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Der Wachtturm verkündet Jehovas Königreich 1960
w60 1. 2. S. 73-75

Eusebius Pamphili — Bischof von Cäsarea — und sein Kompromiß

WENN vom Konzil zu Nizäa des Jahres 325 n. Chr. die Rede ist, dann denken wir unwillkürlich an Männer wie Kaiser Konstantin, Arius und Athanasius. Wir sollten aber auch Eusebiusa Pamphili, den Bischof von Cäsarea, nicht vergessen, der auf jenem Konzil ebenfalls eine führende Rolle spielte, obwohl das, was er dort erlebte, für ihn persönlich eher eine Tragödie war. Der wahre Sachverhalt über Eusebius läßt erkennen, daß das Nizäische Glaubensbekenntnis, das auf jenem Konzil abgefaßt wurde, vom Standpunkt der Bibel und der Logik aus gesehen, auf schwachen Füßen steht und auch allen Christen als Warnung vor Kompromissen und deren Folgen dienen sollte.

Eusebius wurde in der Zeit zwischen den Jahren 260 und 270 n. Chr. geboren (einige Autoritäten widersprechen sich diesbezüglich, und andere sind nicht sicher), und er starb im Jahre 339 oder 340. Er muß also das Licht der Welt mehrere Jahre vor Kaiser Konstantin, dessen Günstling er wurde, erblickt haben und hat diesen auch um einige Jahre überlebt. Er wurde sehr wahrscheinlich in Palästina geboren, wo er seine Jugend verlebte. Seine Eltern ließen ihm eine gute Ausbildung zukommen.

Eusebius stand stark unter dem Einfluß der Schriften des Origenes, eines der nachapostolischen „Väter“, und der Freundschaft mit Pamphilus, nach dessen Namen er sich auch den Beinamen Pamphili, das heißt „der Freund des Pamphilus“, gab. Pamphilus tat sich besonders dadurch hervor, daß er — wie vor ihm Origenes — in einer Zeit, in der man sich immer mehr den Überlieferungen und der griechischen Philosophie zuwandte, auf das Studium des Wortes Gottes Nachdruck legte.

Während der ersten Hälfte seines Lebens war Eusebius Zeuge der Christenverfolgung und des Märtyrertums unter Diokletian, dem auch Pamphilus, sein bester Freund, zum Opfer fiel. Wieso Eusebius unversehrt blieb, ist nicht geklärt. Machte er Kompromisse, oder schützten ihn seine Beziehungen zu einflußreichen Persönlichkeiten? Eines steht fest — er fuhr fort, seine Brüder im Gefängnis zu besuchen, und spornte sie zu treuem Ausharren an. Im Jahre 315, zwei Jahre nach dem Tode des Kaisers Diokletian, wurde Eusebius zum Bischof von Cäsarea ernannt, in welcher Stellung er etwa fünfundzwanzig Jahre, nämlich bis zu seinem Tode, verblieb.

Eusebius ist der Verfasser zahlreicher Werke. Durch seine Kirchengeschichte ist er als der Wegbereiter der Kirchengeschichtsschreiber bekanntgeworden. Verglichen mit den Werken anderer bedeutender Kirchenhistoriker, die nach ihm kamen — vom Meisterwerk des Lukas, der Apostelgeschichte, ganz abgesehen —, läßt das Werk des Eusebius, was Genauigkeit und Schreibweise betrifft, jedoch viel zu wünschen übrig. Er ist als Historiker deshalb besonders zu schätzen, weil er Material verwandte, das sonst völlig verlorengegangen wäre. Seine Kirchengeschichte erfaßt eine Zeit von ungefähr 350 Jahren, nämlich die Zeit vom Jahre 30 v. Chr. bis zum Jahre 324 n. Chr. Er verfaßte auch einige Abhandlungen, in denen gewisse heidnische Argumente sehr geschickt widerlegt werden, sowie ein Werk über das Leben Konstantins, in dem er diesen mordgierigen Kaiser, der Ströme von Blut fließen ließ, um sich den Weg zum römischen Kaiserthron zu bahnen, scheinbar nicht genug rühmen konnte.

EUSEBIUS UND DIE DREIEINIGKEITSFRAGE

Was uns jedoch am meisten interessiert, ist die Stellung, die Eusebius in der Auseinandersetzung über die Dreieinigkeit einnahm, durch die die Kirche in den ersten Jahrzehnten des vierten Jahrhunderts so sehr erschüttert wurde. Beim Konzil zu Nizäa, das unter dem Vorsitz des Kaisers Konstantin tagte, saß er zur Rechten des Kaisers und hielt im Namen der versammelten 318 Bischöfe und zu Ehren des Kaisers, der die Versammlung einberufen hatte, die Eröffnungsredeb. Eusebius war vollständig auf der Seite Konstantins, dem es besonders um die Wiederherstellung der Einheit unter den sogenannten Christen ging, die während der Verfolgung unter ihnen bestanden hatte und die nun in der durch Konstantins wohlwollende Haltung geschaffenen freundlichen Atmosphäre leider allmählich zu schwinden schien. Eusebius schlug ein eigenes Glaubensbekenntnis vor, in welchem alle einschlägigen Streitfragen tatsächlich außer acht gelassen wurden. Die Mehrheit der Anwesenden befürwortete es; doch da sie sich, im Grunde genommen, weder für die eine noch für die andere Seite interessierten, die Extremisten dagegen nicht nachgaben, gewannen die Trinitarier schließlich die Oberhand.

Mit welcher Partei sympathisierte Eusebius? Ganz offensichtlich mit den Arianern, denn gerade sein gemäßigtes Glaubensbekenntnis war für die Trinitarier ein Schlag ins Gesicht. Ja er hatte schon vor Jahren in derselben Frage für Arius Partei ergriffen. Der Zankapfel war übrigens der griechische Ausdruck homousios, der bedeutet, daß der Sohn Gottes „von gleichem Wesen“ oder „gleicher Substanz“ wie der Vater ist, und diesen Ausdruck vermied Eusebius geflissentlich. Seine Ansicht hierüber geht aus den nachfolgenden Zitaten, die von seinem Biographen Valesius festgehalten wurden, hervor:

„Die Wahrheiten nicht zu erforschen, die erforscht werden können, wäre Lässigkeit; die anderen ergründen zu wollen, deren Erforschung nicht opportun ist, wäre Vermessenheit. Welche Wahrheiten sollten wir also ergründen? Jene, die in der Heiligen Schrift enthalten sind. Hüten wir uns aber davor, dort nach Dingen zu suchen, die nicht aufgezeichnet sind. Wenn wir diese Dinge wissen müßten, dann hätte der Heilige Geist sie ohne Zweifel dort niederschreiben lassen … Wir dürfen nichts auslöschen von dem, was geschrieben steht … Redet das, was geschrieben steht, und der Streit hat ein Ende.“ Es könnten noch weitere, ähnliche Zitate angeführt werden.

Was tat Eusebius jedoch trotz dieser Überzeugung auf dem Konzil zu Nizäa? Er unterzeichnete schließlich das Nizäische Glaubensbekenntnis, das die Formel der Homousie enthielt, die er so sehr bekämpfte. Hatte Athanasius ihn überzeugt? Oder tat er es Konstantin zuliebe, oder, um dem Bann und den Verfolgungen zu entgehen, die über Arius und die beiden Bischöfe kamen, die sich weigerten, Zugeständnisse zu machen?

Obwohl Gott allein im Herzen eines Menschen lesen kann, scheint der ganze weitere Verlauf der Dinge doch darauf schließen zu lassen, daß Eusebius das Nizäische Glaubensbekenntnis nicht aus Prinzip, sondern aus diplomatischen Gründen unterzeichnete. Valesius erwähnt treffend, daß Eusebius der getreue Freund des Arius und der bittere Feind des Athanasius blieb. Seine Unterschrift unter dem Glaubens­bekenntnis hatte scheinbar weder in seinem Herzen noch in seiner Handlungsweise eine Änderung bewirkt, was eine opportunistische Handlung auch selten — wenn überhaupt — zu tun vermag.

Aufschlußreich ist auch die Tatsache, daß Eusebius in seinem Werk über das Leben Konstantins das Konzil zu Nizäa wohl erwähnt, aber die Auseinandersetzung über die Dreieinigkeit, die es dabei gab, völlig übergeht. Warum ignorierte er ausgerechnet das, was den Kernpunkt jenes Ereignisses bildete? Warum schrieb er keine einzige seiner Reden, die er anläßlich jener Versammlung über die Natur Christi hielt, nieder? Er bezeichnete das Konzil als einen Erfolg, weil es eine Einigung in bezug auf den Zeitpunkt für die Feier des Osterfestes zustande brachte! Ob er das in ironischem Sinne tat, um damit seine Verachtung für die ganze Dreieinigkeitsangelegenheit zum Ausdruck zu bringen?

Vielleicht. Es scheint zwar, daß noch andere Gründe vorlagen, denn in seiner Kirchengeschichte erwähnt er das Konzil überhaupt nicht, und das konnte er nur tun, weil er sie mit dem Jahre 324 abschloß. Was mochte ihn dazu bewogen haben, die Geschichte der sogenannten christlichen Religion ausgerechnet kurz vor dem wichtigsten Ereignis der letzten zwei Jahrhunderte derselben abzuschließen? Wahrscheinlich war es nur der Umstand, daß er auf die Rolle, die er bei jenem Konzil spielte, nicht besonders stolz war. Daher überließ er es anderen Geschichtsschreibern, über den Verlauf des Konzils, auch über seine eigenen Reden sowie seine ausführliche Erklärung, warum er das Nizäische Glaubensbekenntnis unterzeichnete, Bericht zu erstatten. Obwohl die Trinitarier Eusebius Pamphili deswegen gern als einen der Ihren betrachten, blieb er in seinem Herzen unverändert, und Hieronymus bezeichnete ihn mit Recht als einen ausgesprochenen Verfechter des Arianismus.

Eusebius war bei Konstantin so angesehen, daß dieser erklärte, er könnte der Bischof fast über die ganze Welt sein. Und Eusebius von Nikomedien, der Konstantin schließlich kurz vor dessen Tod taufte, war ein vertrauter Freund von Eusebius Pamphili, der den Arianern noch näherstand als dieser und der das Nizäische Glaubensbekenntnis erst ganz am Schluß unterzeichnet hatte. Es hätte also gut möglich sein können, daß, wenn Eusebius Pamphili den Standpunkt der Heiligen Schrift ebenso entschieden vertreten hätte wie Arius und wenn er den Mut gehabt hätte, seine Überzeugung zu verteidigen, das Konzil von Nizäa sich gegen statt für die Dreieinigkeit entschieden hätte, um so mehr, als viele der anwesenden Bischöfe dieser Sache gar nicht soviel Wert beimaßen.

Eusebius Pamphili war eher diplomatisch als grundsatztreu. Es ging ihm eher darum, die Anerkennung Konstantins zu erlangen als die Anerkennung Jehovas Gottes. Er opferte die Wahrheit zugunsten der Opportunität. Er reihte sich dadurch in die Klasse derer ein, zu denen Nikodemus gehörte, der es nur im Schutze der Nacht wagte, zu Jesus zu kommen, sowie Joseph von Arimathia, „der ein Jünger Jesu war, aber aus Furcht vor den Juden ein verborgener“. — Joh. 3:1, 2; 19:38.

Der wahre Sachverhalt über Eusebius bestätigt in der Tat, daß das Nizäische Glaubensbekenntnis, vom Standpunkt der Bibel und der Logik aus gesehen, auf schwachen Füßen steht. Er läßt auch keinen Zweifel darüber, daß Eusebius die Zugeständnisse, die er auf dem Konzil zu Nizäa machte, später insgeheim oft bereute, und in dieser Beziehung ist Eusebius für alle Christen ein warnendes Beispiel, aus dem wir lernen können, daß wir uns stets davor hüten sollten, Kompromisse zu schließen, weil wir sonst zeitlebens ein schlechtes Gewissen haben müßten.

[Fußnoten]

a Eusebius hießen ungefähr noch vierzig seiner Zeitgenossen, ja in den ersten acht Jahrhunderten gab es in der Kirche 137 Männer mit diesem Namen, der von einem griechischen Wurzelwort abgeleitet wird, das „Frömmigkeit“ bedeutet.

b Eusebius selbst berichtet, daß von den zweitausend Bischöfen, die eingeladen worden waren, nur etwas über 250 erschienen. Auch der genaue Zeitpunkt der Tagung ist ungewiß.

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