte gediehen in der Ebene von Genezareth; doch die Männer waren Fischer, und es versteht sich auch, warum.
Vermutlich führten die durch die Ebene fließenden Flüsse Pflanzenteile in den See, die für die Fische eine willkommene Nahrungsquelle waren. Deshalb wimmelte es in dem See von den verschiedensten Fischen, so daß ein blühendes Fischereigewerbe entstand. Petrus und Andreas waren Berufsfischer, ebenso Jakobus und Johannes, die Söhne des Fischers Zebedäus (Matthäus 4:18-22; Lukas 5:2-11).
Häufig benutzte man beim Fischen Schleppnetze, die von einem Boot aus ausgelegt wurden. Damit waren Petrus und Andreas beschäftigt, als Jesus sich ihnen näherte. Ein langes Schlag- oder Schleppnetz wurde in einem Halbkreis ausgebreitet. Hölzerne Schwimmer hielten den oberen Rand hoch, während Gewichte am unteren Rand das Netz nach unten zogen. Mit einem solchen Netz konnten große Mengen Fische gefangen werden. Es wurde dann ins Boot oder in das seichtere Wasser am Ufer gezogen und entleert. Die eßbaren Fische trennte man von den unbrauchbaren. In Lukas 5:4-7 und Johannes 21:6-11 wird darüber ganz genau berichtet. Erinnerst du dich daran, daß Jesus von dieser Methode in seinem Gleichnis vom Schleppnetz sprach? (Matthäus 13:47, 48). Aus Matthäus 4:21 geht außerdem hervor, daß sich die Fischer öfter Zeit nehmen mußten, die Netze auszubessern, da sie an Felsen zerrissen oder von Fischen beschädigt wurden.
Würde man die Küste von Genezareth entlangwandern, so würde man wahrscheinlich einige Stellen sehen, wo sich in der Dienstzeit Jesu gewisse Ereignisse abgespielt haben sollen. Da ist zum Beispiel ein grüner Hügel, auf dem Jesus gemäß der Tradition die Bergpredigt hielt. Diese Lokalisierung widerspricht den Berichten in den Evangelien nicht, denn Jesus befand sich in der Nähe der Ebene von Genezareth, als er jene Predigt hielt (Matthäus 5:1 bis 7:29; Lukas 6:17 bis 7:1).
Eine andere Stelle, von der man behauptet, sie sei authentisch, stimmt mit den biblischen Angaben nicht überein. Es handelt sich dabei um eine Kirche, die angeblich dort errichtet wurde, wo Jesus die 4 000 mit sieben Broten und einigen Fischen speiste (Matthäus 15:32-38; Markus 8:1-9). Statt der Ebene von Genezareth erwähnt Markus in seinem Bericht „das Gebiet der Dekapolis“, das auf der gegenüberliegenden Seite des Sees (über 11 km entfernt) lag (Markus 7:31).
Matthäus und Markus berichten, daß Jesus, nachdem er dieses Wunder gewirkt hatte, mit einem Boot nach Magadan (oder Dalmanutha) fuhr (Matthäus 15:39; Markus 8:10). Gelehrte bringen diese Gegend mit Magdala (Migdal) in Verbindung, das unmittelbar südlich der Ebene von Genezareth, Richtung Tiberias, liegt. Nach dem Macmillan Bible Atlas war Magdala berühmt wegen seiner Fischpökeleien. Der Fischreichtum in jenem Teil des Sees war für diese Industrie vorteilhaft.
In den Jahren 1985/86 sank wegen einer Dürre der Wasserspiegel des Galiläischen Meeres so stark, daß der Grund zum Teil bloßgelegt wurde. In der Nähe der Ebene von Genezareth fanden zwei Männer die Überreste eines alten Bootes. Archäologen gelang es, dieses hölzerne Fischerboot zu bergen, das ungefähr aus der Zeit stammt, als Jesus sich am See und in der Ebene von Genezareth aufhielt.
[Fußnote]
a Siehe das größere Farbfoto auf dem Kalender der Zeugen Jehovas 1992.
[Bildnachweis auf Seite 24]
Pictorial Archive (Near Eastern History) Est.
[Bildnachweis auf Seite 24]
Pictorial Archive (Near Eastern History) Est.
[Bildnachweis auf Seite 25]
Garo Nalbandian
[Bildnachweis auf Seite 25]
Pictorial Archive (Near Eastern History) Est.