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  • Die Nacht, in der die Gangster ihr Haus in Brand steckten

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  • Die Nacht, in der die Gangster ihr Haus in Brand steckten
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Erwachet! 1977
g77 22. 4. S. 16-19

Die Nacht, in der die Gangster ihr Haus in Brand steckten

„ZERSPLITTERNDES Fensterglas und ein fürchterliches Getöse schreckte mich aus dem Schlaf auf“, berichtet Jeannette Thomas.

„Die Tür zum Flur stand offen. Entsetzt sah ich, daß das ganze Wohnzimmer lichterloh brannte. Ich schrie und stieß James so kräftig an, daß er aus dem Schlaf emporfuhr. Wir rannten in den Flur, wo uns Rauch entgegenschlug — ein heißer schwarzer Rauch, der sich uns in die Kehle setzte und an dem wir beinahe erstickten ...“

„Er war furchtbar ätzend“, bemerkt James, der Mann von Jeannette Thomas. „Es muß das billigste Benzin gewesen sein — wahrscheinlich mit Leuchtpetroleum gemischt. Mir war klar, daß die Kinder keine zwei Sekunden am Leben bleiben konnten, wenn sie diesen Rauch einatmeten.“

Die Gangster hatten drei 20-Liter-Kanister Brennstoff in das Wohnzimmer geworfen. Dort hatte die achtzehnjährige Tochter des Ehepaares Thomas vor dem Fernseher gesessen; die vier jüngeren Kinder hatten bereits im Bett gelegen.

Aus dem Wohnzimmer hörte man keinen Laut; außerdem war wegen des Rauchs und der Dämpfe kein Durchkommen. „Wir steuerten auf die Treppe zu — die drei jüngeren Mädchen schliefen im ersten Stock“, erklärt James.

Aber eine ungeheure Hitze und eine dicke Rauchwolke, die sich die Treppe hinunterwälzte, trieb die beiden zurück. Sie liefen den Flur entlang; Jeannette bog links ab in die Küche, während James rechts abbog ins Schlafzimmer der ältesten Tochter. Er hoffte, daß sie dort sei — doch das Zimmer war leer. „Ich merkte, daß mein Haar angesengt wurde, auch hatte ich das Gefühl, als würden die Augen brennen“, erzählt James. „Mir war klar, daß es mein letzter Atemzug wäre, wenn ich tief Luft holen würde.“

Nun schlug James mit der Faust eine Fensterscheibe ein und sprang Kopf voran in eine dicke Rauchwolke. Sogleich war er auf den Füßen und lief hinter das Haus.

In der Küche stand Jeannette an der Tür, hielt den Atem an und drehte am Türknopf. Sie dachte nicht daran, daß der Riegel vorgeschoben war. „Ich preßte mich gegen die Tür“, sagt sie, „doch sie war so heiß, daß ich mir den Arm verbrannte.“ Endlich gelang es ihr, den Riegel zurückzuschieben; als die Tür aufsprang, huschte etwas an ihr vorbei — einer der Hunde.

„Ich sah sie durch die hintere Veranda wanken und fing sie auf“, erzählt James. „Sie rief nach den Kindern. Das tat auch ich. Aber es gab keine Möglichkeit, in den oberen Stock zu klettern. Man hörte das Knistern des Feuers. Das ganze Haus brannte lichterloh.“

„Hol Steven durch die Garage heraus!“ schrie Jeannette.

Beide rannten in die Garage, dabei stolperte James über einen noch vollen Benzinkanister. „Jemand räuchert uns aus!“ rief er.

Er warf sein ganzes Körpergewicht gegen die verschlossene Tür von Stevens Zimmer, und seine Frau warf sich mit ihrem ganzen Gewicht gegen ihn. Die Tür gab nach, aber es schlugen ihnen nur Flammen und Rauch entgegen. Es war unmöglich, das Zimmer zu betreten.

Außen am Fenster begann James die Metalljalousie aus dem Gehäuse zu heben. Dann streckte er die Hand durchs Fenster und ertastete die schwelende Bettdecke; aber der zwölfjährige Steven war nicht dort.

Wie von Sinnen liefen sie um das Haus und schrien nach den Kindern: „Jeannette, Cynthia, Steven, Karen, Allison“. Die Brandstifter hatten die Vorderseite des Hauses, ja sogar den Cadillac, der davorgestanden hatte, mit Benzin übergossen — alles war ein einziges Flammenmeer.

„Dann tauchten plötzlich Autoscheinwerfer auf der Auffahrt auf“, erzählt James. „‚Unsere Kinder verbrennen‘, schrie ich. Der Mann sagte, er wolle Hilfe holen.“

Das Feuer tobte weiter. Nichts blieb am Leben außer die Eltern und der eine Hund. „Man fand ihn einen Tag später im Wald, wo er winselte und heulte“, sagt Jeannette. „Alle drei waren gute Hunde. Es hatte an jenem Tag geregnet und war kalt geworden, deshalb hatte ich gesagt: ,Holt die Hunde herein.‘ Hätte ich das nicht getan, dann hätten die Hunde uns gewarnt.“

Die Feuerwehr von Monroe (Georgia) war eingetroffen und auch der Sheriff. Überall sah man Feuerwehrmänner. Der Adjutant des Polizeipräsidenten stöhnte: „O Gott!“ Ein Krankenwagen kam und brachte James und Jeannette weg.

Wer hat das getan, und warum?

Zehn Tage danach war Jeannette immer noch im Krankenhaus von Athens. Sie hatte im Gesicht Verbrennungen ersten Grades. Die ganze Haut war mit winzigen Bläschen übersät. Auf ihren linken Oberarm, der Verbrennungen zweiten Grades aufwies, hatte man erweichende Mittel aufgelegt, durch die neue Haut zu wachsen begann. James hatte sich keine Verletzungen zugezogen.

Die Tragödie hatte die Bevölkerung des Verwaltungsbezirks Walton tief erschüttert. In der Presse wurden die Fragen aufgeworfen — auch städtische und staatliche Behörden stellten diese Fragen —: „Wer hat das getan, und warum?“

„Sie verließen New York wegen des Verbrecherunwesens“, lautete eine Schlagzeile der in Gwinnett erscheinenden Zeitung Daily News. „James Thomas sen., der vorher in der Stadt New York gewohnt hatte, zog im Juni mit seiner Familie hierher, um dem Verbrechertum in jener Stadt zu entfliehen und in der Hoffnung, daß sich die Gesundheit seiner Frau hier bessern würde. Am Freitag begrub er fünf seiner Kinder — schuldlose Opfer eines Brandes, der wahrscheinlich von Mitgliedern der Unterwelt gelegt wurde.“

Die in Atlanta erscheinende Zeitung Journal berichtete: „Bei der Familie Thomas handelt es sich um Schwarze, die etwa fünf Kilometer östlich von Monroe in einer Umgebung, die eine mehrheitlich weiße Bevölkerung aufweist, ein Haus gemietet hatten. Herr Thomas sagte, daß ihre Nachbarn ihnen nicht feindlich gesinnt seien. Die Untersuchungsbeamten bestätigten das.“

In der Zeitung wurde weiter ausgeführt: „Interessant für die Untersuchungsbeamten war ..., daß die Eigentümerin des Hauses in der angrenzenden Barrow County noch ein Haus besaß, das leer stand und das zwei Stunden später ebenfalls in Flammen aufging.“

Beide Häuser gehörten einer Frau, deren Mann einige Zeit davor ermordet worden war, nachdem er eine Zeugenvorladung mit der Auflage, Beweismaterial vorzulegen, erhalten hatte. Ein anderer Angehöriger ihrer Familie soll der Schwarzbrennerei für schuldig befunden worden sein. Offenbar konnten es Neuzugezogene, wie es die Familie Thomas war, kaum begreifen, daß sogar in den ländlichen Gebieten Nordgeorgias Unterweltverbrechen begangen wurden.

Die Familie Thomas war offensichtlich irgendeiner Fehde zwischen zwei Parteien zum Opfer gefallen. Treffend schrieb ein Reporter: „Sie bewohnten zu einer falschen Zeit das falsche Haus.“

„Ich fühle keinen Haß, und ich werde ... auch nicht hassen“

Eine der schwersten Aufgaben, die dem Ehepaar Thomas in jener Nacht zufielen, bestand darin, ihre drei älteren verheirateten Kinder in New York von dem Unglück zu verständigen. Der 22jährige James jun. sagte: „Als ich am frühen Morgen geweckt wurde und gesagt bekam, daß fünf meiner Geschwister verbrannt seien, glaubte ich, wahnsinnig zu werden. Dann dachte ich an meine Schwester Helene, die im achten Monat war, und überlegte, wie ich es ihr beibringen könnte.“

Am folgenden Tag schauten der Sheriff und einige Reporter zu, als James jun. die Ruinen besichtigte. John York, der für die in Atlanta erscheinende Zeitung Journal schreibt, berichtete:

„Obschon seit dem Ausbruch des Feuers etwa zwölf Stunden vergangen waren, züngelten immer noch winzige Flämmchen an dem Stück der Mauer, das noch stand. Von Zeit zu Zeit wehte der Wind den penetranten Geruch verbrannten Fleisches zur Straße hin, wo den ganzen Tag über Neugierige standen.“

Einmal schlug James jun. auf die verkohlten Balken ein. „Sie sahen es und dachten, ich sei ein New Yorker, der gekommen sei, Rache zu nehmen“, erklärte er. „Aber später, auf dem Amt des Sheriffs, sagte ich ihnen, daß ich nicht aus Zorn, sondern aus Frustration losgeschlagen hatte. Ich fühle keinen Haß, und ich werde die Leute auch nicht hassen, die das Haus in Brand gesteckt haben.“ Seine Mutter pflichtete ihm bei.

Glaube und brüderliche Liebe setzt die Leute in Erstaunen

Die Zuschauer beim Begräbnis staunten darüber, daß James sen. und die Kinder, die ihm verblieben waren, nicht vor Schmerz und Verzweiflung zusammenbrachen. Schon eine Stunde nach Ausbruch des Brandes hatte sich das Ehepaar Thomas wieder gefaßt. „Die Leute begriffen nicht, daß man einen so festen Glauben haben kann“, erklärt der Vater. Die Ungläubigkeit der Leute glich der Ungläubigkeit der Personen, zu denen der Apostel Paulus sagte: „Warum wird es unter euch als unglaublich beurteilt, daß Gott die Toten auferweckt?“ (Apg. 26:8).

James jun. warf die Frage auf: „Wenn die Leute, die einer Kirche angehören, wirklich glauben würden, daß ihre Kinder, die gestorben sind, jetzt im Himmel sind, warum verzweifeln sie dann vor Schmerz?“

Die Mutter nickte beipflichtend. „Wenn mir jetzt die Tränen kommen, so ist es nur, weil mich alles so bewegt, nicht aus Schmerz wie bei Personen, die keine Hoffnung haben. Dadurch, daß ich mich eng an Jehova halte, gewinne ich die Zuversicht, die man durch sein Wort, die Bibel, erhalten kann. Jetzt weiß ich, wie groß meine Familie wirklich ist. Ich habe nicht nur Kinder und Enkel, sondern Hunderte, ja Tausende christliche Brüder und Schwestern. Sie besuchen mich, und sie schreiben mir. Sie geben mir zu verstehen, daß sie mit uns fühlen.“

Ihr Mann fügt hinzu: „Es stimmt tatsächlich, was Jesus sagte, nämlich daß man das Hundertfache erhält an Brüdern und Schwestern“ (Mark. 10:30).

Schon in den frühen Morgenstunden nach dem Brand kamen Zeugen Jehovas von nah und fern ins Krankenhaus, um nach Frau Thomas zu sehen. In diesem Krankenhaus hatte man noch nie etwas Ähnliches erlebt. Ein Berichterstatter schrieb erstaunt: „Die Hälfte ist schwarz, und die Hälfte ist weiß, aber das ist völlig gleichgültig, für sie ist nur eines wichtig: Einige der Ihrigen sind von einem Unglück betroffen worden.“ Die Krankenhausverwaltung war ganz überrascht und gestattete etwas, was sie bis dahin noch nie gestattet hatte: Frau Thomas durfte jederzeit Besuch empfangen. „Für Frau Thomas scheint das die beste Medizin zu sein“, erklärte die Oberschwester.

Anteilnahme

„Mein Arzt stand mit Tränen in den Augen an meinem Bett“, erzählt Jeannette. „Er dachte an seine eigenen Kinder, die in ihrem Haus in Cape Cod ebenfalls im oberen Stockwerk schlafen. Er ließ noch ein Bett in mein Zimmer stellen, damit mein Mann hier schlafen konnte. Er sagte, wir sollten uns keine Sorgen machen, wenn die Versicherung nicht die ganzen Krankenhauskosten übernehme — er würde das schon regeln.“

In der Nähe von Zeugen Jehovas in Monroe wurde für das Ehepaar Thomas eine Wohnung gemietet. In der ersten Woche trafen so viel Kleidung und Möbel ein, daß man gar nicht alles unterbringen konnte. Lokale kirchliche Vereine und Wohltätigkeitsorganisationen fragten an, ob sie helfen könnten. Der „Pilot Club“ von Monroe ließ durch seine Mitglieder eine Straßenkollekte für das Ehepaar durchführen. In der Schule, die die Kinder des Ehepaars Thomas besucht hatten, sammelten Lehrer und Schüler Geld. Auf der „National Bank of Walton County“ in Monroe wurde ein Konto für die Familie Thomas eröffnet. Sogar aus Kansas und New Mexico trafen Spenden ein.

Sie empfinden den Verlust, haben aber eine zuverlässige Hoffnung

Natürlich gibt es Zeiten, da sie in gedrückter Stimmung sind. „Am Abend ist es am schlimmsten“, gesteht Jeannette. „Wenn ich einschlafen möchte, durchlebe ich die ganzen Schrecken nochmals. Ich möchte aber keine Schlaftablette nehmen. Doch ein Zeuge Jehovas hat mir ein Tonbandgerät und eine ganze Tasche voll Tonbänder gebracht. Ich höre mir Ansprachen an, die auf unseren christlichen Kongressen gehalten wurden, und dann kann ich einschlafen.“

Ihr Mann hat ein anderes Problem. „Mich packt es jeweils bei den Mahlzeiten. Unsere Kinder waren noch nie so glücklich wie in jenem Haus. Zum erstenmal wohnten wir allein in einem Haus. Sie mähten das verdorrte Gras ringsum ab und machten wieder einen Rasen daraus. Aber am schönsten war es mit den Kindern bei Tisch — so ein munteres Geplauder.“

Das Ehepaar Thomas freut sich darauf, daß diese glückliche Zeit hier auf der Erde wiederkehren wird, nämlich dann, wenn ihre Kinder auferstehen werden. Jesus Christus sagte: „Die Stunde kommt, in der alle, die in den Gedächtnisgrüften sind, seine Stimme hören und herauskommen werden“ (Joh. 5:28, 29; Apg. 24:15). In der Bibel wird auch beschrieben, wie das Leben dann aussehen wird: „Und Gott selbst wird bei ihnen sein. Und er wird jede Träne von ihren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch wird Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz mehr sein. Die früheren Dinge sind vergangen“ (Offb. 21:3, 4). Von der Wahrheit dieser biblischen Verheißungen ist das Ehepaar Thomas völlig überzeugt.

Eine so sichere Hoffnung ermöglicht es einem, sich nach einem solchen Unglück wieder zurechtzufinden.

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