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  • „Die dunkelhaarige Herrin der syrischen Wildnis“
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Der Wachtturm verkündigt Jehovas Königreich 1999
w99 15. 1. S. 28-31

„Die dunkelhaarige Herrin der syrischen Wildnis“

IHR Teint war olivfarben, ihre Zähne waren so weiß wie Perlen, ihre Augen schwarz und von erhabenem Glanz. Sie war hoch gebildet und in mehreren Sprachen bewandert. Sie war eine kriegerische Königin und stand in dem Ruf, intelligenter zu sein als Kleopatra und mindestens genauso schön wie sie. Weil sie es wagte, sich der in ihren Tagen herrschenden Weltmacht entgegenzustellen, erfüllte sie eine prophetische Rolle in einem biblischen Drama. Noch lange nach ihrem Tod wurde sie von Schriftstellern gepriesen und von Malern idealisiert. Ein Dichter des 19. Jahrhunderts beschrieb sie als „die dunkelhaarige Herrin der syrischen Wildnis“. Diese hochgepriesene Frau war Zenobia, die Königin der syrischen Stadt Palmyra.

Wie gelangte Zenobia zu solchem Ansehen? Welche politische Lage führte dazu, daß sie an die Macht kam? Was läßt sich über ihren Charakter sagen? Und welche prophetische Rolle erfüllte diese Königin? Betrachten wir zunächst den geographischen Rahmen, in dem sich dieses Drama abspielte.

Eine Stadt am Rand der Wüste

Palmyra, die Stadt Zenobias, lag gut 200 Kilometer nordöstlich von Damaskus, am nördlichen Rand der syrischen Wüste, wo die Ausläufer des Antilibanon in der Ebene enden. Diese Oasenstadt war etwa auf halbem Weg zwischen dem Mittelmeer im Westen und dem Euphrat im Osten gelegen. König Salomo kannte sie möglicherweise unter dem Namen Tadmor. Sie war für das Wohlergehen seines Königreiches aus zwei Gründen lebenswichtig: zum einen als Garnisonsstadt zur Verteidigung der Nordgrenze und zum anderen als wichtiges Glied in der Kette der Karawansereien. Deshalb „baute er Tadmor in der Wildnis ... aus“ (2. Chronika 8:4).

Über die Entwicklung Tadmors in den tausend Jahren nach der Herrschaft König Salomos schweigt sich die Geschichte aus. Wenn Tadmor und Palmyra tatsächlich identisch sind, dann begann der Aufstieg Tadmors, nachdem Syrien 64 u. Z. eine Vorpostenprovinz des Römischen Reiches geworden war. Richard Stoneman schreibt in seinem Buch Palmyra and Its Empire—Zenobia’s Revolt Against Rome: „Palmyra war in zweierlei Hinsicht für Rom von Bedeutung — auf wirtschaftlichem und auf militärischem Gebiet.“ Da diese Palmenstadt an einer wichtigen Handelsroute lag, die Rom mit Mesopotamien und dem Osten verband, wurden dort die Handelsgüter der antiken Welt umgeschlagen: Gewürze aus Indien, Seide aus China und andere Waren aus Persien, Untermesopotamien und aus den Ländern des Mittelmeerraums. Rom war auf den Import dieser Waren angewiesen.

Auf militärischem Gebiet diente die Provinz Syrien als Pufferzone zwischen den rivalisierenden Mächten Rom und Persien. Während der ersten 250 Jahre unserer Zeitrechnung bildete der Euphrat die Grenze des Römischen Reiches zu seinem östlichen Nachbarn. Palmyra lag westlich der am Euphrat gelegenen Stadt Dura-Europos, am anderen Ende der Wüste. Römische Kaiser wie Hadrian und Valerian besuchten Palmyra, weil sie die wichtige Lage der Stadt erkannten. Hadrian fügte den bestehenden prachtvollen Bauwerken neue hinzu und machte der Stadt reiche Geschenke. Valerian belohnte Odaenathus, einen vornehmen Sohn der Stadt und Ehemann Zenobias, indem er ihn 258 u. Z. in den Rang eines römischen Konsuls erhob, weil er erfolgreich gegen Persien gekämpft und die Grenzen des Römischen Reiches bis nach Mesopotamien ausgedehnt hatte. Zenobia spielte beim Aufstieg ihres Mannes zur Macht eine wichtige Rolle. Der Historiker Edward Gibbon schrieb: „Das Glück Odenaths ist zu einem großen Theile ihrer unvergleichlichen Klugheit und Festigkeit zuzuschreiben.“

Unterdessen hatte König Schapur von Persien beschlossen, die Vorherrschaft Roms anzufechten und seinen Machtanspruch auf alle früheren Provinzen Persiens geltend zu machen. Mit einem gewaltigen Heer zog er westwärts, nahm die römischen Garnisonsstädte Nisibis und Karrhai (Haran) ein und verwüstete Nordsyrien und Zilizien. Darauf stellte sich Kaiser Valerian persönlich an die Spitze seiner Streitkräfte, um gegen die Angreifer zu kämpfen, wurde jedoch von den Persern geschlagen und gefangengenommen.

Odaenathus hielt es für opportun, dem persischen Monarchen kostbare Geschenke und eine Friedensbotschaft überbringen zu lassen. Doch König Schapur befahl hochmütig, die Geschenke in den Euphrat zu werfen, und verlangte, daß Odaenathus als gefangener Bittsteller vor ihm erscheine. Daraufhin stellten die Palmyrer aus Wüstennomaden und den Überresten der römischen Streitkräfte ein Heer zusammen, das die Perser, die auf dem Rückmarsch waren, angriff. Gegen die überfallartigen Vorstöße der Wüstenkrieger konnten sich die kampfmüden und mit Beutestücken beladenen Soldaten Schapurs nicht mehr verteidigen und mußten daher fliehen.

In Anerkennung des Sieges über Schapur verlieh Gallienus, der Sohn und Nachfolger Valerians, Odaenathus den Titel corrector totius Orientis (Corrector des ganzen Orients). Odaenathus selbst erklärte sich zwischenzeitlich zum „König der Könige“.

Zenobia trachtet danach, eine Großmacht zu schaffen

Um das Jahr 267 u. Z. wurde Odaenathus, auf dem Höhepunkt seiner Macht, samt seinem Thronfolger ermordet, wahrscheinlich von einem rachsüchtigen Neffen. Zenobia trat an die Stelle ihres Mannes, da ihr Sohn noch zu jung war. Der schönen und ehrgeizigen Frau, die eine fähige Regentin war, gewohnt, ihren verstorbenen Mann einst auf seinen Feldzügen zu begleiten, und die mehrere Sprachen fließend beherrschte, gelang es, die Achtung und Unterstützung ihrer Untertanen zu gewinnen — keine Kleinigkeit bei den Beduinen. Zenobia zeichnete sich durch großen Wissensdurst aus und umgab sich mit Gebildeten. Einer ihrer Ratgeber, der Philosoph und Rhetoriker Kassius Longinos, stand in dem Ruf, „eine lebende Bibliothek und ein wandelndes Museum“ zu sein. Der Autor Stoneman stellt fest: „Binnen fünf Jahren nach dem Tod des Odaenathus ... war Zenobia in den Augen ihres Volkes zur Herrin des Ostens aufgestiegen.“

Zenobias Herrschaftsbereich war umgeben von Persien, das sie und ihr Mann gelähmt hatten, auf der einen und dem krisengeschüttelten Rom auf der anderen Seite. Über die Verhältnisse im Römischen Reich zur damaligen Zeit schreibt der Historiker J. M. Roberts: „Das dritte Jahrhundert war an den östlichen wie an den westlichen Grenzen gleichermaßen eine schreckliche Zeit für Rom, während gleichzeitig zu Hause eine neue Periode des Bürgerkriegs und der Diadochenkämpfe begonnen hatte. 22 Kaiser (Prätendenten nicht mitgerechnet) kamen und gingen.“ Im Gegensatz dazu saß die syrische Herrin in ihrem Reich als unumschränkte Monarchin fest im Sattel. Stoneman bemerkt dazu: „Als Zünglein an der Waage zwischen zwei Großmächten [Persien und Rom] konnte sie danach trachten, eine dritte zu schaffen, die die beiden anderen beherrschen würde.“

Eine Gelegenheit, ihr Hoheitsgebiet auszudehnen, bot sich Zenobia 269 u. Z., als in Ägypten ein Thronanwärter auftrat, der Rom die Herrschaft streitig machte. Zenobias Heer marschierte umgehend in Ägypten ein, schlug den Aufstand nieder und nahm das Land in Besitz. Sie rief sich zur Königin von Ägypten aus und ließ in ihrem Namen Münzen prägen. Ihr Königreich erstreckte sich nun vom Nil bis zum Euphrat. Zu diesem Zeitpunkt ihres Lebens begann sie die Stellung des in der biblischen Prophezeiung Daniels erwähnten „Königs des Südens“ einzunehmen, da sich ihr Reich nun über das Gebiet südlich des Heimatlandes Daniels erstreckte (Daniel 11:25, 26). Außerdem eroberte sie fast ganz Kleinasien.

Zenobia befestigte und verschönerte Palmyra, ihre Hauptstadt, in solchem Maß, daß sie sich mit den größeren Städten der römischen Welt messen konnte. Die Einwohnerzahl der Stadt wuchs schätzungsweise auf mehr als 150 000 an. Ihre Mauer, die eine Gesamtlänge von gut 20 Kilometern gehabt haben soll, umschloß prachtvolle öffentliche Gebäude, Tempel, Gärten, Säulen und Denkmäler. Die Hauptstraße war von Kolonnaden aus etwa 1 500 über 15 Meter hohen korinthischen Säulen gesäumt. Überall standen Statuen und Büsten von Helden und reichen Wohltätern. 271 u. Z. ließ Zenobia zwei Statuen ihrer selbst und ihres verstorbenen Mannes errichten. Am Rand der Wüste erstrahlte Palmyra gleich einem Juwel.

Der Sonnentempel gehörte zu den architektonischen Renommierstücken Palmyras und beherrschte zweifellos die religiöse Szene in der Stadt. Wahrscheinlich betete auch Zenobia eine mit dem Sonnengott assoziierte Gottheit an. Allerdings war Syrien im dritten Jahrhundert ein Land mit vielen Religionen. In Zenobias Reich gab es bekennende Christen, Juden, Astrologen und Anbeter von Sonne und Mond. Welche Haltung nahm sie zu den unterschiedlichen Formen der Anbetung in ihrem Reich ein? Der Autor Stoneman erklärt: „Eine weise Regentin vernachlässigt keine Bräuche, die ihr Volk für wichtig hält. ... Die Götter, so hoffte man, waren auf die Seite Palmyras beordert worden.“ Offenbar war Zenobia auf religiösem Gebiet tolerant. Aber waren die Götter wirklich „auf die Seite Palmyras beordert worden“? Was braute sich über Palmyra und seiner „weisen Regentin“ zusammen?

Ein Kaiser ‘weckt sein Herz auf’ gegen Zenobia

Im Jahr 270 u. Z. wurde Aurelian Kaiser von Rom. Seinen Legionen gelang es, die Barbaren im Norden zurückzutreiben und in die Schranken zu weisen. 271 u. Z. ging Aurelian, der jetzt den „König des Nordens“ aus der Prophezeiung Daniels darstellte, daran, ‘seine Kraft und sein Herz gegen den König des Südens aufzuwecken’, den Zenobia darstellte (Daniel 11:25a). Aurelian entsandte einen Teil seiner Streitkräfte direkt nach Ägypten, und die Hauptmacht führte er ostwärts durch Kleinasien.

Der König des Südens — die von Zenobia angeführte herrschende Macht — ‘erregte sich zum Krieg’ gegen Aurelian „mit einer überaus großen und mächtigen Streitmacht“ unter den beiden Feldherren Zabdas und Zabbai (Daniel 11:25b). Doch Aurelian nahm Ägypten ein und unternahm dann einen Feldzug nach Kleinasien und Syrien. Zenobia wurde bei Emesa (das heutige Homs) geschlagen und zog sich nach Palmyra zurück.

Als Aurelian Palmyra belagerte, floh Zenobia in der Hoffnung auf Beistand mit ihrem Sohn in Richtung Persien, wurde aber am Euphrat von den Römern gefangengenommen. 272 u. Z. übergaben die Palmyrer die Stadt. Aurelian verfuhr großmütig mit den Einwohnern. Er trug unermeßlich viel Beute zusammen, darunter das Götzenbild aus dem Sonnentempel, und machte sich auf den Rückzug nach Rom. Zenobia ließ der römische Kaiser am Leben und nahm sie mit nach Rom, wo sie 274 u. Z. seinen Triumphzug als Hauptattraktion zierte. Danach blieb sie bis an ihr Lebensende als Matrone in Rom.

Die Wüstenstadt in Trümmer gelegt

Einige Monate nach der Einnahme Palmyras metzelten die Palmyrer die römische Besatzung nieder, die Aurelian zurückgelassen hatte. Als ihn die Nachricht von diesem Aufstand erreichte, befahl er seinen Soldaten unverzüglich, auf demselben Weg zurückzukehren, und dieses Mal übte er an der Bevölkerung grausame Rache. Diejenigen, die dem erbarmungslosen Gemetzel entgingen, wurden in die Sklaverei weggeführt. Die stolze Stadt wurde geplündert und so zerstört, daß sie nicht mehr wiederherzustellen war. Die einst blühende Metropole wurde so wieder zu dem, was sie früher gewesen war: „Tadmor in der Wildnis“.

Als sich Zenobia Rom entgegenstellte, spielten sie und Kaiser Aurelian unwissentlich ihre Rollen als „König des Südens“ und „König des Nordens“, wodurch sie einen Teil einer bis ins einzelne gehenden Prophezeiung erfüllten, die rund 800 Jahre zuvor von dem Propheten Jehovas aufgezeichnet worden war (Daniel, Kapitel 11). Zenobias außergewöhnlicher Charakter trug ihr die Bewunderung vieler ein. Am bedeutsamsten aber war die Rolle, in der sie die in Daniels Prophezeiung vorhergesagte politische Macht verkörperte. Sie herrschte nicht länger als fünf Jahre. Und heute ist Palmyra, die Hauptstadt des Reiches Zenobias, nur mehr ein Dorf. Selbst das einst so mächtige Römische Reich hat seine Macht längst eingebüßt und neuzeitlichen Reichen Platz gemacht. Wie wird es ihnen ergehen? Auch ihre Zukunft wird bestimmt durch die biblische Prophetie, die sich mit untrüglicher Sicherheit erfüllen wird (Daniel 2:44).

[Kasten auf Seite 29]

Zenobias Vermächtnis

Nachdem Kaiser Aurelian Zenobia, die Königin von Palmyra, besiegt hatte und nach Rom zurückgekehrt war, baute er einen Sonnentempel. Darin ließ er die Statuen des Sonnengottes aufstellen, die er aus ihrer Stadt mitgebracht hatte. Die weitere Entwicklung wurde in der Zeitschrift History Today wie folgt kommentiert: „Die vielleicht nachhaltigste Tat Aurelians ist darin zu sehen, daß er 274 A. D. eine auf die Wintersonnenwende am 25. Dezember fallende jährliche Feier zu Ehren der Sonne einführte. Als das Reich christlich wurde, verlegte man Christi Geburtstag auf dieses Datum, um die neue Religion denen annehmbarer zu machen, die an den alten Festlichkeiten hingen. Die Vorstellung, daß man unser Weihnachtsfest womöglich letzten Endes wegen Kaiserin Zenobia feiert, mutet wie ein Treppenwitz der Geschichte an.“

[Karte/Bild auf Seite 28, 29]

(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)

MITTELMEER

SYRIEN

Antiochia

Emesa (Homs)

PALMYRA

Damaskus

MESOPOTAMIEN

Euphrat

Karrhai (Haran)

Nisibis

Dura-Europos

[Bildnachweis]

Map: Mountain High Maps® Copyright © 1997 Digital Wisdom, Inc.

Colonnade: Michael Nicholson/Corbis

[Bild auf Seite 29]

Römische Münze, vermutlich mit dem Abbild Aurelians

[Bild auf Seite 30]

Sonnentempel in Palmyra

[Bildnachweis]

The Complete Encyclopedia of Illustration/J. G. Heck

[Bild auf Seite 31]

Königin Zenobia spricht zu ihren Soldaten

[Bildnachweis]

Giovanni Battista Tiepolo, Queen Zenobia Addressing Her Soldiers, Samuel H. Kress Collection, Photograph © Board of Trustees, National Gallery of Art, Washington

[Bildnachweis auf Seite 28]

Detail of: Giovanni Battista Tiepolo, Queen Zenobia Addressing Her Soldiers, Samuel H. Kress Collection, Photograph © Board of Trustees, National Gallery of Art, Washington

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