Goldküste beugt sich religiöser Parteilichkeit
AFRIKAS Goldküste der religiösen Parteilichkeit zu beschuldigen, klingt phantastisch! Wirklich? Warum aber wurde Mr. N. H. Knorr, dem Präsidenten der Watch Tower Society, kürzlich die Einreise in die Goldküste verweigert, wenn es nicht aus religiösen Gründen geschah? Warum wurde Mr. M. G. Henschel, einem Direktor dieser Gesellschaft, die Einreise nicht gestattet? War es nicht seine Religion, die ihn davon ausschloß? Wurden den Vertretern der Watch Tower Society die Visa verweigert, weil sie Amerikaner waren? Oder weil sie zu Jehovas Zeugen gehörten?
Jehovas Zeugen sind christliche Diener und biblische Erzieher. Ist die Regierung nicht am Christentum interessiert? Ist sie nicht an biblischer Erziehung interessiert? Oder stellt sie sich dem guten Werk und dem Fortschritt, der durch Jehovas Zeugen gemacht wurde, entgegen? Erwartet sie, daß sie den Fortschritt in der christlichen Erziehung durch die Verweigerung der Einreise von Vertretern einer Bibelgesellschaft verhindern kann? Hat sie die Türen vor allen Bibelgesellschaften verschlossen? Vor allen Missionaren und Evangeliumsdienern? Vor allen Touristen? Oder ist das nur ein direkter Angriff gegen die Religion von Jehovas Zeugen? Die Leute in Amerika und auch in der Goldküste verdienen, eine Antwort darauf zu erhalten. Jehovas Zeugen möchten dich gern von sich aus mit ihrer Einstellung und ihrer Tätigkeit in der Goldküste bekanntmachen.
Accra ist die Hauptstadt der Goldküste und das Zentrum der Tätigkeit. Hier hat die Watch Tower Society ihr Zweig-Hauptbüro, das für 101 Ortsversammlungen sorgt, die auf 204 090 Quadratkilometern verteilt sind. Jehovas Zeugen bieten hier in Afrika die Botschaft von Gottes Königreich dar, wie sie es in anderen Ländern tun. — Spr. 1:20; Apg. 20:20.
Während des Monats August 1952 gab es 4 446 Verkündiger der guten Botschaft, die ihren Dienst an den Menschen taten, und 136 waren davon Vollzeitdiener. Neben der Förderung von allein 2 733 öffentlichen Vorträgen in einem Jahr kamen diese Tausende von biblischen Erziehern 188 708mal zu interessierten Personen zurück und veranstalteten jeden Monat in 2 572 Heimen Bibelstudien. Viele von diesen, denen so geholfen wurde, waren Heiden oder Menschen, die ihre Kirchen verabscheuten und die somit nicht zu den angekündigten Ansprachen gekommen sein würden. Einer von Jehovas Zeugen, ein Schullehrer, erzählt, wie durch seine Anstrengungen ein fetischistischer Priester seine Götzen verbrannte, nachdem er zu einer Erkenntnis der Wahrheit gekommen war, und auch ein Zeuge wurde.
Indem sie diese wunderbare Botschaft vom Königreiche anderen verkündigen und den Leuten zeigen, welche großen Dinge für sie durch Jehova in der neuen Welt getan werden, erweisen sich Jehovas Zeugen als Christi Jünger. Jehovas Zeugen sind nicht gegen irgendeine Regierung auf Erden. Sie sind für Gottes Königreich. Sie beten dafür und predigen es. Viele „christliche“ Regierungen der Erde haben das gleiche getan, wenn sie des Herrn Gebet wiederholt haben: „Dein Königreich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auch auf Erden.“ Wenn sie das tun, setzen sie sich für einen Wechsel zugunsten der Herrschaft Gottes ein, wie es Jehovas Zeugen tun.
Jehovas Zeugen sind keine Ruhestörer. In der Goldküste, wie auch überall, predigen sie friedlich die gute Botschaft im Geiste Jehovas. Die Erfolge während der letzten zehn Jahre zeigen seine Notwendigkeit und seine Wirksamkeit, und auch den Segen Gottes.
AUF DIE TÄTIGKEIT DER VERGANGENEN JAHRE ZURÜCKBLICKEN
Die erste größere Versammlung von Jehovas Zeugen, die in der Goldküste abgehalten wurde, fand 1942 statt. Etwa 350 Personen waren anwesend. Im Dezember jenes Jahres war das kleine Dorf Nkwatia, das in den bildschönen Kwahu-Bergen liegt, der Ort einer weiteren Versammlung. Hier waren etwa 300 Personen eifrige Zuhörer. Im folgenden Jahre wurde im Oktober eine neue Höchstzahl von 495 Königreichsverkündigern berichtet. Um diese besser in ihrer Predigttätigkeit zu schulen, ließ die Watch Tower Society einen besonders geplanten, erzieherischen Kurs innerhalb der Schule für den theokratischen Dienst durchführen. Um ihnen mehr Hilfe im Dienst zu geben, sandte die Watch Tower Society an das Büro in Accra 20 000 Exemplare des Buches Kinder, das ausschließlich als Bibelstudienhilfe gebraucht wurde.
Mit dem Beginn des Jahres 1947 kam die Wende in der Geschichte der Goldküste. Am 17. Juni jenes Jahres kamen die ersten Missionare der Watchtower Bible School of Gilead an. Ein Missionarheim wurde in Accra eingerichtet. Das Werk hat sich besonders im Hinblick auf Organisation verbessert. Frühere Berichte zeigten, daß 43 Bibelstudien monatlich von zwei Missionaren abgehalten werden. Durch die gründliche Zusammenarbeit der Verkündiger und der Missionare erhöhte sich die Zahl der regelmäßigen Verkündiger auf 575.
Am Ende des Jahres 1947 wurde angekündigt, daß Mr. Knorr und Mr. Henschel bei der ersten Landesversammlung anwesend sein würden. Delegierte von Liberia, Sierra Leone und Nigeria würden ebenfalls auf dem Programm stehen. Als der Eröffnungstag kam, füllten 950 Personen das Palladium-Theater. Am Sonntagmorgen wurden 171 getauft. Der Höhepunkt der Versammlung war die Ansprache, die Mr. Knorr vor einer dichtgedrängten Zuhörerschaft von 1 383 Personen hielt. Sein Thema war: „Der bleibende Herrscher aller Nationen“. Die Versammlung erwies sich als sehr belebend, anspornend und ermutigend, wie das durch die vermehrte Tätigkeit bewiesen wurde.
Vom 1. Januar 1948 an konnte eine neue Anhöhe von Höchstzahlen an Königreichsverkündigern erklommen werden: Januar 641; Februar 722; März 846; und am Ende des Jahres wurden über 100 Prozent Mehrung berichtet. Segnungen über Segnungen krönten das Jahr 1948. Das Zweigbüro in Accra wurde eröffnet, eine Landesversammlung wurde in Kumasi abgehalten, zwei Gilead-Missionare machten eine Reise in die nördlichen Gebiete und brachten die Königreichsbotschaft zum ersten Mal dort zu den Heiden, und die Einfuhr des Buches „Gott bleibt wahrhaftig“ wurde genehmigt.
Im Jahre 1949 kamen wiederum weitere Gilead-Missionare an, um in dem sich fortwährend ausdehnenden Predigtwerk zu helfen. Die vergangenen sieben Jahre häuften einen Berg des Zeugnisses zum Lobpreis Jehovas auf. Allein in einem Jahr wurden über 868 282 Stunden im Werke verbracht. Das ist ein Durchschnitt von fast sechzehn Stunden pro Person und Monat.
ARBEIT UND VERSAMMLUNG IM JAHRE 1952
Und was geschah im Jahre 1952? Accra hatte nicht mehr eine Gruppe wie im Jahre 1947, sondern vier Teilgruppen mit einer Gesamtzahl von 371 Verkündigern! Das stellt eine Mehrung von 364 Prozent in den letzten fünf Jahren dar. Das Jahr 1952 brachte ein Wachstum von 27 Prozent gegenüber der Zahl der Evangeliumsdiener im vorhergehenden Jahr. Die jährliche Abendmahlsfeier des Herrn wurde von 6 456 Personen besucht, während 17 709 die 88 öffentlichen Vorträge während des Wochenendes am 12. und 13. April besuchten.
Durch die letzten Jahre hindurch waren es viele, die geistigen Trost durch unser Predigtwerk erhielten. Niederlassungen mit Leprakranken wurden besucht und öffentliche Vorträge vor solchen gehalten, die von der Lepra angefressen waren. Analphabeten sind ermutigt worden, besondere Leseklassen, die von den Ortsgruppen von Jehovas Zeugen eingerichtet wurden, zu besuchen. Von großer Hilfe hat sich die Zeitschrift Der Wachtturm erwiesen, die seit August 1950 monatlich in der lokalen Twi-Sprache veröffentlicht wird. Die Watch Tower Society hat viele Vorkehrungen getroffen, solchen Leuten zu helfen, die Wahrheit zu erkennen.
Jehovas Zeugen haben Versammlungen einberufen, die viel zum Wachstum der reinen Anbetung in diesem Land beigetragen haben. So freuten sie sich mit Eifer auf ihre Landesversammlung, die vom 21.-23. November 1952 abgehalten werden sollte. Das versprach, ein großes Ereignis zu werden, denn der Präsident der Watch Tower Society plante, der Goldküste einen weiteren Besuch abzustatten, um hilfreiche Dienstanweisungen zu geben und seine öffentliche Ansprache „Es ist Zeit, Gottes Weg zu betrachten“ zu halten. Als die Zeit für die Versammlung heranrückte, wurde die „Maschinerie“, die zum Finden eines geeigneten Platzes und der Abwicklung einer Hauptversammlung nötig war, in Bewegung gesetzt. Zu unserem Erstaunen wurde uns erlaubt, das Alte Polo- Gelände, britisches Kron-Eigentum, zu benutzen. Das ist ein gut aussehender Platz an der See und liegt direkt dem höchsten Gerichtshof und der Gedächtnishalle König Georgs des Fünften gegenüber. Es hätte keinen besseren Platz in der ganzen Goldküste geben können.
Achtundzwanzig Meilen weit entfernt wurden nahezu 2000 Stück Bambus abgeschnitten und von dort zum Bauplatz der großen Tätigkeit geschleppt. Es begannen sich Gebäude zu formen. Eine riesige Küche mit zwanzig Kochplätzen war zuerst von Wänden umgeben. Grasmatten trennten Abteilungen voneinander und wurden als Bürowände benutzt. Die Rednertribüne wurde geschmackvoll dekoriert. Vor einem Schirm, unter dem die Redner im Schatten stehen konnten, hingen die Worte, die auch das Thema der Versammlung waren: „Dränge zur Reife voran!“ Eine ebenfalls hervorragende Einzelheit war der Ga-Staat-Schirm, der uns vom Häuptling geliehen wurde. Das ist ein Doppelschirm, der eigentlich „König der Könige“ bedeutet. Nur bei sehr besonderen Zeremonien wird ein solches Symbol vom Häuptling freigegeben, aber man dachte, es gebe keinen größeren König als Jehova.
In Zusammenarbeit mit der Elektrizitätsabteilung versorgte uns die britische Armee mit Strom. Ein Unternehmer stellte Rohre zur Verfügung, um das Wasserwerk bei der Wasserversorgung zu unterstützen. Jehovas Zeugen verrichteten die Arbeit und gruben Gräben und stellten Pfähle und Anlagen auf.
Das Lagerhaus und die Küche waren gerade fertiggestellt, als schon die Nahrungsmittelvorräte eingingen. Dabei waren drei 5-to-Lastfuhren mit Yamswurzel und ein Lastwagen mit Pisangbaum, der 185 Meilen vom Norden gekommen war, zusammen mit so vielen Vorräten wie nie zuvor, die 150 freiwillige Helfer in der Cafeteria beschäftigt hielten. Füge zu diesem Werk die Arbeit, für Tausende von Delegierten Quartiere zu finden, hinzu, und denke an die ausgedehnte Ankündigungsarbeit, dann kannst du dir vorstellen, welch ein gewaltiges Werk getan wurde. Beim Bekanntmachungsfeldzug wurden in der Stadt über 300 Plakate angebracht. Zusätzlich waren an vierzig Bussen, Taxis und Privatwagen ansprechende Plakate zu sehen. In zwei Kinos wurde die öffentliche Ansprache durch Diapositive angekündigt. An den Verkehrsknotenpunkten wurden große Ankündigungstafeln aufgestellt. Vor der großen Hütte sah man eine große hölzerne Ankündigungstafel von neun Metern Länge und drei Metern Höhe mit gelben Buchstaben, auf rot gefärbtem Sperrholz aufgezogen. Weiße Holzbuchstaben wiesen auf beiden Seiten des Titels die Öffentlichkeit darauf hin, die Ansprache am Sonntag, dem 23. November, um 17 Uhr zu hören. Etwas darunter war Text in kleineren Buchstaben, der über den Namen des Redners und anderes Auskunft gab. Ja, 40 Meter gegenüber der Frontseite der Hütte waren einzelne Schlagzeilen in Frageform hinsichtlich der öffentlichen Ansprache angebracht, die Mr. Knorr halten sollte. Das war bei Beleuchtung abends schön anzusehen.
ERSTER TAG DER VERSAMMLUNG
Am Freitag, dem ersten Versammlungstag, war die kleine „Polo-Ground-Stadt“ emsig in Tätigkeit. Fast 6000 Personen waren als Zuhörerschaft bereits beim Eröffnungsprogramm. Bis zum Abend stieg diese Zahl auf 6500 Zuhörer. Am nächsten Tag wuchs die Zuhörerschaft bis über 7000 und erreichte am Sonntag die Höchstzahl von 7800. Zusätzlich zu der Versammlungsfreude kam der widerhallende Applaus, der ausbrach, als sich 690 zur Taufe erhoben. Neuerscheinungen gab es am Sonnabend und Sonntag, und zwar Kannst du ewig in Glück auf Erden leben? in der Ga-Sprache und „Gott bleibt wahrhaftig“ in Twi.
Was war aber mit Mr. Knorrs Besuch? Nach dem Widerhall des Guten, den sein Besuch im Jahre 1947 gebracht hatte, war es ein großer Schreck, als wir nur zwölf Tage vor der Versammlung unterrichtet wurden, daß die Visa, die ursprünglich ausgestellt worden waren, wieder gestrichen worden seien, und daß es dem Präsidenten der Gesellschaft und seinem Sekretär nicht erlaubt würde, die Goldküste zu besuchen. Viele Schwierigkeiten entstanden wegen der Streichung ihrer Visa. Auf dem Programm mußte für Ersatz gesorgt werden, und Mr. A. G. Baker, der Leiter des Zweiges der Watch Tower Society in der Goldküste, hielt die öffentliche Ansprache, die Mr. Knorr halten sollte. Mehr als 15 000 Besucher hörten sie.
Obwohl die Versammlung sehr schön verlief, zeigten sich viele über das Eingreifen der Behörden ungehalten, die den Vertretern der Gesellschaft den Eintritt in das Land verboten. Warum — so wurde gefragt — wurden die Visa zuerst genehmigt und dann gestrichen? Wer war für diese Handlungsweise verantwortlich? Wurden Jehovas Zeugen nicht zurückgesetzt durch diese Handlungsweise der Behörden? Sind Jehovas Zeugen in der Goldküste nicht berechtigt, vom Präsidenten ihrer Gesellschaft besucht zu werden? Was hat er verbrochen, daß er keine Einreise erhält? Sogar bis heute ist kein Grund von seiten der Behörden angegeben worden, warum sie so behandelt wurden. Noch heute denken viele, daß es aus keinem anderen Grund geschah als wegen ihrer Religion.
Oder verschließt die Goldküste allen Religionen die Tür? Oder allen Amerikanern? Ist die Goldküste nicht mehr länger an Religion interessiert? Nicht mehr an biblischer Erziehung? Warum sollte sie sich dem wunderbaren Fortschritt, der durch Jehovas Zeugen gemacht wurde, entgegenstellen? Man erwartet doch nicht etwa, daß man den Fortschritt der vorwärtsdrängenden biblischen Erziehung dadurch hemmen kann, indem man Vertretern einer Bibelgesellschaft die Einreise verweigert, oder vielleicht doch? Oder hält die Regierung vor allen Bibelgesellschaften die Tür geschlossen? Allen Evangeliumsdienern, Missionaren und Touristen? Oder konzentriert sich der Angriff auf Jehovas Zeugen und ihre Tätigkeit? Mit diesem letzten Punkt im Zusammenhang ist von Interesse, zu hören, daß die Zeitungen von Accra in den Ausgaben vom 3. und 14. Januar 1953 über die Ankunft von Vertretern des griechisch-orthodoxen Patriarchats von Ägypten und der Siebententags-Adventisten-Mission berichteten. Es wurde offiziell bekanntgemacht, daß am 23. Januar 1953 drei nichtsektiererische Prediger in Accra ankommen würden. Sie würden in religiösen Versammlungen in den drei hauptsächlichsten Städten der Goldküste predigen. Was es auch immer sein mag: Menschen der ganzen Welt sind jedenfalls interessiert, den Grund zu hören. Amerikaner sind interessiert, denn Mr. Knorr und Mr. Henschel sind amerikanische Bürger. Christen sind interessiert, denn sie bilden einen Körper, und Angriffe auf einen treffen alle Glieder.
Diese unterschiedliche Behandlung mag in einer scharfsinnigen und feinen Weise begonnen haben, bald aber werden Leute in der ganzen Welt etwas darüber hören und wissen. Accras Zeitungen gaben verschiedene günstige Berichte über die Versammlung und auch Nachrichten über die verweigerte Einreise. Wie Accras Bevölkerung gegen die Parteilichkeit der Regierung protestierte, so werden das Leute in der ganzen Welt tun. Bis jetzt sind viele Protestbriefe geschrieben worden, die zu unternehmende Schritte gegen diese Parteilichkeit verlangen, und diese sind an Seine Exellenz, den Gouverneur und Premierminister, Dr. Kwame Nkrumah, und andere Regierungsbehörden gerichtet worden. Diese Briefe geben das Echo aller wieder, die an die Freiheit der Religion und an die Versammlungsfreiheit glauben. Möge ihre Stimme gehört werden und religiöse Freiheit ohne Parteilichkeit in die Goldküste einkehren.