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Erwachet! 1979
g79 22. 6. S. 16-19

Zu Schiff durch den Urwald mit der Botschaft des Lebens

Vom „Awake!“-Korrespondenten in Peru

WIE wäre es mit einer Motorbootfahrt durch einen Urwald mit hochstämmigen Bäumen und dichtem Unterholz, erfüllt von den eigenartigen Rufen exotischer Vögel, dem Summen zahlloser Insekten und den verschiedensten Lauten vierfüßigen Waldgetiers? „Bestimmt ein einmaliges Erlebnis“, wirst du sagen.

Das Gebiet, in dem die „gute Botschaft“ verkündigt werden muß

Im peruanischen Urwald, der rund 747 000 Quadratkilometer umfaßt — nahezu drei Fünftel des gesamten Landes oder so groß wie Italien und Schweden zusammen —, kann man viele solche Erlebnisse haben. In diesem üppigen Tropenwald, der im Westen an das hohe Andengebirge grenzt, gibt es Tausende von Insekten. Auch einige Krankheitsüberträger sind dabei wie die Fiebermücke (Anopheles) und der Sandfloh, der sich an bevorzugten Stellen, zum Beispiel an den Fußknöcheln, in die Haut einbohrt, was erhebliche Schmerzen verursacht. Außerdem leben hier viele verschiedene Säugetiere, so der Jaguar, der Kaiman und das Pekari (Nabelschwein). Die einzige Verkehrsverbindung in diesem Waldgebiet, besonders im Tiefland, sind die Flüsse.

Die Zahl der Wasserstraßen, darunter sehr große, geht in die Tausende. Die drei gewaltigen Ströme, der Rio Ucayali und der Rio Marañón, die sich zum dritten Strom, dem mächtigen Amazonas, vereinigen, durchfließen dieses Gebiet in vielen Windungen, und mit ihren zahlreichen großen und kleinen Nebenflüssen bilden sie wie die Arterien und Venen im menschlichen Körper ein großes Netz, das sich bis in die unwirtlichsten Gebiete erstreckt.

In diesem Waldgebiet gibt es eine ackerbautreibende Dorfbevölkerung. Aber auch viele nomadisierende Indianerstämme wie die Kaschibo, Schipibo, Campa und die Machiguenga sind hier zu Hause.

Nun wollen wir unsere Aufmerksamkeit ein wenig dem Rio Ucayali zuwenden. Er hat zusammen mit seinem Hauptquellarm, dem Rio Apurímac, eine Länge von 2 700 km. An seinen Ufern liegen große Städte wie Pucallpa und Contamana. Beides sind gegenwärtig blühende Städte, weil die Ausweitung der Ölförderung und der Holzgewinnung in den letzten Jahren Handel und Schiffahrt einen großen Aufschwung gebracht hat.

Als Jehovas Zeugen anfingen, der peruanischen Bevölkerung die Botschaft der Bibel zu verkündigen, war es ihnen ein leichtes, die Bevölkerung der Küstenzone und des Berglandes zu erreichen. Doch der Bevölkerung des Waldlandes die Gelegenheit zu geben, die „gute Botschaft“ zu hören, war kein geringes Problem.

Die Lösung gefunden

Jehovas Zeugen, bestrebt, ihre christliche Tätigkeit des Jüngermachens auch in diesem schwer zugänglichen Gebiet durchzuführen, nahmen die Herausforderung, die es an sie stellte, bereitwillig an. Sie kamen auf den Gedanken, ein Hausboot zu bauen, mit dem sie die Flüsse befahren könnten. Walter Akin, einer der ersten Zeugen Jehovas, die als Missionare nach Peru kamen (Mitte der 1940er Jahre), ein geistsprühender und eifriger Mitarbeiter, war die treibende Kraft. Er beaufsichtigte auch den Bau des Bootes.

Das Boot mußte so widerstandsfähig sein, daß es der Binnenschiffahrt gewachsen war, und außerdem geräumig genug, um sechs Personen Wohnraum zu bieten. Man legte den Plan einer Gruppe von Schiffbauingenieuren vor, und diese entwarfen dann ein Schiff, dessen neun Meter langer und drei Meter breiter Rumpf ganz aus Eisen war und fünf Tonnen wog. Ausgestattet werden sollte es mit einem 50-PS-Dieselmotor, der besonders für die Flußschiffahrt geeignet war. Im Boot wurden Kojen, eine Speiseecke, eine Küche und ein Bad eingebaut.

Das Schiff wurde auf einer Werft in Callao, die einem Zeugen Jehovas gehörte, gebaut. Callao ist Perus wichtigster Seehafen, nein, nicht an der Atlantikküste, sondern an der Pazifikküste. Das führte zu einem großen Problem: Wie sollte das 15 Tonnen schwere eiserne Schiff von der Pazifikküste über die Anden, über einen 4 815 Meter hohen Paß und hinunter in das Waldland transportiert werden? Die einzige Möglichkeit war, das Schiff in zwei Teilen zu bauen und es dann auf der anderen Seite der Berge, mitten im Urwald, zusammenzusetzen.

Und so wurde es gemacht. In Pucallpa, einem Hafen am Rio Ucayali, wurde das Hausboot zusammengesetzt. Was für einen Namen sollte man diesem „lebenrettenden“ Schiff geben? El Refugio (Zuflucht) schien am passendsten zu sein.

Ein Schiff von dieser Größe eignete sich nur für den Verkehr auf größeren Gewässern. Doch wie konnten wir die Anwohner der nichtschiffbaren Nebenflüsse und der untiefen Seen erreichen? Ein pequepeque, ein kleines Boot mit Außenbordmotor, wurde gebaut. El Refugio war für den Dienst auf den großen und das pequepeque auf den kleineren Wasserläufen und den Seen bestimmt. Die verstreut auf dem Land wohnenden Leute konnten zu Fuß aufgesucht werden.

In Pucallpa war nun alles bereit. Jetzt fehlte nur noch die Schiffsbesatzung. Das Zweigbüro der Wachtturm-Gesellschaft in Lima wählte sechs Personen aus, die sich ganz für diesen schweren, doch interessanten Dienst zur Verfügung stellen konnten. So viele Menschen wie möglich, die im Urwald lebten, die ganz unterschiedliche Sitten und Bräuche pflegten und verschiedene Dialekte sprachen, zu erreichen war keine leichte Aufgabe.

Francisco Echegaray, ein erfahrener Aufseher einer peruanischen Versammlung, wurde mit der Führung des Motorschiffes beauftragt. Er hatte schon viele Jahre im Vollzeitpredigtdienst verbracht und kannte sich auch mit der Führung von Schiffen aus, da er früher als Seemann gearbeitet hatte. Dann wurden die übrigen fünf Besatzungsmitglieder ausgesucht. Von Zeit zu Zeit mußten einige von ihnen ausgewechselt werden, weil sie Schwierigkeiten hatten, sich dem Klima und der Umgebung anzupassen.

Die beiden Hauptziele dieser „Pioniere“ bestanden darin, so viele Menschen wie möglich mit der Botschaft des Lebens zu erreichen und gleichzeitig selbst geistig gesinnt zu bleiben. Die Besatzung der El Refugio bildete daher eine kleine Versammlung, die sogar vom Kreisaufseher besucht wurde.

Für die Besatzung wurde ein Arbeitsplan aufgestellt. Der Küchendienst und die anderen notwendigen Dienste wurden in Schichtarbeit oder abwechselnd von den einzelnen Besatzungsmitgliedern unter der Aufsicht eines sogenannten „Heimaufsehers“ erledigt. Der Arbeitsplan ist einige Male verbessert worden, doch jetzt läuft der Tag wie folgt ab: Aufgestanden wird um 4 Uhr früh. Dann wird ein „Bewegungs“bad im Fluß genommen — „Bewegungs“bad, weil, wenn man sich nicht bewegt, Fische wie Piranhas (diese sind hier allerdings nicht so raubgierig wie in noch abgelegeneren Gegenden) beginnen, an einem zu knabbern. Dann ruft eine Glocke alle zu Tisch, worauf zuerst ein Bibeltext besprochen wird. Danach serviert derjenige, der Küchendienst hat, das Frühstück. Dieses besteht hauptsächlich aus tacacho, einem Gericht aus Bananen Hafermehl und gebratenem Fisch.

Um 6 Uhr begibt sich die Gruppe in das mit Schriften vollgeladene kleine Boot mit dem Außenbordmotor, um den Dienst zu beginnen. Es hat sich als praktisch erwiesen, zeitig anzufangen, weil dann die meisten Leute schon ihrem Tagewerk nachgehen. Und sobald es dunkel wird, so um 7 oder 8 Uhr abends, begeben sie sich bereits zur Ruhe.

Erfahrungen

Was ist durch das Predigen der Botschaft des Lebens mit Hilfe dieses Flußschiffes erreicht worden? Von September 1976 bis Juli 1977 diente das Dorf Nuevo San Juan, südlich von Pucallpa, als Standort. Die Schiffsbesatzung kreuzte auf dem Rio Ucayali und seinen Nebenflüssen und besuchte die Ortschaften an beiden Ufern. Sie drang sogar bis in das spärlich besiedelte Gebiet des Rio Sepa vor. Wenn die Missionare mit ihrem Schiff eine dieser Siedlungen besuchten, nahmen sie mit den örtlichen Behörden Kontakt auf und vereinbarten eine Zeit, zu der die Bevölkerung zusammenkommen konnte, um sich einen öffentlichen Vortrag anzuhören. Nach dem Vortrag wurden den Leuten, die Interesse bekundeten, biblische Schriften ausgehändigt. Als Versammlungsort dienten Schulräume, Privatwohnungen, Hotelempfangshallen und andere Stätten.

Die Siedlung Nuevo San Juan hat 500 Einwohner, die zum größten Teil protestantisch sind. Als die Brüder eintrafen, waren diese Leute überzeugt, daß sie sie zu ihrem Glauben bekehren könnten. Aber kurz danach geschah gerade das Gegenteil. Die Besatzungsmitglieder der El Refugio begannen, mit vielen interessierten Personen die Bibel zu studieren, und bald besuchten durchschnittlich 23 Personen die Zusammenkünfte.

In diesem Gebiet sind die zwei Indianerstämme, die Schipibo und die Conibo, zu Hause. Die Missionare machten mit den Eingeborenen eine Art „Tauschgeschäft“. Die Eingeborenen lehrten die Missionare ihren Dialekt, und die Missionare lehrten die Eingeborenen Spanisch, wobei sie die Schriften der Wachtturm-Gesellschaft benutzten.

Im August 1977 verlegte das Hausboot seinen Standort nordwärts, nach Contamana. Die Bevölkerung dort zeigte großes Interesse an der Bibel. Die Leute kamen sozusagen Tag und Nacht zu den Missionaren, um Fragen zu stellen und biblische Schriften zu holen. Es wurden auch Bibelstudien eingerichtet. Diese entwickelten sich so gut, daß eine Versammlung organisiert werden konnte. In Contamana wurde den sechs Missionaren vor Augen geführt, was es bedeutet, wie der Apostel Paulus „Gefahren von Flüssen“ ausgesetzt zu sein (2. Kor. 11:26). Wieso?

Eines Morgens brach plötzlich ein orkanartiger Sturm los. Gleichzeitig setzten heftige Regenfälle ein, so daß der Ucayali in kurzer Zeit stark anschwoll. Durch das Hochwasser wurden die Festhalteseile des Bootes losgerissen, und das Besatzungsmitglied, das Wache hatte, ging an Land, um sie wieder festzumachen. Aber der Sturm riß alle Seile los und die El Refugio trieb ab. Die drei Besatzungsmitglieder, die auf dem Schiff schliefen, standen auf und bemühten sich, den Motor in Gang zu bringen, um das Schiff auf dem Wasser, das immer reißender wurde, steuern zu können. Aber die Strömung riß das Schiff mit und drückte es gegen die Uferbank, die, da sie durch die Hochflut erweicht war, zusammenstürzte. Das hatte zur Folge, daß das Schiff zur Steuerbordseite hin kenterte, und die drei Besatzungsmitglieder, die sich noch auf dem Schiff befanden, wurden im Innern eingeschlossen. In wenigen Minuten begann das Schiff zu sinken. Zum Glück war eine der Schiebetüren offen, so daß die drei herausklettern konnten. Sie sprangen in das tobende Wasser und schwammen ans Ufer.

Es war ein froher Augenblick, als alle wieder vereint waren. Einige konnten sich der Tränen nicht erwehren, denn sie hatten sehr um das Leben ihrer Kameraden gebangt. Wie dankbar waren sie Jehova Gott, daß keinem etwas passiert war. Wie erging es der El Refugio? Sie lag umgedreht im Wasser, mit dem Kiel nach oben. „Gott sei Dank“, sagte Francisco Echegaray, der die Gruppe leitete, „wir können unser Heim retten.“

Um vier Uhr wurden sofort Vorbereitungen getroffen, um das Motorschiff an Land zu ziehen, ehe es sank. Um sieben Uhr wurde es mit Hilfe von zwei Traktoren, die den Missionaren von zwei Holzfirmen geliehen worden waren, ans Ufer gezogen. Die Besatzung versuchte wiederholt, das Hausboot in seine normale Lage zu bringen, doch das gelang erst, als ein Bootskran aus der Nachbarschaft herbeigeholt wurde. Das war um 16 Uhr, nachdem alle Mann zwölf Stunden lang schwer gearbeitet hatten. Endlich konnten sie sich eine Pause gönnen und etwas essen. Obschon sie ihre ganze Habe verloren hatten, waren sie am Ende dieses anstrengenden Tages doch glücklich, weil sie ihr Heim, das für ihre Tätigkeit unentbehrliche Hausboot, hatten retten können. Nach einigen Reparaturen würden sie es wieder dazu benutzen können, der Bevölkerung des Waldlandes die biblische Botschaft des Lebens zu überbringen. Allerdings dauerten die Reparaturen an der El Refugio mehrere Monate. Die Kosten dafür wurden zum Teil von Zeugen Jehovas in Peru getragen. Schließlich war das Schiff wieder startklar.

Was ist das Ziel unserer Missionare zu Schiff? Der Urwald rings um den Rio Marañón mit seinen Hunderten von Nebenflüssen und das riesige Gebiet um den Amazonas. Wir hoffen, daß die tapfere Schiffsbesatzung mit dem Segen und dem Schutz Jehovas das ihr zugeteilte Gebiet bearbeiten und vielen Bewohnern des peruanischen Urwalds dazu verhelfen kann, ihrem erhabenen Schöpfer, Jehova, zu dienen.

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