6E „Des großen Gottes und [des] Retters von uns, Christus Jesus“
Tit 2:13, gr.: τοῦ μεγάλου θεοῦ καὶ σωτῆρος ἡμῶν Χριστοῦ ’Ιησοῦ
(tou megálou theoú kai sōtḗros hēmṓn Christoú Iēsoú)
1935 |
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Wilhelm Michaelis, Das Neue Testament, Leipzig. |
1949 |
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Hermann Menge, Die Heilige Schrift, 11. Aufl., Stuttgart. |
1963 |
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Neue-Welt-Übersetzung der Christlichen Griechischen Schriften, Brooklyn (USA) (New World Translation of the Christian Greek Scriptures, Brooklyn [USA] 1950). |
1972 |
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Ulrich Wilckens, Das Neue Testament, Köln, Zürich. |
1975 |
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Franz Eugen Schlachter, Die Heilige Schrift, Genf. |
1982 |
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Die Bibel in heutigem Deutsch, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart. |
1984 |
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Lutherbibel, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart. |
An dieser Stelle finden wir zwei Substantive, die durch καί (kai, „und“) verbunden sind; dem ersten Substantiv geht der bestimmte Artikel τοῦ (tou, „des“) voraus, das zweite Substantiv steht ohne bestimmten Artikel. Eine ähnliche Wortkonstruktion findet sich in 2Pe 1:1, 2, wo in V. 2 ein deutlicher Unterschied zwischen Gott und Jesus gemacht wird. Dadurch wird gezeigt: Wenn zwei unterschiedliche Personen durch καί verbunden sind und der ersten Person der bestimmte Artikel vorausgeht, so ist es nicht notwendig, den bestimmten Artikel vor der zweiten Person zu wiederholen. Im griechischen Text finden sich Beispiele dieser Wortkonstruktion in Apg 13:50; 15:22; Eph 5:5; 2Th 1:12; 1Ti 5:21; 6:13; 2Ti 4:1. In LXX findet sich ebenfalls eine derartige Wortkonstruktion. (Siehe Spr 24:21, Fn.) Nach An Idiom Book of New Testament Greek von C. F. D. Moule, Cambridge (England) 1971, S. 109 ist die Aussage „des großen Gottes und unseres Retters Jesus Christus im κοινή-[koinḗ-]Griechisch selbst ohne Wiederholung [des bestimmten Artikels] möglich“.
In The Authorship of the Fourth Gospel and Other Critical Essays von Ezra Abbot, Boston (USA) 1888, findet sich auf S. 439—457 eine detaillierte Studie zu der Wortkonstruktion in Tit 2:13. Auf S. 452 des Werkes sind folgende Kommentare zu lesen: „Betrachte ein Beispiel aus dem Neuen Testament. In Matt. xxi. 12 lesen wir, daß Jesus alle hinaustrieb, ‚die im Tempel verkauften und kauften‘, τοὺς πωλοῦντας καὶ ἀγοράζοντας [tous pōloúntas kai agorázontas]. Niemand wird hier vernünftigerweise annehmen, daß es sich bei den beschriebenen Personen, die verkauften und kauften, um dieselben Personen handelt. In Markus werden die beiden Gruppen durch die Einfügung von τούς vor ἀγοράζοντας unterschieden; hier wird es der Intelligenz des Lesers überlassen, sie zu unterscheiden. Im vor uns liegenden Fall [Tit 2:13] scheint mir das Fehlen des Artikels vor σωτῆρος [sōtḗros] keine Schwierigkeiten zu bereiten, nicht weil σωτῆρος durch die Hinzufügung von ἡμῶν [hēmṓn] (Winer) ausreichend bestimmt wird, denn Gott wie auch Christus wird des öfteren ‚unser Retter‘ genannt; wenn somit ἡ δόξα τοῦ μεγάλου θεοῦ καὶ σωτῆρος ἡμῶν [hē dóxa tou megálou theoú kai sōtḗros hēmṓn] allein stünde, dann wäre natürlicherweise von einem Subjekt die Rede, nämlich von Gott, dem Vater; doch die Hinzufügung ’Ιησοῦ Χριστοῦ nach σωτῆρος ἡμῶν [Iēsoú Christoú nach sōtḗros hēmṓn] ändert die Sache gänzlich, dadurch wird der σωτῆρος ἡμῶν auf eine Person oder ein Wesen beschränkt, das nach dem gewohnten Sprachgebrauch des Paulus von der Person oder dem Wesen zu unterscheiden ist, das er mit ὁ θεός [ho theós] bezeichnet, so daß es nicht notwendig ist, den Artikel zu wiederholen, um eine Zweideutigkeit zu vermeiden. In 2 Thess. i. 12 bezieht sich natürlicherweise der Ausdruck κατὰ τὴν χάριν τοῦ θεοῦ ἡμῶν καὶ κυρίου [katá tēn chárin tou theoú hēmṓn kai kyríou] auf ein Subjekt, und der Artikel vor κυρίου wäre nur dann erforderlich, wenn zwei gemeint wären; jedoch die einfache Hinzufügung von ’Ιησοῦ Χριστοῦ nach κυρίου [Iēsoú Christoú nach kyríou] macht die Bezugnahme auf zwei verschiedene Subjekte deutlich, und das ohne Einfügung des Artikels.“
In Blaß/Debrunner heißt es in § 276,3 zu Tit 2:13: „Der Artikel scheint (naturgemäß) zu fehlen, wenn das letztere von zwei durch καί [kai, „und“] verbundenen Attributen eine Apposition bei sich hat.“
Demgemäß werden in Tit 2:13 zwei verschiedene Personen, Jehova Gott und Jesus Christus, erwähnt. In der gesamten Heiligen Schrift kann Jehova nicht mit Jesus gleichgesetzt werden, als wären sie ein und dieselbe Person.