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  • Seelische Depression — „die Wucht dieser Krankheit“
    Erwachet! 1981 | 8. Dezember
    • Seelische Depression — „die Wucht dieser Krankheit“

      EIN Mann, der an einer Depression litt, suchte einen Arzt auf. Nach einer sorgfältigen Untersuchung sagte dieser: „Sie brauchen Aufheiterung; hören Sie sich doch den Komiker Grimaldi an; er wird Sie zum Lachen bringen, und das wird für Sie besser sein als irgendeine Arznei.“ Darauf erwiderte der Mann mit einem noch deprimierteren Gesichtsausdruck: „Ich bin Grimaldi.“

      Ja, keiner ist gegen Depressionen immun. Jeder, der schon einmal an Depressionen gelitten hat, weiß, daß es nicht zum Lachen ist. Wir alle machen zeitweise ein seelisches Tief durch, vielleicht aus Kummer, Enttäuschung oder Erschöpfung. Doch gewöhnlich sind wir nach kurzer Zeit wieder munter. Allerdings hält die Depression manchmal an. Sie kann sogar die Gesundheit schädigen.

      Irene zum Beispiel hatte drei Jahre lang mit diesem Zustand zu kämpfen, von dem man sagt, er verursache „mehr Leiden als irgendeine andere Krankheit“. In einem Augenblick völliger Hoffnungslosigkeit brachte sie ihre Kinder und sich selbst um. In dem Versuch, zu erklären, was in diese ehemals liebevolle Mutter gefahren war, sagte ein Rabbiner bei ihrer Beerdigung: „Es war die Krankheit, die sie und ihr Leben überwältigte.“ Er stellte dann die tiefgehende Frage: „Wer kann die Wucht dieser Krankheit erfassen?“

      Sie litt an einer endogenen Depression — eine unerbittliche, zerstörerische Gemütsverfassung, die auch körperliche Symptome hervorruft. Dr. Leonard Cammer berichtet:

      „Depressionen können jeden befallen — Hausfrauen, Taxifahrer, Geschäftsleute, Lehrer, Glücksspieler, Schauspieler, Maurer, Verkäuferinnen ... Und sie treten bei beständigen und reifen Personen, bei Neurotikern und bei Kindern in Erscheinung. Zudem können sie in jeder wirtschaftlichen, sozialen oder intellektuellen Schicht und bei jeder Art von Persönlichkeit auftreten.“

      Könntest auch du oder einer deiner Angehörigen dieser Erscheinung zum Opfer fallen? Gemäß Schätzungen erleidet jedes Jahr jeder zehnte eine klinische Depression. In den heutigen Zeiten, „mit denen man schwer fertig wird“, leiden gemäß Erhebungen der Weltgesundheitsorganisation weltweit 200 Millionen Menschen an dieser „Krankheit“ (2. Tim. 3:1).

      Obwohl die große Mehrheit der Leidenden niemals so weit gehen wird wie Irene, stimmen viele mit einer ehemals Depressiven überein, die erklärte, wie sie vor ihrer Genesung empfand: „Nichts machte Freude. Ich fühlte mich wie in einem schrecklichen Alptraum gefangen, ohne Hoffnung auf Änderung. Mir fiel das Leben zur Last — jede Minute, jeden Tag. Ich wollte nicht sterben, aber wollte auch nicht unter solchen Verhältnissen leben.“

      Wodurch wird dieses Leiden bewirkt? Ist es eine reine Gemütssache?

  • Ist es eine reine Gemütssache?
    Erwachet! 1981 | 8. Dezember
    • Ist es eine reine Gemütssache?

      DER Arzt hörte aufmerksam zu, als ihm die depressive Patientin die Symptome beschrieb — ständiger Kopfschmerz, Reizbarkeit, Verstopfung, Appetitlosigkeit, Schlaflosigkeit und anhaltende Müdigkeit. Sie brach oft in Tränen aus und verspürte manchmal den Wunsch zu sterben. „Das alles ist in Ihrem Kopf“, sagte der Arzt. „Bevor Sie nicht zu sich selbst finden, kann ich nichts für Sie tun. Ich rate Ihnen dringend, einen Psychiater aufzusuchen.“

      Obwohl es dieser Arzt gut meinte, wiederholte er lediglich eine landläufige Ansicht. Diese Frau, die an endogener Depression litt, war genauso bestürzt wie viele andere, denen gesagt wurde, daß ihre Qualen lediglich eine Folge ihrer eigenen Denkweise seien. Zugegeben, unsere Gedanken können unseren Körper beeinflussen — zum Guten oder zum Schlechten. Doch gibt es auch zunehmend Beweise dafür, daß ein kranker Körper unsere Denkvorgänge beeinträchtigen kann.

      Bevor wir diese Beweise in Betracht ziehen, müssen wir uns darüber im klaren sein, daß der Begriff „Depression“a einen großen Bereich von Emotionen umfaßt. (Siehe Kästchen.)

      Worin bestehen die Unterschiede?

      „Von der Art Depression, die zum Beispiel auf den Tod eines Angehörigen zurückzuführen ist, kann man sich wieder einigermaßen erholen“, sagte Dr. Nathan S. Kline, Direktor des Rockland-Forschungsinstituts für Psychohygiene (New York), kürzlich in einem Interview mit einem Redaktionsmitglied der Zeitschrift Awake! „Wenn man eine gute Mahlzeit genießt, sich am Mondschein oder an etwas anderem Angenehmen erfreut, tritt Erleichterung ein. Bei der endogenen Depression gibt es keine Erleichterung. Man könnte viel Geld gewinnen oder zum Präsidenten gewählt werden — es würde keine besondere Freude auslösen. Die Zukunft sieht hoffnungslos aus.“

      Was sind die Symptome der manisch-depressiven Psychose? Dr. Ronald Fieve, Professor für klinische Psychiatrie an der Columbia-Universität, sagte zu Awake!: „Der Überschwang ergibt sich irgendwie aus dem Tief. Der Leidende befindet sich in einem anormalen Zustand des Optimismus, in dem er überaus aktiv und redselig ist, weniger schläft und über enorme Energiereserven verfügt, die er vorher nie hatte. Dieser plötzlich eingetretene Zustand kann von zwei Wochen bis zu ein oder zwei Monaten andauern. Dann verfällt der Betreffende wieder in eine schwere Depression.“

      Heute halten es viele Wissenschaftler für möglich, daß einige Formen schwerer Depression von chemischen Veränderungen im Gehirn begleitet, vielleicht sogar dadurch verursacht werden (wie obigen Zeichnungen zu entnehmen ist). Über diesen komplexen Prozeß sind sich die Wissenschaftler nicht einig. Wodurch können Störungen der chemischen Funktionen hervorgerufen werden? Durch viele Faktoren.

      Die Verbindung Krankheit/Depression

      „Depressionen können durch eindeutige — oder genauer ausgedrückt, eindeutig definierte — organische Störungen hervorgerufen werden“, schrieb der Fachjournalist Lawrence Galton. „Das schließt Infektionskrankheiten wie Hepatitis, Mononukleose und Grippe ein; hormonale (glanduläre) Störungen, wie zum Beispiel der Schilddrüse, der Nebenschilddrüsen und der Nebennieren; bösartige Tumoren, Mangelerscheinungen, Anämie und andere Blutkrankheiten“ (You May Not Need a Psychiatrist, 1979).

      Zum Beispiel war eine Frau 15 Jahre lang wegen schwerer, zeitweise selbstmörderischer Depressionen behandelt worden. Man verabreichte ihr Antidepressiva und behandelte sie sogar mit Elektroschocks, aber nichts verschaffte ihr bleibende Erleichterung. Schließlich entdeckte man, daß eine kranke Nebenschilddrüse die Ursache war. Als man das erfolgreich behandelt hatte, besserte sich ihr Zustand. Das Grundproblem war also körperlicher Natur gewesen.

      Streß

      Nervliche Überbelastung, hervorgerufen durch Streß, kann ebenso Depressionen bewirken. Experten führen folgende Streßsituationen als Beispiel an: eine schlechte Ehe, ungeordnete Wohnverhältnisse, ein unfreundlicher Vorgesetzter, ständige Auseinandersetzungen und der Versuch, ein Tagespensum zu bewältigen, „das die geistigen und körperlichen Reserven bei weitem übersteigt“. Eine Umgebung ohne Liebe, in der man sich einsam, niedergeschlagen und hoffnungslos fühlt, kann auch Depressionen bewirken. Viele Personen befinden sich in solchen Situationen.

      Eine besondere Belastung, wie zum Beispiel ein Todesfall oder eine Ehescheidung, können eine endogene Depression hervorrufen. Doch in einer Studie wurde festgestellt, daß von 185 Patienten mit klinischer Depression nur ein Viertel ein solch erkennbares Erlebnis hatte, das der Depression vorausging. Gemäß Dr. Fieve sind solche Erlebnisse „nur die Spitze des Eisberges“.

      Dr. Kline vergleicht einen Depressiven mit einem Auto, das an einer steilen Steigung mit einem Motorschaden liegenbleibt: „Nun, einerseits war es darauf zurückzuführen, daß du bergauf gefahren bist. Andererseits hättest du, wenn der Motor in einem guten Zustand gewesen wäre, keine Schwierigkeiten dabei gehabt. Der äußere Streß mag also dem Zusammenbruch vorausgehen, aber damit er eintritt, muß eine biologische Störung — ein Motordefekt — bestehen.“

      Ist es jedoch möglich, daß das Gemüt allein diese Störung des chemischen Gleichgewichts hervorrufen kann, ohne daß vorher ein körperlicher Defekt bestand?

      Die Rolle des Gemüts

      Es gibt einleuchtende Beweise dafür, daß viele Personen sogar von endogener Depression befreit werden können, wenn ihre Denkweise durch geschulte Berater berichtigt wird. Das würde andeuten, daß bei manchen Arten endogener Depression nicht ein körperlicher Defekt, sondern die Denkweise des Leidenden oder das, womit er seinen Sinn füllt, die Hauptrolle spielt.

      Neuere Forschungen haben gezeigt, daß die chemischen Funktionen unseres Gehirns durch unsere Denkweise beeinflußt werden können. Zum Beispiel wurde bei einer Studie im Jahre 1979 einigen Patienten, denen man Weisheitszähne gezogen hatte, eine Salzlösung, also ein Placebo, injiziert, und ihnen wurde gesagt, das werde die Schmerzen lindern. Trotz der Tatsache, daß die Injektion keine schmerzstillende Wirkung hatte, stellte ein Drittel der Patienten bald fest, „daß ihre Schmerzen merklich nachließen“. Man folgerte, daß durch die Gedanken des Patienten im Gehirn auf natürlichem Wege „schmerzstillende“ Chemikalien eingesetzt wurden. Das wurde bestätigt, als man danach ein anderes Medikament verabreichte, das die Wirkung der natürlichen „schmerzstillenden“ Mittel des Gehirns verhindert. Der Schmerz kehrte wieder.

      Die Fähigkeit des Gemüts, auf Liebe zu reagieren, hat man schon in zahlreichen Fällen beobachtet. Andererseits werden durch Zorn, Haß, Eifersucht und andere negative Gefühlsregungen nachweislich ebenfalls biochemische Änderungen im Körper hervorgerufen.

      Die Bibel erkennt die Bedeutung der Einstellung und der Gefühle eines Menschen an. Sie sagt: „Der Geist [die Gefühle und Gedanken] eines Mannes kann seine langwierige Krankheit ertragen; was aber einen niedergeschlagenen Geist betrifft, wer kann ihn tragen?“ (Spr. 18:14). Wenn der „Geist eines Mannes“ zufolge einer fehlerhaften Denkweise (wie auf den Seiten 8 bis 10 beschrieben) „niedergeschlagen“ und durch Eifersucht, Groll oder ein schlechtes Gewissen getrübt ist, dann wird die schlechte Situation unerträglich. Eine endogene Depression kann die Folge sein.

      Wenn jemand seinen Geist mit deprimierenden Gedanken nährt — vielleicht durch das Fernsehen, durch Kinofilme oder pornographische Schriften —, kann sein Gemüt beeinträchtigt und eine Depression ausgelöst werden. Vor allem wenn jemand regelmäßig viel Zeit vor dem Fernsehgerät verbringt, kann seine Denkweise nachteilig beeinflußt werden. Aber bei vielen mag die Ursache des Problems eine andere sein.

      Andere mögliche Ursachen

      „Viel empfindlicher als andere Organe reagiert das Gehirn auf Änderungen in der [Blut]-plasmakonzentration, bedingt durch gewisse Nährstoffe“, sagten zwei Forscher vom Massachusetts Institute of Technology. Diese Ärzte, Wortman und Wortman, veröffentlichten in ihrem Buch Nutrition and the Brain (Die Ernährung und das Gehirn) Beweismaterial, das zeigt, wie sich das, was wir essen, auf unser Gemüt auswirkt und daß gewisse Arten der Fehlernährung das chemische Gleichgewicht des Gehirns stören und Depressionen bewirken können.

      Selbst wenn man regelmäßig ausgewogene Mahlzeiten und möglichst wenig minderwertige Nahrung zu sich nimmt, kann man unter einem Nährstoffmangel leiden, der zu Depressionen führt. Manche Medikamente, orale Verhütungsmittel, körperliche Belastungen wie Schwangerschaft, Umweltverschmutzung und außergewöhnlicher Streß können Nährstoffmangel verursachen.

      Allergien gegen bestimmte Nahrungsmittel oder chemische Dämpfe, aber auch die hormonalen Veränderungen bei Frauen haben schon zu Depressionen geführt. Bei einer Studie an 1 100 Patienten, die wegen Hypoglykämie (zuwenig Blutzucker) behandelt wurden, klagten 77 Prozent über Depressionen.

      Außer einer verkehrten Einstellung gibt es also noch viele andere Ursachen für Depressionen. Ein Depressiver mag von irgendeiner Kombination dieser Faktoren betroffen sein. Vererbung und Kindheitserlebnisse spielen ebenfalls eine Rolle. All das kann Einfluß darauf haben, wie man auf eine Belastung oder auf seine Umgebung reagiert.

      Obwohl es hilfreich ist, die möglichen Ursachen von Depressionen zu verstehen, sind Depressive wahrscheinlich eher an der Frage interessiert: Wie kann ich sie überwinden?

      [Fußnote]

      a Die im Kästchen verwendeten Bezeichnungen sind dem Buch Depressionen — Menschen in seelischer Not von Gerhard Irle (1. Auflage, 1974) entnommen.

      [Kasten/Bilder auf Seite 4]

      Die verschiedenen Gesichter der Depression

      Depressive Reaktionen

      Ein seelisches Tief aufgrund eines Ereignisses — Todesfall in der Familie, Ehescheidung, Verlust des Arbeitsplatzes, medizinische Probleme oder andere Streßsituationen.

      Neurotische Depression

      Die „Tiefs“ halten an. Es besteht eine allgemein negative Stimmung und Unzufriedenheit. Man fühlt sich müde und verliert das Interesse an der Familie und an Freunden. Oft treten Gefühle der Unwürdigkeit, der Angst und des Zornes auf.

      Endogene Depression

      „Du denkst, du befändest dich im Abgrund der Erde“, sagte ein Leidender. Es gibt keine Erleichterung. Die Schlafgewohnheiten verändern sich; man hat keinen Appetit. Der Depressive hat Schuldgefühle und wünscht vielleicht, er wäre tot. Er leidet unter überwältigenden Gefühlen der Bedrohung, der Angst und an Konzentrationsschwäche. In einigen Fällen kann das mit Phasen normalen Verhaltens wechseln.

      Manisch-depressive Psychose

      Phasen seelischen Hochgefühls — „Einkaufsorgien“, Arbeitswut rund um die Uhr und ständige Betriebsamkeit —, gefolgt von tiefer Depression.

      [Kasten/Diagramm auf Seite 5]

      Unsere Gedanken fließen in Form von elektrochemischen Impulsen von einer Nervenzelle zur nächsten. Eine gute Gemütsverfassung ist von der unverzerrten Fortpflanzung dieser Impulse abhängig. Die Nervenendigungen berühren sich nicht. Der Nervenimpuls löst die Produktion chemischer Überträgerstoffe aus, die den Spalt überbrücken, so daß sich unser Gedanke unverzerrt fortpflanzt. Das chemische Gleichgewicht in diesem Bereich, der als Synapse bezeichnet wird, ist unerläßlich.

      [Diagramm]

      (Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)

      Nervenimpuls

      Nervenzelle

      Nervenzelle

      Synapse

      Nervenimpuls

      Chemische Überträgerstoffe

      Synapse

      Rezeptoren

      Die Nervenimpulse pflanzen sich unverzerrt fort

      [Kasten/Diagramme auf Seite 5]

      FEHLERQUELLEN

      Ein Überfluß an bestimmten Überträgerstoffen verzerrt den Nervenimpuls und bewirkt eine Überreizung und damit vielleicht eine Manie.

      [Diagramm]

      (Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)

      Nervenimpuls

      Chemische Überträgerstoffe

      Nervenimpuls verzerrt

      Ein Mangel an gewissen Überträgerstoffen verzerrt den Nervenimpuls, wodurch vielleicht eine Depression ausgelöst wird.

      [Diagramm]

      (Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)

      Nervenimpuls

      Chemische Überträgerstoffe

      Nervenimpuls verzerrt

  • Wie man gegen Depressionen ankämpfen kann
    Erwachet! 1981 | 8. Dezember
    • Wie man gegen Depressionen ankämpfen kann

      „WENN man alle Leute, die depressiv sind, veranlassen könnte, sich körperlich zu betätigen“, sagte Armand DiMele vom DiMele-Institut für Psychotherapie, „wären drei Viertel von ihnen hinterher in besserer Stimmung.“ Andere geben ihm recht, vorausgesetzt, er meinte Personen, die nicht an schweren Depressionena leiden, sondern nur leicht depressiv sind. Wichtig wäre auch, sich genügend Schlaf zu gönnen.

      Manch einer, der nur leicht depressiv ist, findet Erleichterung, wenn er sich etwas Zeit für eine Beschäftigung nimmt, die ihm besondere Freude macht. Eine Frau, die gern schneidert, sagte: „Für Depressionen ist kaum Raum, wenn man sich kreativ betätigt.“ Manchmal braucht man lediglich eine Abwechslung — vielleicht, daß man an einem Abend in ein Restaurant essen geht oder daß man einen Kurzurlaub einschiebt.

      Es tut auch gut, wenn man einem vertrauten Freund sein Herz ausschütten kann. Aber man muß sich vorsehen, mit wem man Umgang hat — sei es persönlicher Umgang oder durch das Fernsehen bzw. durch Filme. Und pessimistische Nörgler sowie Programme, die die Moral untergraben oder das Gewissen beflecken könnten, sollte man meiden wie die Pest (Spr. 17:17; 1. Kor. 15:33).

      Was aber, wenn die depressive Stimmung anhält?

      Ist die Ernährung schuld?

      Nimm einmal deine Kost etwas unter die Lupe. Barbara Reed, leitende Bewährungshelferin in Cuyahoga Falls (Ohio, USA), sagte zu einem Mitglied der Awake!-Redaktion, daß manche der Straffälligen, mit denen sie zu tun habe, über Depressionen klagen würden. Wenn sie sich nach ihrer Kost erkundige, zeige es sich, daß viele sich mit „minderwertiger Nahrung“ begnügen würden und sich angewöhnt hätten, nicht zu frühstücken. Einige würden wochenlang nichts Grünes essen. Eine bessere Kost — regelmäßige, abwechslungsreiche Mahlzeiten — und körperliche Betätigung hätten bei manchen eine bessere Stimmung bewirkt. Frau Reed erzählte: „Ein depressiver Zwanzigjähriger, der absolut kein Selbstwertgefühl besaß und wegen Sachbeschädigung verhaftet worden war, hatte bis dahin nur von wertloser Nahrung gelebt.“ Als er dann vernünftig ernährt und gut beraten wurde, verschwanden seine Depressionen allmählich, und sein Verhalten besserte sich.

      Die Fachleute sind sich nicht einig in der Frage, ob eine bestimmte Ernährungsweise Depressionen hervorruft oder nicht. Selbst Personen, die sich sehr gut ernähren, können depressiv werden. Auch gelingt es nicht immer, Depressiven durch eine bessere Ernährung zu helfen. Jeder Mensch ist anders; der eine reagiert auf Stoffe wie Zucker und Koffein stärker als der andere. Doch in vielen Fällen wirkt es sich auf depressive Personen günstig aus, wenn sie für eine abwechslungsreiche Kost sorgen, wenig Gebäck und Süßigkeiten essen und Getränke wie Limonaden möglichst meiden.

      Da schwere Depressionen auch ein Symptom einer körperlichen Erkrankung sein können, sollte sich ein Depressiver vom Arzt gründlich untersuchen lassen.

      Denkst du richtig?

      Falsches Denken ist nicht in jedem Fall die Ursache von Depressionen. Doch eine vor kurzem abgeschlossene 10jährige Untersuchung zeigt, daß Depressive Situationen oft falsch interpretieren. „Der Depressive ist traurig und fühlt sich einsam, weil er irrigerweise denkt, seine Leistungen seien unzulänglich und man wolle von ihm nichts wissen“, schrieb der als Forscher tätige Psychiater Dr. A. T. Beck. Auch die Bibel zeigt, daß durch die inneren Empfindungen die Beurteilung äußerer Umstände beeinflußt werden kann. Es heißt: „Alle Tage des Niedergedrückten sind schlecht; aber wer guten Herzens ist [ein frohes Gemüt hat], hält beständig Festmahl.“ Ob für jemand ‘alle Tage schlecht sind’ oder ‘jeder Tag ein Festmahl ist’, hängt zum großen Teil von seinem Gemütszustand ab (Spr. 15:15).

      Depressive Personen müssen sich daher bemühen, ihr Denken zu ändern, und darauf achten, worüber sie nachsinnen. Das ist leichter gesagt als getan! Einige der schädlichen Gedanken, denen viele depressive Kranke nachhängen, sind in nebenstehendem Kasten aufgeführt. Jeder ist fehlerhaft. Wenn einem solche Gedanken kommen, sollte man sie sofort aus seinem Sinn verbannen. Beschäftigt man sich damit, so führt das zu geringer Selbstachtung und zu schwereren Depressionen.

      Ein Depressiver hat gewöhnlich starke Schuldgefühle. Aber man sollte nicht vergessen, daß jeder Mensch Fehler macht. „Wären Vergehungen das, worauf du achtest, o Jah, o Jehova“, sagte der Psalmist, „wer könnte bestehen?“ Niemand! Jehova Gott vergibt uns unsere Fehler und Sünden (Ps. 130:3, 4).

      Der Wert von Erfolgserlebnissen

      Eine Witwe, die um ihren verstorbenen Mann trauerte und von bestimmten Leuten enttäuscht war, weil sie ihr Versprechen, in ihrem Haus gewisse Reparaturen auszuführen, nicht hielten, wurde schwer depressiv. Aber dann dachte sie sich, vielleicht kann ich die Reparaturen selbst vornehmen. Sie begann damit, und bald hatte sie den ganzen Küchenboden neu gefliest. Es war zwar kein Meisterwerk, aber sie freute sich dennoch darüber. Sie gewann ihre Selbstachtung wieder, und ihre Depressionen verschwanden.

      Fliesenlegen kann vielleicht nicht jeder, aber wie eine Untersuchung zeigt, haben schwer Depressive, die glaubten, bestimmte Aufgaben nicht bewältigen zu können, sie dann doch bewältigt, und zwar ebenso gut wie die nichtdepressiven Versuchspersonen.

      Depressive Kranke können aber auch noch auf einem anderen Gebiet Beachtliches leisten. Zum Beispiel können sie jemand durch einen Besuch oder einen Telefonanruf ermuntern, oder sie können etwas Nettes für die eigene Familie tun.

      Eine depressive Christin besuchte eine junge Frau, die kurz zuvor geschlagen, vergewaltigt und mit einem Messer verletzt worden war. Obschon die Christin depressiv war, bemühte sie sich, die junge Frau jede Woche zu besuchen und zu trösten. Das Ergebnis? „Allmählich verloren sich meine Depressionen“, berichtete die Christin. „Während ich versuchte, sie zu ermuntern, vergaß ich allmählich meine eigenen Probleme.“ An ihr bewahrheiteten sich Jesu Worte: „Beglückender ist Geben als Empfangen“ (Apg. 20:35).

      „Seid erzürnt, und doch sündigt nicht“

      „Bei Depressionen spielt auch der Zorn und wie man damit fertig wird eine Rolle“, sagte der Psychologe DiMele. „Gewöhnlich passiert es, daß jemand auf einen anderen zornig ist, möglicherweise aus einem anscheinend völlig unvernünftigen Grund. Die Person glaubt aber, nicht zornig sein zu dürfen, weil sie gelehrt wurde, Zorn sei schädlich. Also macht sie sich Vorwürfe, weil sie zornig ist, und wird nun auf sich selbst zornig. Das, verbunden mit einem Gefühl der Hilflosigkeit, führt zu Depressionen.“

      Seinem Zorn anderen gegenüber freien Lauf zu lassen ist indessen nicht nur gefährlich, sondern ein solches Verhalten wirkt, wie Untersuchungen ergeben haben, Depressionen auch nicht entgegen. In der Bibel finden wir die Ermahnung: „Laßt euch durch den Zorn nicht zur Sünde verführen! Die Sonne soll über eurem Zorn [oder „eurer gereizten Stimmung“] nicht untergehen“ (Eph. 4:26, Einheitsübersetzung; vergleiche Neue-Welt-Übersetzung). Wenn depressive Personen sich nicht scheuen, aus ihren Gefühlen keinen Hehl zu machen, und wenn sie freimütig, aber freundlich sind, können sie ihren Gefühlen auf eine Weise Ausdruck verleihen, die dem Frieden dienlich ist. Besonders in der Ehe ist ein offenes Gespräch unerläßlich.

      Es gibt indessen etwas, was besser ist als alles, was bisher angeregt wurde. Da die Selbstmordrate unter Depressiven 25mal höher ist als unter der Bevölkerung im allgemeinen, kann das lebenrettend sein. Was ist es?

      Gebet und ein Verhältnis zu Gott

      „Das einzige, was mich davon zurückgehalten hat, abzudrücken und mein Leben zu beenden“, gestand eine schwer depressive Frau und Mutter, „war mein Verhältnis zu Gott. Ich nahm die Waffe in die Hand, doch in diesem Augenblick half mir Jehova Gott, sie wieder wegzulegen.“ Ja, diese Frau besaß die Kraft, „die über das Normale hinausgeht“, um ihr Leiden zu ertragen, bis es auf eine ärztliche Behandlung ansprach. Durch ein Studium der Bibel und den Besuch christlicher Zusammenkünfte, wo sie echte Freunde fand, entwickelte sie einen starken Glauben. Dieser Glaube rettete ihr das Leben (2. Kor. 4:7, 8; Phil. 4:13).

      Gott hilft unter anderem durch sein Wort, die Bibel, denn darin wird uns gezeigt, wie wir ein schöneres Familienleben führen und unsere zwischenmenschlichen Beziehungen verbessern können, wie wir uns verhalten müssen, damit wir keine Angst oder Schuldgefühle entwickeln, und was für eine Tätigkeit oder was für Ziele wirklich lohnend sind. Wenn man sich an diese Ratschläge hält, entgeht man vielen belastenden Situationen, die zu Depressionen führen könnten (Kol. 3:5-14, 18-21; 1. Tim. 6:9, 10, 17-19).

      Aber selbst jemand, der einen starken Glauben hat, mag, wenn er depressiv ist, Zweifel bekommen, ja sogar annehmen, er sei von Gott verlassen. Man sollte aber nie aufhören zu beten! „Ich habe täglich gebetet — fünf bis sechsmal ganz intensiv“, sagte eine Frau und Mutter, die so depressiv war, daß sie monatelang kaum das Bett verlassen konnte. „Ich flehte immer und immer wieder um Hilfe. Ich bat Jehova Gott inständig, mir zu helfen, einen Arzt zu finden, der die Ursache meines Leidens richtig diagnostizieren und mir helfen würde. Ich betete um Kraft, mich einigermaßen über Wasser halten zu können und daß ich nichts tun würde, wodurch ich meiner Familie noch mehr Schaden zugefügt hätte.“ Diese Beharrlichkeit machte sich bezahlt. Die Frau hielt so lange aus, bis sie durch geeignete ärztliche Behandlung von ihren schweren Depressionen befreit wurde.

      „Vorbeugen“

      „Ich kann nur eins raten: ,Vorbeugen!‘“ sagte jemand, der an Depressionen litt. Aber wie? Es gibt keine einfache oder absolut zuverlässige Methode. Fachleute raten zu folgendem:

      1. Das Selbstwertgefühl darf nicht von Liebe, Geld, gesellschaftlicher Stellung, Macht oder Drogen abhängig sein. Würde man es von diesen Faktoren abhängig machen, so könnte es sich verheerend auswirken, wenn sie nicht vorhanden wären.

      2. Sei in deinen Erwartungen realistisch. Bemühe dich, dein Bestes zu tun, vermeide es aber, ein Perfektionist zu sein.

      3. Beachte die ersten Symptome (Furchtsamkeit, Panik, Konzentrationsschwäche). Überprüfe, ob dein Tagesprogramm vernünftig ist. Wenn nicht, ändere es. Lerne, wenn nötig, „Nein“ zu sagen.

      Millionen Menschen, die alle persönlichen Belastungen ausgesetzt sind, haben die Erfahrung gemacht, daß es nichts Besseres gegen Depressionen gibt, als daß man sich eine Erkenntnis des Willens und Vorsatzes des ‘Vaters inniger Erbarmungen und des Gottes allen Trostes’ erwirbt (2. Kor. 1:3).

      [Fußnote]

      a In einer späteren Ausgabe der Zeitschrift Erwachet! werden verschiedene Behandlungsmöglichkeiten beschrieben, durch die schwer depressiven Patienten geholfen wurde.

      [Kasten auf Seite 8]

      GEDANKEN, DIE FÜR DEPRESSIONEN ANFÄLLIG MACHEN KÖNNEN

      □ Glücklich kann ich nur sein, wenn mir alles, was ich unternehme, gelingt. Ich bin ein Versager, wenn ich nicht obenauf bin.

      □ Ich bin nur glücklich, wenn ich stets von allen akzeptiert werde.

      □ Mein Persönlichkeitswert hängt davon ab, was andere von mir denken.

      □ Ohne Liebe kann ich nicht leben. Ich bin wertlos, wenn mein Ehegefährte (mein Schatz, meine Eltern, mein Kind) mich nicht liebt.

      □ Wer mir widerspricht, liebt mich nicht.

      □ Ich sollte ein vollkommener Freund, Vater (Mutter), Lehrer, Schüler oder Ehegefährte sein,

      □ Ich sollte jede Strapaze gelassen ertragen können.

      □ Ich sollte für jedes Problem eine rasche Lösung finden können.

      □ Ich sollte nie gekränkt sein; ich sollte immer glücklich und gelassen sein.

      □ Ich sollte nie müde sein oder krank werden, sondern stets ein Höchstmaß an Tüchtigkeit beweisen.

      Entnommen zum Teil aus „Wahrnehmung der Wirklichkeit und Neurose, Kognitive Psychotherapie emotionaler Störungen“ von A. T. Beck.

  • Wie andere helfen können
    Erwachet! 1981 | 8. Dezember
    • Wie andere helfen können

      ES IST außerordentlich wichtig, daß man depressiven Personen Verständnis entgegenbringt, daß man sich in ihre Lage versetzt. Was damit gemeint ist, zeigt folgende Begebenheit: Ein depressiver Familienvater sagte schluchzend, nachdem er seine Frau angefahren hatte: „Ich will doch gar nicht so sein!“ Die schlichte Antwort seiner Frau rührte sein Herz: „Das weiß ich, Liebling.“

      Dr. Ari Kiev, außerordentlicher Professor der Psychiatrie, sagte warnend: „Wenn die Angehörigen meinen, der Patient sei vorsätzlich depressiv, er sei nicht bereit, dagegen anzugehen, kann das bewirken, daß er noch frustrierter wird. ... Und die Folge sind Suizide.“ Er fügte hinzu: „Der Patient könnte seine Depression besser überstehen, wenn er und seine Angehörigen sie als eine Krankheit ansehen würden, die ihren Verlauf nimmt und von der er schließlich wieder genesen kann.“ Das ist sowohl für Angehörige als auch für Freunde ein guter Rat.

      ‘Tröstend zureden’

      Personen, die an schweren Depressionen litten, wurden gefragt, welche Äußerungen anderer für sie die größte Wohltat waren. Sie antworteten: „Ich verstehe dich“, „Wir lieben dich“, „Ich weiß, daß du bald wieder so wie früher sein wirst“, „Heute siehst du viel besser aus“ und „Ich weiß nicht genau, wie du empfindest, aber wir stehen alle hinter dir.“ Eine Mutter schrieb: „Wenn die Kinder sagten: ,Wir brauchen dich‘, war das wie eine Spritze in den Arm.“ Sie fügte hinzu: „Übt man aber an jemandem, der bereits depressiv ist, ungerechtfertigte Kritik, kommt das einem Todesstoß gleich.“ Wie nützlich ist der inspirierte Rat der Bibel: „Redet bekümmerten Seelen [Niedergeschlagenen, van Eß] tröstend zu, steht den Schwachen bei, seid langmütig gegen alle“ (1. Thess. 5:14).

      Was wurde depressiven Personen gesagt, das ihnen weh tat? Einige der Antworten lauteten: „Du tust mir leid“, „Sie will nur die Aufmerksamkeit auf sich lenken“ und „Du solltest dich nicht selbst bemitleiden, es gibt Leute, die viel kränker sind als du und die nicht weinen und klagen.“ Man kann sich vorstellen, wie Personen zumute war, denen solche Dinge gesagt wurden. „Da ist einer, der gedankenlos redet wie mit Schwertstichen, aber die Zunge der Weisen ist Heilung“ (Spr. 12:18). Diese Personen beabsichtigten nicht, den Depressiven zu verletzen oder ihm ‘Schwertstiche’ zu versetzen, sondern sie dachten nur nicht, bevor sie redeten.

      „Der Depressive ist bereits zornig über sich selbst, deshalb sollte man seine Schuldgefühle nicht noch vergrößern, indem man ihn ständig korrigiert“, rät ein Psychologe, der über 20 Jahre mit seelisch gestörten Personen zu tun hatte. „Anstatt dem Depressiven zu sagen: ,Warum schüttelst du das nicht einfach ab?‘, könnte man vielleicht sagen: ,Es scheint für dich ein echtes Problem zu sein, ich verstehe es zwar nicht ganz, aber ich möchte gern verstehen, was du empfindest. Ich möchte dir helfen.‘ Man muß aufrichtig an ihm interessiert sein. Ein Depressiver merkt, wenn man das nicht ist.“

      Man sollte nach Gelegenheiten suchen, ein ehrliches Lob zu spenden. Dabei sollte man es nicht bei Allgemeinheiten belassen, sondern könnte zum Beispiel sagen: „Schau, du hast deine Kinder doch so gut erzogen“ oder: „Du hast ein besonderes Geschick, einen so zu behandeln, daß man sich bei dir gleich wohl fühlt.“ Man muß dem Depressiven helfen, seine Selbstachtung zurückzugewinnen. Vor allem aber sollte man ein guter Zuhörer sein.

      Ein guter Zuhörer

      Ein Depressiver weiß gewöhnlich viel zu erzählen, aber oftmals glaubt er, nicht würdig zu sein, es zu tun. Er meint, daß niemand daran interessiert sei, ihm zuzuhören, wenn er über seine Probleme oder Empfindungen spreche. Eine 27jährige Frau, die während mehrerer Jahre von Zeit zu Zeit an Depressionen litt, sagte: „Ich brauchte jemand, der mir zuhörte, nicht jemand, der mir eine Strafpredigt hielt und tat, als wäre ich absichtlich so. Ich hatte wirklich Probleme!“

      Diese junge Frau, die zu sterben wünschte, fügte hinzu: „Ich kannte einige Personen, denen ich wirklich mein Herz ausschütten konnte. Obschon ich meine eigenen Empfindungen selbst nicht ganz verstehen konnte, taten mir die Gespräche mit ihnen gut.“ Man muß also einem Depressiven die Gelegenheit geben, über das, was ihn beschäftigt, zu reden. Man braucht nicht alles auf die Goldwaage zu legen, was er sagt. Einige seiner Äußerungen mögen extrem erscheinen. Vielfach meint er gar nicht, was er sagt. Ist man aber ein guter Zuhörer und gewinnt man das Vertrauen des Patienten, kann man vielleicht dadurch, daß man ruhig und vernünftig mit ihm spricht, sein Denken Schritt für Schritt korrigieren (Matth. 7:1).

      „Steht den Schwachen bei“

      „Freunde helfen, andere bedauern“, lautet ein altes Sprichwort. Echte Freunde sowie Angehörige werden, wenn sie dazu in der Lage sind, etwas unternehmen, um einem ihnen nahestehenden Depressiven zu helfen. In den Versammlungen der Zeugen Jehovas gibt es geistig befähigte Männer, die schon manchen Depressiven helfen konnten. Depressive werden aufgefordert, sich die Hilfe dieser einfühlsamen, liebevollen Männer zunutze zu machen. Ein Depressiver sagte: „Ich war nicht zu stolz, sie um Hilfe zu bitten“ (Jak. 5:14, 15).

      Je nach den Umständen gibt es vieles, was man für einen Depressiven tun kann. Wenn er unter Schlaflosigkeit leidet, kann man mit ihm zusammen aufbleiben. Hat er keinen Appetit, so sollte man nicht versuchen, ihn zum Essen zu zwingen, sondern man sollte ihn dazu verlocken, indem man für ihn nahrhafte Speisen in kleinen Mengen lecker zubereitet. Wenn er keine Lust hat, sich körperlich zu betätigen, sollte man mit ihm spazierengehen oder etwas anderes unternehmen, wobei er sich körperlich anstrengen muß. Einem Depressiven auf eine solche Weise zu helfen mag nicht leicht sein.

      Eine Frau, die sehr selbstlos ist, hat schon eine ganze Reihe schwer depressive Kranke betreut. Mit einer Patientin, die bei ihr wohnen durfte, bis es ihr wieder besserging, hatte sie es besonders schwer. Liebevoll sagte Doreen zu dieser jungen Frau: „Zieh deinen Mantel, deinen Hut und deine Stiefel an“, worauf diese entgegnete: „Ich will nicht spazierengehen.“ „Ich erwiderte freundlich, aber entschieden: ,Natürlich gehst du mit. Zieh dich an‘“, erzählte Doreen. „Darauf zog sie sich an. Wir machten einen Spaziergang von mehr als sechs Kilometern. Als wir nach Hause kamen, war sie müde, aber sie fühlte sich besser. Die Depressiven glauben erst, daß ihnen anstrengende körperliche Betätigung hilft, wenn man sie dazu zwingt. Dann sehen sie es ein.“

      Schwer depressiven Patienten zu helfen kann auch bedeuten, für sie den richtigen Arzt zu finden, weil es unumgänglich sein mag, daß sie von einem Spezialisten für dieses Leiden behandelt werden. Gegenwärtig stehen verschiedene Behandlungsmethoden zur Verfügung.

      Wie Depressive berichten, empfinden sie es auch als angenehm, wenn verhindert wird, daß sie zu häufig besucht werden; wenn dafür gesorgt wird, daß kein unnötiger Lärm gemacht wird — zum Beispiel laute Musik. Kurze Besuche von Personen, denen das Wohl des Patienten am Herzen liegt, sind erwünscht. „Meine Angehörigen haben auf mich aufgepaßt, sie haben mich regelmäßig angerufen, sind mit mir spazierengegangen und haben mir gelegentlich sogar beim Anziehen geholfen.“

      Manchmal ist weiter nichts nötig, als daß man in der Nähe ist und Liebe bekundet. Eine Frau, die früher depressiv war, erzählte, was ihr in den neun Monaten half, in denen sie „in einem schrecklichen Alptraum gefangen“ war. Einmal sagte sie schluchzend zu ihrem Mann: „Ich halte es einfach nicht mehr aus! Mein Zustand bessert sich ja gar nicht. Ich gehe ein!“ Darauf entgegnete er zärtlich: „Dann gehe ich mit dir ein!“ „Im Klartext heißt das“, meinte die Frau nachdenklich, „ich bin stets für dich da.“

      Ja, „Niedergeschlagenen“ kann man nicht besser helfen als durch tatkräftigen Beistand, verbunden mit tröstenden Worten und der Bereitschaft, geduldig zuzuhören.

  • Wird es dieses Leiden einmal nicht mehr geben?
    Erwachet! 1981 | 8. Dezember
    • Wird es dieses Leiden einmal nicht mehr geben?

      „DAS ist unmöglich!“ sagen einige. „Um die Menschen von dieser Zivilisationskrankheit zu befreien, müßten auf der Erde grundlegende Veränderungen vorgenommen werden. Die Menschen leiden seit Jahrtausenden an Depressionen, und es sieht so aus, als würde sich das so bald nicht ändern.“

      Man denke nur an einiges, was zu Depressionen führen kann: eine bedrückende Umgebung, gestörte zwischenmenschliche Beziehungen, schlechte Wohnverhältnisse, Schuldgefühle oder Krankheit. Es erscheint unmöglich, alles das zu beseitigen.

      Beglückende Verheißungen

      In der Bibel finden wir die Verheißung, daß Gott durch Jesus Christus, seinen verherrlichten Sohn und himmlischen König, alles beseitigen wird, was heute Depressionen hervorrufen kann. Sie sagt voraus: „Er [Gottes König] zermalme den Übervorteiler. Denn er wird den Armen befreien, der um Hilfe ruft, auch den Niedergedrückten und jeden, der keinen Helfer hat. Es wird ihm leid sein um den Geringen und den Armen ... Von Bedrückung und von Gewalttat wird er ihre Seele erlösen“ (Ps. 72:4, 12-14).

      Das verderbte System, das Unmenschlichkeit, Gefühllosigkeit und Bedrückung gefördert hat, wird für immer verschwinden. Welch eine Erleichterung! Aber die Bibel verheißt auch, daß wir von seelischem Druck befreit werden. Die Folgen der Sünde und der Unvollkommenheit werden allmählich weichen (Röm. 8:20-22; Offb. 21:3, 4). Krankheiten und Leiden — auch Depressionen — wird es nicht mehr geben. Schuldgefühle und Gefühle der Wertlosigkeit werden einem Gefühl der Selbstachtung weichen, weil die Menschen dann imstande sein werden, den vollkommenen göttlichen Normen für menschliches Verhalten zu entsprechen. Die zwischenmenschlichen Beziehungen werden Verständnis und Liebe widerspiegeln.

      Andere Verheißungen der Bibel haben sich bereits bewahrheitet. Durch das, was sich gegenwärtig ereignet, gehen biblische Prophezeiungen in Erfüllung, die vor fast 2 000 Jahren niedergeschrieben wurden (Matth. 24:3, 7-14; 2. Tim. 3:1-5). Die für das praktische Leben so nützlichen Bibeltexte, die in dieser Artikelreihe zitiert wurden, verraten eine große Weisheit. Erscheint dir der Gedanke nicht vernünftig, daß sie von jemand stammen, der genau weiß, wie wir beschaffen sind — körperlich und emotionell —, nämlich von Gott?

      Millionen Menschen in über 200 Ländern sind davon überzeugt, daß sich die göttlichen Verheißungen bald erfüllen werden. Diese Hoffnung stärkt sie, selbst wenn sie an schweren Depressionen leiden. „Ich gab nicht auf, weil ich wußte, daß es diese Probleme bald nicht mehr geben wird, und weil ich an die wunderbaren Verhältnisse dachte, die auf der ,neuen Erde‘ herrschen werden“, sagte jemand, der einen langen Kampf gegen seine Depressionen geführt hat (2. Petr. 3:13).

      Dieses Vertrauen sowie das ernste Bemühen, das, was die Bibel über unsere Verhaltensweise sagt, anzuwenden, machen für immer glücklich. Jehovas Zeugen sind dir gern behilflich, zu dieser Überzeugung zu gelangen. Sie werden dir helfen, dem Gott noch näher zu kommen, über den geschrieben steht: ‘Er belebt den Geist der Demütigen und das Herz der Zerschlagenen’ (Jes. 57:15, Allioli).

  • Was tut Jesus Christus heute?
    Erwachet! 1981 | 8. Dezember
    • Was tut Jesus Christus heute?

      JESUS CHRISTUS war ein besonderer Mensch. Millionen in allen Teilen der Welt betrachten ihn als einen der größten Lehrer der Geschichte — sogar viele Personen, die nicht seine Nachfolger sind. Doch er lebte und lehrte vor langer Zeit, vor fast 2 000 Jahren!

      Wie siehst du ihn heute?

      In der Weihnachtszeit stellen sich viele Jesus als Baby in einer Krippe vor. Als zum Beispiel einem kleinen Mädchen eine Weihnachtskrippe gezeigt wurde, schaute es aufmerksam hinein und fragte dann seine Mutter verblüfft: „Ist Jesus eigentlich je groß geworden?“ „Natürlich, mein Schatz! Warum fragst du?“ kam die Antwort. Darauf erwiderte das Mädchen: „Seit ich ihn das letzte Jahr gesehen habe, ist er überhaupt nicht gewachsen!“

      Wir belächeln vielleicht ihre kindliche Wißbegier, aber ihre Frage war gar nicht so dumm. Er blieb nicht immer das „Jesuskind“. Zweifellos ist dir klar, daß Jesus heranwuchs und ein großer Lehrer wurde. Aber wußtest du auch, daß zu seinen Lebzeiten Tausende von Personen davon überzeugt waren, daß er ein großer König werden würde? Er wird sogar „König der Könige“ genannt.

      Jesus als König — aber wann?

      In den Tagen Jesu waren viele der Ansicht, er werde in jener Zeit seine Königsmacht über die Welt antreten. Sie irrten sich aber. Jesus wies in einem seiner Gleichnisse darauf hin, daß man noch lange warten müsse, bis er der König der Welt werde. Er verglich sich mit einem ‘gewissen Menschen von vornehmer Geburt, der in ein fernes Land reiste, um Königsmacht für sich zu erlangen und zurückzukehren’. In biblischen Zeiten beanspruchte eine Reise „in ein fernes Land“ ziemlich viel Zeit (Luk. 19:11-14).

      Dementsprechend fuhr Jesus nach seinem Tod und seiner Auferstehung in den Himmel auf, setzte sich zur Rechten seines Vaters und wartete, bis ihm „Herrschaft und Würde und Königtum gegeben“ würden, „damit die Völker, Völkerschaften und Sprachen alle ihm dienen sollten“ (Dan 7:13, 14).

      Um denen, die sich danach sehnten, diesem „König der Könige“ zu „dienen“, Anhaltspunkte zu geben, gab Jesus ein detailliertes Zeichen für den Beginn seiner Herrschaft. Er sagte voraus, es werde in dieser Zeit internationale Kriege, Lebensmittelknappheit, Erdbeben, Epidemien und Gesetzlosigkeit oder Kriminalität geben, um nur einiges zu erwähnen. Nicht, daß seine Herrschaft

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